Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 22 – 16. Januar 2015

Nach einer etwas unruhigen Nacht hat mich dann doch noch ein ruhigerer Schlaf übermannt und gegen Neun wache ich auf. Der Anblick ist atemberaubend, nachdem ich meine Türe mit direktem Meerblick auf mein Terrässchen geöffnet habe. Was für ein Paradies liegt da vor mir. Ich freue mich auf die Dusche, wo ich schon in der Nacht öfter mal drüber nachgedacht habe, mich aus dem Bett zu rollen und unter einem Wasserstrahl meine klebrig, verschwitzte Haut abzuduschen. Die Mädels sitzen schon unten vor dem Bungi, in ihren kitschig schuddligen Wulst-Polstersesseln. Ich möchte noch schnell duschen. Als ich mich grade mal halb Nass gemacht habe, stellt das Wasser ab. Ich bin leicht genervt, suche das nächste Handtuch um mich wieder abzutrocknen und zieh mich an. Kein Wasser oder kein Strom gehört hier zum Alltag und wirft einen nicht gleich aus der Bahn. Die Seife, die gestern auf wunderbare Weise plötzlich verschwunden war, liegt heute zwar immer noch am Platz neben dem Waschbecken, trägt aber gut sichtbare Bissspuren. Ich dachte gestern schon, ich werd langsam kirre, als ich eine Stunde nach dem einchecken ins Bungi zum pinkeln gekommen bin und die Seife, die ich vorher ausgepackt hatte zuerst nicht mehr dort vorfand, wo ich sie hingelegt hatte. Grade als ich die zweite Seife auspacken will, sticht mir das angebrauchte Duftding doch noch ins Auge: Es liegt anstatt rechts auf dem Waschbecken, einen halben Meter links davon auf einem Holzbrett. Ich bin verwirrt, schreibe die Geschichte aber wieder mal dem afrikanischen Voodoo zu ;-)

In der Lounge bekommen wir ein feines afrikanisches Frühstück. Fertigkaffee mit firschen Früchten, dazu Srumbled Eggs mit Brot. Die Marmelade schmeckt irgendwie undefinierbar sonderbar, aber die kann man zur Not ja auch weg lassen. Ich zieh mich dann ins Bungie zurück, will noch etwas lesen. Als mir auf der Terrasse in meinem Sessel dann wieder die Augen zuzufallen drohen, leg ich mich aufs Bett und falle kurze Zeit später in einen wunderbar entspannten Schlaf. Ich weiss nicht wie lange ich abgetaucht bin, aber als ich wieder aufraffe und von unten dann Barbara mal nach mir ruft und ich mich nach der Zeit erkundige, bin ich überrascht, dass schon eins durch ist. Wir verabreden uns für einen kurzen Walk. Die Sonne brennt inzwischen erbärmlich, der starke Wind lässt einen davon aber nichts spüren. Der Strand hier ist endlos lang und verschwindet irgendwann im Norden und Süden in einer kleinen Dunstwolke, wo ich nicht weiss, ob das der herumgeblasene Sand, oder einfach die feuchte Luft ist, welche das Ende der Strände hier im Nebel verschluckt. Der Strand ist flach, überall recht breit. Draussen hört man von der Riffkante stehts ein lautes Grollen der hereinbrechenden Brandung. Interessant ist der alte Holzturm, an dem wir vorbeikommen und der nicht weit von unserer Anlage entfernt steht. Was dieses Bauwerk aber darstellen soll, bleibt uns schleierhaft. Schaut wie ein Sprungturm aus, bei einer Wassertiefe von 0 bis 1 Meter, je nach Flut, dafür aber wohl eher nicht geeignet. Vielleicht war es mal als Aussichtsturm gedacht, damit man die Küste hoch- und runterschauen und über die Palmspitzen auch ins Land hineinschauen kann? Wir selbst kriegen das Rätsel nicht gelöst und erst jetzt fällt mir ein, dass wir vielleicht Edmund, den Besitzer der Bungalows hätten fragen können. Nach einem knappen Kilometer weist uns dann mein GPS ins Kilimani-Resort. Eine recht grosse, aber menschenleere Anlage. Trotz allem scheint die Strandbar geöffnet zu sein und so setzen wir uns an den Schatten und bestellen ein Soda. Der Durst kommt hier immer ziemlich schnell und ein schattenspendendes Plätzchen ist uns, auch wenns ein kurzer Spaziergang war, sehr willkommen. Ein Geocache versteckt sich hier. Barbara hat die Dose natürlich schon früher, bei einem Besuch mit ihrer Mutter gefunden. Ich suche nach dem kaum getarnten Cache und setz mich dann zu den Damen. Zurück gehts dann mit gesenkten Häuptern. Nicht weil etwa die Laune nicht gut wäre, oder wir aus irgendwelchen Gründen frustriert wären, sondern weil dies die typische Strandspaziergangshaltung der Touris ist: Blick stets nach unten, um irgendwelche Müschelchen zu erspähen, die man einsammeln kann und dann zuhause, für die nächsten 10 Jahren in irgendwelchen Schälchen im Wohnzimmer oder auf dem Nachttisch vergammeln ;-) … ich steck mir natürlich auch ein paar ein!

