Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Scillywall – Tag 8 – 29. Juli

Falmouth – Lanhydrock

Auch heute Morgen überrascht uns Brigitte wieder mit einem gedeckten Frühstückstisch. Wir geniessen unsere Müesli mit frischen Früchten und Obst, Toastbrot und Kaffee. Beim Frühstück werden die Tagespläne besprochen. Brigitte plädiert wegen der schlechten Vorhersagen auf einen ruhigen Tag im Rose Cottage, Barbara und ich würden aber trotz allem gerne etwas unternehmen. So suchen wir nach Ideen, mit denen wir auch Brigitte locken können. Wir überfliegen die diversen Reiseführer und den Infoordner, der im Cottage für die Gäste aufliegt und finden dabei das perfekte Schlechtwetterprogramm: Ein Stadtbummel verbunden mit einer Bootsfahrt auf dem Fal River. Wir haben herausgefunden, dass es zwischen Falmouth und Truro eine Fährverbindung gibt. Diese Idee überzeugt auch Brigitte und so machen wir uns bei grauem und windigem Regenwetter auf den Weg.

Falmouth ist eine Hafenstadt mit etwas über 20’000 Einwohnern. Sie ist bekannt für ihren Hafen. Es soll der drittgrösste Naturhafen der Welt sein. Verschiedene Meeresarme reichen hier weit ins Land hinein. Auch unser Rose Cottage liegt an einem dieser Meeresarme, der hier schon eher wie ein breiter Fluss aussieht. Die Gezeiten wirken im Fal River bis ins 15 km flussaufwärts liegende Truro. Bei Flut kann man mit der Fähre bis an die Stadtgrenze fahren, bei Ebbe bleibt vom Fluss nur ein schlammiges Bett, mit einem erbärmlichen Rinnsal übrig und die letzen 2,5 Kilometer von Malpas müssen mit dem Bus zurück gelegt werden.

Mit dem Auto erreichen wir das Stadtzentrum von Falmouth in nur zwanzig Minuten. Das Wetter zeigt sich heute von seiner tristen Seite: Ein sanfter Sprühregen wechselt sich mit kurzen Sonnenperioden ab. Die Temperaturen bleiben wie die Tage zuvor aber im angenehmen Bereich, sodass man trotz allem, wenn denn der Wind nicht zu stark bläst, oder grad wieder ein Schauer nieder geht, problemlos im T-Shirt herumlaufen kann.

Das Städtchen gefällt mir richtig gut und nachdem wir über einen ersten grösseren Platz (The Moor) spazieren, finden wir bald das Quai wo die Fähren anlegen und auch die Touristen-Info steht. Ein netter Herr erklärt uns dann aber, dass die verschiedenen Fähren heute, wegen des immer noch starken Windes alle nicht verkehren und erst morgen wieder ihren Betrieb aufnehmen. Wir sind etwas konsterniert und müssen umdisponieren. Nachdem ich den netten Herrn nach dem Verlassen der Info ein zweites Mal aufsuche und mit Fragen löchere, ob es denn hier in der Gegend noch ein nettes Schloss zu besichtigen gibt, empfiehlt er uns Lanhydrock, ein altes Herrschaftshaus mit einem riesigen Umschwung in der Nähe von Bodmin. Das liegt zwar ein ganzes Stück östlich, aber wir entschliessen uns trotzdem, diese Attraktion am Nachmittag zu besuchen. Nach diesem kleinen Dämpfer nehmen wir uns aber erst mal etwas Zeit um Falmouth zu besichtigen und bummeln durch die inzwischen recht belebte Altstadt. Die Market und Church Street laden zum shoppen ein.

Als es wieder zu regnen beginnt meint Mami, dass sie einen Regenschutz für ihren Rucksack bräuchte. Mir fällt die Auslage vom Mountain Warehouse auf, wo wir grad zufällig davor stehen. Also nichts wie rein. Schnell finden wir das Gesuchte und sind erstaunt über das grosse Angebot dieser Outdoor-Ladenkette. Weil gerade Ausverkauf ist und die Frauen ein paar sehr günstige und schöne Fleecepullover entdecken, bleiben wir einen Moment länger im Geschäft. Da in England auch am Sonntag die Geschäft geöffnet sind, ist hier ganz schön was los. Auf den Strassen herrscht inzwischen emsiges treiben und so fädeln wir uns ins in den Sonntags-Shopping Verkehr ein und spazieren der Einkaufsstrasse entlang weiter. Mal mit offenem, mal mit geschlossenem Regenschirm. Al wir bei einer Kirche vorbei kommen, machen wir einen kleinen Abstecher und möchten das Gotteshaus besichtigen. Die Türen sind aber verschlossen, aber wir haben Glück. Ein Aufseher kommt zufällig vorbei und öffnet uns gerne die Tür. Wir schauen uns in der kleinen Kirche um und halten noch einen kurzen Schwatz mit dem netten Herrn. Einmal mehr freue ich mich über die freundlichen und aufgeschlossenen Menschen hier. Aber die Zeit rennt schon wieder und nach diesem kurzen Abstecher macht sich auch der Hunger wieder breit und wir machen uns auf die Suche nach einem Pub oder Restaurant.

