Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 1 – 26. Dezember 2014

Die erste Nacht in Afrika, im Hotel

Zwanzig vor fünf weckte mich der Wecker und mein Handy. Verrückt, wie «leicht» an solchen Tagen das Aufstehen geht. Die erste Überraschung an diesem Morgen waren die blinkenden Traktörchen, die die eingezuckerten Strassen in Bonstetten salzten. Passt ja wieder prächtig. Da wartet man auf den Schnee und wenn er dann kommt, düse ich ab nach Afrika. Im Koffer ein paar lange Hosen und ein dutzend T-Shirts und Flip Flops. Da um diese Zeit am zweiten Weihnachtstag natürlich kein Bus an den Bahnhof fährt, spaziere ich im Stechschritt mit der ganzen Bagage zum Bahnhof. 15 Sekunden vor der offiziellen Abfahrtszeit, stehe ich schon das erste mal schwitzend am Bahnsteig und bin guter Dinge, dass ich meine beiden Ämtli noch in Ruhe erledigen kann: Ämtli 1: Münzsammlung in Dollars und Fränkli wechseln, um für die erste Woche genügend Cash dabei zu haben. Tansanische Schilling bekommt man in der Schweiz auf keiner Bank. Nicht mal auf der UBS am Flughafen, was mich doch etwas überrascht. Ämtli 2: Kurz bei Sunrise nachfragen, obs für Tansania auch irgendwelche Roaming-Verbilligungen gibt. Tuts natürlich nicht… und so zottle ich leicht frustriert zum Check-In. Die Gebühren in Afrika mit Schweizer Karte sind eine absolute Frechheit.

Die Mädels treffe ich pünktlich um viertel nach sieben am Check-In. Abschieds-Kaffee in der Bye Bye Bar, Passkontrolle, läuft alles rund. Keine vergessenen Utensilien, die Fahnenschwinger im Bähnli aufs Terminal E sind auch schon wach und juchzen und der feine Wintereinbruch ist in Kloten auch noch nicht zu spüren. So gibts auch keine Verzögerungen wegen Enteisungsaktionen und wir starten ziemlich pünktlich in den Tag und gen Afrika.

Der Flieger ist voll. Ich amüsier mich wieder über die «Quetsch-Verpflegung», wo man nie weiss, welches Gefäss man nun zuerst öffnen soll, um irgendwie ein gergeltes Essen geniessen zu können. Das Besteck ist wie immer tiefgefrohren und mein bestelltes Christmas-Turkey entpuppt sich als Hackbraten mit Kartoffelstock. Lecker wars trotzdem. Der Flug verläuft ruhig, die Zwischenlandung in Nairobi ist auch nicht so wild, wie ich mir das vorgestellt hatte. Da lassen sie dich ja nicht mal aus dem Flieger. Da aber bestimmt 3/4 der Leute hier aussteigen, ist die Wartezeit doch recht entspannt. Man kann rumstehen, hat Platz, kann bisschen quatschen und nach einer dreiviertel Stunde gehts weiter. Schnell wirds draussen dunkel und nach einer knappen Stunde landen wir schon wieder in Dar. Als ich aus dem Flieger komme, merke ich dann schnell, wie sich die afrikanische Hitze anfühlt. Nach gefühlten 60 Sekunden kullert das erste Schweisströpfchen den Rücken runter und nach weiteren 60 Sekunden finde ich mich schon pappig ;-) Der Flughafen scheint mir sehr klein. Etwas schmuddlig und abgenützt, aber ok. Wir sind in Afrika, was anderes würde gar nicht passen.

