Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 28 – 22. Januar

Der letzte Tag bricht an und ich bin ziemlich platt, als ich mich aus dem Bett quäle. Draussen steht Afrika vor der Tür: Heiss wie immer. Barbara sitzt schon auf der Terrasse als ich um halb zehn vor die Türe trete. Ziemlich zerknüllt hoffe ich, dass mein Körper doch noch auf Touren kommt. Ich habe kein grosses Programm, Barbara und Malou sind aber schon bald auf Draht. Barbara macht Inventar und bereitet sich mit ihrem Haushalt schon ein bisschen auf die Abreise vor und möchte die Dinge, die hier in Afrika bleiben, oder nicht mehr gebraucht werden etwas aussortieren. Ich versuche die Tagesberichte, denen ich seit ein paar Tagen immer hinterher renne, vor dem Ferienende nochmal aufgearbeitet bekommen. Nach einem Weilchen kommt dann der Hunger, aber Barbara ist schneller und bereitet das Frühstück zu. Eigentlich hatte sich Bo heute nochmal auf einen Schwatz angemeldet, sagt aber ab, weil sie nicht fit ist.

Malou macht sich auf einen Morgenspaziergang und auch mich ziehts nochmal hinunter zum Strand. Ist heute doch eine Minus-Ebbe angesagt, die mich nochmal aufs Riff lockt. Ich bin ähnlich wie gestern grade beim Ebbe-Niedrigststand unten an der Küste und staune einmal mehr, wie unglaublich hier die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut erlebbar sind. Wo gestern das Wasser den Sand bis hinauf ins Wave abgetragen hat, ist der Weg zur Wasserkante in weiter Ferne. Das Riff kann mehrere hundert Meter hinaus begangen werden. Ich laufe ein Stück bis zum Hilton vor und spaziere auf der Sandbank hinaus aufs Riff. Wieder fesselt mich die Schönheit dieser so sonderbaren Wasserwelt, die ich so gar nicht kenne. Ich entdeckt zwar nicht viel neues, ausser ein paar recht grosser Vogelkolonien, die sich auf Sandbänken niedergelassen haben. Mit etwas Glück erwisch ich sogar ein paar ganz nette Schnappschüsse, als die Vögel aufgescheucht werden und in kleinen Schwärmen in die Luft steigen, um nur ein paar Meter weiter auf dem nächsten trockenen Fleck im Riff wieder zu landen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich stapfe mit meinen Crocs! durch Pfützen, über Rifffelsen, Sandbänke und zirkle mich zwischen Seeigeln und Seesternen durch. Irgendwann springe ich wie von der Tarantel gestochen auf. Ein stechender Schmerz durchzuckt meinen rechten Fussballen. Ich wundere mich über diesen Fiesen «Stich», denn ich stand bestimmt nicht auf einen Seeigel. Als ich meinen Schuh vom Fuss nehme staune ich aber nicht schlecht. Hat sich doch ein kleiner, spitzer Korallenstein durch die Schuhsohle gebohrt und steckt noch immer im Schuh. Zum Glück nicht im Fuss. Das Souvenir steck ich mir dann in die Hosentasche. Am Abend meint Barbara dann, mach dir doch ne Kette dran … das überleg ich mir nun ernsthaft. Dinge zu denen man einen Bezug mag ich und vielleicht wollte dieser kleine, fiese Korallenstein ja mal in die Schweiz und hat sich deshalb in mich gebohrt.

Auf dem Heimweg geh ich nochmal bei den Bootbauern vorbei. Ich bitte nochmal, ein paar Fotos zu machen. Die Frage wird mit einem Hinweis auf die aufgestellte Donationbox genehmigt. Gegen eins bin ich dann wieder zurück und widme mich wieder meiner Schreiberei, wähle ein paar Bilder aus und bin froh, dass ich langsam wieder up to date bin. Barbara und Malou möchten noch ein Schwumm machen, ich habe noch zu schreiben und geh dann zum späten Lunch um 15 Uhr auch noch an die Beach. Wir geniessen wohl zum letzten Mal einen relaxten Nachmittag unter dem Palmendach vom Waves und hüpfen zwischdurch mal ins warme Wasser.

