Pierres Blog

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Im Ofenloch und ums Ofenloch herum

ofeloch
Abenteuerliche Genusswanderung ums und durchs Neckertal. Natürlich war einmal mehr das Geocachen daran schuld, dass ich mich hierher verirrte. Auch Corinne war von den Bildern, die wir im Netz gefunden hatten begeistert und so war der Entscheid schnell gefällt, diesen Ort zu erwandern. Wir trafen uns in Bonstetten zu Kaffee und Kartenstudium um einen geeigneten Startpunkt für die Rundwanderung festzulegen. Danach gings dann via Rapperswil, Wattwil, Ricken und Hemberg bis zum Fahrverbot ins Neckertal. Hemberg ist ein herausgeputztes Bilderbuch-Dörfchen auf einer Anhöhe liegend, eingebettet in die lieblichen Voralpenhügel des Toggenburg. Die wunderschön verziehrten Frontfassaden (jupp… hineduri gsehts denn nümm ganz so pützlet us) der Häuser erinnern ans naheliegende Appenzell.

Für die Pressierten wie immer die Links zur Diashow und den Filmchen: Video 1, Video 2, Video 3.

Den Weg ins Neckertal hätten wir wohl mit einfachem Kartenstudium schneller gefunden, aber Tekkiepierre hat ja viel moderenes Equipment: GPS im iPhone und natürlich sein Garmin Oregon fürs Grobe, da kann man sich das Kartenlesen ja sparen. Dumm nur, dass er die eingegebenen Koordinaten im iPhone nicht prüfte und wir wohl souverän nach Hemberg gelots wurden, danach aber nicht ins Neckertal sondern über Mätteli auf immer schmaler werdende Strassen gelotst wurden. Irgendwann wird man dann mal misstrauisch, wenn man sich nur noch auf Hügelzügen anstatt unten im Talboden befindet. Also iPhone weg, Garmin gezückt und mal schnell den Ofenloch Cache als Ziel definiert. Nach erster Korrektur, die Tracking dann noch von den Wanderwegen auf die Strassen verlegt und brav der blauen Linie gefolgt. Aber auch die brachte uns auf wundersame Weise nicht hinunter ins Tal, sondern über eine etwas grössere Strasse auf den nächsten lieblichen Hügelzug. Irgendwann wurde mir dann auch dies etwas Gschmuch und ich realisierte, dass ins Ofenloch ja gar kein offizieller Weg führt und uns das GPS wohl einfach an den nächsten Punkt bringen würde, welcher aber diametral entgegengesetzt zu unserem geplanten Startpunkt lag. Also nochmal alle Maschinen auf Stopp, zurück nach Hemberg und endlich mal seriöse Koordinaten, die auf den geplanten Parkplatz zeigten eingegen. Ab da gings dann recht flott und wir fanden unser Ziel ;-)

Nun ja, wenigstens ist die Pampa hier hinten wunderschön und so störten die Zusatzschlaufen nicht wirklich. Kurz vor zehn machten uns dann auf die Socken. Das Wetter hielt diesmal nicht ganz was es versprach. In Bonstetten überraschte uns noch ein wolkenfreier, tiefblauer Himmel, hier im Neckertal wolkte es schon ziemlich heftig.

Zu Beginn stiegen wir gut 500 Höhenmeter meist über grüne Matten hinauf zur Chabissen. Dort steht «Heie», eine 24 Tonnen schwere Marmorplastik. Wir waren beide von diesem Kunstwerk das auf einer kleinen Anhöhe steht fasziniert. Spannend, wie dieser grosse, weiss leuchtende Knochen in dieser Landschaft wirkt.

