Rakiura

Tag 27, Sonntag, 10. Januar
Stewart Island, Curio Bay
Lezter Tag auf Stewart Island. Wir möchten nochmal einen Walk machen. Wir möchten zur Maori Beach, welche schon im Rakiura Nationalpark liegt. Heisst natürlich früh aufstehen, da wir kurz vor vier am Airport Terminal in Oban sein müssen. Unser Lady hat um halb 8 das Frühstück für uns parat. Herrlich. Wir müssen nichts tun, bekommen (wässrigen) Kaffee, Cereals mit frischem Obst, Toast und gekochtes Ei, oder wie wirs haben möchten. Nadja entscheidet sich für scrambled Eg mit Schinken und Tomate. Isabelle kocht dann zwar ein Spiegelei, aber auch egal. Sie ist um die 70, sehr gesprächig und höflich und vermietet schon ein ganzes Weilchen Zimmer. Ihr Mann muss vor kurzem erst verstorben sein und sie sagt uns auch, dass es ihr Spass mache, Gäste zu bewirten. Kann ich verstehen, dass sie sich besonders ohne Mann über Abwechselung freut. Hier in Stewart Island kennt sich ja jeder. Und so weiss Isabelle auch auf alle Fragen eine Antwort. Sie kennt das deutsche Paar, dass in der ZDF Doku porträtiert wurde, kenn Matt unseren Guide und kennt auch die Familie der Dame die wir mal nach dem Weg gefragt hatten und deren Nichte gestern auf der Insel geheiratet hat.
Gegen neun haben wir dann fertig gefrühstückt und unsere Koffer wieder gepackt und spazieren los. Nach einer guten Stunde Marsch begegnen wir dann dem Stewart Island Tuk Tuk, dass von einer ziemlich massigen Maori Frau gefahren wird. Sie winkt uns und fragt, ob wir eine Taxi bräuchten und wo wir denn hin wollten. Wir sagen, dass wir zur Maori Beach laufen möchten und wieder zurück. Sie bietet uns dann für 30 Dollar an, uns bis zum Nationalparkeingang zu fahren und uns am Mittag dann wieder abzuholen, damit wir den Tag etwas stressfreier geniessen können. Da Nadja immer noch ziemlich rumkränkelt und nicht wirklich fit ist, nehmen wir ihr Angebot an und lassen uns erst mal zur Lee Bay fahren. Lustig, ist glaub ich das erste Mal dass ich auf einem Tuk Tuk fahre. Und das nicht mal in Asien und bei vielleicht grad mal 12 Grad… brrrr… ziemlich frisch und zugig. An der Bay lädt sie uns dann ab und wir vereinbaren die Abholzeit am Nachmittag. So zotteln wir dann los. Auch diese Tour ist sehr schön, führt duch zwei hübsche Buchten und immer durch den Regenwald, der auch hier wieder anders ist, als die bisher gesehenen. Die Maori Beach ist wunderschön. Ein kleines Flüsschen mit goldenem Regenwaldwasser trennt aber den Strand vom Weg und man kommt nicht trockenen Fusses rüber. Also Schuhe aus und durch. Die Beach ist wunderschön und einsam. Trotzdem sind heute einige Trekker unterwegs, die entweder die über 10-tägige Rundtour über die Mason Bay machen oder den 2-3 tägigen Rakiura Walk in Angriff nehmen. Am Ende der Bucht führt eine Swinging Bridge dann weiter, aber wir lassens bleiben. Für fünf Minuten wärmt sogar die Sonne mal etwas, wird aber prompt vom nächsten Regenschauer wieder vertrieben.

