Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 23 – 17. Januar 2015

Sorry for the delay! Hatte meinen Adapter für meinen Laptop an der Ostküste liegen lassen und war deshalb zwei Tage ohne Internet. Hat mir nicht geschadet und meine Tage um gefühlte zwei Stunden verlängert :-)

Die zweite Nacht im Evergreen hab ich prima geschlafen. Ich wache kurz nach sechs Uhr auf, weil die Blase drückt und vielleicht auch ein kleiner Kater nicht ganz unschuldig dran ist. Draussen ist es grade am Dämmern und so klicke ich kurz mein GPS an, um zu sehen, wenn denn hier die Sonne aufgeht. Perfektes Timing: In fünf Minuten sollte die Kugel aus dem Meer auftauchen und so schnappe ich mir die Kamera und lauf die 18 Meter bis zum Strand. Ich habe zwar von meinem Balkönchen eine wunderbare Sicht, aber die Palmen verdecken doch viel der morgendlichen Pracht. Die Flut ist grade am reinkommen, meine Augen sind müde, der Scharfstellmuskel scheint noch nicht aufgewacht zu sein. Wie immer, liegt aber am Horizont ein Dunststreifen und so warte ich geduldig, bis sich die Sonne hinter den Wolken zeigt. Den klassischen Sonnenauf- oder -untergang hab ich hier in Sansibar noch nicht zu Gesicht bekommen. Trotz allem bietet sich mir ein wunderbares Farbenspiel, als die Scheibe sich nach einer viertel Stunde hinter den Wolken abzuzeichnen beginnt. Die Gunst der Stunde möchte ich gleich nutzen und setz mich mit meinem Buch auf die Terrasse. Mein Körper rebelliert aber mit einer fiesen Schlafattacke und trägt mich nach ein paar Minuten zurück ins Bett. Ich bin wehrlos und lass mich auf die Matratze sinken und falle in einen tiefen Schlaf bis öhh… halb Zenn? Weiss es nicht mehr so genau. Als ich auf den Balkon trete sehe ich Barbara und Malou vor ihrem Eingang in den Kuschselsofas sitzen. Die Sansibari oder vielleicht generell die Afrikaner scheinen auf unglaublich wuchtig, hässliche Sofas zu stehen. Überall sieht man diese Dinger, hier vor den hübschen, einfachen Bungies wirken sie aber gleich doppelt hässlich und extrem unpassend. Keiner von uns fühlt sich von den Dingern angezogen und ohne eine schützende Decke oder Strandtuch, traut sich auch keiner, sich in dieses lebende Organ zu setzen.

Frühstück mit Früchten und Eierspeise, as usual. Danach setzen wir uns in die bequeme Strandlounge und warten auf Abra, der schon um viertel vor Zwölf hier ist. Wir laden unser kleines Gepäck ins Auto und fahren los. Abra erschreckt uns gleich beim losfahren mit einer Hiobsbotschaft. Michael und Delene wurden in der Nacht in ihrem neuen Haus überfallen und attackiert. Die beiden haben unten beim Waves seit vielen Jahren eine Tauchschule und kennen Barbara und Malou gut. Abra weiss noch nicht allzuviel über den Vorfall, erzählt aber, dass Michael von Pangas (grosse Buschmesser) schwer am Arm verletzt wurde und im Spital ist. Barbara und Malou sind von der Nachricht geschockt und mutmassen auf dem ganzen Heimweg, über den Grund des Überfalls. Unterwegs bekommt Barbara von Bo noch per sms eine Nachricht, dass die beiden auf dem Weg nach Südafrika sind, um die Verletzungen dort im Spital behandeln zu lassen. Ich hoffe, dass die Verletzungen nicht allzuschwer sind, da sie immerhin nach Südafrika fliegen können. Delene scheint mit einem Schock davongekommen zu sein. Sie ist Südafrikanerin, dies auch der Grund, dass sie dorthin geflogen sind. Michael kommt aus Deutschland und wahrscheinlich wär der Flug dorthin zu weit gewesen.

