Pierres Blog

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Tag 42 – 28.1.: Flying off


Der letzte Tag meiner Australienreise ist angebrochen. Ich krümel mich aus meinem grossen Bett und packe meine Koffer und Taschen. Nun wo ich mich langsam auskenne und gecheckt habe, wie die Tram- und Busfahrerei mit der Myki Karte funzt, mach ich mich auf den Weg zur Tramhaltestelle und fahre zur Flinders Station. Dort schnappe ich mir dann ein Taxi, weil mir trotz Rädchen am Koffer die Bagage zu schwer wird. In der Southern Cross Station, der zweiten grossen Bahnstation in Melbourne, schliesse ich die Koffer ins Schliessfach und mach mich nochmal auf, ein paar Sehenswürdigkeiten anzusehen.
Ich bin mir zwar einigermassen sicher, dass der Victoriamarket am Montag geschlossen ist, versuche es aber trotzdem, da heute Public Holiday ist. Die Aussies lösen das mit Feiertagen, die auf einen Samstag oder Sonntag fallen ganz clever: Sie nehmen einfach den nächsten Arbeitstag frei und zwar ganz offiziell. Fällt Weihnachten oder eben der Australian Day auf einen eh schon freien Tag, wird einfach der nächste Arbeitstag zu einem Public Holiday Tag erklärt. Sonntage oder Feiertage werden in Australien etwas anders gefeiert, wie bei us. Die meisten Geschäfte sind geöffnet und die City ist voll. Natürlich ist der Victoria Market dann doch wie vermutet geschlossen, aber die Enttäuschung hält sich in Grenzen, habs ja gewusst. Ich schau mich nach dem roten Gratisbus um. Melbourne bietet einen Gratis Busservice an, der auf einem ca. 90 Minütigen Circuit an vielen Touristenattraktionen vorbeifährt. An diesen Stationen kann man, wenn man möchte Aussteigen und mit einem der nächsten Busse wieder weiterfahren. Der Halbstundentakt passt da perfekt. Ich habe Glück und schon nach fünf Minuten kommt einer dieser Busse.

Er ist zwar voll, aber ich will auch nur zwei oder drei Stationen weiter, zu den Docklands. Dies ist das neuste Quartier von Melbourne. Früher eine heruntergekommene Gegend, heute anscheinend eines der teuersten Pflaster der Stadt. Moderne Neubauten wurden um den Yachthafen gebaut, Einkaufszentren, eine Eishalle, das Etihad Stadium, oder das seit Jahren im Bau befindliche Riesenrad stehen hier. Die Anlage ist modern, aber haut mich jetzt nicht aus den Schuhen. Es wirkt alles ziemlich steril und nicht sehr einladend. Auch das angepriesene Shoppingcenter entpuppt sich als Outlet-Verkaufsmeile mit wenig attraktiven Geschäften. So zottel ich ein bisschen herum um mir vor dem Stadion dann wieder das Tram zu schnappen, dass mich wieder in die City bringt. Ein weiterer Touristenservice ist das City Circle Tram. Auch dies ein Touristenservice der Gratis genutzt werden kann. Es verkehren historische alte Trams rund um Downtown. Sie halten an allen Tramstationen auf der Strecke und geben über Lautsprecher Informationen zu den verschiedenen Attraktionen in der Nähe ab.

Das öffentliche Verkehrsnetz funktioniert hier in Melbourne vorbildlich. Viele Tramlinien durchqueren die Stadt, bis in die näheren Aussenquartiere, die Metropolitan Trains bedienen die Vororte. Seit Ende Dezember haben die Verkehrsbetriebe ein neues Ticketsystem eingeführt: Die Mykikarte. Eine Kreditkarte, die für sechs Dollar gekauft werden kann und auf der man Guthaben an Automaten laden muss. Besteigt man ein Tram, Bus oder Zug muss man sich einchecken. Der entsprechende Betrag wird dann von der Karte abgebucht. An Wochendenden und Feiertagen fährt man für günstige $3.50 auf dem ganzen Netz. Ein simples und recht übersichtliches System.

Nach meinem Ausflug in die Docklands schlendere ich noch etwas durch Downtown. Eigentlich wollte ich für Karl und Thomas noch ein kleines Geschenk kaufen, aber da die Post geschlossen hat und ich kaum mehr Möglichkeiten habe die Geschenke zu verschicken, lass ichs dann doch bleiben. Vielleicht mach ich das dann mal von der Schweiz aus, oder gebe es Sabrina, Ercis Schwester mit, die in ein paar Tagen auch noch nach Australien fliegt.

