Pierres Blog

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Lawinenkurs in Andermatt

Gloggetürmli

Verbrannter Schädel, Kopfschmerzen aber ein gutes Gefühl im Bauch. Meinen Klon, den ich vorsorglich zuhause eingeschlossen habe, hab ich wieder eingeschnürt und in den Keller gestellt. Wir sind im Lawinenkurs zum Glück nicht von einer Lawine begraben worden – wüssten aber jetzt natürlich, wie wir uns wieder ausbuddeln müssten, oder haben zumindest mal ein erstes Feeling bekommen, wie man seine Route wählen sollte um genau dies nie tun zu müssen.

Nu denn, hab grad keine Zeit für die grosse Geschichte. Werde dies aber noch nachholen und etwas ausführlicher von diesem Prachtsweekend berichten. Bis dahin nerv ich mich noch ein paar Tage über die sonnenverbrannten Partien an Hals, Stirn und Ohren, die keine Sonnencreme abbekommen haben.

Update 1: Man sollte sich nie vornehmen einen Bericht irgendwann später mal fertig zu schreiben. Aber was solls. Ich versuch mich kurz zu halten *lach*. Der Kurs war eher ein Reinfall. Die Bergschule Uri schickte uns Klaus (Gläus), welcher leider etwas unmotiviert wirkte und nicht gerade sehr gesprächig war. Wir lösten gleich zu Beginn einen 2-Tages-Skipass, was uns alle ziemlich erstaunte, da niemand damit rechnete, dass wir die Bergbahnen gross brauchen würden (was im Nachhinein auch wirklich nicht nötig gewesen wäre). Es ging erst mal hoch auf den Gemsstock, dann ein paar Meter der Sonnenpiste entlang und ein Stück weiter unten in den frischen Powder zum LVS-Training. Das hatte ich letztes Jahr schon mal geübt, war aber ganz froh nochmal ein bisschen Routine üben um ein bisschen routinierter damit umgehen zu können. Dann gings eine halbe Stunde hoch auf einen Sattel unterhalb des Chastelhorns, wo wir Mittagspause machten. Klaus erklärte uns unterwegs, wie man mit den Skistöcken die Hangneigung messen kann, das wars dann aber so ziemlich für den Rest des Tages, betreffend Lawinen Know how. Die Abfahrt nach der Pause startete in einem steilen noch unberührten Hang, der schwerer zu fahren war, als wir das erwartet hatten. Harter windgepresster Schnee und tiefe Pulverschneelöcher wechselten sich ab. Von Auge waren diese Unterschiede nicht zu erkennen. Solch schnell wechselnden Untergrund hab ich bisher noch nie erlebt. Na ja, Purzelbäumchen schlagen gehört halt dazu, wenn man net besser Snowboarden kann. Weiter gings im schon stark verfahrenen Felsental, wieder zurück zur Talstation.

Danach gingen wir nochmal hoch und diesmal trieb uns Klaus über einen extrem steilen Berggrat in ein Couloir, das ich in meinem Leben noch nie gesehen hab. So verdammt steil und eng. AUTSCH. Too much for me. Nach dieser Mutprobe wurden wir aber mit ein paar schönen Powderhängen belohnt. Die letzte steile Abfahrt – der «Giraf» – ein nicht enden wollendes steiles Couloir war aber auch das Ende der Show. Denn ab diesem Punkt traversierten wir endlos, bis allen Snöbern die Beine brannten. Irgenwann wars sogar zum traversieren zu flach und wir liefen noch ne gute halbe Stunde dem Talboden entlang, zurück nach Andermatt. Wir waren alle ziemlich enttäuscht und luden unseren aufgestauten Frust nach dem Abendessen, zu Beginn der Theoriestunde, auch bei Klaus ab und beschwerten uns, dass wir nicht einen Freeride, sondern einen Lawinenkurs gebucht hätten. Danach war der Klaus erst mal grantig und ziemlich zickig, aber wir rauften uns wieder zusammen und erhielten doch noch etwas theoretischen Input und planten die Tour für den nächsten Tag.

