Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Scillywall – Tag 1 – 22. Juli

Anreise Zürich – London – Pencanze

Der Wecker klingelt gnadenlos und reisst mich Morgens um sechs aus dem Schlaf. Die Nacht war kurz, weil ich bis gegen Mitternacht am Koffer packen war. Was war ich froh, dass ich in unseren Reisenotizen eine ziemlich umfangreiche Packliste zusammengestellt hatte, die ich nun ganz easy von oben nach unten durcharbeiten konnte. Zweimal liess ich die Schlummerfunktion des Weckers noch gewähren, bevor ich mich aus den Federn quälte, meinen letzten frischen Kaffee kochte und mir ein währschaftes Müesli zubereitete. Pünktlich um zwanzig vor Acht verliess ich mit dem Rollkoffer die Wohnung. Vor der Haustüre dachte ich, dass es völlig unnötig sei, meinen dicken Schlüsselbund inklusive Auto- und Geschäftsschlüssel mit in den Urlaub zu nehmen, lief nochmal hoch, tauschte ihn gegen meinen Ersatzschlüssel, merkte dabei, dass ich meinen Kompostkübel noch nicht geleert hatte, nahm den auch gleich noch mit und leerte ihn vor dem Haus in den Grüngut Container. Ganz relaxed spazierte ich dann mit dem Koffer im Schlepptau zum Bahnhof. Ich genoss es, dass ich mal zeitig dran war und ohne Stress den Zug erreichen würde … bis mich kurz vor dem Bahnhof, 10 Minuten bevor der Zug fuhr, plötzlich ein dumpfes Gefühl überkam das mich meine Hosentaschen prüfen liess. Mist, da war kein Schlüssel! Nicht links, nicht rechts und auch sonst nirgends. Eine Jacke hatte ich bei diesem heissen Sommerwetter auch keine an. Augenblicklich schoss mir das Blut in den Kopf und das Bild vom Schlüsselanhänger, der über dem herausgezogenen Koffergriff vor dem Grüngut-Container hing, blitzte vor meinem inneren Auge auf. Ich hatte ihn beim Kompost leeren unüberlegt über die herausgezogene Griffstange des Koffers gehängt und dann beim loslaufen wohl nicht mehr beachtet. Dabei muss mir der Schlüssel, ohne dass ich was hörte auf den Boden gefallen sein. Also zurück im Laufschritt, mit einem Puls der mir schon bevor ich mich in Bewegung setzte am Halszäpfchen schlug. Mit dem 20 Kilo schweren Koffer den ich mir hinterher zog lief ich so schnell es eben ging wieder zurück, betend, dass mir der Schlüssel irgendwo auf die Strasse gefallen war, wo ich ihn auch wieder finden würde und hoffentlich nicht schon jemand anders das Ding aufgehoben und mitgenommen habe. Ein kurzes Glücksgefühl überkam mich, als ich die Schlaufe auf dem Trottoir vor meinem Haus am Boden liegen sah, doch es war nur von kurzer Dauer. Was nun… der Zug war zu Fuss nicht mehr zu erreichen, das Auto aus der Garage holen war auch keine Alternative, weil auch da die Zeit nicht mehr gereicht hätte und dann hatte ich auch keine Lust, zwei Wochen im Parkverbot am Bahnhof zu stehen. Just in dem Moment bog ein Auto vor mir in die Strasse ein und reagierte zum Glück auf mein Winken. Eine freundliche ältere Dame erbarmte sich meiner und liess mich einsteigen. Ich hatte kaum Zeit meine Geschichte zu erzählen und mich danach zu bedanken, weil der Zug bereits am einfahren war, als wir den Bahnhof erreichten. Im Stechschritt rannte ich durch die Unterführung und erwischte in der letzten Sekunde die schon verpasst geglaubte S-Bahn noch.

Das nenn ich mal einen Start in den Urlaub. Ob das nun ein gutes oder schlechtes Ohmen für meine Ferien in England war, lass ich einfach mal offen.

