Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Tag 2 und 3 – 19./20. Dezember: Schlafloses ankommen


Ich hatte es befürchtet, schon zwischen Dubai und Zürich hatte ich kein Auge zugetan und so gings dann auch die gut 13 Stunden von Dubai nach Melbourne weiter. Meine Vermutungen hatten als gestimmt, ich flog tatsächlich im A380. Das Gnusch, dass ich gestern mit dem falschen Gate hatte, hat sich dann auch noch gelüftet, denn ich schaute auf den Anzeigen nach der Boarding und nicht der effektiven Abflugzeit und da die ja fast identisch war, lief ich da ans falsche Törchen. Wir hatten fast eine Stunde Verspätung, bis es los ging, aber was spielt da eine Stunde mehr, noch für eine Rolle. Bis auf die genauso engen Platzverhältnisse wie in jeden anderen Flieger ist dieses Riesenteil, doch recht angenehm. Ich empfand ihn ruhiger, aber das hätte auch damit zu tun haben können, dass ich ganz vorne sass. Business- und Firstclass sind ja in der oberen Etage und somit fängt die Sardinenklasse im A380, schon ganz vorne an. Durchs umbuchen erwischte ich natürlich einen Platz in der Mitte… ein absoluter Hassplatz für mich und in der Mitte fühlt man sich nochmal etwas mehr eingeengt.


Dreimal hab ich mich in diesen zwei Monsterflügen nun im 25 Quadratzentimeter-Esstisch-Essen nun üben können. Wirklich souverän ists wirkte das noch nicht. Die erste Herausforderung dieser Minitabletts, die völlig überfüllt mit Schälchen, Unterschälchen, Deckelchen, Büxchen, Wasserbecherchen – aus denen sonst kein Mensch trinken würde – und Säckchen und Beutelchen mit sonstigem oft unnötigen Zubehör. Super war zum Beispiel das erste Mitternachts-Dinner-Häppchen-Vorfrühstück. Ich glaube die Fluggesellschaften wissen selber nicht, zu welcher Zeit, sie welches Essen servieren sollen. Aber egal, die Herausforderung zu Beginn des essens ist ja erst mal: Mit was fang ich an. Wo kniffel ich das erste Deckelchen weg und wenns dann weg ist, wohin leg ich es, ohne dass es entweder zu Boden fällt, den Rest verschmiert oder ganz einfach irgendwo im Weg ist. Garantiert entdeckt man dann am Ende des Essens dass in der Sammelschale mit dem fremdartigen Käse noch ein Bütterchen für das vertrocknete, nach nichts riechende Vakuumbrötchen gewesen wäre, oder man entdeckt, dass die Vorspeise eigentlich ein nicht definierbares Dessert ist. Mit der Zeit hat man dann zwar immer mehr Abfallschälchen auf seiner Tafel, aber all das Verpackungsgedöhns, dass man vorher schon irgendwo entfernt hat faltet sich in jedem dieser Gefässe sofort wieder auseinander, um wieder nebendran zu landen oder noch besser natürlich – besonders erfreulich in der mittleren Sitzposition – auf den Boden zu fallen :-(

Bähh… vielleicht kann mir da ein Vielflieger der Touristenklasse mal Anweisungen geben, wie man das richtig macht. Überrascht bin ich ja schon, dass es inzwischen wieder Metallbesteck gibt. Bei der Sicherheitshysterie rund ums Fliegen, schon fast mutig. Denn mit gut Schwung und etwas gesteigerter Aggressivität, ramm ich die Gabel einem Fluggast … ach lassen wir das.

Trotz dem ich im Flieger nicht mehr schlafen kann, brauchte ich für den ersten Film «Barbara» … echt jetzt ;-) (nettes Filmchen das in den 80er Jahren in einem DDR Provinzspital spielt) geschlagene 5 Stunden. Denn die Augen konnte ich trotzdem oft nicht mehr offen halten, aber für ein Hörspiel kannte ich dann die Figuren doch noch zuwenig und spulte dann meist nach einer halben Stunde nochmal zurück. Das mit dem Fernsehhören geht höchstens zuhause, wenn ich mir zum einschlafen die «verbotene Liebe» reinzieh. Das geht prima mit geschlossenen Augen… mit faulen Sprüchen muss da jetzt niemand kommen, da steh ich voll zu schäme mich dafür überhaupt nicht, lieber Leser.

