Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Tag 12 – 29.12.: Lake Mombeong


Nochmal ein gemütliches Aufstehen. Nachdem ich gestern mit Karl unsere Weinreserven etwas reduziert hatte, bin ich ganz froh drüber, dass ich ausschlafen kann. Wir haben für heute noch nichts geplant. Karl weckt mich mit Frühstück am Bett ;-) Ich werde wachgefüttert, der Kaffee wird mir danach noch nachgereicht. Draussen nieselt es immer wieder, dazwischen regnets auch mal etwas und es ist wie immer bis jetzt in diesen Ferien: KALT! Die Shorts kann man getrost im Schrank lassen, dumm nur, dass ich nur ein paar lange Hosen dabei habe, auch wenn ich die bald mal in die Ecke stellen kann. Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten mit Waschmaschine und warmer Dusche.

Kurz vor Mittag machen wir uns auf nach Mount Gambier, um einzukaufen. Ich bleibe wie ne mies gelaunte Pflaume im Auto sitzen, aber nicht weil ich schlecht gelaunt wäre, sondern weil ich mein Schweizer Telefon mal checken muss und meine Blogeinträge hochladen möchte, denn bei uns am Dry Creek haben unsere Handys kein Netz und somit natürlich auch keinen Internetzugang. Ich nutze die Zeiten im Auto inzwischen gerne, um meine Blogs fertigzuschreiben, Bilder auszuwählen oder Mails zu checken, denn unterwegs hat man meistens Empfang. Yvona und Karl durchpflügen solange den Woolworth und machen ihre Besorgungen. Ich muss oft schmunzeln, wie vor allem Yvona permanent auf Schnäppchenjagd ist und nach erfolgreichem Einkauf uns mitteilt, was um wieviel reduziert war. Karl tankt noch den Wagen voll, ne frische Gasflasche muss auch noch besorgt werden, denn ohne Gas können wir nicht kochen und auch der Kühlschrank hängt an der Flasche. Mount Gambier ist ein ganz hübsches Städtchen. Ein paar schöne alte Häuser säumen die Hauptstrasse und es gibt Geschäfte für alles. Ich wär ganz gerne ein Stündchen oder zwei durch die Stadt spaziert, aber so spannend wärs wohl nicht gewesen und wir möchten am Nachmittag nochmal einen Walk machen.

Wir entscheiden uns diesmal für den Lake Mombeong. Ein kleiner See, der hinter grossen Dünen zwischen Nelson und Portland liegt. Die Dünen sahen wir schon auf dem Weg hierher, vor 3 Tagen und wir alle meinten, dass sich ein Besuch lohnen würde. So düsen wir am frühen Nachmittag los, ich lotse Karl an die richtige Einfahrt und einen halben Kilometer vor dem Strand stellten wir den Wagen auf dem Parkplatz ab. Der Walking Trail führt über schön bewachsene Dünen zum Meer. Der Strand ist kilometerlang und menschenleer. Das Wetter ist auch nicht sehr einladend, kühl, bewölkt, windig und das Meer ist unheimlich raff. Wir laufen ein ganzes Stück dem Strand entlang Richtung Nelson. Der Sand ist wunderbar fein, ich ziehe meine Crocs aus und versuche den schwarzen Staub der sich an meinen Füssen festgesetzt hat, durch wasserwaten wegzuspühlen. Sauber ist anders, aber besser als vorher ists alleweil. Wir sind erstaunt, als wir an einem toten Pinguin vorbeilaufen. Der Strand ist voller gestrandeter Blue Bottles, diese hässlichen kleinen Quallen mit ihren unendlich langen Tentakeln die furchtbar schmerzhaft und giftig sein sollen. Irgendwann entdeckt dann Karl oder Thomas, dass der ganze Strand voller Pipis ist. Auf gut Deutsch: Muscheln. Kaum zu glauben, man muss nur mit den Händen die oberste Sandschicht weggraben und findet die Muscheln darunter. Einmal mehr bin ich verblüfft, wie und wo hier im Meer überall Leben ist. Wir sammeln ein paar Dutzend und packen sie ein. Danach kehren wir um, weil in dieser Richtung nicht mehr viel spannendes zu sehen ist. Richtung Portland ragen aber ein paar Felsen ins Meer, deshalb kehren wir um, um dieses Gebiet etwas genauer zu erkunden. Wir entdecken wunderschöne Felsformationen auf denen wir rumkraxeln. Anfangs meinen wir Pinguine zu sehen, als sie aber davon fliegen sind wir uns dann doch nicht mehr so sicher ;-)

Schlussendlich waren wir über drei Stunden unterwegs und haben wieder viel schönes gesehen, nicht zu vergessen ein Wallaby, das aus den Büschen auftauchte und den ganzen Strand bis zur Wasserkante hinunterhüpfte. Was es dort will, ist uns schleierhaft, denn weder Salzwasser noch Meeresgetier passt zu diesen kleinen Känguruhs. Als wir versuchen, etwas näher zu kommen, kehrt es um und verschwindet wieder hintern den Dünen im Gebüsch.

