Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Scillywall – Tag 9 – 30. Juli

St Ives, St Michaels Mount

Heute stehen zwei Touristenattraktionen auf dem Programm. St Ives und der St Michael’s Mount. Deshalb wollen wir zeitig los, um zumindest in St Ives den ersten Touristenmassen etwas zuvorzukommen. Das iPhone Navi bringt uns auch heute wieder ans Ziel, aber wir wundern uns immer mal wieder, über was für Strässchen wir gelotst werden. Als ich Abends in den Einstellungen der App herumspiele, muss ich schmunzeln, als ich entdecke, dass bei der Routenberechnung «schönste Strecke» voreingestellt ist. Das dürfte wohl schon bei der Hinreise der Grund gewesen sein, dass wir kaum mal über die Autobahn geführt wurden und dadurch auch etwas länger als geplant unterwegs waren. So ändere ich die Einstellung auf «schnellste» und bin gespannt, ob wir auch morgen noch durch enge Hohlwege und Nebenstrassen geleitet werden.

Gegen 10 Uhr erreichen wir den grossen Parkplatz etwas oberhalb des Städtchens, der trotz der frühen Zeit, schon gut besetzt ist. Zuversichtlich stimmt uns, dass die grossen Parkfelder für die Reisebusse noch fast alle leer sind. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht über die Stadt und die Küste. Wir folgen dem Wegweiser den steilen Weg in die Stadt hinunter. Verlaufen kann man sich nicht. Einfach immer abwärts und wenn man mal nicht mehr sicher ist wo’s durch geht, herum schauen und gucken wo die anderen Leute hin laufen. So erreichen wir bald die ersten Gässchen. Die stark steigende Zahl und Art der Shops verrät uns, dass wir so langsam die Touristenzone erreicht haben. Wir biegen in die Fore Street ein und spazieren durch das hübsche Gässchen. Ich habe den Eindruck, dass jedes zweite Geschäft entweder Pastys, Fudge oder sonstigen Food verkauft. Dazwischen Boutiquen und Souvenir-Shops. Von den vielen Galerien, die in allen Reiseführern erwähnt sind, sehe ich allerdings nichts. Nachdem wir uns bei Roly’s Fudge Pantry alle nochmal mit frischem Fudge eingedeckt haben, verlassen wir das Gässchen mit den vielen kleinen Läden und machen einen Abstecher hinunter zum Hafen. Hier herrscht auch schon reges treiben und man merkt, dass die Touristenmassen langsam zunehmen. Wir schlendern dem Quai entlang und entdecken eine grosse Möve, die sich gerade einen Krebs gefangen hat und den armen Kerl in windeseile zerlegt und auffrisst. Nach vielleicht drei Minuten liegen nur noch der Rückenpanzer und vier Beine am Boden. Verrückt wie geschickt die Möve dieses gepanzerte Tier in Schach hält und sich so positioniert, dass die zuschnappenden Zangen sie gar nicht zu stören scheinen: Als sie das Tier fest im Griff hat, reisst sie ihm mit dem Schnabel einfach die Beine aus, dann seine Zangen, die nur ins leere schnappen. Danach hackt sie mit dem Schnabel, wie wenn das Ding aus Pappe wär, den Panzer auf. Erst nach diesem Todeshieb bewegt sich der Krebs nicht mehr und nach wenigen Augenblicken ist das Krustentier «leergepickt».

Nach dieser Showeinlage werfen wir einen kurzen Blick ins nahe gelegene Live Boat Haus. Diese Gebäude sind immer direkt am Ufer gebaut, von wo über eine Rampe das Rettungsboot ins Wasser gelassen werden kann. Wieso die Boote immer aus dem Wasser gezogen werden, wo sie aus meiner Sicht im Notfall sofort losfahren könnten ist mir unklar. Ich vermute aber, dass dies mit den Gezeiten zu tun hat und es wahrscheinlich am Ende schneller geht, wenn die ganze Crew, wie bei einem Feuerwehrauto direkt einsteigen kann und dann das Boot ins Wasser gelassen wird. Im Fall von St. Ives bedeutet dies bei Ebbe aber, dass eine Art Raupenfahrzeug das ganze Boot erst über den Strand ins Wasser ziehen muss, denn hier endet die Rampe bei Ebbe im Sand. Da muss ich wohl noch etwas recherchieren.

Natürlich gibt es am Hafen auch einen Spielsalon mit dutzenden dieser in England so typischen Münzschieber-Automaten. Mit Barbara und Brigitte «münzel» ich um die Wette und verliere dabei haushoch. Wir vereinbaren, dass jeder mit zehn 2 Pence Münzen spielen darf. Ich schaffe es, dass trotz geschicktem Spiel ;-) keine einzige Münze in den Ausgabeschacht fällt. Barbara ist da um einiges erfolgreicher und gewinnt 30 Pennys :-) Die Schmach kostet mich dann eine Runde Eiscreme, aber die bezahle ich gerne. Lustig ist dann wieder die Eisverkäuferin, die Mami partout kein Mango-Eis in der Waffel geben möchte, da dieses Eis nach ihren Angaben dort drin nicht hält und von ihr partout nur im Becherchen verkauft wird. Etwas konsterniert nehmen wir diesen Sachverhalt zur Kenntnis und schmunzeln beim weglaufen über die etwas eigenartige, mollige Eisverkäuferin. Wir spazieren noch um den ganzen Hafen bis ans Ende der Hafenmauer, von wo man einen tollen Blick auf die Promenade hat. Ich habe mich noch immer nicht ganz an den Anblick mit den im Sand liegenden Booten gewöhnt. Irgendwie passt das einfach nicht in mein Bild, das ich von einem Hafen habe. Hier liegen die an den Ankerketten festgemachten Boote einfach schräg im Sand und kommen nicht weg. Wer mit seinem Boot raus will muss sich so lange gedulden, bis die Flut den Wasserspiegel wieder um ein paar Meter anhebt und die Boote wieder Wasser unter dem Kiel haben.