Irgendwie hab ich diese endlose Flugpain dann doch noch überstanden und gegen halb acht landeten wir sicher in Melbourne. Wie in Trance schob ich mich durch die Menschenmassen, war ganz erfreut, dass das Gepäck schnell auf dem Baggage Claim seine Kreise drehte und auch die Passkontrolle ganz flott lief. Bei der Quarantäne-Station, dann schon fast der übliche lockere Schwatz mit den Aussies, die immer ganz genau wissen wollen was man dabei hat. Fondue, Schoggi und Joggingschuhe gingen dieses mal anstandslos durch, ok, beim Fondue musste das Männchen doch noch einen Kollegen fragen, winkte mich dann aber durch. Dumm nur, dass die Aussies seit September ihre Rauchergesetze nochmal verschärft haben und man gerade mal noch 50 Zigis einführen darf. Da stand ich nun mit meiner Stange Winston für 13$ aus Dubai und machte ein langes Gesicht, als ich vor die Wahl gestellt wurde: 150 Zigaretten wegschmeissen oder das läppische Sümmchen von $78.76 dafür zu berappen. Ich entschied mich für Zweiteres, weil die Zigaretten hier ja absolut fies viel kosten. Und zum trotz, stellte ich mich dann mit meiner Bagage erst mal vor den Flughafen und zündete mir eine an. Bäähh…

Der Transfer mit dem Sky Bus klappt hervorragend. Im Zehnminuten-Takt fahren die Busse in die Stadt, zur Southern Cross Station, einer grossen Zugstation in Melbourne. Dort parkte ich dann Koffer und Reisetasche in einem Schliessfach und machte mich auf, die Zeit bis mein Zug fuhr, mit einem Spaziergang durch die Stadt zu verkürzen. Das Wichtigste war aber erst mal, mir eine australische Telefonkarte zu organisieren. Den Rest der Zeit nutze ich dann für einen ausgiebigen Spaziergang: die Queensroad hinunter zu Flinders, dem Yarra River entlang, an der RodLaver Arena vorbei, hinauf in den Botanischen Garten. Am Visitors Center merkte ich dann plötzlich, dass die Zeit knapp wurde und ich konnte nur einen kleinen Teil dieser riesengrossen, wunderschönen Gartenanlage anschauen. Das muss ich auf jeden Fall noch nachholen und mir mal einen halben Tag dafür reservieren. Vielleicht schnapp ich mir dann eins der Velos, die an vielen Orten in der Stadt geparkt sind und man sich einfach bedienen kann: Kreditkarte rein und los gehts.

Auf dem Rückweg gings dann auf der anderen Seite vom Yarra wieder hinunter zur Bahnstation und die Zeit wurde knapper und knapper und kam am Ende mächtig ins Schwitzen. Meine Füsse waren von den schlaflosen 40 Stunden auch nicht mehr so fit und das taubheitsgefühl stellte sich bei jedem kleinen Halt wieder ein. Strange … Drei Minuten bevor mein Zug Richtung Bairnsdale einfuhr, stand ich auch auf dem Perron, das von meinen Schliessfächern eine gefühlte Ewigkeit weit weg war. Aber es hat gereicht und nun sitz ich mit schwersten Augenlidern im Zug und halte mich mit der Schreiberei wach. Hätt ich nichts gemacht, wär ich bestimmt schon lange weggenickt, wie die alte Dame die vis à vis von mir sitzt und mich an unser liebe Tante Trude erinnert.

Bin nun schon zwei Stunden unterwegs. Draussen zieht eine herrlich grüne Landschaft an mir vorbei. Typische Aussiedörfchen mit ihren ewig gleichaussehenden Häuschen und den lustigen Neubaugebieten, die immer so furchtbar künstlich wirken. Fürs Foto hats eben nicht gereicht, aber bestimmt komme ich nochmal an einem solchen Gebiet vorbei. Um 17:07 treffe ich dann in Bairnsdale ein, wo Erci mich dann abholen wird.

Der Plumber in Gelb, stand pünktlich auf dem Bahnsteig und nach herzlicher Begrüssung, gings ab nach Hause… mit kleinem Zwischenhalt im lokalen Pub. Echt Aussiestyle, das Bier schmeckt, die Aussicht ist schön, aber wir dürfen nicht lange bleiben, weil zuhause schon gekocht ist. Also ab ins neue Home, der Fuscos und den Rest der Truppe noch willkommen heissen. Santolo und Lucia, Ercis Eltern sind auch zu Besuch und bleiben bis Ende Februar. Ich bekomme mein eigenes Zimmer, packe meine Siebensachen aus und darf mich dann gleich an den gedeckten Tisch setzen. Sehr lange wird der Abend für mich aber nicht mehr und ich verziehe mich gegen halb zehn ins Bett und falle nach einer gefühlten Sekunde in Tiefschlaf. Die horizontale Position ist trotz tollen und schönen ersten Eindrücken heute das absolute Highlight.

Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 2 starten hier.