Zurück in unserem kalten Dry Creek gibts erst mal Abendessen und ich mach mich hinter meinen Blog. Zeit für viel anderes bleibt mir selten, nimmt die Schreiberei doch immer viel Zeit in Anspruch. Im Moment sitze ich im Camper, würde am liebsten in den warmen Schlafsack schlüpfen, aber Karl ist draussen hyperaktiv und bastelt an seinem Fishing Gear herum. «I do some modifications» heisst das im Wolinski Slang, den auch Thomas gerne nutzt, wenn er an seinen Spielsachen herumbastelt. Heute ist unsere letzte Chance einen Mallay zu fangen. Eben hats kurz geregnet und ich bin müde, aber werde mir den Spass trotzdem nicht entgehen lassen und ihn begleiten, hoffe aber gaaaanz fest, dass es zumindest nicht regnet. An die Kälte hab ich mich inzwischen gewöhnt, aber langsam nervts auch, vor allem wenn man Nachts zum fischen geht und sich alle zur Verfügung stehenden Kleider anziehen muss, nur um sich nicht den Arsch abzufrieren. Bin gespannt, wie erfolgreich wir heute sind. Ich nehm auf jeden Fall auch noch ein paar Pipis mit und versuche mit diesem Köder ein Fischchen an Land zu ziehen.

Kleines Update vom Tag nach dem letzten Fischermans Abenteuer. Ich lachte mich halb kapputt, als Karls kleine Angelrute, die er extra für die Pipis umgebaut hatte, plötzlich ins Wasser «hüpfte». Karl hatte es nicht für möglich gehalten, dass ein Fisch die Rute, die er auf einen kleinen Ast mit Astgabel gelehnt hatte, ins Wasser ziehen kann. Ich als Nichtfischer traute dieser relativ filigranen Konstruktion aber nicht so. Als das Teil im trüben dunklen Fluss abgetaucht war, versuchten wir noch danach zu fischen, aber wir griffen nur ins Leere. Karl sass mit grossen Augen da und meinte nur: «That was my fishing rod!!». Ich machte mir dabei fast in die Hose, diese Szene war so funny. Er fand es wohl nicht ganz so, aber was ihn viel mehr ärgerte war die Vermutung, dass nur ein richtig fetter Fisch, seine Angel in den Fluss ziehen könne und er vielleicht gerade die Chance vertan hatte einen schönen grossen Mallay an Land zu ziehen. Er meinte dann nur: «Wenn das mit meiner anderen Angelrute passiert, spring ich ihr hinterher. For shure!!» Tja… Murphys Law: eineinhalb Stunden später, geschah das Unglaubliche. Als Karl nach dem Gummistöpsels seines faltbaren Camping-Stuhls im Lehmboden herumpuhlte, weil er eingesackt war und Pöppel beim herausziehen des Stuhlbeins im lehmigen Boden stecken geblieben war, dasselbe Bild. Wir sahen die Spitze der Angel zucken und eine Sekunde später schwebte das Teil gen Glenelg River, genau wie die kleine Rute zuvor. Nur diesmal reagierte Mr. Wolinski sofort, ohne nur eine Sekunde zu zögern, springt er auf und der Angelrute hinterher in den Fluss. Die Taschen sind gefüllt: Portemonnaie, Messer, Smartphone, einfach alles, was nicht nass werden darf. Er erwischt sein Heiligtum, steckt hüfthoch im sumpfigen Wasser. Ich weiss zuerst nicht, ob Karl gleich explodiert oder zu lachen beginnt, ich kann mir das Lachen auf jeden Fall wieder nicht verkneifen. Die Situation ist ganz einfach zu bizarr. Ziemlich schräg auch, dass er, nachdem er gehässig Telefon und Portemonnaie und allen restlichen Krempel aus seinen nassen Hosen gräbt und auf den Stuhl wirft, zuerst mal die Rute wieder in die Hand nimmt und den Fisch, der immer noch am Haken ist, an Land zieht. lol… Das ist ein echter Fischer! Nach dieser Aktion brachen wir natürlich die Aktion ab, viel Glück hatten wir an diesem Abend eh nicht, unsere gekauften Köder hatten wir alle schon verfüttert und schmissen eh nur noch unsere Pipis raus. Bis wir ins Bett kommen ist es vier Uhr morgens … phweeehhh… und jedes Mal wenn mir diese Szene wieder hochkommt, kann ich mir das Lachen nicht verkneifen.

Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 12 starten hier.