heie-chabissen

Nach kurzer Pause und ausgiebigem Kunststudium gings dann weiter auf den Hinterfallenchopf, dem höchsten Gipfel auf dieser Talseite. Schade nur, dass der ganze Alpstein in dicke Wolken gehüllt war. Trotz allem, war die Rundsicht noch ganz passabel. Danach gings via Ellbogen hinunter in die Schlucht. Unterwegs merkten wir mal wieder, dass dieser zusätzliche Aufstieg auf den Hinterfallenchopf nicht wirklich nötig gewesen wäre und wir auf dem eingeschlagenen Weg die Schlucht gar nicht durchschreiten würden, sondern ganz hinten im Kessel der Neckerschlucht landen würden. Wir entschieden uns aber, den eingeschlagenen Weg weiterzugehn und die Schlucht von ihrem Ende aus auf dem Rückweg dann Flussabwärts zu durchlaufen. Tja, dachten wir… ;-) Als wir zuhinterst in diesem eindrücklichen Kessel standen, stellten wir fest, dass der Wanderweg gar nicht ganz in die Schlucht hinunterführte, sondern in einem Kessel auf einem Zwischenboden, der geschätzte 30 Meter über dem Talboden lag durchführte. Ein Abstieg auf den eigentlichen Talboden war hier unmöglich, da die Wände im ganzen Kessel senkrecht abfallend waren, also auch mit Kraxelei oder Kletterei war hier absolut nichts zu machen. So entschieden wir uns, dem Wanderweg weiter zu folgen und stiegen auf der anderen Talseite wieder hoch um gleich nach der Alp Neuwald wieder 250 Meter zum Ampferenboden abzusteigen. Dort ist der eigentliche Beginn des Nekiweges durch die Schlucht. Wobei Weg doch sehr überbrieben ist. Man läuft hier meist im Bachbett dem Flusslauf folgend zum Ofenloch bis ans Ende der Schlucht. Spannend: Oft balanciert man über kleine Steine im Bachbett von einer Bachseite zur andern. Manchmal wird der Flusslauf richtig eng und man muss auch mal links oder rechts des Flussbetts etwas kraxeln, aber alles wirklich harmlos und wunderschön und wo nötig helfen auch mal Seile. Immer wieder eröffnen sich einem spektakuläre Ausblicke. Die eindrücklichen Nagelfluhwände steigen oft senkrecht bestimmt 50 Meter oder mehr empor.

Kurz vor dem Ende der Schlucht, kommt man am riesigen Ofenloch vorbei. Natürlich inspizieren wir erst mal den Talboden. Lustig wie winzig man im Video zuhindert im Kessel vor den mächtigen Wänden wirkt. Zu unserer Überraschung kann man sogar ins Ofenloch hochsteigen. Als wir vor Stunden schon mal einen Blick von ins Ofenloch hinabwerfen konnten, sah es überhaupt nicht danach aus. Klar, dass auch diese «Höhle» erforscht werden will und so nehmen wir uns auch genügend Zeit und geniessen die Eindrücke in der riesigen Grotte, suchen nach dem Geocache, drehen ein paar Videos und knipsen Bilder. Zu unserer Freude zeigt sich die Sonne nochmal und bettet die Schlucht in ein wunderbares Licht. Die Wasservorhänge die überall über die Felsen herunterprasseln glitzern prächtig im Gegenlicht. Im Hochsommer könnte man sich unter einige dieser natürlichen Duschen stellen und zwischen feinem Sprühnebel bis zum heftigen Massagestrahl so ziemlich alles testen, was einem beliebt. Spannend auch die vielen kleinen Becken die sich im Flusslauf gebildet haben. Oft haben sie die Grösse einer Badewanne und das kristallklare Wasser macht wahrlich Lust, sich in diese natürlichen Whirlpools zu setzen. Wir liessen es aber bleiben, denn wirklich warm wars ja nicht.

Gegen 18 Uhr machten wir uns dann wieder auf den Rückweg zum Ampferenboden und genossen dabei nochmal die Balanceakte über die Steine im Bachbett. Von dort gings dann gemütlich auf der Fahrstrasse zurück zum Auto. Die ursprünglich geplante Zusatzschlaufe über die Oberalp liessen wir bleiben. Das wäre dann zu spät geworden, aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben ;-)

hemberg

Und weil alles so wunderbar passte, machten wir im hübschen Hemberg nochmal halt, spazierten durchs Dörfchen und entschieden uns nicht nur ein kühles Bierchen zu trinken, sondern gleich noch unseren Hunger in der Krone zu stillen. Merci Corinne für die nette Begleitung. Was war das wieder für ein spannender und ereignisreicher Tag!