Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

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Winterwanderung

Federispitz
Das war ja mal wieder ein Bergerlebnis der Sonderklasse. Die phantastischen Herbsttage mit besten Wanderbedingungen hab ich vorbeiziehen lassen ohne meine Wanderschuhe nur einmal zu knüpfen. Irgendwie kam immer was dazwischen. Diese Woche platzte mir der Kragen und so entschloss ich mich am Mittwoch eine Vorwinter-Wanderung auf den Speer zu machen. Gestern Abend noch schnell bei Ruedi vorbei ne Imprägnierung für meine Scarpas holen. Und das iss ja n’Ding. Silicon-Irgendwas, das man aufs feuchte Leder appliziert. Aber hallo, da fürchtet sich aber das Wasser mächtig davor, zieht sich vor Angst auf dem Schuh zu kleinen Kügelchen zusammen und kullert runter, wie ich das bis jetzt nur auf einem frisch polierten Auto gesehen hab. Geiles Zeug!

Bilder, Karte und Profil.


Rotti hat sich am Donnerstag noch spontan eingeklinkt und so trafen wir uns heute Morgen um 9 im HB. Zug nach Ziegelbrücke und mit dem Bus hoch nach Amden. Das wir uns auf ein Abenteuer einliessen war uns klar, denn bis 1300 Meter hatte es schon runtergeschneit. Aber das machte das Ganze nur spannender. Ich war noch nie um diese Zeit im ersten Schnee wandern. Geplant war der Speer oder Federispitz oder … so weit es einfach ging. Ein erster Punkt, wo wir uns entscheiden mussten welche Route wir gehen wollten war auf der unteren Chäseren (1328 m). Hier standen wir schon im Schnee. Es war erstaunlich mild, stahlblauer Himmel, phantastisches Wetter. Jacke und Fliess waren schon lang im Rucksack, T-Shirt und Thermoshirt drunter genügten locker. Der direkte Weg auf den Federispitz schien uns zu tricky und zu steil im Schnee, der Weg zum Speer alles in allem zu lang und zu weit, so wählten wir eine Route über die Furggen (1669 m), ein kleiner Übergang. Der Weg war kaum ausfindig zu machen. Manchmal lugten noch die rot-weissen Markierungen auf grösseren Steinen aus dem frischen Schnee hervor, aber wir gingen meist Querfeld zum Pass hoch. Oben angekommen dann freie Sicht aufs ganze Linthtal, das Glarnerland und den Zürichsee. Auf dem kleinen Grat oben am Pass machten wir kurz halt und kraxelten noch ein bisschen rum. Tolle Landschaft, spitzer Grat und bizarre Schneegebilde klebten an der einen Seite der Kiefern. Der Schnee war immer pulvrig und leicht, konnte die Temperatur also kaum über Null Grad sein, zum laufen wars aber perfekt.
Trotz den nicht ganz einfachen Bedingungen entschlossen wir uns den Federispitz noch in Angriff zu nehmen, mussten aber erst wieder absteigen und der nordwestlichen Bergflanke folgen. Danach gings wieder hoch. Auch hier von Wanderwegen oder irgendwelchen Spuren im Schnee weit und breit nix zu sehen. Manchmal konnte man den Pfad erahnen, aber plötzlich merkten wir wieder, dass wir davon abekommen sind. Die Zeit lief uns dann aber davon und wir kamen auch nicht so schnell voran, wie auf den Markierungen angegeben war.

Federihütte Rotti

So machten wir auf der Oberen Federi bei einer kleinen Hütte nach 14 Uhr Mittagsrast. Die Türe war noch offen und so konnten wir uns trockene Stühle rausholen und uns in die Sonne setzen. Freie Sicht auf Linthtal, Glärnischmassiv und weit hinten war die Rigi und wahrscheinlich auch der Pilatus noch zu sehen. Und unserer Rechten immer der Blick auf den Zürichsee, bis weit hinauf. Laufen gibt warm. Umso erstaunter waren wir, als das Thermometer vor der Hütte grade mal 4 Grad anzeigte. So war das T-Shirt trotz Sonne bald mal nicht mehr warm genug und Fasi und Jacke waren schnell wieder angezogen.

Federihütte Pierre

Da die Zeit nun nicht mehr auf den Gipfel reichte entschlossen wir uns abzusteigen. Aber natürlich verloren wir mal wieder den Weg und landeten auf einer Felsnase. Schnell merkten wir, dass es hier wohl nicht mehr weiter ging, überraschten dafür eine ganze Herde Gemsen. Nach kurzer Beratung und Kartenstudium kehrten wir wieder um, bis dorthin, wo wir den Aufstieg vermuteten. Wir kletterten im Schnee und zwischen Büschen hoch und standen dann irgendwann auch tatsächlich wieder auf dem richtigen Pfad. Ein letztes Mal auf dem Grat des Federispitzes nochmal die Aussicht geniessen und dann 1300 Meter absteigen. Hoppla, wenn man ein Weilchen nicht mehr gelaufen ist, hängt das ganz schön an. Und der Abstieg ist gemein und unendlich steil. Freu mich schon auf’s hinderschi Treppenlaufen am Montag… Viertel nach Fünf waren wir wieder am Bahnhof Ziegelbrücke. Beide mächtig stolz auf das kleine Schneepläuschchen und das Abenteuer. Meine Schuhe waren zwar dreckig wie sau, aber trocken. Ich frag mich seitdem nur, was zum Donnerwetternochmal sich die Frauen da in ihre Brüste füllen. Na ja egal, ist wohl nicht so wichtig. Und solang das Zeug meine Schuhe trocken bin ich bekennender Silikon-Fan. Bei den meisten silikonbehandelten Frauen hält sich die Begeisterung doch eher in Grenzen. Huch, wenn die wüssten was dieses Teufelszeug auf meinen Wanderschuhen macht … Ups komm glaub vom Thema ab.

Aber ein Fazit nach diesem Tag kann ich ziehen: Wandern im ersten Schnee rockt definitiv! Herrlich wie wenig Leute in den Bergen sind. Die Ruhe ist unbeschreiblich und der wenige jungfräuliche Schnee, deckt noch nicht alles unter sich zu. Einfach speziell und ungewohnt oder unbekannt.