Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Tag 38 – 24.1.: The Prom: Way back via Oberon Bay


Als ich aus dem Zelt krieche, sieht das Wetter immer noch gleich aus, wie am Abend zuvor. Dicke Wolken, Wind, Kalt. Man hat das Gefühl, dass es in den nächsten fünf Minuten zu regnen beginnt. Aber das hatte ich ja gestern auch schon, trotzdem blieb es in der Nacht trocken. Mit frisch gefiltertem Wasser wird Kaffee gekocht und und unsere Müeslis zubereitet. Die Lust schon wieder zusammenzupacken hält sich in Grenzen. Die Lust, diesen paradiesischen Ort schon wieder verlassen zu müssen, hält sich bei mir in Grenzen. Aber so isses nun mal.

Nach dem Zusammenpacken schlage ich den anderen noch eine Alternativroute für den Rückweg vor. Anstatt denselben Weg wieder zurückzulaufen, könnten wir auch bei der Telegraph Junction weiter Richtung Oberon Bay zur Westküste des Wilson Prom laufen. Dort führt ein Weg der Küste folgend hinauf nach Tidal River. Ich schätze die Marschzeit vielleicht um eine Stunde länger ein. Karl möchte aber mit Thomas keine Experimente eingehen und Erci schliesst sich Karl an. Da ich noch etwas mehr sehen möchte, entschliesse ich mich dann, die Route via Oberon Bay, alleine zu laufen und verabschiede mich von den Jungs, Ausgangs Campground, als dort alle nochmal kurz auf Toilette müssen.

Der Weg zurück zur Telegraph Junction ist auch auf dem Rückweg nicht minder schön. Ich versuche zügig zu laufen und komme ganz schön ins Schwitzen. Der Blick Richtung Westen lässt auf besseres Wetter hoffen, denn dort zeichnet sich ein blaues, wolkenfreies Band am Horizont ab. Tatsächlich äugt dann die Sonne oben bei den runden Steinen, bevors wieder hinunter zur Junction geht auch hinter den Wolken hervor. Ich krame sofort meine Sonnencrème hervor und packe Arme, Beine, Nacken und Gesicht unter einen 30er UV-Film. Mir scheint, als ob hier auf der Insel ein Microklima herrscht. Denn die Ostküste ist immer noch in dicke Wolken gehüllt, während der Westen inzwischen komplett wolkenfrei ist. Natürlich ein Aufsteller, denn der Unterschied der Waterloobay im Sonnenlicht, oder bei Wind und dicken Wolken ist frappant. So eindrücklich, atemberaubend und umwerfend diese Bay vor zwei Tagen war, so banal wirkte sie im Gegensatz dazu heute morgen.
Den Abstieg zur Junction verwöhnt mich dann schon wieder die Sonne und ab der Junction, hinüber zur Oberon Bay bin ich froh, wenn ich zwischendrin mal etwas Schatten ergattern kann. Der Weg führt über eine Sandpiste durch die Ebene. Gesäumt von niederen Bäumen, die kaum höher als vielleicht vier Meter sind. Es gibt wenig zu sehen, man bewegt sich wie in einem Kanal. Mein GPS vertreibt mir immer wieder die Zeit. Wenns langweilig wird, beginne ich Spielchen, schaue auf die zurückzulegenden Distanzen oder messe Zeiten von A nach B.

Plötzlich taucht wie aus dem nichts vor mir eine grüne Wiese auf, als ich etwas näher komme, sehe ich links eine Holzkonstruktion, mit Treppen. Ich denke zuerst, dass dies ein Outlook wäre, als ich aber Näher komme und das ganze Gebilde sehe, entspuppt es sich als eine erhöhte Toilettenanlage. Die hat der Himmel geschickt, denn … gut, das will hier vielleicht niemand so genau wissen, aber erzählen tu ichs trotzdem, weils so schön war … seit ich hier im Prom unterwegs war, war ich noch nie auf Klo und seit den Morgenstunden verspührte ich immer stärker ein Verlangen, in Ruhe abrüsten zu können. Die Toiletten in der Waterloobay müssen unglaublich gestunken haben und seien auch nicht sehr einladend gewesen. Hier ist das alles ganz anders. Ich steige die Treppen hoch, wähle die saubere Kabine aus und geniesse eine Sitzung auf einer absolut geruchsfreien und recht sauberen Toilette. Keine Menschenseele weit und breit, die einen stört, oder schon nervös an der Tür rüttelt. Perfekt. Als ich mein Geschäft dann erledigt habe, merke ich erst, was für eine Last von mir abgefallen ist ;-)

Die Toilettenanlage gehört zum Campground hier und da schon an der Parkinfo darauf hingewiesen wurde, dass es hier kein Frischwasser gibt, nehme ich an, dass auch dieser Platz ziemlich verlassen ist. Ich lass es aber bleiben, mir den Camping anzuschauen, denn der Wegweiser zum Platz zeigt genau in die andere Richtung, als meine Route. Nach ein paar Metern über eine kleine Düne stehe ich an der langen Oberon Beach. Menschenleer, flach wie an der Nordsee. Wahrscheinlich ist gerade Ebbe, denn die Wasserkante ist weit draussen. Als ich den Strand in seiner ganzen Pracht sehe, bin ich froh, dass wir uns zu Beginn unserer Tour für die Waterloo Bay entschieden hatten, denn dieser kann die breite Oberon Bay aus meiner Sicht in keiner Weise das Wasser reichen. Das heisst nun nicht, dass es hier nicht schön wäre, aber die Messlatte wurde in den letzten zwei Tagen einfach zu hoch gesetzt, dass nur noch Superlativen das bereits Erlebte in den Schatten stellen konnten ;-) Mein Weg folgt dem ganzen Strand. Es dauert bestimmt eine viertel Stunde, bis ich das nördliche Ende erreicht habe. Dort überquert man einen kleinen Fluss und folgt dann der westlich verlaufenden Landzunge. Der Weg ist schön, die Aussichten, die sich einem immer wieder bieten atemberaubend … und die Temperaturen werden immer mörderischer. Die Sonne brennt inzwischen wieder erbarmungslos auf mich herab, aber die Brise, die vom Meer herüber weht, macht es erträglich.

