Pierres Blog

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Igluprojekt Gulme 2012. Finale: Frust und die Alternative

iglufrust

Die Übernachtung im Iglu planten wir für Donnerstag auf Freitag, 16./17. Februar, da ich am Wochenende im Schwarzwald war und nicht konnte und die Kids noch Ferien hatten. Das Wetter machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Ziemlich viel Neuschnee, schlechtes Wetter und die grosse Lawinengefahr liessen uns den Termin canceln und die Übernachtung aufs kommende Wochenende verschieben.
Da war das Wetter etwas besser, aber die frühlingshaften Temperaturen machten uns einen Strich durch die Rechnung, denn als wir oben auf dem Gulme ankamen, war vom Iglu nur noch ein jämmerliches Häufchen zerfallener und angetauter Schneeblöcke zu sehen. Der Steinbruch war völlig zugeweht und nicht mehr existent.

Hier nochmal alle Links zu den Bildern und Filmen:
Flickr von Pierre
Flickr von Corinne (Schneehöhli) und vom ersten Tag
Video Tag 1+2 und Schneehöhli
Panorama

hoehli-inside

Der Frust zu Beginn war riesig. Unter den herrschenden Bedingungen war an einen Neubau nicht zu denken. Mit dem durchweichten und feuchten Schnee war ein Bau unmöglich und da wir erst gegen 12:30 auf dem Gipfel waren, hätte wohl auch bei guten Bedingungen die Zeit nicht gereicht. Jul und Janina waren aber die Antreiber und fanden meinen Vorschlag prima, uns in den hohen Schneeverwehungen eine Schneehöhle zu buddeln. Sofort machte sich Julian ans Graben und wir liessen uns von seiner Euphorie anstecken und halfen bald kräftig mit. Als wir sahen, dass wir zu viert recht gut voran kamen, wurde dann das Projekt Schneeloch seriös angegangen und damit wir uns nicht auf den Füssen rumstanden wurde ein zweites Loch gegraben. So konnte die Höhle von zwei Seiten ausgehoben werden. Einer buddelte sich in den Schneehaufen, der andere schaufelte die Schneeberge weg. Super Einsatz Julian und Janina, Bravo! So gegen 17 Uhr war dann die Höhle gross genug und wir verschlossen den ersten Eingang. Im Inneren des Baus wurde noch bisschen gefeilt, Wände und Decken etwas geglättet und der Boden ausgeebnet. Draussen sorgte Julian dafür, dass wir eine schöne Küche bekamen.

buddeln

Danach machten wir uns dann für die Nacht parat. Kerzen und Taschenlampen erzeugten ein wunderbares Licht in unserem Schneeloch. Im Iglu wirds wegen der dünneren Wände nie so dunkel. Draussen bliess inzwischen schon wieder ein fieser Wind und so verzichteten wir auf Gipfelfeuer und die Pastas wurde drinnen verspeist. Die kalte Sauce liess dann die warme Pasta in sekundenschnelle auskühlen und so war das wärmende Essen dann nicht mehr ganz so gluschtig, aber Hunger hatten wir alle und geschmeckt hats trotzdem. Nach dem Essen kuschelten wir uns dann alle in unsere Schlafsäcke, quatschen noch ein Weilchen und liessen uns dann langsam in den Schlaf fallen. Die Kids etwas schneller, wir Alten wälzten uns die halbe Nacht im Minutenschlaf hin und her. Die Isomatten sind der absolute Wahnsinn und liessen kein bisschen des eisigen Kälte vom Boden durch. Im Schlafsack wars mir mal zu heiss, dann wieder fast zu kühl, weil der leichteste Hauch der kalten Feuchten Luft doch immer wieder mal durchkam, wenn man sich nicht richtig fest einmummelte. Schlussendlich fand ich dann aber auch noch ein bisschen Schlaf, aber alles in allem wars nicht grad entspannend ;-) Ich war froh, als sich draussen Tageslicht abzeichnete. Unser «Loch» war ziemlich feucht. An manchen Orten hatte sich im Laufe der Nacht Schmelzwasser einen Weg gesucht und tropfte an den tiefsten Stellen permanent auf den Boden oder auf die Schlafsäcke. Alles war feucht und nicht sehr angenehm.

Das Aufstehen braucht dann unheimlich viel Überwindung. Sich aus dem warmen Schlafsack zu schälen, in geduckter Stellung die kalten Kleider anzuziehen und dann noch in die nassen durchfrohreren Schuhe mit den eiskalten feuchten Socken zu schlüpfen… pfui! Wir waren nicht wenig überrascht, als wir merkten dass der Eingang fast zugeschneit war. Corinne war die erste, die sich aus der Höhle gegraben hatte und nach keiner Minute wieder wie ein Schneemann zurück durchs enge Loch in die Hütte kam. Draussen tobte ein Schneesturm erster Güte. Eiskalt, harter graupelähnlicher Schnee peitschte über den Gulme. Keine Chance sich draussen aufzuhalten.

fire-in-the-sky

So entschieden wir uns, schnell noch etwas zu Frühstücken und dann unseren Krempel zusammenzupacken und uns dann an den Abstieg zu machen. Das Packen war dann das nächste Adventure. Die Decke hatte sich an der dünnsten Stelle beim Eingang schon ziemlich gesenkt und machte ein Kauern dort kaum mehr möglich. In der Enge der Höhle alles zusammenzufalten und einzupacken ist schon fast ein Kunststück, aber schlussendlich hatten wir doch alles beisammen und machten uns dann im dicken Nebel und Schneesturm an den Abstieg. Die Sicht war dermassen schlecht, dass man sich überhaupt nicht orientieren konnte. Zum Glück war ich die letzten Wochen auch schon im Nebel unterwegs und kannte ein paar Eckpunkte an denen ich mich orientieren konnte und wusste so, dass wenn nicht bald die eingeschneite Alphütte rechts, das Seil, oder ein Tännchen auftauchte ich nicht auf dem richtigen Weg war. Bis zur Vorder Höhi hinunter war der Abstieg ziemlich deftig, der Wind und Schnee schmerzte im Gesicht, der verblasene Schnee war oft schon Metertief. Unten bei der Vorder Höhi besserten sich die Verhältnisse dann wieder und wir folgten abseits der Lawinenhänge dem teilweise zugewehten Weg ins Tal.

Was war das für ein Abenteuer! Fast eineinhalb Monate hielt mich das Igluprojekt Gulme an den Wochenenden auf Trab. Lust und Frust lagen manchmal nahe beieinander, aber schlussendlich überwiegte das Positive bei Weitem. Fürs 2012 wird die Iglu-Geschichte nun ad acta gelegt, aber im nächsten Jahr werd ich wieder auf diesen Hügel steigen und dann ist das erklärte Ziel: Übernachtung im Iglu und nicht in einem feuchten ewig tropfenden Schneeloch :-) Ich freu mich jetzt schon wieder drauf. Aber lassen wir doch erst mal die Sommer-Actions kommen. Danke an Corinne, Janina und Julian für eure nette Begleitung. Hat riesen Spass gemacht.