Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Tag 41 – 27.1.: A day in Melbourne


Die erste Nacht im Hotel. Ich habe gut geschlafen, hab trotzdem Mühe mit aufstehen. Kurz vor zehn verlasse ich dann frisch geduscht das Hotel und fahre mit dem Tram Richtung St. Kilda. Das Wetter ist bedeckt und sieht eher nach Regen als nach Sonne aus. Die Temperaturen sind grade noch warm genug, um im T-Shirt herumzulaufen. Zwei Stationen vor der Acland Street steige ich aus. Auf dem Gehsteig sind Marktstände aufgebaut und ich möchte schauen, was hier verkauft wird. Die meisten Stände verkaufen irgendwelchen Kunstkrempel und selbergemachtes. Nichts, was mir gefällt, oder man sich kaufen müsste.

So schlendere ich bis zur Acland Street und schau mich nach einem Kaffee um, wo ich Frühstücken kann. Die Acland Street ist das lebendige Zentrum von St. Kilda, einem ziemlich trendigen und jungen Stadtviertel am Wasser. Viele kleine Bars und Kneipen buhlen um Kundschaft. Nicht zu vergessen die vielen Konditoreien, die hier Süssgebäck in Hülle und Fülle anbieten. Die Schaufenster sind vollgestopft mit Patisserie und bunten Törtchen und sonstigen Kalorienbomben.
Ich entscheide mich fürs Roccoco. Ein gut besetztes, im inneren recht grossen Restaurant, mit umfangreicher Frühstückskarte. Draussen hats nur wenige Tischchen auf dem engen Trottoir, deshalb setze ich mich drinnen an einen Tisch und bestelle mir die Hausomlette mit einem Latte und lass es mir gut gehen. Nach kurzer Zeit sind dann alle Tische im Lokal besetzt. Der Food ist lecker und auch die Dinge die an mir vorbeigetragen und an anderen Tischen abgesetzt werden, sehen lecker aus.

Nach dem Essen möchte ich nach nach Elwood hinunter. Hier wohnte Corinne, als sie mit ihrer Familie in Melbourne lebte. Sie hatte mir vor meiner Abreise ihre Adresse gegeben und weil es mich oft genauso interessiert, wie und wo jemand gelebt hat, an einem Ort den ich nicht kenne, ziehe ich den gemütlichen Spaziergang, dem gut ausgebauten Strandweg hinunter nach Elwood den Touristenattraktionen vor. Inzwischen haben sich die Morgenwolken verzogen und die Sonne brennt schon wieder ganz schön. Das Lieblingscafé verpass ich irgendwie, sehe aber einen Wegweiser zu den Shops und gelange eine Strasse weiter oben, dann zu einer kleinen einladenden Strasse mit Geschäften und verschiedenen Cafés. Nach dem Spaziergang, vertrage ich schon wieder gut etwas erfrischendes zu trinken und einen Kaffee. So setz ich mich in der Ormond Road in ein einladendes Strassenkaffee an einen freien Tisch und bestell mir ne Organic Lemonade und einen Short Black. Ein älteres Paar setzt sich zu mir an den Tisch. Ich bekomme mit, wie der ältere Herr deutsche Sätze auf eine Serviette schreibt. Nicht ganz korrekt und als ich die Dame neben mir frage, ob es sie störe, wenn ich mir eine Zigarette anzünden würde und dem Herrn Hilfe in Deutsch anbiete kommen wir ins Gespräch. Wir stellen uns einander vor. John und Doreen fragen mich interessiert über die Schweiz aus und wir plaudern angeregt ein ganzes Weilchen miteinander. Eine nette Begegnung in gemütlicher Umgebung, wo ich wohl ohne Insidertipps nie gelandet wäre.

Nach einer guten halben Stunde mach ich mich dann auf. Ich möchte ja noch sehen, wo Corinne früher gewohnt hat. Gemäss GPS sind es vielleicht fünf Minuten zu Fuss. Doreen hat mir auch noch erklärt, wo ich später wieder zu einer Tramlinie komme, die mich zurück in die City bringt. So spaziere ich durch ein paar ruhige Quartierstrassen in Elwood. Ein wirklich lebenswertes Quartier, sauber und gepflegt, mit vielen hübschen kleinen Häuschen. Ich knipse ein paar Bilder vom Haus und mach mich dann wieder auf den Weg zum Tram. Als ich die Station erreiche, spricht mich eine alte Dame an, mit den Worten, dass sie genau auf mich gewartet hätte. Verdutzt schau ich sie an, aber als sie mir dann zu erkennen gibt, dass sie einen jungen starken Mann – hüstel – brauchen könne, um ihr Köfferchen ins Tram zu heben, helfe ich natürlich gerne. Die Dame beginnt zu erzählen und ich setze mich zu ihr hin und tratsche im Tram mit ihr weiter. Auf der Höhe des Albert Parks steige ich dann aus. Ich möchte mir noch anschauen, wo die Formel Eins ihr erstes Rennen der Saison austrägt. Um zum Albert Park zu kommen, muss ich über einen Cricket Ground laufen. Dort läuft gerade ein Spiel, der hier ansässigen Mannschaft und weils so gemütlich ist, setz ich mich am Spielfeldrand auf ein Bänklein und les auf Wikipedia ein paar Basics zum Spiel. Wirklich schlau werd ich natürlich nicht, aber die Szenerie gefällt mir und ich bleibe bestimmt eine halbe Stunde oder etwas länger hier sitzen und geniesse das Spiel und die Szenerie. Danach muss ich nur noch eine breite Strasse überqueren um in den Albert Park zu kommen. Ich entscheide mich, nach einem Blick aufs GPS den Park zu umrunden. Von der Rennstrecke sieht man hier nicht viel, aber irgendwas von der Boxenstrasse sollte doch zu sehen sein. So wird mein Spaziergang länger und länger. Im Park gibt es eine kleine Golfanlage und verschiedene Spielfelder für Cricket, Fussball und sonstige Sportarten. Viele Velofahrer und Jogger sind unterwegs. Der Park ist riesig und nachdem ich die Hälfte umkreist habe, stehe ich dann auch vor der Boxengasse. Da werd ich mir wohl im Frühling dann das Melbournerennen anschauen. Ist doch immer viel spannender, wenn man im TV sieht, wo man schon mal rungelaufen ist und vor allem nimmts mich natürlich Wunder, wie das ganze ausschaut, wenn der Formel Eins Zirkus hier alles installiert hat und alle Tribünen stehen. Der Kurs von Melbourne ist ähnlich wie der von Monaco ein Stadtkurs, der nur zum Rennen in eine Rennstrecke umfunktioniert wird.

