Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 2 – 27. Dezember 2014

Der erste Blick aus meinem Hotelzimmer. Das ist Afrika…

Morgens um sieben wache ich auf. Nach etwas Mühe mit dem Einschlafen, kippte ich dann doch irgendwann mal noch richtig weg und schlief in der Afrikanischen Hitze einigermassen durch. Draussen wird es hier kurz nach sechs hell und da ich meinen Wecker eh auf halb acht gestellt hatte, raffte ich mich auf und kroch unter meinem Moskitonetz hervor. So hatte ich noch genügend Zeit zum Duschen und meine Siebensachen zusammenzupacken. Die Dusche ist im Klo an der Wand installiert, ne Kabine gibts nicht, im Boden gibts einfach einen Ablauf. Dreht man den Warmwasserhahn auf, passiert nix, aber das ist halb so wild, denn das «kalte» Wasser ist genau 1 Sekunde lang kühl, danach ganz erfrischend. Kurz vor acht treffe ich dann die Mädels, die schon im Resti sitzen und aufs Frühstück warten. Es gibt zuerst frische Wassermelonen mit Bananen in einem Schälchen. Dann Kaffee mit Milch, mit Fettaugen drin, dazu eine kleine Omlette, ein für mich noch undefinierbares Gebäck, dass unseren Schenkeli entfernt ähnelt und ein paar Krümel Chicken, wo es einem schwerfällt, die Fleischstückchen von der zähen Haut zu trennen. Ein kurliger Mix, aber nicht schlecht.

Unser Taxifahrer, Ephraim, der uns gestern ins Hotel gebracht hat, steht pünktlich um halb Zehn vor dem Hotel, und bringt uns zum Domestic-Airport, wo wir mit einer kleinen Propellermaschine nach Sansibar fliegen. Der Flieger scheint recht neu und hat für vielleicht 15 Personen platz. Die Mädels überlassen mir einen Fensterplatz und ich staune immer noch über Afrika, dass unter uns vorbeisaust.

Am Flughafen auf Sansibar werden wir schon von Abra erwartet. Er kommt mit einem Freund, der die Fahrerei für ihn übernommen hat, da sein Wagen eine Panne hatte. Sie bringen uns erst nach Stone Town, der Inselhauptstadt. Ich staune, ab dem, was draussen alles an mir vorbeirauscht, wieviele Schwarze irgendwo unter Palmen sitzen, oder in kleinen Grüppchen im Schatten herumstehen. Überall wuselts, irgendwie scheint jeder irgend ein Geschäftchen oder eine Tätigkeit zu haben. Ich staune über zwei Frauen, die die Hauptstrasse mit einem Handbesen fegen. Immer wieder kommt man an Ständen vorbei, wo irgenwas verkauft wird. Ich staune und überlege mir, wie dieses Land funktionieren kann. Microbusiness überall, aber alles ist irgendwie vernetzt und spielt im Ganzen dann doch zusammen.

Stone Town: House of Wonders

In Stone Town machen wir dann einen kurzen Break. Mit Abra vereinbaren wir einen Treffpunkt. Zuerst gehen wir mal ein paar Milliönchen in einer Wechselstube, in einer gut bevölkerten, engen Gasse wechseln. Für meine 700 Franken bekomme ich ein fettes Bündel 10000er Noten, die Mädels kriegen noch ein paar Päckchen mehr, weil sie noch mehr Geld wechseln, um genügend Cash für Ihre Projekte zu haben. Tja, nun hab ichs also doch noch geschafft und bin mit 50 endlich Millionär ;-) Auf dem Flughafen hatte ich noch gemerkt, dass ich die Badehosen vergessen hatte und so zeigen mir Barbara und Malou ein Geschäft in den Gassen, wo es Shorts zu kaufen gibt. Die Stadt ist im Moment von vielen Senioren und noch dickbäuchigeren wie mir besiedelt. Ein Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker und die Gäste haben Landausflug. Nach dem Shoppingvergnügen im überfüllten Laden gehen wir noch ins Buni, eine kleine Kneipe, wo meine Fastschoneinheimischen den Kellner kennen und immer hier vorbeischauen, wenn sie in der Stadt sind. Für mehr Stone Town hats noch nicht gereicht, aber der kleine Augenschein, den ich genommen hatte, macht Lust nach mehr und wir werden noch genug Zeit haben, dass ich auch etwas in der Stadt herumbummeln kann. Der Mix aus engen Gässchen, arabischem Touch und viktorianischen Kolonialbauten ist reizvoll. Stone Town soll ja bekannt sein, für die schönen geschnitzten Holztüren, von denen ich schon ein paar gesehen habe. Nach dem erfrischenden Island Fruchtsaft machen wir uns dann auf gen Norden, Richtung Nungwi, meiner Heimat für die nächsten vier Wochen.

