Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Scillywall – Tag 10 – 31. Juli

Geevor Mines, St. Just, Minack Theatre

Nach der Touristen-Überdosis von gestern, fahren wir unser Programm wieder etwas zurück. Ich mache mich mit Barbara heute alleine auf den Weg. Wir möchten die Geevor Mine besichtigen. Mami interessiert das nicht sehr und Brigitte ist auch nicht böse, einen Tag mal etwas ruhiger anzugehen und leistet Mami zuhause Gesellschaft. In Cornwall sind an vielen Orten die Überbleibsel der früheren Zinn und Kupferminen noch zu sehen. Immer wieder stechen einem die alten Schornsteine oder Bauruinen mitten in der Landschaft ins Auge. Die Geevor Mine war eine der grössten und wurde erst 1992 stillgelegt. Damals wurden fast 400 Bergleute arbeitslos. Versuche, die stillgelegte Anlage wenigstens als Museum weiter zu betreiben, um wenigstens ein paar Arbeitsplätze zu retten, scheiterten. Erst später wurde die Geevor Mine der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und das in der heutigen Form bestehende Museum eröffnet.

Viele der alten Gebäude können besichtigt werden und sind mit informativen Schautafeln versehen. Alles wirkt dadurch sehr authentisch und man kann sich doch recht gut vorstellen, wie es hier früher zu und her ging. So wird man vom Steuerhaus des Schachtaufzugs über den Kompressorraum, wo die Druckluft für die Presslufthämmer und weitere Geräte erzeugt wurde geführt. Der Dryroom, wo die Bergarbeiter sich zur Schicht ein- und ausgestempelt, ihr Werkzeug gefasst und sich umgezogen und geduscht haben, wirkt so als wäre er erst gestern verlassen worden. Weiter wird man durch grosse Hallen geführt, wo das geförderte Gestein in verschiedenen Prozessen bis zu feinen Sand zerkleinert und vermahlen wurde. Erst dieser feine Sand wurde in den Hochöfen geschmolzen. Ich meine mich zu erinnern, dass dieses Endprodukt einen Zinngehalt von um die 50%, oder sogar noch mehr hatte. Neben all diesen Gebäuden gibt es noch ein separates kleines Museum, wo der Prozess der Zinngewinnung und die Arbeiten in der Zinnmine von den frühsten Anfängen des Bergbaus bis in die Neuzeit in Bild und Ton und an Modellen erklärt werden. Das einzige was wir uns nicht richtig vorstellen können, muss der Lärm, die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit gewesen sein, die besonders in den Fabrikhallen wo das Gestein zerkleinert wurde geherrscht haben.

Nachdem wir die verschiedenen Produktionsgebäude durchschritten hatten, wurde uns noch ein Rütteltisch gezeigt. Auf dem Rütteltisch wird der leichte Sand von den schwereren Zinnteilen getrennt. Eine leicht abfallende Tischplatte mit Rillen wird in Schwingungen versetzt. Der Sand mit Wasser gemischt und über den Tisch geleitet. Durch das Rütteln lässt sich der leichtere Sand über die Rillen vom Zinn trennen und am Ende des Tisches wird dieses relativ hochdosierte Endprodukt dann aufgefangen. Bevor wir aus dieser letzten Halle wieder nach draussen an die Sonne gingen, durften wir uns an einer langen Garderobe einen Blaumann nehmen und weiter zu einem alten Stollen noch etwas Untertag-Feeling schnuppern. Einen Helm hatten wir schon am Eingang erhalten und für diese letzte Aktion machte er auch richtig Sinn. Dieses kleine Abenteuer hat mich dann aber fast etwas enttäuscht, denn wahnsinnig viel gab es in diesem vor über 200 Jahren in den Fels getriebenen Stollen nicht zu sehen. Trotzdem wars ganz spassig und ich hoffe, dass ich irgendwann einmal noch in einen richtig grossen Stollen steigen darf, wo mit grossem Gerät die Rohstoffe abgebaut wurden. Nach fünf Minuten sind wir wieder am Tageslicht und da die Levant Mine von hier nur ein Katzensprung entfernt und der Weg sogar ausgeschildert ist, spazieren wir auch noch schnell dort hin und nehmen einen kurzen Augenschein.

