Pierres Blog

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Abenteuer Klettersteig

braunwald-bruecke
Yesss… we did it! Mein erster «richtiger» Klettersteig stand am Samstag auf dem Programm. Im Frühjahr schnupperte ich mit Corinne in Todtmos schon mal ein bisschen Klettersteigluft. Dort schnallten wir zum ersten Mal an einem Ministeig unser Klettersteigset an die Klettergurte und versuchten uns an der kurzen Route. Ich war ziemlich überrascht, wie luftig das ganze ist und dass trotz stetiger Sicherung am Drahtseil das Adrenalin ganz schön in Wallung kommen kann. Gab es an diesem vermeintlich simplen Klettersteig doch ein paar schön knifflige Passagen und wenn man im falschen Moment stürzt, saust man schon mal ein paar Meter am Sicherungsseil hinab. Es war also höchste Zeit nun auch mal einen langen und alpinen Klettersteig in Angriff zu nehmen und mal einen ersten Augenschein zu nehmen, wie die Schwierigkeitsskala zu interpretieren ist und wo in etwa die Grenzen liegen.

Pierres Fotos >> Flickr
Corinnes Fotos >> Flickr
Panorama Hinterer Eggstock auf alpen-panoramen.de

So verabredete ich mich mit Corinne um 7:15 in Netsthal an der Talstation zur Braunwaldbahn. Wir wollten mit der ersten Seilbahn zum Gumen hoch, da wir Angst hatten, im Klettersteig im Stau stecken zu bleiben. Leider gibts die alte hübsche Seilbahn nicht mehr, aber wenigstens haben sie die quergestellten Doppelsessel beibehalten. Somit bleibt ein kleines Bisschen Nostalgie bei der Bergfahrt erhalten. Von der Bergstation gehts dann in einer halben Stunde zum Einstieg hinauf. Dort schnallen wir unsere Gstältli an und machen uns auf den Weg. Bügel, Stangen und Schrauben ragen aus der senkrechten Wand, daneben immer das Stahlseil zum sichern. Es geht flott voran. Zügig gehts voran. Mal senkrecht die Wand hoch, mal durch kleine Kamine oder über schmale Felsbänder, um Ecken rum, über Leitern hinauf. Abwechslungsreich und sehr gut abgesichert. Kaum Situationen, wo man sich unwohl fühlt, auch wenns unter uns oft senkrecht in die Tiefe geht. Man hat immer guten Stand, braucht nicht übermässig Kraft und kommt zügig voran. Eine spassige Sache. Eine halbe Stunde später haben wir die erste Sektion bereits geschafft und stehen auf einem aussichtsreichen schönen Bödeli.

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Keine Frage: Natürlich steigen wir hier noch nicht ab und hängen die zweite Sektion zum Vorderen Eggstock an. Eine lange, senkrechte Wand muss hier überwunden werden. Corinne metzged sich super und meistert das trendige Vergnügen souverän. Ihre Befürchtungen, dass ihre Höhenangst ihr bei diesem luftigen Abenteuer einen Strich durch die Rechnung machen könnte, verpuffen im Nichts. Sie fühlt sich sicher, und hat überhaupt keine Probleme mit der Höhe. Prima, das sind doch gute Voraussetzungen für weitere Steige oder Hochtouren.

Beim Gipfelkreuz machen wir dann eine kleine Pause und stärken uns für die weitere Kraxelei. Der Weg folgt nun dem Grat hinüber zum Mittleren Eggstock. Alles gesichert, teilweise sehr easy, dann immer wieder kleinere Klettereien und dann steht auch noch die Hängebrücke an, die auf allen Fotos immer so spektakulär ausschaut. Vor Jahren, als ich in Braunwald am wandern war, schaute ich schon ehrführchtig von weit unten dieses filigrane Bauwerk an. Als dann die Brücke plötzlich vor uns auftauchte, war der ganz Thrill verflogen. Erstens ist es eine sehr stabile Konstruktion mit breitem Gitter auf dem man problemlos laufen kann, dann ist sie nicht sonderlich hoch und auch nicht sehr lang. Also drüber und gut war ;-) Die Seilbrücke im Schwarzwald kostete damals wirklich Überwindung und war auch für mich eine richtige Herausforderung. Naja, ich denke dass ich auf anderen Klettersteigen bestimmt noch andere Hürden antreffen werde, die dann weniger Cool angegangen werden können. Motiviert vom bisherigen Trail, waren wir uns dann schon fast sicher, den dritten und knackigen Teil auch noch in Angriff zu nehmen und stiegen bis zum Einstieg der 3. Sektion ab. Dort gabs nochmal einen kurzen Break und ne kleine Stärkung.