Als wir zurück sind, bleibt zum relaxen kaum mehr Zeit. Schon bald wird der Taxifahrer da sein, der uns ins The Rock bringt. Die Mädels putzen sich hübsch heraus, Unggle Pierre ist auf solche Events nicht ganz so gut vorbereitet und fällt hiermit schon mal aus der Wertung. Stolz ist er natürlich trotzdem, in so hübscher Begleitung zum Apéro zu gehen. Das bestellte Taxi ist pünktlich da und bringt uns ein paar Kilometer die Küste hoch. Wir passieren ein paar fette Hotelanlagen, die aber hinter Mauern versteckt sind und ich bin überrascht, dass die Fahrt vielleicht zehn Minuten dauert, bis wir rechts abbiegen, ein kleines Dörfchen durchfahren und unten am Strand, an einem Parkplatz, der mit einer Barriere geschützt ist, ausgeladen werden. Vom hier sieht man schon den markanten Felsen, wo jeder Quadratzentimeter Fläche ausgenutzt wurde, um das kleine Restaurant darauf zu bauen. Ein paar Fotos sind hier natürlich ein Muss. Posing before Dösing on the Terrace, with a Perwoll in your hand. Live is good. In Deutsch: Nach dem Fotoshooting gehts das Treppchen hoch, durchs kleine Lokal hinten wieder raus, wo auf einem kleiner Felsnase noch Platz für eine Mini-Outdoor-Bar ist, die einen herrlichen Blick aufs Riff und die Küste bietet. Die Mädels haben Lust auf einen Kokos Drink. Ich bin nahe dran, mich ihnen anzuschliessen, wähle dann aber einen Chaipirina, weil ich den besser mag und werde später für diesen Entscheid mit einem nicht ganz so bösen «Räuschchen» belohnt. Schon als die Perwoll-Frühlingsfrische-Farbigen Drinks gebracht werden, freu ich mich, dass ich mir das nicht antun muss. Die Farbe ist dermassen iiiiiihhhkkkk, dass ich schon jetzt froh bin, mich für etwas erfrischenderes entschieden zu haben. Barbara scheint beim ersten Zug durch den Strohhalm schon eine Vorahnung zu haben, dass dieser Drink teuflisch wird, nicht nur weil er wahrscheinlich aus 85% Rum, 14% Blue Curacao und 1% Kokosmilch besteht und damit gefääääährlich stark ist. Was sonst noch für Drogen in dem 1% Kokosmilch waren, entzieht sich aber unserer Kenntnis :-D Weil es auf dem Terrässchen so gemütlich ist und wir gut eineinhalb Stunden Zeit haben, bis uns der Taximann wieder nach Hause bringt, bestellen wir noch eine zweite Runde, welche ihre Wirkung aufs Gutelaune-Zentrum unserer linken Hirnhälfte nicht verfehlt. Ich düse dann noch kurz ab, um die kleine Sandbank, die bei Ebbe vielleicht hundert Meter weiter draussen, aus dem Meer auftaucht zu besuchen. Ich wate durch knietiefes Wasser und muss höllisch aufpassen, dass meine eh schon etwas aus dem Gleichgewicht geratene Gleichgewichtsfunktion, auf den zum Teil spitzen Korallensteinen, mir keinen Streich spielt, ich dasselbige nicht verliere und dabei in einen Seeigel trete, von denen es hier an einigen Stellen ganze Kolonien gibt. Die zweite Kunst ist es, die vielen, vielen kleinen feingliedrigen Seesterne nicht zu zertreten. So stapfe ich storchenmässig bis auf die Sandbank und geniesse den Blick zurück zum Rock und hinaus ins Riff. Ein paar Posingversuche für die knipsenden Damen, die mich in der Bar, vor ihren Softlan Gläsern beobachten, runden den Ausflug ab. Als ich wieder zurück bin, liegt die Rechnung auf dem Tisch. Im Waves bekommt man für dieses Geld ein leckeres Abendessen, inklusive Flaschwein. Im Dorf reicht das sogar ganz locker für zweimal Essen mit Soda. Beim Parkplatz wartet unser Taximann und bringt uns wieder zurück ins Evergreen. Die Geräusche die irgendwo von der Achse herkommen, wenn er eine enge Kurve macht, oder über einen etwas gar grossen Korallenstein fährt, klingen wenig vertrauenserweckend, das Gestotter des Motors vom der Hinfahrt ist aber nicht mehr da. Das hatte mich doch sehr an meinen lieben alten Audi in seinen letzten Tagen erinnert.

Zurück im Evergreen stell ich mich dann schnell unter die Dusche und geniesse für einen kurzen Moment, meine nicht mehr so klebrig verschwitzte Haut. Dieses Gefühl hält hier auf Sansibar aber in der Regel grade mal fünf Minuten an ;-) Wir nehmen dann im Resti noch einen kleinen Nachglüher, Barbara ist vom Weichspühler in Blau aber sichtlich angeschlagen und fällt nach dem wunderbaren Znacht fast vom Stuhl. Sie ist müde und möchte ins Bett. Die Uhr zeigt gerade mal kurz nach acht. Der Kompromiss ist dann, dass wir uns vors Bungi verschieben und dort noch etwas quatschen. Sinnfreie Aktionen auf den Hängematten, die hier zwischen den Palmen befestigt sind, wecken dann aber auch sie wieder auf und eine letzte Runde Weisswein für den Herrn und Kakaolikörchen für die Damen (man möge mir den Aussetzer des Getränkenamens verzichten, denn inzwischen ist es wieder mal halb eins und auch mein Pegel ist immer noch über Normal Null – Anmerkung des Schreibers am Tag danach: Kalua). Gegen zehn verziehn wir uns dann in unsere Gemächer und ich nutze die Gunst der Stunde, meine Schreiberei wieder auf einen aktuellen Stand zu bringen. Inzwischen ist eine halbe Flascher Wasser meine Kehle heruntergekugelt, ein leichtes Stechen im Kopf macht sich bemerkbar und ich bin auch reif fürs Körbchen. Werd mich noch schnell unter die Dusche stellen und dann noch 5 Zeilen Auenwald reinziehen und dann hofentlich eine etwas ruhigere Nacht, als die letzte verbringen.

Gute Nacht Ostküste, gute Nacht Mehlsand