Ich erreiche nochmal eine kleine, menschenleere Bucht. Der Weg führt auch hier kurz hinunter zum Strand um ein paar Meter weiter gleich wieder steil aufzusteigen und der nächsten Landzunge hinauf zu folgen. An deren Spitze gibt es dann noch einen kleinen Abzweiger zum Norman Point, oder so ähnlich. Wie immer, kann ich diese kleinen Abzweiger nicht einfach ignorieren und folge dem Weg in der Hoffnung auf eine spezielle Aussicht. Ist dann aber nicht wirklich spektakulär. Der Weg führt einige Meter hinunter und endet dann einfach an einem flachen Felsen. Dort sitzen schon ein paar Leute und da ich es wie gesagt nicht so mitreissend finde, drehe ich gleich wieder um und gehe zurück zum Hauptpfad. Von dort sind es nur noch ein paar Minuten, bis sich der Blick zur riesigen Norman Beach öffnet. An dessen Ende sieht man viele Menschen. Tidal River liegt gleich dahinter und da dies der Hauptstrand ist, tummeln sich hier natürlich die Menschen. Von der äusseren Landzunge, hinunter zum Südende der Beach brauche ich aber bestimmt nochmal ne knappe halbe Stunde. Am diesem Ende tummeln sich nur ein paar Wellenreiter und einige Spaziergänger, die wohl einfach die Beach hinunterlaufen. Ähnlich wie die Oberon Bay, ist auch die Normal Bay flach, unheimlich lang und gross. Je näher man sich dem Nordende nähert um so voller wirds. Es gibt hier auch wieder eine Strandaufsicht. Für mich wirkts schon überfüllt, aber wenn man zuvor immer an menschenleeren Stränden gewesen ist, wirkt das noch schnell mal so. Im Vergleich zu europäischen Badestränden ist immer noch leer und man hat unheimlich viel Platz.

Ich wähle dann kurz vor dem Ende des Strandes einen Aufgang, der mich wie vermutet direkt auf den Camping bringt. Dieser Campground ist riiiiiesig. Mir wird fast schwindelig. So viele Menschen, Zivilisation. Toilettenhäuschen mit Dusche und Waschmaschinen. Luxuszelte mit Barbies, gasbetriebene Kühlschränke, Antennen, Strom, das ganze Trallali ist plötzlich wieder allgegenwärtig. Ich suche mir den Weg zur Parkinfo. Dort rufe ich Karl an, der grade im Selbstbedienungsrestaurant sich ein paar Sandwiches bestellt hat. Da ich unterwegs nichts gegessen hatte, geh ich auch gleich rein und kauf mir auch was zu essen und vor allem, was kühles, prickelndes zu trinken. Ich bin ziemlich fertig und müde, aber auch Karl, Thomas und Erci sind kapputt. Die kürzere Strecke bezahlten sie dafür mit dem viel längeren Aufstieg, zurück zum Parkplatz auf dem Telegraph Sattle. Wie sie erzählen, muss es am Ende ne ziemliche Qual gewesen sein. Ich schmunzle für mich und freue mich über meine Routenwahl. Auch wenn sie etwas länger war, war sie doch zumindest viel, viel abwechslungsreicher und ein paar neue und schöne Orte im Prom habe ich auch noch gesehen. Nach einer kurzen Pause und nachdem wir uns alle wieder gestärkt hatten, gehts dann zurück nach Lakes.

Ich nicke hinten im Auto bald mal wieder ein. In Sale machen wir dann noch ne kurze Rauch- und Beinevertrete-Pause um dann die letzte Stunde in einem Schnurz durchzufahren.
In Lakes ist inzwischen auch Ercoles Verwandschaft aus Melbourne angekommen. Das Essen steht schon bereit, wir müssen uns nur noch an den Tisch setzen. Ich lass es mir aber nicht nehmen, vorher schnell unter die Dusche zu stehen um mich wieder frisch zu machen. Danach fühl ich mich wieder richtig gut. Erci wird noch ein schönes Happy Birthday gesungen, denn er hat heute Geburtstag. Am Tisch ists eng: Fuscos, dann Tante und Onkel, Cousine und Mann, Thomas und Karl und ich. Phwee… es ist laut, es wird erzhält, gelacht, gegessen und zum Nachtisch gibts irgend sonen typischen Cremetorten-Dingens. Weiss den Namen nicht mehr, aber anscheinend was typisch australisches. Richtig alt, werden wir trotz Geburtstagsfete nicht. Alle sind müde und so gehts dann doch ohne grosse Trinkerei und Müde gegen Mitternacht ins Bett.

Das ganze Aussie-Album gibts bei flickr. Die Bilder zu Tag 38 starten hier.