Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Churfirsten Adventure

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Es war endlich mal wieder so weit. Ein prächtiges Weekend war angesagt und da ich immer noch Höhenmeter laufen muss, um nächste Woche wenigstens einigermassen für die Hochtourenwoche im Monte Rosa fit zu sein stand mal wieder ein Churfirsten Wochenende an. Am Samstag ging ich auf meine selbst entdeckte Grat-Tour, vom Leistchamm bis zum Schären. Auch wenn ich die richtigen Kletterstellen und Traversen inzwischen kenne und auch ohne Karte und GPS finde, ist dies doch immer noch eine schöne Adrenalin Tour. Wirklich giftig sind oft die brüchigen Felsen. Man muss wirklich bei jedem Handgriff zweimal prüfen, ob die Steine an denen man sich festhalten, oder drauf stehen möchte auch wirklich noch halten.

Bilder wie immer bei flickr, Videos vom Schnüerliweg bei vimeo. Und für alle die Zeit haben, einfach weiter lesen.

Morgens um viertel nach Sieben startete ich von Arvenbühl und erklomm bei angenehmen Temperaturen recht zügig den Leistchamm. Nach einer kleinen Pause gings dann alles dem Grat entlang über den Mittler Leistchamm, Hinter Leistkamm zum von weit her sichtbaren Steinmannli am Ausläufer des Hinterleistkamm hinunter zur Gocht. Hier führt ein sehr ausgesetzter Wanderweg hinunter nach Quinten oder Walenstadtberg. Einer der wenigen Übergänge vom Toggenburg an den Walensee. Nach der Gocht stieg ich dann wieder dem Grat entlang hoch bis zur Felswand vor dem Nägeliberg. Dort kann man über ein Felsband um den Gipfel herum klettern, ein Couloir queren und ganz vorne an einem steilen Felsgrat auf einen Zwischengrat hochsteigen. Danach muss man eine steile Wiese queren und steht dann schon fast auf dem Nägeliberg. Von dort gehts dann meist einem einfachen Grasgrat folgend hinüber zu den beiden Gipfeln des Schären. Eine letzte kleine Kraxelei vor dem ersten Gipfel ist noch zu überwinden, aber im Vergleich zum bisher geleisteten, ein Klacks. Ich prüfte dann noch meinen Cache und freute mich, dass noch alles in Ordnung war. Den richtigen Abstieg vom Schären zurück auf den Toggenburger Höhenweg hab ich noch nicht raus und so bin ich auch diesmal wieder über ziemlich steile Stufen eher mühsam hinunter geklettert. Unten durchquert man eine paradiesische Schrattenkalk Gegend. Die Steine sind manchmal bis zu 2 Meter tief ausgewaschen und es ist ein richtiger Tanz auf den spitzen Steinen. Zur Zeit stehen die weissen Anemonen in Vollblüte. Ein herrliches Bild. Ganz bestimmt auch wunderschön, wenn die vielen Alpenrosen dort zu blühen beginnen. Der weitere Abstieg zurück nach Arvenbühl war dann wider erwarten nicht so anstrengend wie auch schon. Hat also doch schon etwas geholfen, dass ich die letzten beiden Wochenenden schon unterwegs war. Abends machte ich dann noch einen kurzen Abstecher nach Quinten. Wollte auch da kurz nach dem Cache schauen und eigentlich in der neuen Schifflände einen erfrischenden Wurst-Käsesalat essen. War aber nix, die sind mit dem Umbau noch nicht fertig und eröffnen erst am 1. Juli. Nu denn, auch im Seehof wurde ich lecker verköstigt.

Übernachtet hab ich in Murg. Bewegte mich dort aber nur soviel wie unbedingt nötig um nichts schmutzig zu machen, denn ich hatte keine grosse Lust schon wieder zu putzen, nur weil man eine Nacht dort schläft. Den Wecker klingelte um 5, was mir dann doch eine Spur zu früh war und ich nochmal kurz einnickte. Danach gings dann aber zackig vorwärts: Frühstück, kurz über alles mit einem feuchten Lappen drüber, gepackt und Richtung Walenstadtberg gefahren. Heute stand ein lang gehegter Wunsch von mir auf dem Programm: Der Schnüerliweg, unterhalb der Churfirsten. Hatte vor zwei oder drei Jahren mal davon gehört und seit dort wie hypnotisiert vom Gedanken dieser einmaligen Tour. Der Schnüerliweg quert unterhalb der Felswände von Chäserrugg, Vorderrugg und Schibenstoll in zum Teil sehr ausgesetzten Gelände. Der Aufstieg war ziemlich beschwerlich. Ich parkte meinen Wagen am Paxmal und stieg über den Sitzstein, Tschingla, Vals zum Ausgangspunkt des Schnüerliwegs auf. Ich hatte von gestern ziemlich müde Beine und litt schon ziemlich, bis ich nur Vals erreichte. Dort nahm ich mir viel Zeit, vesperte ausführlich am einladenden Holztisch vor der Hütte, bevor ich die letzten hundert Höhenmeter zum Einstieg beim Valsloch in Angriff nahm.