Es dauert ein Weilchen, bis wir was passendes finden, merken aber erst, als wir an der Theke die Speisekarte suchen, dass die Küche zur Zeit etwas überfordert ist. Erst jetzt bemerken wir die Schilder, worauf zu lesen ist, dass wegen des grossen Andrangs erst in einer dreiviertel Stunde wieder Bestellungen entgegen genommen werden. Das dauert uns dann doch etwas zu lange und so räumen wir das Feld wieder. Als wir auf dem Rückweg zum Auto dann nichts wirklich passendes finden entscheiden wir uns einen Snack holen und anstatt noch mehr Zeit zu verlieren, das gekaufte auf dem Weg nach Bodmin zu vespern. In einer Bäckereikette, die Barbara schon von ihrer Cornwall-Wanderwoche her kennt, holen wir uns dann ein paar Pastys. Pasty ist ein typisches Gebäck aus dieser Gegend und wird einem hier an jeder Ecke angeboten. Es ist ein zusammengeklappter Teig mit Füllung. Der Teig wird rund ausgewallt, mit der Füllung belegt und dann in der Mitte zusammengeklappt und je nach Hersteller an der Rundung, wo die Teighälften zusammengeklebt werden, mehr oder weniger kunstvoll verziert. Das fertige Pasty sieht wie eine kleine Pizza Calzone aus. Die Füllungen sind ein Gemisch aus Fleisch und Gemüse. Man kann wählen ob man gerne Beef, Chicken oder Pork möchte, es gibt aber auch asiatisch angehauchte Füllungen oder vegetarische Varianten. Die Dinger sind wirklich lecker und bleiben schön lange warm. Als wir uns eingedeckt haben, gehen wir zum Auto zurück und verspeisen unser Mitgebrachtes auf der Fahr nach Lanhydrock.

Die Fahrt nach Lanhydrock dauert dann eine knappe Stunde und als wir gegen halb drei dort ankommen, sind wir ganz froh, dass man das Landhaus, was eher einem Schloss ähnelt bis 17:30 besichtigen kann und nicht nur bis 16:00 wie es im Internet gestanden hatte. Der Parkplatz ist riesig und ziemlich voll. Gut, dass wir heute mal etwas spät dran sind, denn die meisten Besucher kommen uns am Eingang der Anlage bereits entgegen und so hegen wir die Hoffnung, dass im Schloss kein allzu grosses Getümmel mehr herrscht. Vom Parkplatz zum Haus läuft man bestimmt 10 Minuten. Die Parkanlage ist riesig und in der Ost-West-Ausdehnung noch viel grösser. Im Haus herrscht immer noch ein ganz schönes Gewusel, trotz allem lohnt der Besuch. Viele Räume sind noch originalgetreu eingerichtet und zeigen die Ausstattung von Früher. Mich fasziniert vor allem die Küche mit all ihren angegliederten kleineren Räumen. Es gibt für alle Zubereitungsarten der Lebensmittel einen eigenen Raum. Im einen Raum ist eine Bäckerei, in einem anderen wird gekocht, im nächsten Milchprodukte verarbeitet. Natürlich gibts auch eigenen Räume für die Zubereitung von Fleisch, Getreide und und und… Auch die verschiedenen Schlafräume und Bedienstetenzimmer geben einen tollen Eindruck in das Leben von damals. Die Orientierung fällt einem schwer. Zuviele Gänge und Verbindungen, zuviele Etagen und die U-Form des Gebäudes machen es einem gleich nochmal schwerer, sich zurecht zu finden. In einem Flügel gibt es dann noch zwei grössere Räume, die in den verschiedenen Epochen immer wieder anders genutzt wurden. Nach einer Stunde sind wir dann alle etwas müde und machen draussen im Hof noch eine kurze Kaffee- und Eiscreme-Pause. Danach gehts zurück zum Auto und nach Hause. Ich bin ziemlich k.o. und kann mich nicht mehr aufraffen, mit Barbara einen Spaziergang um die Halbinsel zu machen und leg mich zum Ausruhen für ein Stündchen oder bisschen mehr auf mein Bett.

In unserem kleinen Häuschen fühlen wir uns inzwischen ganz wohl und ein einfaches Abendbrot, mit Käse, etwas Wurst und Fleisch und rohem Gemüse schmeckt lecker. Jeden Abend auswärts essen zu gehen, muss auch nicht sein und so geniessen wir für einmal das typische Abendbrot mit englischen Zutaten.