Pierres Blog

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Drei Pässe und ne Brücke

Triftbrücke
Die Pläne für dieses Weekend wechselten öfters. Zuerst war ne Hochtour geplant, die leider abgesagt wurde, weil Rotti immer noch verletzt ist und CH’s Freundin auch nicht auf dem Damm war. Danach verabredete ich mich zu einer Velotour, die kurzfristig auch gecancelt wurde. Weil das Wetter aber zu schön war, liess ich mir die Sache nicht vermiesen und plante für mich das ganze neu.

Samstags holte mich der Wecker um halb sechs aus dem Tiefschlaf und ich machte mich auf nach Andermatt. Den Gotthardstau umfuhr ich problemlos über die alte Kantonsstrasse. Ich stelllte mein Auto auf den Parkplatz vor dem Dorf, kaufte noch schnell Verpflegung ein und machte mich dann auf die 3-Pässe-Tour: Andermatt – Furka – Ulrichen – Nufenen – Airolo – Gotthard – Andermatt. Ne ganz schöne Tortur, die trotzdem wieder Spass gemacht hat. 3000 Höhenmeter (was ich bis jetzt glaub ich noch nie an einem Tag gefahren bin und 110 km). Den Nufenen hab ich zum ersten Mal in meinem Leben überquert. Ist ganz hübsch und war trotz Ferien- und Reisewochenende nicht stark befahren. Die Abfahrt Richtung Airolo der Hammer. Da kann mans ganz schön brettern lassen und ich hab mich gefreut als der Tacho mal auf 82 km/h geklettert ist. Hosse, das fetzt! Ich geb zu, dass ich ein paar mal am Limit war, aber der letzte Aufstieg von Airolo zum Gotthard lief besser als erwartet. Hier wählt der Biker natürlich die Tremola, die alte Pflasterstein-Passstrasse. Zum Glück sind die Steigungen hier sehr human, sodass man diesen Hügel nach 2000 Höhenmetern in den Beinen doch noch schafft. Gegen Abend fings dann mächtig an zu rumpeln und bei dunkelschwarzem Gewitterhimmel erreichte ich den Gotthardpass und konnte kaum glauben, dass ich noch trocken nach Andermatt zurückkam.

Dort ruhte ich mich erst mal ne halbe Stunde auf dem Parkplatz im Auto aus. Trank nochmal ne Flasche leer und machte mich dann auf Richtung Susten. Ich hatte das Zelt dabei, doch ich war so müde, dass ich mit dem Gedanken spielte ein Hotel zu suchen. Easy duschen, nix mehr tun, entschied mich dann aber doch für die ursprüngliche Variante und quartierte mich auf dem Camping in Gadmen ein. Bei leichtem Regen installierte ich mich und legte mich dann gegen Zehn Uhr, nach einer phantastisch guten Pizza, die ich mir als Belohnung des Tages im hübschen kleinen Campingrestaurant bestellte, schlafen. Wer mal mit dem Zelt in der Region unterwegs ist – unbedingt hier absteigen. Mir hats gefallen.

Am Sonntag erfüllte ich mir dann einen Wunsch, der mir schon lang im Kopf herumschwirrte. Die Triftbrücke. Ich hatte davon vor zwei Jahren im TV gehört und seit da ging mir das Teil nicht mehr aus dem Kopf. Ich stand kurz nach sieben auf. Um acht hatte ich das nasse Zelt abgebaut und es ohne einzupacken ins Auto verfrachtet. Gemäss Broschüre fuhr die Triftbahn ab 9, ich war also etwas zu früh, machte mich trotzdem auf den Weg und war erstaunt, dass die Seilbahn schon um halb neun ihren Betrieb aufgenommen hatte. Ich wollte nicht nur die eineinhalbstündige Tour zur Brücke machen, sondern danach noch zur Trifthütte aufsteigen. Deshalb war ich auch froh, dass die Bahn schon fuhr und ich so etwas mehr Zeit hatte für den langen Auf- und Abstieg und ich Abends auch wieder früh genug bei der Bahn war um mir einen zusätzlichen Abstieg ins Tal zu ersparen. Wenn ich heute an den gestrigen Tag denke, komme ich gleich wieder ins Schwärmen. Die Brücke ist imposant, lockt aber auch viele Leute an. Der Aufstieg danach in die Trifthütte war superschön und superspannend. Über Leitern, wilde Gletscherbäche und viele mit Seilen und Kettern gesicherte recht abschüssige Wege gehts auf 2520 Meter hinauf. Die Trifthütte liegt inmitten einer phantastischen Gletscherlandschaft, ist sehr urchig und gemütlich und eignet sich ausgezeichnet für Hoch- und Gletschertouren. Da die Zeit für diese Tour recht knapp war reichte mir die Zeit nur um schnell eine heisse Suppe zu essen und mich dann gleich wieder an den Abstieg zu machen. Ein paar finstere Gewitterwolken hüllten die Berggipfel über dem Triftgletscher schon ein. Beim Abstieg wurde dann die Überquerung eines Baches zum Abenteuer. Schon am Morgen beim Aufstieg wunderte ich mich, dass ein so wilder und grosser Bach keine Brücke hatte. Leute erzählten mir dann, dass es am Vortag noch einen Steg über den Gletscherbach gab, der wohl in der Gewitternacht weggespühlt wurde. Na denn, beim Aufstieg kam man ein paar Meter oberhalb des Weges mit ein paar Gretschen und etwas Mut noch rüber, vier Stunden später musste ich eine viertelstunde dem Bach nach das Tal hochlaufen um endlich von einem grösseren Stein mit einem waghalsigen Sprung auf die andere Seite den Bach überqueren zu können. Es ist einfach unglaublich, wie schnell in den Bergen sich die Situationen verändern. Ich rechnete schon damit, dass der Bach beim Abstieg sicher mehr Wasser führte, aber dass sich das Volumen des Baches gleich verdoppeln würde, überraschte mich doch. Nu, denn. Ich bin rübergekommen. Andere Leute auch. Ein Familiendaddy kehrte mit seiner Frau und seinen beiden Kiddies allerdings wieder um und ein wagemutiger Strahler der mit seiner Freundin unterwegs war fand noch einen Übergang weiter unten, zog aber zwei nasse Schuhe raus und zerbrach sich einen Wanderstock bei der Aktion. Ein sehr netter Typ mit dem ich noch ein bisschen plauderte und ihn am Abend in der Seilbahn wieder traf. Er hatte gut 30 kg Steine mit ins Tal getragen und schenkte mir am Schluss noch eine kleine Kristallspitze. Die Bekanntschaften, die man hier in den Bergen macht, faszinieren mich auch immer wieder aufs neue. Obwohl ich zwei Tage alleine unterwegs war, hab ich jede Minute dieses Weekends genossen. Es war ein Traum und das Wetter meinte es gut mit mir. Ich komme wieder … versprochen!