Nach der Hafenrunde haben wir von der noch immer weiter anschwellenden Touristenflut genug und entscheiden gemeinsam, zum Auto zurückzukehren und unser nächstes Ziel an der Südküste von Cornwall anzupeilen. Hier wartet noch St Michael’s Mount auf uns. Kurz vor der Einfahrt zum Parkplatz beginnts zu stocken und für die letzten 200 Meter brauchen wir eine gute viertel Stunde. Zum Glück sind die ersten Besucher bereits wieder auf dem Rückweg, sodass es auf dem Hauptparkplatz wieder ein paar freie Plätze gibt und wir nicht weiss ich nicht wo, nach einem Parkplatz suchen müssen. Mit einem solchen Ansturm hätten wir nie gerechnet und als wir dieses Desaster sehen, möchten wir schon fast aufgeben. Auf diesen Trubel waren wir überhaupt nicht vorbereitet, aber irgendwie ist das ganze dermassen absurd, dass wir uns einen Spass daraus machen und «jetzt erst recht» dieses Theater mitspielen. Die Flächen welche die Parkplätze, inklusive Ausweich- und Ausweich- vom Ausweichparkplatz einnehmen sind riesig. Es scheint dass hier jedes Wiesenstück das normalerweise als Kuhweide genutzt wird, in der Hochsaison als Parkplatz umfunktioniert wird. Unendliche Heerscharen von Menschen pilgern vom Parkplatz zum Damm, der auf die Insel führt. Der Parkplatz-Einweiser witzelt auch herum und erklärt uns, dass die Kolonne, die wir rechts vom Schloss, oben auf dem Berg sehen, die Queue zum Schloss sei und man dort ca. eine Stunde anstehen muss. Na prima, genau darauf hatten wir auch noch gewartet und sind uns natürlich sofort einig, dass wir uns dies dann doch nicht antun wollen ;-)

Da das Frühstück schon wieder ein paar Stunden her ist und das Eis vom Hafen von St Ives auch schon lange wieder verbrannt ist, macht sich bei uns ein Hüngerchen breit. Wir verpflegen uns in einem kleinen Restaurant mit einer Take Away Theke. Die Sandwiches sehen sehr lecker aus und so bestellt sich jeder ein belegtes Brot nach seinem Gusto. Zum Essen suchen wir uns einen Sitzplatz. Die Mauer unten am Strand ist ideal und bietet einen schönen Blick auf St Michael’s Mount. Beim Essen beobachten wir die Pilgermassen die sich über den Damm ergiessen. Ich kann mir ein Lachen bei dieser abstrusen Szenerie einfach nicht verkneifen und schüttle immer wieder ungläubig den Kopf, was sich so viele Touristen hier täglich antun… ok, wir spielen heute ja auch mit ;-) Und das Ganze «nur» wegen einer Insel, die während der Hälfte des Tages nur schwimmend, oder mit nassen Füssen erreichbar ist.
Und ja, natürlich steht da auch noch ein Schloss drauf, dass auch ganz interessant sein soll, aber uff… was zu viel ist, ist zu viel ;-)

Nachdem wir unsere Sandwiches gegessen haben, reihen wir uns also auch noch in den Strom der Pilger ein und spazieren auf die Insel. So toll wie ich mir das vorgestellt hatte, ist dieses Erlebnis nun auch nicht. Ich fänds viel interessanter, wenn das Wasser schon langsam über den Damm schwappt und man sich beeilen muss, noch trockenen Fusses ans andere Ufer zu kommen. Die Anlage auf der Insel ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert und wir hoffen, dass wir auch ohne Schlossbesichtigung einen kurzen Spaziergang auf den Berg machen können, um die Aussicht zu geniessen. Daraus wird aber nichts, denn kurz bevor der Weg den Hügel hoch geht, kommen wir an eine Absperrung, an der zwei Damen die Tickets kontrollieren. Hehe… wird ja immer besser ;-) Da wir dafür nicht extra bezahlen wollen bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder umzukehren. Gemütlich laufen wir über den Damm zum Parkplatz zurück und eigenartigerweise hat niemand von uns das Gefühl hier gross was verpasst zu haben. Im Gegenteil, wir sind alle recht geschafft von diesem Tag. Es war einfach zu viel los, die überfüllten Gassen in St Ives und der Pilgerwahnsinn auf St Michael’s Mount. Wir freuen uns, wieder nach Restronguet zurück zu kehren, in unser ruhiges und idyllisch gelegenes Cottage. Hier gibts dann nach einem Erholungsschläfchen Abendessen, wie wirs mögen: Brot mit Käse und Fleisch, Tee und ein Gläschen Wein für mich und Brigitte. Danach gehen wir alle noch auf einen kurzen Verdauungsspaziergang. Ein schöner Strandweg führt an einigen Häusern und Cottages vorbei zum Pandora Inn. Rechts meist mit Blick auf den so schön daliegenden Meeresarm. Eine wunderbare Kulisse, die so viel Ruhe ausstrahlt. Genau das richtige nach diesem hektischen Tag. Das Pandora Inn ist ein sehr schönes und traditionsreiches Pub mit guter Küche. Wir nehmen uns vor, hier nochmal zum Abendessen vorbei zu kommen.