Pierres Blog

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Reise durch die letzten Eiszeiten

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Tag 24, Donnerstag, 7. Januar
Manapouri, Doubtful Sound, Invercargill

Viertel vor Sieben klingelt uns Nadjas Handy aus dem Schlaf, es regnet in Strömen. Eile ist angesagt, wir müssen um 8 unten am Pearl Harbour sein und für die gebuchte Tour in den Doubtful Sound einchecken.  Scheint, als hätten wir für einmal wirklich Pech mit dem Wetter, aber eine Tour, die 275 Dollar kostet, lässt man nicht einfach sausen, weils trüb ist und regnet. Also schnell die Bettwäsche zusammenfalten, Kaffee kochen und husch ein Honigbrötchen reinschieben. Strom ab, Wasser auffüllen, alles Verstauen und runter an den Hafen. Eineinviertel Stunden haben grad so gereicht, um aufzustehen, zu frühstücken, alles zu verstauen und unser fahrendes Häuschen für die Weiterfahrt parat zu machen. Für die gelösten Tickets erhält man nun Boarding-Karten, ich weiss nicht wirklich wieso, ich denke man könnte ja einfach beim einsteigen sein Ticket zeigen, aber vielleicht finden die real Journeys Veranstalter eine Boarding Card einfach sexier. Der Regen hat zu unserer Überraschung kurz nachdem wir aufgestanden sind aufgehört. Beim einsteigen scheint uns gar die Sonne ins Gesicht, aber rundherum ists noch ziemlich dunkel. So besteigen wir mit ca. 40 anderen Touris das Boot.
Um in den Doubtful Sound zu gelangen muss man erst den ganzen Manapouri Lake überqueren. Am Ende des Westarms wird man in einen Bus verfrachtet, der einen zuerst in die Underground Power Station bringt, dann über einen kleinen Pass führt und hinunter zur Deep Cove bringt. Erst dort beginnt der Doubtful Sound und eine gut dreistündige Bootsfahrt bis zur Mündung ins offene Meer.
Schon die Überfahrt von Manapouri zum Westarm ist ein Erlebnis. Das Boot ist recht schnell und man hat die Möglichkeit aufs Oberdeck zu gehen. Dort oben hat man eine phantastische Sicht auf die steil abfallenden Berge die dicht bewaldet sind. Der Wind bläst einen manchmal fast vom Deck, aber das macht richtig Spass. Der Kapitän ist zugleich auch Guide und erklärt auf der Überfahrt dies und das. Der Lake Manapouri liegt ca. 180 Meter über Meeresspiegel und ist ein natürlicher Stausee mit einer maximalen Tiefe von 440 Metern.
Das Kraftwerk, deren Besichtigung der Maschinenhalle Teil der gebuchten Tour ist, wurde in den 60er Jahren gebaut. Der Bau sollte zur Energiegewinnung für ein Aluminiumwerk in Bluff dienen und die ersten Pläne sahen vor, den natürlichen Stausee um zusätzliche 30 Meter anzuheben. Umweltschützer und Einheimische wehrten sich aber erfolgreich dagegen. Das Kraftwerk selbst ist in den Berg gebaut. Die Turbinenhalle liegt noch 6 Meter über Meeresspiegel und hat sieben Generatoren. Die Wassersammlung ist am Ende des Westarms und Druckleitungen führen das Wasser über 170 Meter hinunter auf die Turbinen. Von dort führen zwei 10 Kilometer lange Tunnels das Wasser dann in den Doubtful Sound.
Wir steigen also vom Boot in den Bus, der uns in einem langen spiralförmigen Tunnel hinunter zur Maschinenhalle fährt. Dort können wir aussteigen und einen Blick von einer Plattform in die riesige Halle werfen. Ein Guide erzählt bisschen was, aber ich bekomme nichts mit, da es ziemlich laut ist. Danach gehts zurück in den Bus, den Tunnel wieder hoch an Tageslicht, auf einer Gravelroad über den Wilmot Pass und dann hinunter zur Deep Cove, wo ein grosser moderner Katamaran bereit steht und die ganze Gruppe an Bord nimmt. Ein zweiter Bus folgt ein paar Minuten später und wirft nochmal gut 40 Touris aus. Die Kapazität des Kats fasst aber sicher doppelt soviele Leute.

