Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

4 Glarner Peaks in a Row

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Wird wohl höchste Zeit, dass auf meinem Blog die Winterbilder verschwinden. Zu berichten hätte es seit dem letzten Eintrag natürlich ne ganze Menge gegeben, aber manchmal fehlt mir die Motivation, noch einen Bericht zu schreiben, wenn ich schon viel Zeit fürs Hochladen und sortieren der Fotos in flickr brauchte. Ja nu, könnte ja auch mal versuchen mich kurz zu fassen ;-)

Das Wochenende versprach mal wieder wechselhaftes und gewittriges Wetter. Da die Vorhersage für den Samstag aber besser war, plante ich eine lange, grosse Tour in die Glarner Voralpen. Schilt und Fronalpstock waren gesetzt und falls das Wetter  halten sollte es eine Verlängerung bis zum Nüenchamm geben. Alles Berge, die ich schon lange mal besteigen wollte und nun endlich in Angriff nahm. Der Wecker riss mich um 5 aus dem Schlaf. Viel wars nicht wirklich geworden, aber ich hatte wegen zu wenig Schlaf meine Pläne am letzten Wochenende schon sausen lassen, also raus, kurz Frühstücken und los. Kurz vor sieben war ich an der Äugstenbahn in Ennenda, wo mich die nette Lady pünktlich zur vollen Stunde mit der ersten Bahn den Berg hoch schickte. Schade, dass auch hier die alte Bahn, eine simple Holzkiste mit Plachendach durch eine moderne Kabinenbahn ersetzt wurde.

Auf Alp Bärenboden gings dann los. Ein schöner Aufstieg, bei mystischem Wetter hinauf auf den Schilt. Scheint so, dass morgens die Tiere hier oben sich nicht scheuen und sich gerne zeigen. Blindschleiche, Bergmolch, Murmeli und eine über zehnköpfige Gemskolonie lief mir über den Weg. Kurz vor dem Gipfel flatterte dann auch noch ein Schneehuhn weg, dass ich wohl erschrocken hatte. Die Stimmung war sehr speziell. Grauer komplett bedeckter Himmel, aber viele Gipfel unter 3000 Meter waren gut zu sehen. Der Aufstieg war trotzdem ziemlich schweisstreibend. Die ersten Höhenmeter gehts über Blumenwiesen und lockere Baumbestände hoch zur Alp Begligen. Ein Bijou am Fusse des Schilt. Der Schuttkegel des Berges, der Schiltrisenen, ist eindrücklich und nach der Alp führt der Weg weiter hoch zur Rotard, einer kleinen Scharte auf 2216 Meter. Von hier gehts dann fast eben zum Gipfel des Schilt. Von hinten schaut der absolut unspektakulär aus, der Tristli stielt ihm mit seinem runden, markanten Felsplateau die Show. Ich mache auf beiden Gipfeln eine kurze Fotopause, fische mir beim Tristli den Cache und bin von ganz hin und weg. Die spezielle Stimmung, die Einsamkeit und Ruhe und das wunderschöne Gipfelkreuz, just amazing.

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Mein nächstes Ziel hab ich schon ins Auge gefasst. Der 2124 Meter hohe Fronalpstock trohnt im Norden. Der Weg dorthin führt links am Siwellen und rechts Färistock vorbei, bis zum tiefsten Punkt dieser Zwischenpassage, dem Fronalpass auf rund 1850 Meter Höhe. Von dort führt ein wunderschöner alpiner Weg hinauf zum Gipfel. Das Highlight dieses Streckenabschnittes ist sicher das schmale Couloir, das mit Ketten gut gesichert ist und mit schöner Kraxelei einfach durchstiegen werden kann. In einem Cachelog las ich, dass die Steine hier speckig, wie alte Kirchentreppen seien und muss während des ganzen Aufstiegs immer wieder an diesen lustigen Vergleich denken. Stimmen tut er auf jeden Fall. Gegen Elf bin ich auf dem Gipfel und trotz kurzen Breaks auf dem Schilt, Tristli und dem suchen von Geocaches auf dem Tristli und hier kurz vor dem Gipfel bin ich eine halbe Stunde früher als geplant auf dem Gipfel. Kaum hab ich mich hingesetzt, gewinnen auch die ersten Sonnenstrahlen den Kampf gegen die hohen Wolken und die positive Wetteränderung macht mir Mut, die lange Route anzugehen. Ein halbe Stunde zuvor schien es noch so, als ob es gleich zu Regnen beginnen würde und ich nach dem Fronalpstock wohl absteigen würde. Die Prognosen sagten eigentlich auch Regen voraus. Umso glücklicher war ich nun, als das Wetter auf die gute Seite zu kippen schien.