Wieder rauscht ein mir fremdes Afrika an mir vorbei und ich staune, wie die Menschen hier leben. Links und rechts der Strasse stehen viele kleine Hütten, meist mit Blech-, einzelne noch traditionell mit Palmendächern gedeckt, zwischen Palmen, Bananenstauden oder sonstigem Gestrüpp. Der Boden davor staubig. Da möchte ich nicht wissen, wie es in der Regenzeit aussieht. Die Landschft wird immer ländlicher, Palmenwälder und Bananenstauden prägen das Bild. Nach einer knappen Stunde erreichen wir dann Nungwi und meine Spannung steigt. Im Dorf ist dann fertig mit geteerten Strassen und so holpern wir über staubige, enge Gässchen durchs Dorf, zu Malous und Barbaras Häusern. Für mich ein tragisches Bild, wieviel Abfall hier herum liegt. Eigenartig, aber irgendwie scheint das den Afrikaner nicht zu stören… mich schon ;-)

Vor dem mit Mauern umgebenen Grundstück packen wir unser Gepäck aus dem Auto und endlich, endlich, sehe ich, was ich die letzten Jahre bisher nur auf Fotos habe wachsen sehen. Die beiden schmucken, mit Palmenblättern gedeckten Häuser, den hübschen kleinen Garten dazwischen. Alles schön und einfach, aber trotzdem mit allem was ein Europäer so braucht und gerne hat, ausser einem Kühlschrank der übers Gelände gestülpt ist und alles auf erträgliche 25 Grad herunterkühlt, damit Peterchen nicht schon vom rumgucken Schweissausbrüche kriegt ;-) Barbara führt mich durch ihr Haus und zeigt mir das Gästezimmer, wo ich meinen ganzen Krempel abstellen kann und für die nächsten Wochen wohnen darf. Risiki und King sind schon da. Das hübsche Massaimädchen kennen die beiden schon seit sie ein Baby ist und haben zu ihr eine gute Freundschaft aufgebaut. King, ein guter Freund der beiden, der ihnen schon viel geholfen hat und oft auch in Malous Haus wohnt, hat sie vom Festland mit auf die Insel gebracht, wo sie für die nächsten paar Tage bleiben kann.

Unser Zuhause

Als alle das nötigste ausgepackt haben, führen mich die Mädels an den Strand ins Waves. Ein schönes Restaurant am Strand. Ein grosses Palmdach spendet Schatten. Die Stühle stehen im Sand und wir bestellen was zu trinken und was kleines zu Essen. Ich nehme Schrimps auf einem herrlichen Tomaten-Zwiebelsalat. Sehr sehr lecker. Die Tomaten sind ganz fein geschnitten, Zwiebeln und Limonen entfalten ein wunderbares Aroma. Nicht mal der Koriander, der da wohl auch noch drin ist stört. Immer wieder werden die Frauen von Einheimischen mit grosser Freude begrüsst. Man kennt sich, die Menschen hier sind sehr freundlich unf ich staune über ihre meist ruhige und zurückhaltende Art. Namen kann ich mir nicht merken, aber ich hoffe, den einen oder anderen mir dann dochmal abzuspeichern ;-) Auf dem Weg zurück ins Haus laufen wir am Strand noch durch ein kleines Gässchen, wo verschiedene kleine Souvenirshops afrikanischen Nippes verkaufen und auch Risikis Mutter einen kleinen Stand hat. Ich freu mich schon, wenn ich dann am Ende der Ferien mir dort ein paar Holzgiraffen kaufen gehe, die mir so gefallen. Bestimmt finde ich auch noch ein paar andere hübsche kleine Dinge.

Auf dem Rückweg hol ich mir noch eine Simkarte fürs Telefon, damit ich hier mit den Mädels zu normalen Tarifen kommunizieren kann. Dann gehts noch in den Supermarkt, wo wir Wasser und das nötigste fürs Frühstück morgen holen. Ein Tante Emma Laden, wie aus dem Bilderbuch. Drei Gestelle an den Wänden bieten das allernötigste: Klopapier, Pringels, Süssigkeiten, Baked Beens aus der Dose, Putzmittel und ein paar allernötigste Grundnahrungsmittel. Wir kramen ein paar Dinge zusammen und ich muss schmunzeln, wie hier abgerechnet wird. Der Ladenbesitzer steht mit einem Taschenrechner hinter einem kleinen Holzpult, tippt irgenwelche Zahlen in sein Kistchen und zeigt dann den Endbetrag. Wie hoch die Differenzen der Margen, zwischen den einzelnen Kunden ist, weiss wohl nur er. Seine Kasse ist eine grosse Holzschublade, wo er mit beiden Händen in irgendwelchen Fächern in den Geldnoten rumwühlt. Natürlich hat er nicht genug Wechselgeld und so bleibt er Malou am Ende noch 600 Schilling schuldig. Das wird mit einem lockeren Lächeln bestätigt und auf den nächsten Einkauf «übertragen».

