Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Scillywall – Tag 7 – 28. Juli

Trebah Garden – Lizard Point

Als ich aufwache höre ich Brigitte bereits in der Küche werkeln. Sie ist Morgens immer früh dran und bereitet für uns schon das Frühstück vor. Kaffee gibts hier nur gefriergetrockneten, aber damit kann ich ganz gut leben. Dazu frisches Obst, wie bei Dave und Müesli mit Cereals.

Für unseren ersten Tag in Cornwall haben wir einen Besuch des Trebah Garden geplant. Das Wetter ist gekippt und die Prognosen sagen tiefere Temperaturen und auch Regen voraus. Wir sind der Meinung, dass ein Gartenbesuch auch bei schlechtem Wetter passt. Auf jeden Fall besser, als irgendwo weit draussen in der Pampa am Wandern zu sein. Zudem ist der Trebah Garden nicht allzu weit weg, also ein ganz passender Einstieg in die Cornwall-Woche. Die Fahrt dorthin dauert eine knappe dreiviertel Stunde und wir sind ganz überrascht, dass der grosse Parkplatz noch kaum belegt ist. Ok, das Wetter spielt heute nicht ganz mit, es ist extrem windig und nach ein paar Minuten im Garten beginnt es auch prompt zu regnen. Wir sind aber gut vorbereitet und holen den Schirm oder die Regenjacken aus dem Rucksack. Natürlich ist der Spuk nach fünf Minuten wieder vorbei und kurz danach scheint auch wieder die Sonne. Der heftige Wind ist im Garten, der in einem kleinen Tal liegt, kaum wahrnehmbar. Die Gartenanlage gefällt mir sehr gut, auch wenn ich mit viel mehr blühenden Blumen gerechnet habe. Im Moment sind es vor allem die Hortensien, die dem Garten ihr buntes Kleid verleihen. Bestimmt ist es im Frühling hier noch ein bisschen prächtiger, wenn die Rhododendren blühen.

Sehr interessant sind die vielen exotischen Bäume die hier wachsen. Faszinierend auch der Gunera-Wald. Gunera schaut aus wie Rhabarber, ist aber ein vielfaches grösser, als die auch nicht grad kleinen Rhabarber-Blätter. Die Stiele sind armdick und mit relativ weichen Dornen versehen. Sie wachsen drei bis vier Meter hoch und die Blätter haben riesige Ausmasse. Die Grössten erreichen wohl Durchmesser von bis zu zwei Metern. Ein kleiner Pfad führt unter diesem gigantischen Blätterdach durch und setzt uns alle in Verzückung. Eine Urwald aus Blattriesen. Das untere Ende des Parks endet an einem kleinen Strand, der an einem weit ins Land führenden Meeresarm liegt. Die kleine Beach gehört auch noch zur Parkanlage und beherbergt einen kleinen Kiosk und ein paar Tische. Natürlich gibt es im Garten auch ein paar kleinere und grössere Weiherchen. Über den grössten spannt sich eine schmucke, holzige Bogenbrücke. Interessant ist auch der Bamboozle. Ein eigener Bereich wo verschiedenste Bambusarten wachsen. Mir war die Artenvielfalt dieses Gewächses bisher nicht bewusst. Erstaunlich wie sich die Gattungen, die sich in ihrer Blattgrösse, der Stammfarbe und der Art, wie die einzelnen Knoten ausgebildet sind unterscheiden.

Als wir auf dem empfohlenen Hauptweg eine schöne Runde gedreht haben, landen wir wieder oben beim Visitors Center und entscheiden uns, gleich hier zu Mittag zu essen. Es gibt verschiedene Tagesmenus und Snacks und das Essen sieht lecker aus. Trotz des Windes liess es sich auf der Terrasse ganz angenehm sitzen und so suchten wir uns fürs Essen einen Tisch an der Luft. Für den Nachmittag entschieden wir uns für eine kleine Wanderung am Lizard Point. Als wir uns zum südlichsten Punkt von Cornwall auf machten, zogen immer dunklere Wolken auf und als wir auf dem Parkplatz beim Leuchtturm ankamen, sah der Himmel alles andere als einladend aus. Die nassen Strassen deuteten auf einen kürzlich niedergegangenen heftigen Regenschauer. Trotzdem wagten wir uns nach draussen und zogen unter den Regenjacken noch was Warmes an. Die Brandung war gewaltig. Riesige Wellen barsten an den Felsen und spritzten heftige Fontänen in die Höhe. Trotz den widrigen Bedingungen pilgerten erstaunlich viele Touristen hinunter zu den paar Häuschen auf der Felsnase. Sehr spannend fand ich das jetzt nicht. Ein kleines Café, ein Souvenirläden und vielleicht noch drei kleine Hütten standen da. Die Buchten links und rechts und die Felsen draussen im Meer waren da sehr viel eindrücklicher, besonders bei diesem wilden Wetter. Trotz allem knipsten natürlich auch wir unsere Fotos, wollten aber noch ein Stück der Küste entlang wandern. Barbara schlug eine ca. 4km lange Wanderung zur Kynance Cove vor, die nach Angaben des Reiseführers eine der schönsten Buchten von ganz Cornwall sein soll. So machten wir uns auf den Weg und trotzten den schwarzen Wolken und dem orkanartigen Wind, der uns um die Ohren pfiff. Manchmal wurde man fast davon geweht und man hatte echt Mühe, geradeaus zu laufen. Mir machte das wilde Wetter Spass und einmal mehr hatte es sich gelohnt, sich auf den Weg zu machen, denn wie aus dem Nichts zeigten sich plötzlich wieder erste blaue Fenstern am Himmel. Diese zauberten eine eindrückliche Stimmung in die wilde Küstenlandschaft. Kaum hatte man den Fotoapparat in der Tasche versorgt, bot sich wieder ein neuer Blickwinkel, eine neue Stimmung aus eindrücklichen Wolken, der Sonne und Gischt, dass man das Gerät gleich wieder hervorkramte und erneut den Auslöser drückte.