Nach einer ausflührlichen Pause und Lunchbreak machte ich mich dann an den Abstieg. Da ich den SAC Führer dabei hatte und dort eine alternative Abstiegsroute beschrieben war, wagte ich den Versuch und stieg über steile Grasbänder direkt Richtung Mittler Staffel ab. Eine ziemlich mühsame und rutschige Angelegenheit. Des öfteren hätt ich mich fast hingesetzt, konnte ein ernsthaftes Ausrutschen aber immer auffangen ;-) Bei dieser Routenwahl hatte ich wohl nicht viel Zeit gespart, weil man nur sehr langsam und vorsichtig vorwärts kommt und immer mal wieder die besten Passagen suchen muss. Als der Grashang dann weniger steil wurde, gings aber recht flott weiter. Beim queren des Skilifts überlegte ich mir, diesem direkt bis zur Talstation zu folgen, entschied mich aber den nahen Wanderweg zu suchen, da das laufen in diesem weglosen Gelände ziemlich anstrengend war. So gings auf der Fahrstrasse und Wanderweg weiter hinunter zum Naturfreundehaus Fronalp. Ein Plätzchen, wo sich schön einkehren lässt. Auch hier zögerte ich kurz und hätte mich fast für ein Schorle auf die schöne Terrasse gesetzt, aber ich wollte weiter, hatte ja noch viel vor. Danach gings noch ein paar Höhenmeter hinunter, bis ich kurz nach der nächsten Beiz den Wanderweg Richtung Hofalpli verliess. Ab hier gings dann wieder langsam hoch, durch wunderschöne Wälder bis zur Hofalpli Alp.

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Ich war froh, dass ich an der Hütte einen Brunnen fand, an dem ich meinen Trinkbeutel wieder auffüllen konnte, denn inzwischen war es schön warm und sonnig geworden und ein steiler und schweisstreibender Aufstieg zum Fedensattel lag noch vor mir. Diese Route ist auf den Topokarten nicht durchgängig eingezeichnet, aber im SAC Führer ist sie erwähnt und die Beschreibung klang sehr spannend. Ich war überrascht, dass ich an der Alphütte einen handgemachten blauweissen Wegweiser mit Zeit- und Zielangaben sah und auch einige blauweisse Markierungen zeigten mir den steilen Weg im Wald. Die Ausblicke wurden immer prächtiger, die Felsspitzen des langen Grates kamen immer näher und die Wiesen standen in voller Blüte. Ein Vergnügen, diesem wunderschönen Pfad zu folgen. Die letzten Meter zum Grat hinauf war ich dann richtig gespannt, was mich oben erwarten würde. Es war der Wahnsinn: Urplötzlich taucht der mächtige Mürtschenstock eingerahmt zwischen Tannen auf. Rechts hat man den Blick zurück zum Schijen- und Fronalpstock, links führt der Grat auf spannendem Pfad weiter Richtung Nüenchamm und unten liegt vor dem Mürtschenstock der Talalpsee und auf der anderen Seite die wunderbare Ebene der Mullerenalp. Es ist schwer diese Ausblicke in Worte zu fassen, aber um es kurz zu machen: Phantastisch!

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Für mich kam nun das absolute Highlight der Wanderung. Der Gratweg verläuft mal auf dem Grat, mal links davon, mal rechts davon. Sobald die Wege ins hohe Gras gehen, sind sie nicht immer einfach zu finden, aber bis kurz vor der Felswand des Leiststocks klappte es ganz gut und immer wieder stolperte man über kaum mehr sichtbare alte Markierungen. Vor dieser Felsnase ging der Weg dann wieder links um die Felswand herum und verlief sich dann auf einem kleinen Gras-Abstatz im Nichts. Weiter rund herum schien mir nicht zu gehen, so ging ich zurück zum Grat und kraxelte dort ziemlich abenteuerlich auf den ersten Felsvorsprung, stand dann aber vor einer für mich unüberwindbaren Felswand, die ich ungesichert auf keinen Fall versuchen wollte. Also nochmal zurück zum Pfad, der sich in der Wiese verlief. Am Ende der Felswand ging ein kleines Grasband steil hoch und so wählte ich ganz links neben zwei Bäumen eine Route die mich dann auch mit einiger Kraxelei im steilen Gras bis auf den breiten Grat ein paar Meter unter dem Gipfel brachte. Dort oben entdeckte ich dann auch wieder alte Markierungen und fand problemlos den Trampelpfad, der auf den Gipfel führte. Also erst mal hoch, Aussicht geniessen und einen Cache verstecken, den ich auf gut Glück einfach mal eingepackt hatte. Nach dem Erledigen dieses Jobs gings dann nochmal zur gefundenen Markierung. Ein Pfeil und das Wort Seil stanb da geschrieben. Nun wollte ich doch schauen, ob ich das Seil einfach übersehen hatte und es einen besseren Aufstieg gab, als den, den ich gewählt hatte. Seil hab ich keines gefunden, aber Aufstiegsspuren waren doch zu erkennen und ich hätte ganz einfach nicht so weit links hochlkraxeln müssen, dann hätte ich diesen Aufstieg bestimmt gefunden, der um einiges einfacher war. Wär ich doch nur meiner Intuition gefolgt, als ich zum ersten Mal auf diesem Grasboden vor dem kleinen Couloir stand. Ich stieg nochmal ein paar Meter ab um die Qualität dieses Aufstiegs zu prüfen und kehrte dann wieder um, zurück auf den Grat und weiter des Weges Richtung Nüenchamm, der vom Leiststock unglaublich schön ausschaut. Der Weg war nicht überall zu erkennen, aber die Route durch die Begebenheiten war eigentlich klar.