Zuhause richten wir uns dann alle noch etwas häuslicher ein. Ich packe meine Koffer aus, Barbara installiert mir das Moskitonetz, ich nehm einen Augenschein in der Küche und bekomme das nötigste erklärt: Wie und wann z.B. die Zimmer gesprayt werden, um die bösen Mücken zu killen, dass man den Kühlschrank nicht lange offenlassen stehen soll (eine Unsitte die ich zuhause oft aufs übelste strapaziere), wo ich was in der Küche finde und bekomme einen Satz Schlüssel fürs Haus und Tor.

Beim eindunkeln gehen wir dann wieder Richtung Strand. Risiki freut sich, dass sie mit uns essen kommen darf. Ein wirklich bildhübsches Mädchen, das gwundrig in die Welt schaut und im Moment noch etwas schüchtern ist, aber das wird sich sicher noch ändern. Am Strand haben die meisten Restaurants Tische in den Sand gestellt. Wir setzen uns ins Baraka, wo neben den Tischen, der Tagesfang präsentiert wird. Ich würd am liebsten von allem etwas probieren und bestelle mir deshalb auch eine Mixed Platte, mit diversen Fischen und sonstigem Meeresgetier. Irgend ein Krabbentier das in der Mitte schön aufgeschnitten ist, geht runter wie Sahne. Gaaaaanz lecker. Da muss ich nochmal Fragen, was das war. Risiki kichert immer wieder vor sich hin, weil sie sich glaub ich amüsiert, wie ich diese frischen Dinge mit Genuss auseinandernehme und verzehre. Immer wieder werde ich in dieser Kulisse an meine Ferien auf Koh Lanta in Thailand erinnert. Viele Restaurants sind ähnlich, man sitzt unter freiem Himmel im Sand, an vielen Orten qualmt ein Grill und die meisten Fische werden auf einem Tisch am Eingang präsentiert. Ein herrlicher Wind weht unten am Strand und macht die Hitze gut erträglich. Abends um sieben ists hier schon dunkel. Ich muss mich an diese eigenartigen Zeiten erst gewöhnen, denn Sommer und Hitze verbinde ich mit langen, hellen Abenden.

Risiki fällt dann irgendwann fast vom Stuhl und geht mit Malou zurück nach Hause. Ich bleibe mit Barbara noch ein bisschen sitzen, wir leeren den Wein, der inzwischen kurz vorm köcheln ist. Nach dem Zahlen, spazieren wir durch die nur schwach beleuchteten Strassen zurück nach Hause, holen uns aber unterwegs nochmal ein Fläschchen kühlen Weisswein im Liquor Store. Ein tolles Geschäft: ein grosser Raum, drückend heiss, der wieder nur an den Mauern mit Gestellen versehen ist, wo Bier, Wein, ein paar Spirituosen und Pringels stehen. Eigentlich wollten wir nur noch ein kühles Gläschen als Absacker trinken, spät war es ja noch nicht, aber inzwischen ist die Flasche leer, ich hab gefühlte 2349 Zeilen Text getippt und noch drei Runden Trimino oder – so ähnlich – mit Barbara gespielt. Die Hitze hier draussen auf der Terasse ist enorm. Ich sitze da und triefe ein bisschen vor mich hin. Meine Hautoberfläche könnte wohl inzwischen als veritabler Klebstoff verwendet werden. Muss mir mal überlegen, ob man das irgendwie «abbauen» und weiterverwenden kann. So schliesse ich nun meinen ersten richtigen Tag in Afrika und Sansibar, mit sehr vielen neuen Eindrücken ab und hoffe, dass ich mich die nächsten Tage, dann wieder etwas kürzer halten kann ;-)

Allfällige Tipp- und Schreibfehler bitte ich euch, einfach zu überlesen, weil ich beim besten Willen keine Lust mehr habe, alles nochmal durchzulesen. Ich schreibe ja viel zu langatmig ;-) Adjö und guet Nacht.