In Stone Town möchten wir noch ein paar Besorgungen machen. Abra hält zuerst bei der Barclays Bank, wo wir alle unsere Geldbündel wieder anwachsen lassen, danach bringt er uns hinunter zum Buni Café, wo wir einen kleinen Lunch einnehmen. Hier gibts prima getoastete Sandwiches und lecker frische Fruchtsäfte. Verschiedene Strassenhändler winken uns von der Strasse her zu, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als ein Schwarzer mit einem Tansania Fussballshirt vorbeikommt, winke ich ihn zu uns. Über den Zaun zum Resti wird verhandelt und probiert. Das Shirt ist mir zu klein. Da haben an meinem Körperumfang auch drei Wochen dauerschwitzen noch nicht sichtbar was verändert und so düst er los, um sich irgendwo ein grösseres Teil zu krallen. Flugs steht er wieder da, reicht mir die nächstgrössere Nummer, die dann passt und verhandelt über den Preis. Bei 35’000 Schilling werden wir uns einig und der Deal kommt zustande. Er gibt sich dann sogar mit 34’000 zufrieden, da ich keinen Fünfer habe. Wenig später kommt ein Händler mit bunten Afrikashorts vorbei, die Barbaras Aufmerksamkeit wecken. Dieses Geschäft geht blitzschnell. Hosen über den Zaun gereicht, Barbara zieht sie sich kurz über und kauft. Grosse Preisverhandlungen gibt es nicht… bei 20’000 Schilling auch nicht wirklich ein Ding. Frisch gestärkt gehn wir dann um die Ecke zur Post und werfen unsere Postkarten ein und weiter zum Inder, wie die Mädels den Laden nennen. Ein Tourishop, recht gross und aufgeräumt mit Fixpreisen. Wir waren schon mal hier, kauften unsere Postkarten und die Mädels glaub ich noch Tücher oder Schals. Gleich über die Strasse liegt das Memories, ein modern eingerichteter Souveniershop, ohne nervige Verkäufer. Hier ist alles hübsch ausgelegt und mit Preisschildchen versehen. Bei Barbara und mir keimte in den letzten Tagen die Idee auf, einen Sansibar-Cache in Zürich zu legen. Die Sache ist im Detail noch nicht ausgereift, aber genügend weit gediehen, um für die einzelnen Stationen, die wir bauen möchten, entsprechende Souvenirs zu kaufen. So wird ein kleines Bao-Game und eine Sansibar-Kiste mit goldenen Messingverziehrungen ins Körbchen gelegt. Gewürze hatte ich vorhin schon beim Inder gekauft. Ich kaufe mir auch noch zwei, drei andre Nippesdinge und auch Barbara füllt ihr Körbchen mit diesem und jenem. Die zwei Stunden, die wir Abra gebeten haben zu warten, vergehen wie im Flug. Die letzten zehn Minuten die noch geblieben wären verbringen wir dann noch in einem T-Shirt-Shop.

Auf dem Weg zurück von Sansibar Town nach Nungwi ist natürlich die Überfallgeschichte wieder ein Thema, aber mehr als mutmassen können wir im Moment nicht. Baryl (Bo) hat sich für morgen früh bei uns auf einen Kaffee angemeldet. Sie hat den beiden Attackierten nach dem Überfall geholfen Flüge zu buchen und zu organisieren und sich um ihre Hunde gekümmert. Wir sind alle gespannt, was uns Barell morgen neues zu erzählen hat.

Zurück in Nungwi muss nach drei Tagen erst mal alles durchgefegt werden. Bevor wir müde werden, verfallen wir in Werkelmode. Barbara nimmt sich das Badezimmer vor, ich fege Stube, Küche und Veranda und pack meine verschwitzten, verbrauchten Kleider aus. Ich möchte gleich noch ein paar Zeilen schreiben und auch gucken, was in Melbourne abgeht. Da gehen die Australien Open am Montag los und über mein Lieblings-Tennisturnier möchte ich natürlich auch hier eingermassen uptodate sein. Als die Batterieanzeige unter 15% fällt, überkommt mich ein laues Gefühl. Ich gehe zwar ins Zimmer und schaue in meine Tasche und meinen Rucksack nach dem Adapter für meinen Laptop, müsste es aber gar nicht tun, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass ich das Kabel beim Einpacken im Evergreen nie aus der Steckdose beim kleinen Tischchen gezogen habe. Natürlich finde ich das Ding auch nicht in meinem Gepäck. Was für ein Ärger, lief ich doch in meinem Bungi extra noch ums Bett, um auch ja zu checken, ob mir da mal was runtergefallen war, aber beim Tischchen hatte ich natürlich nichts kontrolliert. Und bis in Nungwi Apple einen Store eröffnet dürften wohl noch ein paar Tage ins Land ziehen ;-) Gut hat Barbara auf ihrem Zanzihandy all ihre Tansania-Nummern gespeichert und so kann ich kurz bei Edmond anrufen. Er bestätigt mir ein paar Minuten später, dass das Ding noch im Zimmer war und er es zur Seite lege. Danach engagiere ich Abra, mir das Ding im Evergreen zu holen. Viel Aufwand für einen Stecker, aber ein neuer kostet ja auch immer viel Geld und den bekäme ich hier auf Sansibar eh nicht. Wir vereinbaren einen Preis, er willigt ein und wir vereinbaren, dass er ihn mir morgen im Verlaufe des Tages bringen wird. So bin ich für die nächsten zwei Tage vom Internet getrennt und kann die letzten Berichte auch nicht mehr hochladen, denn die restlichen paar Prozentchen Ladung sind schnell aufgebraucht. Alles halb so wild. Ich bin auf die eine Seite froh, dass der Adapter nicht verloren ging und dass ich mit Abra einen noch zahlbaren Deal machen konnte. Ob ich hier zwei Tage Blogpause mache ist gleich nochmal egal, hab ich dann wenigstens mal etwas mehr Zeit zum lesen. Sy: Jupp… Auenland, Ring, Frodo und Co. sind für mich völlig neu. Ich hatte als die Filme ins Kino kamen mir fest vorgenommen, erst die Bücher zu lesen. Und da ich leider in den letzten Jahren kaum mehr gelesen hatte, dauerte es «ein Weilchen».

Den Abend verbringen wir zuhause. Die Mädels kochen: Malou kocht ein wunderbar afrikanisch gewürztes Chabis-Rüebli-Gemüse, Barbara macht dazu Omletten und Salat. Einfach aber sehr gut. Und da an diesem Abend auch bei uns keine Weltgeschichte mehr geschrieben wird, nehme ich dies zum Anlass, den Bericht zum 17. Januar hiermit zu beschliessen.

Gute Nacht Nungwi, guuuuute Besserung Michael