Pierres Blog

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Tag 36 – 22.1.: Endlich: Wilson Promontry Nationalpark


Erbarmungslos früh klingelt der Wecker und ich steh gleich auf, um nicht wieder einzunicken. Schnell in die Küche runter, Kaffee aufsetzen, dann nochmal kurz den Rucksack checken und unter die Dusche. Danach bin ich einigermassen wach. Ercole schleicht auch schon durchs Haus, nur Karl und Thomas haben sich noch nicht gezeigt. Also düse ich nochmal schnell in den oberen Stock und tippe Karl auf die Schulter. Endlich gehts in den Wilson Prom, ein Ziel auf das ich mich schon wochenlang gefreut habe. Leider nur für zwei Nächte, aber besser als nix ;-) Ein bisschen ärgere ich mich trotzdem, dass es am Ende nur ein kurzer Abstecher wird, aber da der Park nicht mit öffentlichem Verkehr zu erreichen ist, gings auch kaum anders.

Fast pünktlich machen wir vier Jungs uns dann um viertel nach Sechs auf den Weg. Im Auto übermannt mich dann auf dem Rücksitz neben Thomas wieder die Müdigkeit und ich nicke immer wieder ein. Bei der Abfahrt ist der ganze Himmel noch bedeckt, aber je näher wir dem Südzipfel Australiens kommen umso heller wir der Streifen am Horizont. Als wir das Tor zum Park passieren ist der Himmel schon fast wieder wolkenlos und wir schauen dem Unternehmen Prom mit Freude entgegen. Zuerst müssen wir uns in Tidal River an der Park-Info melden und unsere Übernachtungsplätze buchen. Da wir uns auch noch nicht ganz sicher sind, welche Route wir nehmen wollen, lassen wir uns noch mit ein paar Tips und Infos von der netten Dame am Counter füttern. Nach kurzer Beratung entschliessen wir uns dann, unsere Zelte für zwei Nächte in der Little Waterloo Bay aufzuschlagen. Da die Rundwanderung wegen eines gesperrten Weges vom Telegraph Saddle zum Sealers Cove immer noch wegen Unwetterschäden gesperrt ist, können wir leider die präferenzierte Route nicht laufen. Die Waterloo Bay bietet aber wenigstens den Vorteil, dass wir den zweiten Tag mit leichtem Gepäck wandern können und unsere Zelte auch nur einmal auf- und abbauen müssen.

Nachdem der Papierkram erledigt ist, können wir mit dem Auto auf den Telegraph Saddle hochfahren. Die Strasse ist nur solange offen, wie Parkplätze oben auf dem Saddle verfügbar sind. Ansonsten hätten wir auf den Shuttlebus ausweichen müssen, was aber auch kein Problem gewesen wäre, denn während der Hochsaison verkehrt dieser Busservice zwischen den verschiedenen Parkings, welche mit den Autos zugänglich sind. Kurz vor halb zwölf laufen wir los. Unser Gepäck ist mächtig schwer und es dauert ein ganzes Weilchen, bis sich unsere Körper ans Gewicht gewöhnt haben. Der Weg hinunter zur Telegraph Junction führt zu meiner Enttäuschung über eine breite Schotterstrasse. Wege die ich eigentlich nicht so gerne wandere. Kleine,  Pfade sind doch viel schöner und spannender. Trotzdem ist die Kulisse, die uns schon auf dem Weg hinunter in die grosse Ebene zur Telegraph Junction schon vielversprechend und macht Lust auf mehr. Nach eindreiviertel Stunden erreichen wir die Kreuzung, von der aus sich der Weg in vier Himmelsrichtungen teilt. Von dieser grossen Kreuzung zweigt unser Weg Richtung Waterloo Bay dann nach vielleicht zweihundert Metern nach links ab und ich freue mich, dass wir nun auf einem schönen Pfad weiterlaufen können.