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Ein neuer Guide begrüsst die Gruppe und die Reise durch das beeindruckende Fjord, bzw. Sound beginnt. Das Wetter ist bedeckt, aber zumindest sind die Berge nicht in Nebel gehüllt. Von Deep Cove bis zur Mündung ins offene Meer sinds ungefähr 40 Kilometer. Man hat die Möglichkeit aufs Vorder- oder Oberdeck zu gehen. Dort blästs einen wieder fast weg. Ich hab manchmal fast das Gefühl, wie beim Fallschirmspringen. So stark bläst einem der Wind ins Gesicht. Die Aussicht hier draussen ist atemberaubend. Die Sounds wurden durch Gletscher gebildet, die in meherern Eiszeiten immer wieder bis zum Meer vordrangen, wieder schmolzen und wieder wuchsen. Dadurch wurde diese bizarre Landschaft gebildet. Wir befinden uns hier in einer der regenreichsten Zonen der Welt. In Manapouri beträgt die durchschnittliche Regenmenge pro Jahr gut 1100 mm, am Westarm schon 3700 mm und in der Deep Cove beachtliche 5290 mm. Muss mal schauen wieviel Zürich hat und werd das hier bei Gelegenheit noch einfügen.

Der Regenwald rutscht an diesen steilen Abhängen immer mal wieder ab. Seis durch Erdbeben, die hier nicht selten sind, oder alte Bäume die umstürzen und alles mitreissen. Weil die Gletscher die Felsen so abgeschmirgelt haben rutscht auch gleich alles mit, wenn sich ein Stück mal in Bewegung setzt. Erstaunlich ist, dass diese Schneisen von selber nach hundert Jahren wieder komplett regeneriert sind. Auf der Fahrt sehen wir verschiedene solcher Abrutsche und der Guide zeigt uns einen, der ca. 4 Jahre alt ist. Dieser Abrutsch ist schon wieder ganz grün und mit Farn und Moos bereits wieder überwachsen. Sehr eindrücklich. An der Mündung ins Meer stoppt dann das Boot kurz. Eine Seelöwenkolonie lebt hier auf ein paar Felsen. Natürlich knipsen alle Touris wie wild ihre Bilder fürs Erinnerungsalbum. Das Wetter schlägt von bedeckt und kalt auf Sturm um. Ein Hagelsturm fegt über uns hinweg, als unser Kat sich auf den Rückweg macht. Wir machen dann noch einen kleinen Abstecher in den Crooked Arm und sehen sogar noch die Schwertflossen von zwei Delphinen. Das Boot bleibt für einen Moment stehen und stellt die Maschinen ab um die Delphine nicht zu stören und eine Chance zu haben, die Tiere wenigstens aus einiger Entfernung zu sehen. Na ja, viel ist das nicht, aber immerhin… ;-)

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Auf dem Rückweg stellt sich dann langsam der Regen ein. Nur noch wenige Regenfreie Momente, aber das stört nicht weiter. Alles in allem hatten wir eine phantastische Tour und Regen ist hier das vorherrschende Wetter, Sonne und blauer Himmel die Ausnahme. Die Bustour zurück ist dann sehr relaxed und nicht nur ich nicke immer wieder ein. Alles in allem ein recht teurer Ausflug, aber toll organisiert und sehr interessant erklärt, weil die Guides ihren Job verstehen und sehr viel auf der ganzen Tour erzählen und erklären und immer auch ein offenes Ohr für Fragen haben. Kurz nach 5 sind wir dann zurück in Pearl Harbour und machen uns dann auch gleich auf den Weg Richtung Invercargill. Fast die ganze Strasse von Manapouri bis Invercargill ist eine Senic Route und wir durchqueren wieder wunderschöne Landschaften.

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Sehr abwechslungsreich und zu unserem Erstaunen, bei Sonnenschein, was die Gegend in ein phantastisches Licht rückt. Sonne heisst hier aber nicht dass es war wäre, denn der Wind bläst unerbittlich und ist bitterkalt.