Pierres Blog

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Vom Gletscher in den wilden Westen

robroy-swinging
Tag 21, Montag, 4. Januar
Wanaka, Rob Roy Track, Wild West

In unserem Motorhome schläft sichs wirklich gut. Eigentlich wollten wir um 9 an der Tourist-Info in Wanaka sein und uns über eine Tagestour informieren. Klappt nicht, denn wir wachen erst nach 9 auf. Eh zu spät, also easy Frühstück machen und den Tag etwas langsamer angehen. Bis wir dann zum ersten Mal alles zusammengepackt haben und ins Städtchen fahren isses schon bald 12. Die nette Dame an der Info empfiehlt uns den Rob Roy Trail. Eine 4 stündige Tour hinten im Mount Aspiring Nationalpark. Wir finden dass das passt und genügend Zeit bleibt diese Wanderung zu machen und düsen los. Gut 50 Kilometer ins Tal hinein, immer wieder mit Blick auf den schneebedeckten Berg, der dem Nationalpark den Namen gab. Nach etwa der Hälfte der wunderschönen Strecke ist fertig mit geteerten Strassen und weiter gehts auf der Gravel Road. Anfangs ganz spassig, aber unsere Büx ist nicht wirklich für solche Unterlagen gemacht und so wird die Fahrerei eher mühsam. Je weiter man ins Tal hineinfährt umso mehr Fords muss man durchqueren. Fords sind Mulden oder Dumps, wo die Bäche über die Strassen geführt werden. Man weiss nie so richtig wie tief die Dinger sind, aber wir kämpfen uns mutig vorwärts bis wir endlich nach einer guten Stunde Fahrt den Parkplatz erreichen. Hier merkt man dan plötzlich wieder, dass man nicht alleine unterwegs ist. Der Parkplatz ist richtig voll und viele Leute sind unterwegs. Die einen kommen schon zurück, andere machen sich auch erst auf den Weg. Die Landschaft ist herrlich und der Weg geht zuerst über sanfte Wiesen, einem Bergbach folgend bei dem ich finde, dass hier doch Wildwasser Kanuten herunter kommen müssten. Nach ein paar Minuten führt eine Swinning Brigde auf die andere Flussseite und man taucht in den Regenwald ein.

Ich bin wieder hin und weg. Bisher dachte ich immer: «Regenwald gibts da irgendwo um den Äquator rum», aber dem ist nicht so. Gut, vielleicht etwas übertrieben, denn natürlich hab ich schon in den Reiseführern davon gelesen, aber wenn man dann das mit den eigenen Augen sieht isses doch nochmal neu. Nach ein paar Minuten fällt uns auf, dass die Bäume hier alle nur ganz kleine Blättchen tragen. Etwa in der Grösse der Blätter der Heidelbeerstauden. Lustig, werd wohl mal googlen, denn sicher gibts dafür einen Grund. Der Wald ist dicht bewachsen, und natürlich gibts auch viele Farne die die Bodenflächen bedecken. Moose überall. Ich kann mich mal wieder kaum satt sehen, alles ist neu. Der gut ausgebaute Pfad schlängelt sich durch einen Märchenwald. Nach einer kurzen Weile zweigt der Weg vom breiten Haupttal in eine Seitental ab und folgt dem Gletscherfluss talaufwärts. Grosse Aussicht hat man auf dem Waldpfad kaum, aber immer mal wieder kann man einen Blick auf den milchigen Bergbach werfen. Die bewaldeten Hügel auf der anderen Seite erinnern vom Aussehen trotzdem immer an tropische Gebiete. Hängt sicher damit zusammen, dass bei uns keine Laubbäume solch steilen Gelände bevölkern und dann haben diese Beeches, so heissen sie wohl, gestufte Astgruppen, die wie riesige Bonsaibäumchen ausschauen. Auf den Fotos sieht mans vielleicht ein bisschen besser. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir dann das Ende des Tracks. Hier sitzen schon viele andere Wanderer und bestaunen den Rob Roy Glacier und den hohen Wasserfall der an einer Flanke ins leere fällt. Gierige Keas schnorren nach Futter, aber wir halten uns zurück und beachten die Schilder die überall stehen und das Füttern dieser zutraulichen Bergpapageien verbieten. Nach einem Lunchbreak gehts dann auf demselben Pfad wieder zurück ins Tal, da dieser Trail hier endet

robroy

Als wir wieder den Hauptfluss unten im Tal erreichen sind doch tatsächlich Wildwasser Kanuten in den Fluten und paddeln mutig in den reissenden Fluten Flussabwärts. Wir steigen in unseren Back Packer und rösten auf der Gravelroad zurück in die Zivilisation. Zurück nach Wanaka, diesmal über die Hauptstrasse um den Pass herum nach Queenstown und weiter Richtung Te Anau. Wir möchten einfach mal fahren, soweit wir kommen. Wir durchqueren wieder phantastische Landschaften. Karge Landschaften mit riesigen Schafweiden, gefolgt von Wein- und Obstbaugebieten, einsame Flusstäler, Ebenen umrahmt von Gebirgszügen die in der Abensonne leuchten, saftige Wiesen und und und. Ich könnt alle paar Kilometer wieder anhalten und ein Bild knipsen, aber irgendwie ist mir das zu blöd. Auch wenns viele tolle Eindrücke sind, sinds am Ende dann doch irgendwelche Fotos, die man zuhause kaum noch zuordnen kann, ausser dass man vielleicht noch weiss, dass das irgendwo zwischen Punkt A und B war.

wildwest

Als die Dämmerung schon fortgeschritten ist und wir noch nicht in Te Anau sind, entschliessen wir uns, einen Spot in der Pampa zu suchen und biegen um halb 10 mal in eine Gravel Road ab. Wider erwarten ist es gar nicht so einfach einen hübschen Spot zu finden, denn sämtlichen Feldwege die von der Strasse abzweigen sind mit Toren verschlosssen und auch links und rechts der Fahrbahn ist alles eingezäunt. Erst jetzt werd ich mir bewusst wie intensiv hier trotz allem alles für die Schaf-, Vieh- oder Wildzucht genutzt wird. Wir landan dann irgenwann auch noch in einer Sackgasse, wollen aber in der Nähe des Flusses nächtigen, der das Tal durchzieht. Also wieder zurück und der ursprünglichen Gravelroad folgen, bis wir dann doch noch ein Stückchen Gras neben der Piste finden, dass uns Gefällt. Ist schon ganz praktisch hier in Neuseeland mit einem Camper unterwegs zu sein. Wir verdrücken die restlichen Pastas von gestern und knipsen dann in dieser Wildwest-Ebene das Licht aus.