Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 3 – 28. Dezember 2014

Ich wache kurz vor 12 Uhr Mittags auf. Die Nacht wurde gestern dann doch etwas zu lang. Erst gegen 3 Uhr morgens knipste ich das Licht in meinem Zimmer aus. Ich schlafe in einem herrlich grossen Bett, unter einem dichten, frisch gewaschenen Moskitonetz. Meine Nachbarn hab ich auch schon kennengelernt, zumindest weiss ich nun wie die Frau beim Sex stöhnt. Es fühlte, bzw. hörte sich so an, als ob da zwei Menschen, zwei Meter neben mir Sex hätten ;-) Es klang auf jeden Fall leidenschaftlich und entspannt. Ich schlief herrlich, wachte morgens nur kurz mal auf, fand es eindeutig noch zu früh und dann wars … na ja… Zwölf!

Ein gemütlicher «Morgen» folgte. Barbara machte schon Frühstück. Alles stand parat, als ich aus der Dusche kam. Der Raum duftete nach frischem Kaffee und Malou überraschte uns noch mit frischem Fruchtsaft. Herrlich! Danach lümmelten wir etwas auf der Terrasse herum, blinzelten in den nächsten heissen Tag und entschieden uns, dass wir gegen 3 Uhr, wenn die grösste Hitze vorbei ist, mal einen ersten Schwumm am Strand zu machen. Ich hatte inzwischen auch eine Wochenaufgabe für mich gefunden und mir vorgenommen, den Sandgarten und die Wege zu jäten und ein Zengärtchen «zu bauen». Dafür wär ein Rechen ganz praktisch und da wir im Haus keinen mehr haben, mache ich mich mal auf den Weg zum Supermarkt und frage nach einem «Reki». Er schaut mich mit grossen Augen an, versteht aber was ich suche und erklärt mir den Weg zu einem Hardware Store bei Dala Dala. Das ist der Dreh und Angelpunkt in Nungwi, wo die Busse nach Stone Town fahren. Ich spaziere die staubige Strasse in die angegebene Richtung, vorbei an kleinen Shops und Ständen, wo diverses Verkauft wird oder irgendwelche Handwerker arbeiten verrichten. Eine Schneiderei, wo eine Schwarze an einer Fussbetriebenen Nähmaschine sitz, ein Häuschen wo Männer damit beschäftigt sind, Kokosnussschalen herumzuschaufeln. Später erklärt mir Barbara, dass man hier aus diesen äusseren Schalen Schnüre macht. Dazu legt man die Kokosschalen für eine gewisse Zeit ins Wasser und kann danach die Fasern heraustrennen, um sie dann zu Schnüren und Stricken zu flechten. Ich komme an Handwerkergeschäften vorbei, wo Schwarze irgendwelche Metallgestelle zusammensägen, um daraus irgendwelche Anhänger zu bauen, Shops wo alte Fahrräder gewartet werden. Unglaublich, wie hier aus jedem Fitzelchen irgendwas neues gemacht wird.

Dala Dala Station

Als ich nach ein paar Minuten Dala Dala erreicht habe, stehe ich wieder vor einem grossen offen staubigen Platz, dahinter beginnt die geteerte Strasse nach Stone Town. Kleine Busse stehen herum, Lastwägelchen werden be- und entladen. Auf der einen Seite geschäftiges Treiben, ein paar Meter nebendran liegen und sitzen andere im Schatten und schauen ins Leere. Wirken dabei aber entspannt und in keiner Weise gefrustet. Ich laufe zuerst nach links, drehe aber nach gut hundert Metern wieder um, da es mir scheint, dass hier keine weiteren Shops mehr sind und versuche mein Glück in anderer Richtung. Vorbei an weiteren Shops und Ständen, kleinen Restaurants und herumsitzenden Sansibaris. In einem Store, der ansatzweise meine Frage beantworten kann, bringe ich mein Reki-Anliegen nochmal an und werde wieder genau dorthin geschickt, wo ich vorhin umgedreht hatte. Also zurück und tatsächlich finde ich den Shop. Ein kleines feines Männchen steht im Eingang und schraubt an irgend einem Blechstück herum, kann mir aber auch keinen Rechen anbieten und meint, ich solle doch zurück gehen und dort fragen ;-) Na ja, ich habs versucht und nochmal ein paar Eindrücke vom Leben hier gewonnen.

Zurück zu Hause fange ich dann mal an, ein paar Gräser auszureissen. Nichts wirklich anstrengendes, aber schweisstreibend ist es allemal. Als mein T-Shirt nach einem Weilchen dann langsam durchnässt ist, machen sich Barbara und Malou für den Strand parat und so wechsle ich meine Shorts auch und schlüpfe in meine neuen roten Badehosen.