Der Rest klappte dann reibungslos. Im Hauptbahnhof traf ich wie vereinbart Mami, Barbara und Tante Brigitte. Auch auf dem Flughafen lief alles rund. Der Flug war angenehm ruhig und in London Heathrow erwartete uns ruhiges und schönes Sommerwetter. Ein Shuttlebus brachte uns zur Autovermietung, wo es dann nicht mehr ganz so geschmeidig lief: Die füllige Dame am Schalter wollte uns zuerst einen dicken Jaguar SUV für zusätzliche 90 Pfund pro Tag aufschwatzen, was wir dankend ablehnten. Irgendwie fand sie ihr Angebot wohl unwiderstehlich, da sie nachdem sie sich kurz entfernte uns kurz darauf das selbe Angebot für 30 Pfund weniger nochmal anbot. Sie meinte, dass unser reservierter Octavia wohl etwas knapp sei für vier Personen mit Gepäck. Wir waren da aber dezidiert anderer Meinung. Wieder zwitscherte sie davon, um uns mit einem dritten Angebot den Speck durchs Maul zu ziehen: diesmal lockte sie uns mit einem VW Sharan, mit Platz satt für 7 Personen, für nur noch 40 Pfund Aufpreis. Auch dieses Angebot lehnte ich mit Barbara, die mir zur Seite stand ab und bat sie, uns doch einfach das Auto zu geben, welches wir reserviert hatten. Irgendwann kam dann noch der Team-Manager und bot uns den Sharan für 20 Pfund Aufpreis an. Langsam wurde es mir dann doch zu bunt und ich bestand nach diesem Hickhack mit etwas mehr Nachdruck auf unserer Reservation. Die Füllige erklärte uns darauf, dass sie noch auf eine Rückgabe warte und wir uns deshalb noch 15 Minuten gedulden müssten. Daraus wurde dann eine halbe Stunde und so langsam begann mich die Sache zu nerven. Auch dem Manager schien das Ganze inzwischen auch peinlich zu werden und so rückte er endlich mit der Wahrheit heraus. Sie hatten Probleme mit den Rückgaben der Wagen und unsere reservierte Kategorie war im Moment komplett ausgemietet. Deshalb versuchten sie uns mit all den Upgrades zu ködern. So ganz wohl war es ihm bei seinen Ausreden und überteuerten Angeboten dann doch nicht mehr und da er wohl auch merkte, dass wir auf unserer Vereinbarung bestanden, machte er endlich vorwärts und wies die Füllige am Schalter an, uns einen anderen Wagen zu geben. Keine zehn Minuten später fuhr dann ein frisch gewaschener Sharan, für das von uns gebuchte Geld vor und unsere Reise konnte endlich weiter gehen. Das wäre wohl auch in der halben Zeit zu organisieren gewesen, aber was solls, schlussendlich hats ja doch noch geklappt und wir hatten für die nächsten zwei Wochen einen sehr geräumigen und komfortablen Wagen.

Leicht nervös versuchte ich mich dann im hektischen Linksverkehr, möglichst schnell aus der Betonhölle rund um den Flughafen zu befreien. Barbara lotste mich mit Hilfe der iPhone Navi, nach ein paar Startschwierigkeiten gekonnt aus der Stadt. Schnell wurde die Gegend grüner. Wir fuhren durch richtig hübsche Wohnquartiere und schöne kleine Waldpassagen. Gegen 14:30 kamen wir an einem Restaurant mit grosser Gartenterrasse vorbei und entschieden spontan, hier unsere Mittagspause einzulegen. Die Küche schien ganz passabel, wenn auch etwas gar fleischlastig. Wir wählten alle einen Burger mit Beilagen. Das Essen war ganz gut und die Temperatur draussen im Garten angenehm warm. Frisch gestärkt gings dann weiter, durch eine immer typischer anmutende englische Landschaft. Wir fuhren durch viele Dörfer, umkreisten endlos viele Roundabouts und waren etwas überrascht, dass es hier kaum Autobahnen gab. Ein paar Tage später merkten wir dann, dass wir im Navi immer nach der schönsten und nicht nach der schnellsten Route gefahren waren ;-) Gegen 21 Uhr erreichten wir dann Longrock, wo wir uns im Mount View niederliessen. Ein nettes B&B, keine hundert Meter vom Meer entfernt, von wo man direkt zum St Michael’s Mount hinüber sehen konnte.

Für ein Abendessen in einem Pub oder Restaurant waren wir allerdings zu spät und so setzten wir uns nach einem kurzen Spaziergang zum Strand, an einen Tisch vor an der Strasse vor unserem B&B stand und verdrückten noch ein paar übrig gebliebene Kekse und Wasser von unterwegs. Die Nacht war dann trotz Strassenlärm ganz ok, aber recht kurz.