Der Sonntag begann eigentlich ganz ok. Prachtwetter, top Verhältnisse und … etwa fünfzehn Millionen Menschen die auf den Gemsstock wollten. Ich hab mich früher in Andermatt schon immer über die Warterei bei der Seilbahnstation genervt. Na ja, so hatte ich wenigstens noch etwas Zeit aufzuwachen. Wir fuhren wieder auf den Gemstock hoch, dann aber gleich von der Ausgangsplattform rechts runter aus dem Skigebiet raus. Morgens kurz nach 9 war dieser Südhang schon zünftig sulzig. Die Sonne knallte gnadenlos. Nach kurzer Abfahrt folgte ein kleiner Gegenaufstieg, der uns schon heftig ins Schwitzen brachte. Es folgte eine nette Abfahrt mit kleiner Pause zum Schneeschichten checken hinunter ins nächste Tal. Von dort in einem dreiviertelstündigen, ziemlich steilen Aufstieg hinauf zu den Gloggentürmen. Zwei bizarre Felsspitzen die von weither schon den Namen des Ortes verraten. Ich hatte noch Stress mit meinem Rucksack, weil mir mein ganzer Trinkbeutel (1,5 Liter) unterwegs ausgelaufen war. Hatte den Schlauch unten an dem Ding nicht fest genug zugeschraubt. Ich bemerkte das Malleur erst, als ich mich selber beim Bücken mit Wasser übergoss. Als ich mich bückte um meine Bindung zu schliessen plätscherte ein munteres Bächlein aus meinem Rucksack über meine linke Schulter. Angenehmes Gefühl. Supi. Unten im Rucksack schwamm alles. Meine Sandwiches lösten sich in gebissfrei schlürfbares glibbriges Irgendwas auf, mein T-Shirt welches ich zum wechseln dabei hatte saugte den restlichen Liter Wasser auf und liess sich wunderbar auswringen. Pause machten wir dann oben auf dem Gloggetürmli. Hammer Aussicht, weit hinein in die Walliser und Berner Alpen. Klaus erklärte uns wie die verschiedenen Hügelis da am Horziont hiessen. Nach dem Essen wurden wir mit der schönsten Abfahrt des Wochenendes belohnt. Über unverfahrene Hänge zurück ins Tal. Superschöner Schnee und die wechselnden Verhältnisse von gedeckeltem, windgepresstem Schnee und weichen Pulverhaufen hatte ich schon ein bisschen besser im Griff als tags zuvor. S’hat mich auf jeden Fall nimmer so oft umghaut!

Nach dieser kurzen Abfahrt machten wir im Talboden bochmal einen Halt und trainierten nochmal mit den LVS-Geräten und Sonden, buddelten Löcher um auch in einem Südhang die Schneeschichten zu checken und gruben die verbuddelten Rucksäcke und Handschuhe mithilfe unserer Gerätschaften wieder aus. Hoffentlich muss ich dies nie im Ernstfall tun, denn sehr schnell kommt man mit den Lawinenschaufeln nicht voran. Die weitere Abfahrt hinunter zur Gotthardstrasse war dann eher anstrengend. Ich hatte keine Kraft mehr und war ziemlich am Arsch. Wäre froh gewesen noch fitter zu sein, denn trotz einiger Traversen waren immer wieder schöne Hänge bis hinunter zur Passstrasse. Ist ein witziges Gefühl, wenn man auf dem Snowboard oder den Skiern auf der im Sommer so stark befahrenen Strasse nach Hospental runterfahren kann. Da werd ich wohl immer dran denken, wenn ich mal wieder mit dem Auto dort durchkomme. Müde, aber doch ganz happy, weil der zweite Tag einiges interessanter als der erste war gings dann von Hospental mit einem kleinen Bus nach Andermatt und dann mit dem Auto zurück nach Zürich. Manno, war ich fertig und von der Sonne verkohlt. Hab wohl knapp den Sonnenstich gestreift …
Bei flickr gibts noch 5 (!) Bilder vom Weekend. Tja so gehts, wenn man seine Digi mit leeren Batterien mitnimmt.

Update 2: Habe von Giovanna noch ein paar (hups, bitzeli überbelichtete …) Bilder bekommen und auch im Lawinenweekend-Set bei flickr abgelegt.