Pierres Blog

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Durchs Martinsloch

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Muss ich noch erklären, dass das legendäre Martinsloch im Tschingglemassiv liegt und zweimal im Jahr die Sonne genau durch dieses Loch auf die Kirche von Elm scheint? Nun, bisher mag dies das spektakuläre an diesem Loch auch für mich gewesen sein. Seit Samstag, 9. Juli ist für mich aber viel spektakulärer, dass ICH da auch drin war. Ohne Sonne, wohlgemerkt, aber das spielte nicht wirklich ne Rolle. Corinne begleitete mich auf dieser einmalig eindrücklichen Wanderung von Elm nach Flims. Auch ohne das Martinsloch zu durchsteigen ist diese Wanderung unheimlich schön und man kann einfach über den Segnaspass vom Glarner- ins Bündnerland wandern. Der Start ab Elm Station, der Aufstieg oberhalb der Schlucht bis Nideren und dann weiter bis Pt. 2399 ist schon ein Erlebnis. Der Bergsommer zeigt sich hier von seiner schönsten Seite, die Alpenblumen blühen hier um die Wette. Für jeden der Blumen und grüne Matten mag, Tiefblicke in Schluchten geniessen will und steile Aufstiege nicht scheut ist die Glarner Seite eine Wucht. Wir bewältigten etwa 1700 Höhenmeter im Aufstieg und fast soviele beim Abstieg nach Flims. Man kann die Tour aber durch die Tschingglenbahn auf der Glarner- und die Sesselbahn ab Naraus auf der Flimserseite um einige Höhenmeter entschärfen.

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Unser Challenge und der Grund für diese Tour war natürlich das berühmte Martinsloch. Ich las letztes Jahr mal, dass man da sogar hindurch steigen kann. Wohl Wissend, dass dies nichts für Sonntagswanderer sein dürfte machten wir uns also auf den Weg. Corinne willigte ein, dieses Abenteuer auch zu versuchen und so verliessen wir bei besagtem Kartenpunkt den Weg und traversierten den Schotterhang bis unters Martinsloch. Immer wuchtiger der Eindruck dieses Nichts im Fels. Leider machte das Wetter nicht ganz so mit, wie ich das gerne gehabt hätte, aber zumindest regnete es nur kurz beim Aufstieg. Aber der Postkartenblick mit dem blauen Himmel der durchs Loch scheint, blieb uns verwehrt. Der Blick hinauf, stimmte mich dann doch etwas nachdenklich, die Hangneigung bis zum Loch ist doch sehr steil, der Schotter überall in Bewegung. Wir wählten trotz allem den Weg direkt im kleinen Couloir hoch. Da gabs auf der einen Seite zumindest Fels, an dem man sich halten und auch mal hochklettern konnte. Den Hang im Zickzack zu traversieren, war wegen der Steilheit des Geländes und des rutschigen Bodens kaum möglich.

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Mutig kraxelten wir das Couloir hoch, zu guter letzt wars eigentlich mehr Kletterei, bis wir dann endlich die helfenden Seile und Ketten erblickten, die einem über die letzten 20 Höhenmeter hinauf ins Loch halt boten. Gemäss meinen GPS Daten kostete uns der Aufstieg dieser letzten gut 200 Höhenmeter fast eineinhalb Stunden. Mir gingen beim Aufstieg einige Gedanken durch den Kopf: Weitermachen oder doch besser Abbrechen? Schaffen wirs bis ganz hinauf? Wirds noch steiler oder besser? Ist der Abstieg auf der anderen Seite noch giftiger oder besser? Viel Spatzung gab ich mir nicht mehr, aber Corinne stieg dank ihrer Klettererfahrung aus der Halle problemlos mit und meisterte das steile Gelände bravourös. Jupp… und dann nach etwa 90 Minuten hatten wirs dann tatsächlich geschafft. Ein giftig kalter Wind blies durch das eindrückliche 19×17 Meter grosse Loch. Glücksgefühle machten sich breit. Der Blick auf die Kirche von Elm lag frei, die imposanten Schutthügel von Atlas und Piz Sardona strahlten uns auf der Bündnerseite entgegen. Nach kurzer Verschnaufpause und leider missratenen Fotosession (hatte meine Kamera ziemlich falsch eingestellt) machten wir uns dann auf der Bündner Seite an den Abstieg. Der war um einiges angenehmer und recht einfach zu bewältigen.

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Die Bündnerseite unterscheidet sich komplett vom stotzigen Glarnertal. Ein riesen Kessel tut sich vor einem auf. Der Talboden weit und Eben. Eine kleine Stufe trennt die obere hochalpine Steinlandschaft durch die lieblich grün leuchtende Ebene wo all die vielen Bäche von allen Seiten sich in dutzenden Bächen treffen und eine wahnsinnige meandernde Landschaft in dieses Hochtal zaubern. Nach dem steilen, weglosen Abstieg machten wir dann erst mal Mittagsrast. War auch höchste Zeit, sich mal auszuruhen und dem Körper wieder etwas Energie zuzuführen. Waren wir beide doch seit kurz nach vier auf den Beinen. Danach ging der Abstieg dann gemütlich in dieser Traumlandschaft weiter. Wir änderten die zuerst geplante Route aus Zeitgründen und peilten die Bahnstation Naraus an, wo wir kurz vor Fünf ankamen und uns dann doch für den weiteren Abstieg zu Fuss entschieden, weils erstens hier oben wirklich einmalig schön ist und ich mich auch noch ganz fit fühlte. Corinne scheint eh nie müde zu werden, geschweige denn Muskelkater zu bekommen. So landeten wir dann kurz vor sieben in Flims wo nur ein paar Minuten später das Postauto nach Chur fuhr. Eigentlich wären wir gerne noch ein halbes oder dreiviertel Stündchen eingekehrt, aber danach wären die Verbindungen zurück nach Zürich nicht mehr so gut gewesen und so entschieden wir, gleich in den Bus zu hüpfen und uns zurück ins Flachland bringen zu lassen. Toll wars… eine unglaublich spannende und vielseitige Wanderung, inklusive Adrenalin- und «Wunderbar»-Faktor und einem stolzen Gefühl in der Brust, im berühmten Martinsloch gestanden zu sein. Wow!