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So nahm ich die letzten Höhenmeter in Angriff und erreichte den Nüenchamm dann gegen 17 Uhr. Schwer war der Aufstieg nicht, aber mühsam, denn zum Teil muss man sich im steilen Gelände durch bauchhohes Gras und Gestrüpp den Weg suchen. Hier einen Pfad zu finden ist fast unmöglich. Der Nüenchamm ist ein schöner Aussichtsgipfel von dem man wunderbar in die Lindtebene sieht. Mattstock, Amden, Leistkamm und Säntis strahlen einen an, ahem, der Säntis nicht wirklich, der versteckte sich hinter Wolken, aber bei schönem Wetter sieht man ihn. Dann natürlich der mächtige allgegenwärtige Mürtschenstock und der Blick zurück, oder auf die andere Talseite mit dem schroffen Glärnisch und seinem Vorläufer dem Vorderglärnisch und seine Nachbarn die Doppelgipfel von Wiggis und Rautispitz. Die stehen dann auch mal noch an und wollen von mir bestiegen werden.  ;-)

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Nach einer letzten Pause, einem gefundenen Cache und einer letzten Stärkung gings dann hinunter ins Tal. Ich entschied mich nach Mollis abzusteigen, weil ich dort mit dem Zug wieder nach Ennenda zurückfahren konnte. Der Abstieg ist schön, aber lang. 1600 Höhenmeter warten auf einen und nach dieser Tour hat man auch schon einiges in den Knochen. Meine Füsse waren seit dem frühen Morgen nass, weil zu Beginn der Weg durch nasse Wiesen führte und meine leichten Trackingschuhe nicht wirklich wasserdicht sind. So meldeten sich langsam meine aufgeweichten Fussballen und es fühlte sich unangenehm nach Blasen an. Aber was bleibt einem übrig als weiterzulaufen. Ich musste ja irgendwie runterkommen und wollte auch nach Hause ;-) Also wacker weiter. Die erste Passage führte bis Mullerenberg, einer wunderschönen Hochebene über Mollis mit ein paar Weilern. Inzwischen waren bedrohlich schwarze Wolken über den Fronalpstock und den Glärnisch gezogen und Donnergrollen liess nichts gutes vermuten. Ich nahm den letzten Abschnitt Richtung Mollis in Angriff und war erstaunt, wie lange der Regen und das Gewitter doch noch auf sich warten liessen und Anfangs das Blätterdach genug Schutz bot. Aber irgendwann war begann es dann wie aus Kübeln zu giessen und ich verstaute alles was wasserdicht verpackt sein sollte, zog die Regenjacke an und spannte den Schirm auf. Der Weg wurde durch den Regen an einigen Stellen ziemlich rutschig und natürlich haute es mich dann irgendwo auf einem dreckigen, steilen Wiesenweg dann auch mal noch auf den Hintern. Prima… Dreckiger Arsch, dreckige Jacke, Nass, pfuii!!! Fluchend rappelte ich mich wieder auf und trottete weiter. Langsam war der Pfupf draussen. Nicht mehr sehr schnell, aber das Ziel kam näher. Endlich, die ersten Häuser von Mollis, nun nur noch durchs Dorf bis zum Bahnhof Näfels/Mollis und gut ist. Als ich zum Bahnhübergang beim Bahnhof komme beginnts grad zu bimmeln und die Schranken gehen runter. Natürlich fährt der Zug Richtung Ennenda an mir vorbei. 5 Minuten hätten gereicht und ich wär da drin gesessen. So musste ich nochmal eine Stunde warten, aber das brachte mich nun auch nicht mehr aus der Ruhe. Der Bahnhofskiosk hatte noch geöffnet, ich holte mir ein Rivella und ein Apfelschorle und setzte mich müde in den Stuhl und liess einfach die Zeit an mir vorbeirieseln. Irgendwann dann kam dann der nächste Zug und ich wars froh drum. In Ennenda musste ich dann noch 10 Minuten zum Auto laufen, da lief dann fast gar nix mehr, denn die Knochen und Muskeln waren vom sitzen ganz schön eingerostet und wollten nicht mehr so richtig, aber auch diese Hürde schaffte ich noch und konnte dann im Auto meine aufgequollenen Füsse endlich aus den nassen Schuhen und Socken schälen und in die Croks stecken. Autsch… diese Nippelchen im Fussbett taten plötzlich auch weh.. aber egal, besser als alles andere wars trotzdem. ;-)

So… und hier noch der obligate Link zu den Flickreien.