Als wir dann nach einer Stunde erst etwa zwei Drittel der Strecke geschafft hatten, überlegten wir kurz, ob wir nicht umdrehen sollten, aber Barbaras Argumente zum weiterlaufen überzeugten uns und so ging es weiter. Ich bot den Frauen an, dass ich auch mit in Bucht hinunter komme, aber nach dem Kaffee zurück zum Auto laufen und das Auto zum nahe gelegenen Parkplatz bringen würde. Dieser war von der Cove in gemütlichen 15 Minuten erreichbar. Da wir gerade richtig zur Cream Tea Zeit in der Kynance Cove ankamen, bestellten wir uns nun endlich diese Cornish-Spezialität. Die Scones waren nun nicht grade der Brüller, aber zusammen mit einer dicken Schicht Marmelade und darüber einer eben so dicken Schicht Clotted Cream und einem heissen Tee dazu, war es eine herrliche Schlemmerei. Wir waren anfangs nicht mehr ganz sicher, wie die Scones hier richtig zu bestreichen waren, denn in Cornwall und Devon ist die Zubereitung nicht dieselbe. Inzwischen weiss ich aber, dass in Cornwall zuerst die Marmelade und dann die Clotted Cream aufs Brötchen gestrichen wird, in Devon ists genau umgekehrt. Dort ist die Marmelade oben. Clotted Cream ist eingedickter Rahm. Etwas ähnliches gibt es bei uns nicht. Am ehesten kann man diese Kalorienbombe vom Geschmack mit Mascarpone vergleichen. Sie wird durch Erhitzen von roher, unbehandelter Kuhmilch hergestellt. Nach dem Erhitzen wird sie für mehrere Stunden stehen gelassen, worauf sich der Rahm an der Oberfläche sammelt und Klümpchen (Clots) bildet. Bei einem Fettgehalt von mindestens 55% wundert man sich auch nicht mehr über die Konsistenz dieser Leckerei.

Wegen des hefitgen Windes und leichtem Nieselregen waren alle Tisch im kleinen Gasthaus belegt und wir mussten uns auf der Terrasse installieren. Gut hatten wir unsere warmen Jacken und den Regenschutz dabei. So liess es sich draussen am Tisch trotz leichtem Nieseln und ein paar Sandkörnern, die es uns in den Tee und die Scones bliess, grade noch aushalten. Ich beeilte mich mit etwas und machte mich dann bald auf den Weg, zurück zum Auto. Es waren nicht mehr viele Leute unterwegs. Die Zeit war schon fortgeschritten und der fiese Wind bliess unablässig. Zudem zog der Himmel wieder zu, es blieb aber zum noch trocken. Ich gab ziemlich Gas und schaffte den Weg zurück zum Auto in einer guten dreiviertel Stunde. Das Timing war perfekt, denn die 10 Minuten Fahrt zum Parkplatz bei der Kynance Cove, wo ich mich mit den Frauen verabredet hatte passte genau. Sie kamen just in dem Moment gelaufen, als ich auf den Parkplatz fuhr und zwei Minuten später begann es wieder richtig zu Regnen. Den Weg nach Hause fanden wir, dank inzwischen gut eingespieltem Navigationsteam gut. Da wir für Zuhause noch etwas einkaufen mussten, hielten wir unterwegs noch kurz bei Saynsbury, einem der grossen Lebensmittelmärkte in England.Als wir nach Hause kamen hatte die Flut gerade ihren Höhepunkt erreicht und das kleine Stück über den Strand unter Wasser. So mussten wir den Wagen im engen Zugangssträsschen parken. Ich hatte immer Angst, dass es mal keinen Platz mehr haben würde, aber auf den paar Metern, wo man das Auto noch hinstellen konnte, ohne den anderen den Weg zu versperren, fand sich während unserer Ferien immer eine Lücke. Da die Flut auch für die kommenden Tage besonders auch am Morgen recht ungünstig war und die paar Meter zu Fuss eh ein Klacks waren, stellten wir das Auto für den Rest der Ferien nie mehr direkt ans Rose Cottage. So liefen wir auch nie Gefahr, mal nicht wegzukommen.