Um eins machen wir uns dann auf den Rückweg. Nadja leidet, der Husten will einfach nicht besser werden. Am Parkplatz vertreiben wir uns dann noch ein Weilchen die Zeit, bis unser Tuk Tuk kommt und in die Stadt zurück bringt. Ich hol mir in dieser Zeit noch ein paar neuseeländische Postkarten. Vielleicht finde ich noch Zeit ein paar zu verschicken ;-) Wir haben noch genügend Zeit um im South Sea Hotel einen Kaffee und ne heisse Schokolade zu schlürfen und gehen dann drei Häuser weiter zum einchecken. Herrlich. Hier ist alles so nah beieinander und so schnucklig. Jeder hat irgend ein Micro Business am laufen. Kleine Kaffees, Tuc Tuc Unternehmen, selbständiger Guide, es gibt nur ein paar Scooters zu vermieten, zwei Restaurants und die Stewart Island Airline hat sich das alte Postgebäude unter den Nagel gerissen. Der Bus fährt uns dann wieder aufs Flugfeld 5 Minuten oberhalb Obans und es geht dann auch gleich los und zurück aufs Festland. Bis auf ein Luftloch, dass mir mal kurz das Gefühl des Freefalls wieder in Erinnerung bringt geht alles gut. Es schüttelt und schaukelt, aber das tat es auch schon auf der Hinreise.
Unser Backpacker freut sich auch wieder auf uns. Stand er doch schon ganz traurig und alleine auf dem Parkplatz und hat auf uns gewartet. Wir gehen in Invercargill noch das nötigste einkaufen, tanken die Maschine voll und unsere arg gebeutelten Portemonnaies werden auch wieder mit Papier gefüllt. Stewart Island ist ganz schön teuer. Aber auch ganz schön schön ;-)
Wir nehmen uns vor, bis zu den Catlins zu fahren und bei der ersten Sehenswürdigkeit, die wir sehen möchten zu übernachten. Ich habe mich nicht wirklich schlau gemacht über diese Region und lass mich hier von Nadja leiten. Als ich sie zum vierten Mal frage was der Slope Point sei sind wir schon fast beim Abzweiger und endlich check ich, dass dies wohl der bekannte Wegweiser sei. Also, die 6 km mehr Gravel Road tun uns auch nicht mehr weh. Nachdem der Starkregen 5 Minuten vorher aufgehört hat, wagen wirs. Ich denke: Da fahrn wir schnell hin, steigen aus und gucken und machen schnell Foto und weiter. Aber nix ist. Da kommt dann irgenwann mal ein Schild wo steht: Parkplatz: 20 Minuten zum Slope Point. Der Slope Point ist der südlichste Punkt der Südinsel. Also tigern wir los. Es ist schweinekalt, der Wind bläst einen fast um und die Schafweide über die’s zum Leuchtfeuer hinunter geht ist absolut durchweicht. Erst quillt das Wasser durch die wohl gebrochene Sohle von unten durch, dann schaff ichs nicht mehr die Wasserlöcher zu umgehen und laufe mit nassen Füssen hinunter. Dort steht dann aber nicht der erwartete Wegweiser sondern nur sein kleiner Bruder, der auf dem einen Schild die 4600 irgendwas Kilometer zum Südpol angibt und die 5100 sonstwas zum Äquator. So ein Mist und ich hab jetzt nasse Füsse und es ist kalt. Egal, macht ja trotzdem immer Spass sowas.

Der letzte Abschnitt sind dann nur noch gut zehn Kilometer und wir stranden in der Curio Bay. Der Camping ist sehr einfach und liegt in einem grossen Flachsfeld, welches doch ein bisschen vor dem steifen Wind schützt. Der nette Herr im Office weist uns unsere Power Site zu und sagt uns noch, dass man hier die Yellow Eyed Pinguine sehen kann. Wir stellen unser Haus ab, ich zieh mir trockene Schuhe ab und in einem 10-minütigen Spaziergang gehen wir runter zur Curios Bay. Tatsächlich sehen wir dort 3 Pinguine über den felstigen Strand in ihre Nester spazieren. Ein sehr hübsches und lustiges Erlebnis. Ich amüsier mich vor allem, wenn sie auf Steine hüpfen. Hoffe, dass die Fotos wenigstens was geworden sind. Morgen früh gehn wir dann noch an die andere Beach, dort sieht man mit Glück noch Delphine.