Die Kulisse ist atemberaubend, vor allem die Felsformationen auf der Anhöhe vor uns, ziehen mich in ihren Bann. Der Weg steigt sanft an, grosse Berge sind hier nicht zu überwinden. Zu meiner Freude führt er recht Nahe an diesen rundgewaschen Granitfelsen vorbei. Auf der Anhöhe tut sich dann erster Blick auf das tiefblaue Meer an der Westküste auf. Die nächste dreiviertel Stunde gehts bergab, und das letzte Stück zur Küste führt durch eine sumpfige Ebene, wo der Weg immer wieder auf Holzplanken verläuft. Als wir die Küste erreichen und wir den ersten Blick auf die Waterloo Bay erhaschen können, bleibt uns allen fast die Spucke weg. Vor uns liegt eine grosse Beach. Schneeweisser Sand und glasklares Wasser. Die Farben sind auch für mich farbgestöhrten unglaublich, kaum vorstellbar, dass es für normalsehende wohl noch ein Spürchen toller ausschaut. Ich bin hin und weg. Einen solchen Strand hab ich in Australien noch nie gesehen und keine Menschenseele weit und breit. Ein paar Wanderern mit schweren Rucksäcken sind wir zwar schon begegnet, aber die sind nicht der Rede wert. Unser Campingplatz kann nicht mehr sehr weit sein, mein GPS zeigt noch einen knappen Kilometer an. Ich laufe mit Thomas dem Strand entlang, Erci und Karl folgen dem Weg, der aber am Ende des Strandes wieder mit der Beach zusammentrifft. Danach folgt der Weg bisschen auf und ab nahe der Küste. Wir erreichen unseren Campground kurz vor vier. Ein wahres Bijou in einem wunderschönen Wald. Einige Leute sind schon hier, aber es hat noch genügend Plätze und wir suchen uns einen netten Spot aus und nach einer kurzen Verschnaufpause bauen wir die Zelte auf und installieren uns.

Danach gehts natürlich auf Erkundungstour. Der Campingplatz liegt neben einem kleinen Creek, der auch als Frischwasserquelle dient und mündet ein paar Meter weiter über den schneeweissen Sandstrand ins Meer. Die little Waterloo Bay ist noch hübscher als die grosse Bay, die uns zuvor schon ins Staunen versetzt hatte. Das Wasser ist auch hier glasklar, zur linken schliesst die Bucht mit schönen runden Felsformationen ab, auf denen sich wunderbar herumkraxeln lässt. Ich wähne mich im Paradies und meine Gspänli sind nicht weniger begeistert, von diesem Fleckchen Erde.

Nachdem wir die nähere Umgebung erforscht und uns vom Marsch erhohlt haben, installieren wir unsere Küche, sprich Karls Benzinkocher mit Topf und unsere Trockenfutter. Was noch fehlt, ist das frische Wasser. Gemäss Info sollte es hier Wasser geben, aber der Hahn unten am Bächlein, dass eher ein Rinnsal ist, ist nicht in Betrieb. Nach Nachfrage bei unseren Nachbarn, holt man das Wasser etwas weiter oben am Bach, wo ein kleiner Wasserfall sein soll. Der Wasserfall entpuppt sich dann als zwei Meter hohes Felsbröcklein über dass das Wasser in einem dünnen Rinnsal herunterläuft. Aber genug um Flaschen zu füllen. Karl hat einen Wasserfilter dabei, den man ganz einfach auf gewöhnliche Petflaschen schrauben kann. Die braune Farbe bringen wir zwar damit nicht aus den Filtern, aber ich kann hier schon mal verkünden, dass wir die Reise ohne Dünnpfiff und irgendwelche Seuchen prima überstanden haben. Die Filter scheinen also wirklich was zu taugen und ich werde Karl mal noch anfragen, wo er das Ding her hat, denn so eins will ich nun auch ;-) Supereasy, braucht kaum Platz und funzt. Mit dem frisch gefilterten Wasser wird dann etappenweise gekocht. Unsere Trockenpasta, die wir bei Wollies gekauft haben entpuppt sich als ganz ok und geniessbar. Hab da wirklich schon übleres gegessen. Es schmeckt also und macht satt und wärmt. Denn auch hier wird es nach Sonnenuntergang und Wind schnell wieder kalt und wir packen uns warm ein. Schade, dass man hier nirgends Feuer machen kann, das wäre eigentlich das Tüpfelchen auf dem i. So sitzen wir halt um den Kocher, essen unsere Pastas und Fertiggerichte und träumen davon, wie schön es wäre, jetzt noch ein Fläschchen Wein dabei zu haben… oder Tomatensalat mit frischen Zwiebeln ;-)

Alt werden wir nicht. Nach dem Essen gehen wir nochmal an den Strand auf die Felsen. Karl möchte unbedingt seine Angelrute auswerfen. Ich streike, denn es ist hier verboten und ich akzeptiere das Verbot gerne, ist es in Australien ja sonst fast überall möglich zu fischen. Erci zieht sich zurück und geht schlafen, Thomas hat sich schon kurz nach Sonnenuntergang freiwillig schlafen gelegt. Ich warte auf dem Felsen, bis Karl mit seiner Rute zurück kommt und leiste ihm noch Gesellschaft. Die Nacht ist wunderschön, zwar ziemlich frisch, aber wenn man sich obenrum schön warm anzieht gehts gut. Fische beissen keine, auch der Versuch vom Strand aus zu angeln fruchtet nicht und so legen wir uns dann auch gegen Elf ins Zelt.

Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 36 starten hier.