Ich dachte doch, dass man hier einen Trampelpfad sehen würde, aber weit gefehlt. Man konnte grade mal erahnen, dass hier der Schnüerliweg beginnen musste, denn oben war nur noch Fels und hier endete das Grasband. Also lief ich mal los, noch etwas verunsichert, ob ich wirklich auf dem richtigen Pfad war. Auf der ersten Graskanzel war ich dann sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Felswände hier unter dem Hinderrugg sind wirklich eindrücklich. Der «Weg» aber doch einiges ausgesetzter als ich das aus den zuvor zusammengetragenen Beschreibungen gedacht hatte. Zum Teil muss man sich wirklich seine Tritte suchen und quert oft sehr abfallende Passagen. Nicht immer war mir dort oben wirklich wohl, aber da ich mich auch nicht in eine Sackgasse manovrierte blieb immer auch die Möglichkeit zur Umkehr, falls es denn noch wilder werden sollte. Die Aussicht und die Route sind aber dermassen phantastisch, dass man einfach nicht umkehren will und schauen möchte, wie denn die Passagen mit den Seilen ausschauen. Oftmals war es kaum vorstellbar, wenn man dem weiteren Verlauf der Route folgte zu sehen, dass es überhaupt möglich sein sollte, auf diesem abschüssigen Grasband weiterzukommen. Aber es ging. Kurz vor dem Finale begegnete mir noch eine andere Gruppe, die den Weg in umgekehrter Richtung in Angriff nahm. Die ausgesetzte Stelle ganz am Ende fand ich dann eigentlich eine der einfachsten Stellen. Man hatte guten Halt und konnte sich am Sicherungsseil gut halten. Das einzige Gfürchige an dieser Stelle war einfach, dass es einfach neben dem Felsband senkrecht hinunter ging.

Das Ende des Schnüerliwegs befindet sich im Einschnitt zwischen Schiben- und Zuestoll. Ein wildes Tal, wo noch viel Schnee auf den Schotterfeldern liegt. Um wieder zum Ausgangspunkt zu kommen, musste ich um den Zuestoll laufen und dann über Paliis Nideri wieder auf den Chlaffenboden abzusteigen. Also gings erst mal hinunter. Anfangs über Schneefelder, dann über riesige Schotter-Abhänge und schliesslich wieder durch ein phantastisches Schrattenkalk Gebiet. Dank GPS fand ich dann auch recht easy den richtigen Einstiegspunkt zu dem kurzen Stück wo man dem Wanderweg auf den Zuestoll folgen musste um im Brisital in die nächste Lücke, die Paliis Nideri aufsteigen zu können. Hier sah es ganz ähnlich aus, wie zuvor beim Abstieg. Viel Schotter und immer noch viel Schnee im Talboden. Ein Felsband quert das ganze Tal, das man unterhalb umgehen muss um auf der anderen Talseite dann in einer steilen Flanke aufsteigen kann. Oben war ich dann ganz schön müde und legte nochmal eine letzte Rast ein um mich vor dem steilen Abstieg nochmal zu stärken. Die Ketten die die steile Einstiegsstelle sicherten fand ich sofort und so machte ich mich nach der Pause an den letzten und langen Abstieg. Am Ende der ersten Kettenpassage löste sich der Weg dann in nichts auf und ich folgte Instinktiv einfach mal wieder einem Felsband. War dann aber doch etwas verunsichert und musste Karten und Tourbeschrieb zur Hilfe nehmen, denn obwohl dieser «Weg» sogar auf der Karte eingezeichnet ist, wars plötzlich wieder ziemlich ausgesetzt und weglos. Aber ich machte alles richtig und der Weg folgte tatsächlich diesen Felsplatten unterhalb des Zuestolls und zweigte dann nach vielleicht 100 Metern steil über eine Felsnase in die Wiese ab. Danach quert man nochmal ein paar Couloirs, aber auf einem gut sichtbaren Pfad. Nach der dritten oder vierten Querung gehts dann extrem Steil hinunter auf den Boden von Chlaffenboden. Ein wunderschönes Hochtal unter den Felswänden von Brisi und Zuestoll. Hier trifft man dann wieder auf den offiziellen Wanderweg und ist froh, mal wieder «normal» laufen zu können. Meine Energie ist langsam verpufft, die Füsse schmerzen und so nehm ich mir trotz allem den etwas längeren Weg über Schrina-Obersäss in Kauf, damit ich nicht über die steile Sitzstein Route absteigen muss. Es geht zwar nochmal ein paar Meter hinauf, aber ich hab ja Zeit und kanns gemütlich nehmen. Zum Glück ist unterwegs noch ein Brunnen und ich kann meine inzwischen leergetrunkenen Flaschen füllen. Wer hier oben unterwegs ist sollte immer genug zu trinken dabei haben. Mir reichten die 3 Liter bis hier gerade mal. Gegen fünf war ich dann zurück beim Auto, lüftete hier erst mal die gefühlten 100 Grad heraus und setzte mich auf ein Bänkchen beim Parkplatz, genoss nochmal die herrlich Aussicht von hier oben und hörte erfreut den Live Bericht vom Fussballspiel auf SWR1. Ein perfektes Wochende wurde mit diesem gut gespielten Achtelfinal der Deutschen wunderbar abgerundet. Ein Abenteuer und Wanderwochenende ganz nach meinem Gusto, obwohl es gerne mit jemandem geteilt hätte, aber ich dachte mir ein paar Mal unterwegs… Wem würde ich sowas zutrauen, und was würde ich mir für Gedanken machen, wenn dabei was passiert? Hmm…