Als wir wieder zurück sind, sitzt King draussen vor der Wasserpumpe von Malou am Boden und hat die Steckdosen auseinandergeschraubt. Das Kabel sieht ziemlich mitgenommen aus und die Reparaturarbeiten anfangs Woche, als die Pumpe schon mal versagte, hatten nicht lange gehalten. Barbara düst darauf kurz zum Obi und organisiert ein neues Kabel und neue Stecker, die King zusammenschraubt und die Pumpe so wieder zum laufen bringt. Malou trifft vor dem Haus noch Rosl, eine freundlich, lebendige deutsche Frau, die sie vor ein paar Jahren mal zufällig getroffen hatten und die sich vor kurzem hier in Nungwi «niedergelassen» hat und als Rentnerin das afrikanische Leben geniesst. Sie kommt schnell auf einen Kaffee herein und plaudert mit den Mädels. Kurz nachdem sie wieder gegangen ist, klopft es erneut am Tor und Majassa mit Ismail, ihrem kleinen Brüderchen kommt strahlend vorbei. Sie ist ein bildhübsches Mädchen, dass die Mädels so um die 16 schätzen mit ihrem monatigen Brüderchen. Ihre Mutter wohnte früher gleich nebenan, bevor Sele ihr Land gekauft hat und sein arabisch angehauchtes Haus darauf gebaut hat.

Nach all den Besuchen, meldet sich dann auch noch Mussa, bei King. Unser Schildchenschnitzer ist mit einem Tag Verspätung zum Glück mit seiner Arbeit noch fertig geworden und steht fünf Minuten später vor dem Tor. Wir beiden sind sehr gespannt, wie er unsere Wünsche umgesetzt hat und es haut uns fast aus den staubigen Flip Flops als er die wunderschön geschnitzten Täfelchen aus einer braunen Papiertüte zieht und uns präsentiert. Barbara zahlt noch den Restbetrag und strahlend tragen wir unser «Geschenk» ins Haus. Eigentlich zu schade um die Dinger in einem Schweizer Wald aufzuhängen ;-)

Nach all den Besuchen, machen wir uns dann fertig fürs letzte Abendessen, wo wir nochmal ins Langi Langi gehen wollen, um uns auch von Sele zu verabschieden. Der etwas unbeholfene Kellner bringt mich zum schmunzeln, aber im Ferienmodus stört es auch nicht, dass der Wein in einem grossen Kübel mitten auf den Tisch gestellt wird. Die Gläser dazu fehlen und auch das bestellte Wasser bleibt aus. Nach einem Weilchen fragen wir dann mal nett nach und peinlich berührt und entschuldigend düst er dann los und stellt uns drei verschiedene Weingläser auf den Tisch. Thats Africa :-) Ich bestelle mir zum Abschluss Stone Town Beef. Ein wunderbares Geschnetzeltes in einer feinen Sauce gekocht, dazu Reis und Gemüse. Die Frauen entscheiden sich für Prawns Masala, dass auch lecker ausschaut. Etwas Wehmut macht sich schon breit und wir diskutieren zwischendrin auch mal, wie wenig uns typische Schweizer Dinge fehlen. Da ging mir nach Amerika- oder Australienreisen schon nach kurzer Zeit nach normaler Küche gesehnt. Hier fehlt mir nicht mal Süsses und das will was heissen. Bin gespannt, wie ich die Rückkehr aus dieser doch so anderen Welt erlebe. Wir bleiben nicht allzulange sitzen und spazieren dann nach Hause. Auf dem Dorfplatz tanzen die Nungwianer noch zu afrikanischer Musik, welche eine politische Veranstaltung der CCM ausklingen lässt, die heute schon den ganzen Tag mit Musik und ziemlich polternden Reden durchs ganze Dorf dröhnte. Wir sind froh, dass das Fest gegen halb zwölf doch noch ein Ende gefunden hat und wir nun doch eine letzte ruhige Nacht vor uns haben.

Inzwischen ist der letzte Kaffee gekocht und ich habe meinen letzten Bericht auch im Kasten. Es ist schon wieder halb eins und meine Augen sind schwer. Werd mich gleich schlafen legen und zum letzten Mal, dieser schönen Insel eine gute Nacht wünschen.

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht liebe Menschen und Tiere die ich hier kennenlernen durfte.