Wir laufen hinunter zum Strand und breiten unsere Tücher unter einer knapp schattenspendenen Palme neben dem Waves aus und springen ins Wasser. Erfrischend ist anders, aber das schöne am warmen Wasser ist, dass man nicht gegen dieses leidig unangenehme Gefühl ankämpfen muss, dass man bei uns in den Schweizer Gewässern hat, wenn man über Oberschenkelhöhe tiefer ins Wasser geht und sich alles zusammenzieht. Zum schwimmen reichts irgendwie nicht. Das Wasser bleibt lange Knie- bis Oberschenkeltief, es hat recht hohe Wellen, welche einem ein entspanntes stehen fast verungmöglichen und der feine Sand wechselt nach den ersten paar Metern recht abrupt in fieses piecksendes Korallengestein. So planschen wir in seichten Tiefen herum und ich freue mich, über das sehr erfrischende Gefühl auf der Haut, als wir wieder aus dem Wasser kommen. Wir fläzen noch ein bisschen unter der Palme und machen uns dann auf einen Spaziergang hinauf zum nördlichsten Punkt der Insel. Vorbei an hübschen Hotelanlagen, wo irgendwelche Europäer bewacht von schwarzen auf gepolsterten Liegestühlen neben dem Pool im Schatten liegen. Ich werds nie verstehen, wieso man deshalb nach Afrika kommen muss. Eigentlich wollte ich noch Barbaras Sansibar Cache suchen gehen, aber just an diesem Felsen hatte sich eine Moslemfamilie häuslich eingerichtet, mit Kind und Kegel und da hatte ich keine Lust zu suchen. So kehrten wir wieder um und spazierten gemütlich wieder zurück. An einem Strandabschnitt werden Dhaus gebaut. Das sind die typischen Holzboote, wie sie hier seit hunderten von Jahren gebaut werden. Ich bin fasziniert, dass diese traditionellen Boote hier überall noch gebaut und gebraucht werden. Man sieht eigentlich nur holzige Fischerboote hier vor Anker liegen. Wir gehen etwas näher ran und ich frage die Arbeiter, ob ich Fotos machen darf. Sie willigen freundich ein.

Zurück am Strand genehmigen wir uns noch einen frischen Fruchtshake im Waves und gehen dann nach Hause. Risiki kommt auch wieder mit. Die Frauen erwarten noch Besuch von Beryl, einer älteren Engländerin, die seit vielen Jahren hier mit ihrem Mann auf Sansibar lebt und als Divemasterin für die lokalen Tauchschulen arbeitet. Eine freundliche Engländerin, denen Barbara und Malou Käse und Schokolade und ein paar Weihnachtsgeschenke von Freunden mitgebracht haben. Dann kommt auch noch der Schreiner vorbei, dem wir gestern schon über den Weg gelaufen waren. Die Mädels möchten ihren alten Bootsausleger, den sie mal als Tisch hatten umbauen lassen durch einen Betontisch mit Bank ersetzen, da das Holz hier in der feuchten Hitze sehr schnell verrottet und der Tisch am zusammenfallen ist. Pläne werden gezeichnet, Höhen für Tisch und Bänke ausgemessen und diskutiert. Der nette Schreiner, deren Namen mir Barbara morgen bestimmt nochmal sagen wird … Ali Shehar ;-) nimmt die Notizzettelchen mit und wird morgen mit einem Angebot zurückkommen.

Risiki und King am Paddeln

Inzwischen ist es bereits wieder dunkel geworden und es ist wieder Zeit fürs Abendessen. Alle sind hungrig und wir hatten beschlossen heute nochmal auswärts zu gehen. Risiki freut sich, als wir ihr Pizza vorschlagen und so gehts wieder hinunter zum Strand ins Nungwi Inn. Wir spazieren an Hotelanlagen vorbei, Barbara erklärt mir, was hier in den letzten Jahres alles gebaut wurde, erinnert sich an ihren ersten Urlaub und erzählt mir, wie sich hier in den letzten zehn Jahren alles verändert hat. Das Restaurant hat wie es hier üblich zu sein scheint, alle Tische in den Strand gestellt und bei Kerzenlicht und herrlich erfrischendem Wind sitzt man an einem Tisch und kann seine Füsse im Sand vergraben. Risiki ist schon ziemlich müde, kämpft sich aber durch, bis das Essen kommt. Wir bestellen alle Pizza, ich noch einen Tomatensalat dazu. Wieder mit dieser wunderbaren Limettennote, einfach fantastisch. Auch meine Pizza ist hervorragend, mit Meeresfrüchten und Chicken. Trotz der ewigen Warterei und einem viertelstündigen Stromausfall in der Beiz geniessen wir den Abend am Strand, machen uns nach dem Essen dann aber bald auf den Heimweg um die Müde Risiki schnell ins Bett zu bringen. Auch ich bin schlapp und müde und froh, dass es nach Hause geht, obwohl die obligatorische Schreibstunde noch ansteht. Inzwischen ist es schon wieder Morgens um eins und höchste Zeit sich hinzulegen. Die Mücken nehmen langsam die Küche ein, ich bin pappig und möchte noch schnell unter die Dusche stehn. Ein paar Bilder gibts heute auch noch und das Korrekturlesen folgt dann morgen ;-)

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht Welt.