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Dummerweise stieg dann vor uns ein älterer Herr in den Steig. Er wirkte von Anfang an schon relativ zittrig und nicht wirklich souverän. An einer der Schlüsselstellen fiel er dann ins Seil. Zum Glück direkt an einer Sicherung, sodass ein richtiger Sturz vermieden werden konnte. Sein Partner der Vorausgestiegen war, schien sich nicht drum zu kümmern, dass der Nachsteiger nicht mehr hinter ihm war, der Gestürzte machte keine Anstalten, seinem Partner irgend ein Zeichen zu geben, dass er Probleme hatte. Er brachte sich nach seinem Hänger dann wieder in Position und nur mit allergrösster Anstrengung schaffte er es dann irgendwie nach oben. Na ja… ein klares Zeichen wie man sich in den Bergen NICHT verhält. Beide schienen sich nicht wirklich um ihre Partner zu kümmern, der Schwächere schien keinen Mumm zu haben um sich zu outen, oder einfach zu sagen, dass er am Limit sei. Tja, das ist Dumm, einfach nur Dumm und gefährlich. Corinne liess sich dann von diesem Missgeschick etwas den Schneid abkaufen und zog den Abstieg dem weiteren Klettersteig dann vor. Mich juckte die Wand, aber eben, ein Klettersteig ist kein Spaziergang, wo man sich einfach mal trennen kann und jeder seinen eigenen Weg weiter geht, so wie er grade Lust hat und so schluckte ich dann meine Lust nach etwas mehr herunter. Ich hätte vor allem gerne eine nächste Schwierigkeitsstufe ausprobiert um mir davon ein besseres Bild machen zu können, auch für eine zukünftige bessere Beurteilung von Schwierigkeiten bei weiteren Touren. Aber der Entscheid war absolut korrekt. Natürlich auch das gemeinsame Absteigen, denn der Abstieg war stellenweise auch ganz schön luftig und sehr steil. Schmankerl am Schluss und ein nicht zu unterschätzendes kleines Highlight war dann sicher noch die lange Strickleiter, die locker 20 Meter oder mehr senkrecht zum Ausstieg führte.

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Unten wurden wir uns dann über den weiteren Verlauf des Nachmittages schnell einig. Auf dem GPS sahen wir, dass der Gipfel des Hinter Eggstocks über einen Wanderweg in einer langen Schlaufe erstiegen werden kann und weil das von der Zeit und vom Aufwand recht gut passte, machten wir uns auf den Weg. Drei Stunden später sassen wir dann oben beim Gipfelkreuz. Rund 70 Meter Luftline vom unteren Einstieg des 3. Klettersteiges, wo wir die Tour abgebrochen hatten ;-) Trotz allem, der zusätzliche Aufwand und der Schweiss hat sich gelohnt. Solch perfektes Bergwetter gibts nicht oft. Diese Tage sind gezählt und wir genossen dann eine lange und ausgiebige Pause auf dem Gipfel. Beim Abstieg merkte ich dann irgendwann mal, dass ich die Zeit ziemlich vergessen hatte und so legten wir die letzten eineinhalb Kilometer zurück zur Gumenbahn, dann fast im Laufschritt zurück. Ausgetrocknet und mit elendem Durst mussten wir uns dann erst in der Beiz mit Getränken versorgen. Unsere Trinkflaschen waren auf dem Gipfel zur Neige gegangen und bei diesem Wetter, wirds ohne Wasser dann ziemlich schnell unangenehm. Die Talfahrt mit dem Bähnli war dann ein Genuss. Bestückt mit kühlem Rivella und müden Beinen genossen wir dann nochmal den Rundblick und das herrliche Wetter im hinteren Glarnertal. Der Weg zurück zur Standseilbahn war dann gemütliches Auslaufen und schön entspannt. Einen Bergtag, den ich bestimmt noch lange in Erinnerung behalten werde. Supidupi und lieben Dank an Corinne, für die wie immer nette Begleitung.