Spannend auch, dass er immer weiss wo welche Vögel zu sehen sind. Er kennt die Nistplätze, weiss an welchen Plätzen die Tiere ihr Futter finden und so sehen wir auch die seltenen Yellowheads oder die kleinen Riffle Birds (der kleinste Vogel Neuseelands). Er bleibt plötzlich stehen und meint, wir sollen ein Momentchen hier warten und still sein. Es geht keine Minute bis ein kleines Vögelchen angeschwirrt kommt und auf den Ästen herumtänzelt und schliesslich in einem Baumloch verschwindet. Kaum ist er im Loch verschwunden, hört man auch schon die Kleine fiepen. Wirklich süss. Als wir auf der anderen Seite der Insel an eine Beach kommen, wimmelt es nur so von Wekas, die ich weder kannte und natürlich auch noch nie gesehen habe. Matt scheint daran gefallen zu finden und verspricht mir mit einem Schmunzeln im Gesicht, als ich zu Beginn nachfrage, was denn der Weka für ein Vogel sei (welcher natürlich jeder Neuseeländer kennt), dass ich davon heute hundertprozentig noch ein paar sehen werde. Diese Vögel sind auch flugunfähig und ähneln ein bisschen den Kiwis. Mit ihren langen Schnäbeln wühlen sie am Strand in angeschwemmten Sea Weed nach Mücken, Larven und Strandflöhen. Ganz lustig ist auch ganz am Anfang der Tour der erste Robin den wir sehen. Wir waren einem solchen schon auf dem Manapouri-Walk begegnet und wunderten uns über dessen zutraulichkeit. Die Robins hier lassen sich von Menschen kaum erschrecken. Als dann Matt mit den Schuhen den Waldboden etwas aufwühlt kommt er prompt an diese Stelle und stochert dort in der Erde. Die Robins mögen deshalb auch die Wekas die auch den Waldboden aufwühlen und so die Suche nach Insekten im Boden natürlich vereinfachen. Während der ganzen Tour regenet es immer wieder, wir sind aber alle gut angezogen und stören uns nicht wirklich daran. Als wir wieder an der Post Bay ankommen erwartet uns schon unser Wassertaxi und bringt uns zurück auf die Hauptinsel.











Also retour auf demselben Weg. Spielt hier für einmal keine Rolle, auch wenn ich das sonst wirklich nicht gerne mache. Aber diese Wälder sind so interessant, dass sie in der anderen Richtung wieder ganz anders aussehen und der Weg nie langweilig wird. Wir setzen ein etwas höheres Tempo an und sind nach ca. 2,5 Stunden wieder am Steg. Die letzte halbe Stunde laufen wir wieder im Regen. Dort angekommen rufen wir dann wieder das Wassertaxi und nach kurzer Wartezeit kommt auch wieder die wasserrestistende nette dicke Dame im abgewetzten Wollpullover und bringt uns zurück auf die andere Seite des Flusses. Und wie wenns schon immer so gewesen wäre, reisst der Himmel auf und alles leuchtet hübsch und frisch in der Sonne. So ändert sich hier das Wetter im Minutentakt. Irgendwie scheint hier immer April zu sein. Kalt isses aber immer noch. Eine faszinierende und sehr eindrückliche Wanderung, die uns sicher lange in Erinnerung bleiben wird. Es dürfte schwierig sein, diese Eindrücke trotz Fotos weitergeben zu können.





Das Wetter hat inzwischen umgeschlagen. Die Sonne hat den Regen vertrieben. Meine Begeisterung von dieser Insel hält sich bisher noch in Grenzen, aber schon 5 Minuten nach Queenstown eröffnen sich einem völlig neue Welten. Sanfte Hügel umrahmt von hohen Gipfeln, saftig grüne Schafweiden wie man sie aus den Prospekten kennt. Toll. Bevors dann über den Pass nach Wanaka hoch geht machen wir Halt in Arrowtown. Einem alten Goldgräberstädtchen, dass zwar sehr touristisch und rausgeputzt ist, aber es ist niedlich und ein kurzer Stopp lohnt sich alleweil. Anscheinend gibts am Fluss noch alte Chinesische Siedlungen, worüber wir aber erst später im Reiseführer lesen. Diese waren damals Gastarbeiter und durften nicht in der Stadt leben und mussten sich ausserhalb primitive Hütten bauen oder lebten in Höhlen. Nach einer Erfrischung gehts dann weiter Richtung Wanaka. Die Strecke ist atemberaubend schön. Ich muss gleich beim ersten Viewpoint schon am Fusse des Passes anhalten. Die Landschaft hier fansziniert mich und ich möchte das unbedingt im Bild festhalten. Beim Fahren hab ich zuwenig Zeit, mein Auge in Ruhe über diese einmalige Landschaft schweifen zu lassen. Trotz allem macht die Fahrerei durch eine so faszinierende Gegend richtig Spass, auch wenn ich noch mit den Tücken des Wagens und dem Linksverkehr zum kämpfen hab. Alles ist andersrum, aber auch wirklich alles. Blinker beim Schweibenwischer, Schaltung und Fahrrichtung sowieso. Und den Innenspiegel vergesse ich meist, weil mein Auge gar nie auf die Idee kommt nach links oben, statt wie gewohnt nach rechts oben zu gucken.