Kurz vor vier meldet sich dann Massimo nochmal bei mir. Wir hatten uns auf der Zugreise noch provisorisch verabredet, oder besser gesagt haben mich die Serras nochmal zum Abendessen vor meinem Abflug eingeladen. Da sie recht nahe beim Flughafen wohnen, eine ganz passende Idee. So ändere ich dann meine Pläne nochmal, direkt von der City mit dem Skybus auf den Flughafen zu fahren, geh zurück zum Southern Cross und nehme dort den Zug Gowrie, wo mich Massimo mit dem Auto abholt. Natürlich wird mir gleich ein Bier angeboten und wir quatschen und tratschen. Massimo zeigt mir dann noch seine zur Backstube umfunktionierte Garage. Hier produziert er Ticellos. Eine Norditalienische Brotart, die er hier in Melbourne an den Mann bringen möchte. Es sind kleine runde Brötchen, die aus einer Art Pizzateig hergestellt werden und in einem Waffelofenähnlichen Gerät gebacken werden. Diese Ticellos werden dann mit verschiedenen Zutaten zu kleinen Sandwiches weiterverarbeitet. Zur Zeit verkauft er sie im Restaurant Squizito, einer kleinen Bar in der City, wo die ganze Melbourner Italofamily mitarbeitet. Marina ist die Chefin, aber Maria, die Mutter steht oft in der Küche und auch Massimo und Alex helfen mit. In Zukunft möchte Massimo aber in der City an guter Geschäftslage einen kleinen Stand mieten, wo er seine Tichellos über die Gasse verkaufen kann. Dazu Getränke und Kaffee. Mir gefällt die Geschäftsidee. Die Brötchen schmecken wunderbar und Zutaten sind lecker und keine billigen Fastfood-Beilagen.

Zum Abendessen gehts dann hinüber zu Maria und Alex. Wieder ein grosses Hallo der gastfreundlichen und «lauten» Familie. Mutti Maria hat die Pastas bereits parat. Stolz wird frischer Parmesan dazu gereicht und natürlich holt Alex noch den hausgemachten Capocollo. Massimo belegt mir als Versucherli seine Brötchen damit, den Rest esse ich von Hand. Capocollo sieht aus wie Coppa, schmeckt auch ganz ähnlich. Im Winter wird der hier in der Garage von Maria selber hergestellt. Gerne würde ich da auch mal mitmachen, aber ich lass mir mal die genauen Anweisungen zukommen. Vielleicht kann ichs ja auch mal versuchen. Wie immer, wenn man bei Italienern am Tisch sitzt, wir man gefüttert. Da noch ein Glas Wein, dort noch ein Häppchen. Nach den Pasta gibts noch irgendwelche Teigbällchen mit lecker Fleisch dazu. Hab nicht gefragt, wie das nun wieder heisst, aber es ist natürlich auch lecker. Zum Nachtisch dann frische Melone, Café und what else: Limoncello. Marke Hausgemacht. Leeeecker. Die Zeit vergeht wie im Flug und kurz nach Acht muss ich von der Familie Abschied nehmen. Ich spaziere mit Massimo nach Hause. Sie wohnen gleich um die Ecke, keine fünf Minuten von hier. Ich zieh mich noch schnell um und werde dann von Massimo an den Flughafen gefahren.

Dort gehts dann fix. Koffer abgeben, noch fünf Minuten durch die Geschäfte trödeln und ab zum boarden. Die Maschine geht pünktlich. Ich freu mich über meinen Platz am Gang und noch mehr, als der Platz neben mir sogar frei bleibt. Ich hoffe, so etwas besser meine kribbelnden Beine im Griff zu haben und vielleicht auch mal ein paar Minuten zu schlafen. Die ersten 4 Stunden gelingts mir nicht, fühl mich furchtbar und zabblig. Hab das Gefühl, dass mir die ganzen Beine einschlafen, aber irgendwann knick ich dann doch immer wieder mal weg und bin erfreut, dass vielleicht der zusätzliche Platz die Sache wirklich verbessert und ich komme sogar einigermassen entspannt in Dubai an.

Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 42 starten hier.