Langsam rennt mir die Zeit davon. Ich muss eine Entscheidung treffen: Entweder Victoria Market oder botanischer Garten. Ich entscheide mich für zweiteres. Erstens, weil ich den eh noch genauer anschauen wollte, zweitens, weil er vom Albert Park zu Fuss erreichbar ist und drittens, weil ich von dort gleich zu den Australien Open weiterlaufen kann, wo ich mir am Abend noch den Final anschauen möchte. Der Weg zum Garten führt mich dann über den «Shrine of Remembrance». Ein riesiges Kriegsdenkmal, dass auf einer kleinen Anhöhe steht. Das Bauwerk ist imposant. Von allen Seiten führen breite Treppen hinauf und im Inneren steht ein Gedenkstein im Zentrum und eine Kuppel, durch die Das Licht fällt. Ein separater Gang führt um diesen zentralen Raum herum, der von allen vier Seiten Zugäng hat. Bücher liegen hinter Glasvitrinen auf denen wohl alle Kriegsgefallenen in schöner Handschrift aufgeführt sind. Gleich hinter dem Shrine liegt das alte Observatorium, das heute das Besucherzentrum des botanischen Gartens beherbergt. Viele Gebäude der alten Sternwarte stehen aber noch da und sind schön renoviert. Ich schau mir das eine oder andere an, lese ein paar Informationstafeln, aber mach mich dann auf in den botanischen Garten. Bei meiner Ankunft habe ich nur einen kleinen Teil dieser riesigen Anlage gestreift und lasse mich nun noch einmal von diesem herrlichen Park verzaubern. Irgendwann merke ich dann, dass ich mir wohl einen netten Sonnenbrand eingefangen habe. Ich hatte mich ganz vergessen einzucremen und wurde plötzlich wachgerüttelt, als ich die ersten Verbrennungen auf meinen Armen spürte und es plöztlich zu schmerzen begann, als ich in der Sonne stand. Na ja, natürlich hats nix mehr genützt, aber ohne spätes eincrmen hätts mich bestimmt noch mehr verbrannt.

Ich verlasse dann kurz vor sieben den Park und muss nur noch ein paar Minuten laufen um aufs Geländer der Australien Open zu gelangen. Ich hatte mir vorgenommen, mir Ground Tickets zu kaufen, um den Final wenigstens auf dem Gelände auf Grossleinwand zu sehen. Na ja, wirklich gelohnt hat sichs nicht. Das grosse Heineken Oval mit Leinwand war nur durch einen von Securityleuten bewachten Eingang zugänglich. Eine riesige Kolonne von Leuten war schon am Anstehen. Da ich mir das nicht antun wollte, schlenderte ich weiter. Vom letzten Besuch wusste ich, dass noch andere Plätze mit Leinwänden ausgestattet waren, aber so richtig überzeugt hatten die mich dann auch nicht und so stellte ich mich dann eine halbe Stunde später trotzdem nochmal an. Vergebens, denn dieser Bereich war so voll, dass sie keine Leute mehr reingelassen hatten und so gab ich dann nach ca. 40 Minuten warten frustriert auf und suchte die kleine Piazza zwischen Rod Laver Arena und Margaret Court auf. Am Ende wars ne gute Entscheidung. Ein recht gemütlicher Platz, mit guter Sicht auf den Screen. Direkt dahinter konnte man sich in den Gängen der Rod Laver Arena mit Bier und Food eindecken und hatte auch gleich die Toilette in der Nähe. Der Match zwischen Djokovitch und Murray war nun nicht das Highlight der Australien Open, aber zumindest zu Beginn eine sehr spannende Angelgenheit. Am Ende lagen dann die Vorteile auf der Seite von Nole, der das Finale in vier Sätzen gewann. Zu meiner Freude, konnte man dann zur Siegerehrung sogar noch in die Arena hinein und so konnte ich dann doch noch etwas Liveathmosphäre schnuppern und machte mich dann nach der Zeremonie auf den Heimweg.

Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 41 starten hier.