Beim Zoll macht mich der Mann mit seinen schicken Immigration-Patten am Hemd dann doch etwas nervös. Erst dauerts mal gefühlte 5 Minuten, bevor er zum ersten Mal wieder zu mir hochschaut und mich fragt wie alt ich sei. «Ich schaue jünger aus» meint er … Ich bin erst mal platt, verstehe ihn kaum. Zum einen nuschelt er hinter seinem Glasfensterchen mit nur kleinem Sprechloch, zum anderen bin ich mir dieses Englisch noch überhaupt nicht gewohnt. Irgendwann kapier ich dann, dass er irgendeine Diskrepanz mit meinem Geburtsjahr hat. Immer wieder murmelt er was von 1939 und fragt mich zig mal, nach meinem Geburtstag. Dass ich nicht über siebzig bin, scheint er dann doch auch zu begreifen und im Pass steht ja das korrekte Alter. Nur scheint auf seinem Computer, ein Peter Meyer mit Jahrgang 39 seinen Arbeitsfluss zu stoppen. Er entschuldigt sich diverse Male, springt dann irgendwann fort und ruft eine Dame um Hilfe. Die schaut nicht weniger verwundert auf mich, auf den Bildschirm im Kabäuschen und auf den Immigration Mann. Nach etwas hin und her verduftet sie dann wieder und er begann wieder zu tippseln. Nochmal ein Foto und als ich dann endlich meine Fingerabdrücke auf dem Gerät einscannen lassen durfte, war ich guter Dinge, dass nun doch alles in Ordnung kommt. Die Bestätigung, war dann das laute klacken des Stempels, ein nochmaliges «Entschuldigung» des Herren und ich war drin. Afrika, here i am.

Draussen suchten wir dann vergebens nach dem Chef des Hotels, der Barbara versprochen hatte, uns abzuholen. So organisierten die Mädels dann nach einigem hin und her einen Taxifahrer. Das Hotel, dass Barbara reserviert hatte, schien niemand zu kennen. Na prima… ;-) Als dann die ganze Taxifahrer-Meute zusammenstand und auf mein iPhone, mit dem Mini-Kartenausschnitt guckte – den mir Barbara am Vorabend, wegen der Adresse geschickt hatte – wusste dann doch einer der Fahrer, wo wir hin wollten und so klappte dann auch noch der Transfer ins Hotel, dass es tatsächlich auch gab, noch freie Zimmer hatte und herrlich exotisch auf mich wirkte. Drei oder vier Leute hinter dem Desk, alle wirken etwas schüchtern und irgendwie erweckt auch jeder den Eindruck, nicht so ganz genau zu wissen, was man tut, was die Kunden wollen und was das ganze kosten könnte ;-) Ich bekam dann mein Einzelzimmer, die Frauen ihr Doppio und der Schweiss floss schon, von den paar Treppen, wo’s hier natürlich ohne Lift hoch geht.

Wir drei genehmigten uns dann nachdem wir die Koffer im Zimmer abgestellt hatten noch einen kleinen Umtrunk im Innenhof des Hotels. Wir waren allein, bekamen aber gleich mal die erste Runde offeriert, da uns der Chef nicht abgeholt hatte. Sehr seltsam kam mir der fette Flatscreen an der Wand vor, wo die Englische Premier League lief, oder die telegrafenartige eintönige Sythymusik, die im ersten Durchgang zum Hotel in endlosschlaufe «Stille Nacht» quitschte. Sicher erinnert sich jeder noch an diese lusigten Telegrafenkarten, die zu spielen begannen, wenn man sie öffnete. Das waren glaub ich die letzten Versuche der Schweizer Post, die Telegramme am Leben zu halten.

So… und nun fallen mir die Augen zu. Ich triefe etwas vor mich hin. Der Decken-Propeller dreht sich heftig, mein Laptap glüht bald und ich wasch mir noch schnell die Hände, putz mir die Zähne und bin gespannt, wie es sich bei dieser Hitze so schlafen lässt. Hoffe mal, dass mich die Mosis heute Nacht verschonen, ein Netz hängt ja über dem Bett und das Hotelzimmer scheint eigentlich auch mückfrei zu sein.

Gute Nacht Afrika. Bin gespannt wie’s weiter geht.