Als sich langsam Hunger breit macht, machen wir uns auf den Weg und entscheiden uns, unterwegs ein hübsches Pub zu suchen und danach zurück ins uns inzwischen ans Herz gewachsene Rose Cottage zu fahren. Im St Just werden wir dann von einem wunderhübsch herausgeputzten Dorfplatz überrascht und lassen uns dort nieder. Ein Pub lädt mit ein paar Tischen vor dem Haus zum verweilen. Der Burger den ich mir bestelle ist richtig lecker und Barbara schmeckt ihr Omelett auch gut. Inzwischen hab auch ich raus, wie das ganze hier in England mit den Pubs und dem Essen funktioniert und kann den alten Zopf abschneiden, dass es in diesen Lokalen nur rauchig und laut zu und her geht und biertrinkende Engländer sich die Kante geben ;-)

Gegen halb vier sind wir dann wieder zurück und ich leg mich für ein Mittagsschläfchen hin. Später machen wir uns dann alle gemeinsam wieder auf den Weg ins Minack Theater, wo wir schon in der Schweiz Tickets für «Alice im Wunderland» gekauft haben. Wir sind zwar etwas länger unterwegs als geplant, aber schaffen es trotz ein paar Problemen mit dem Navi noch zeitig. Das Minack Theatre ist eine Freilichtbühne, die in der Nähe von Landsend in die Klippen gebaut wurde. Begonnen hatte alles in den frühen 30er Jahren, als eine Laien-Theatergruppe ein Shakespeare-Stück auf einem nahen Feld aufgeführt hatte. Rowena Cade, eine Frau die das Gelände damals für 100 Pfund gekauft hatte um darauf ihr Haus zu bauen, bot dem Ensemble ihren Garten für das nächste geplante Stück an. Die steile Lage am Hang war ideal und die Umgebung passte auch gut zum nächsten Stück «der Sturm» von William Shakespeare, welches das Ensemble als nächstes geplant hatte. Im Winter legte sie mit ihrem Gärtner ein paar Sitzplätze und eine Bühne an. 1932 wurde dann das Stück aufgeführt und war ein grosser Erfolg. Ab diesem Moment arbeitete Cade ihr ganzes Leben am Ausbau des Minack Theatre weiter, wo heute den ganzen Sommer und bei jedem Wetter ein wöchentlich änderndes Programm von verschiedenen Ensembles aufgeführt wird.

Ein imposante Kulisse, die auch ohne Theater-Vorstellung einen Besuch wert ist. Leider ist mein Englisch nicht gut genug, sodass ich ziemlich Mühe habe, der Story zu folgen und bekomme nur bruchstückweise mit, was die Darsteller von sich geben. Aber es ist eine herrlich bunte und liebevoll gemachte Aufführung. Die Geschichte kenne ich leider kaum und bereue es natürlich, dass ich dieses Märchen vor meinem Urlaub nicht als Vorbereitung auf diesen Abend gelesen habe. Das hätte mir bestimmt geholfen, die Story und das gespielte besser zu verstehen. Aber egal, die Kulisse und das ganze Drumherum sind für sich schon eine Reise wert. Gegen halb elf ist das Theater dann zu Ende und wir müssen noch eine gute Stunde nach Hause fahren.


Scillywall – Tag 9 – 30. Juli

St Ives, St Michaels Mount

Heute stehen zwei Touristenattraktionen auf dem Programm. St Ives und der St Michael’s Mount. Deshalb wollen wir zeitig los, um zumindest in St Ives den ersten Touristenmassen etwas zuvorzukommen. Das iPhone Navi bringt uns auch heute wieder ans Ziel, aber wir wundern uns immer mal wieder, über was für Strässchen wir gelotst werden. Als ich Abends in den Einstellungen der App herumspiele, muss ich schmunzeln, als ich entdecke, dass bei der Routenberechnung «schönste Strecke» voreingestellt ist. Das dürfte wohl schon bei der Hinreise der Grund gewesen sein, dass wir kaum mal über die Autobahn geführt wurden und dadurch auch etwas länger als geplant unterwegs waren. So ändere ich die Einstellung auf «schnellste» und bin gespannt, ob wir auch morgen noch durch enge Hohlwege und Nebenstrassen geleitet werden.

Gegen 10 Uhr erreichen wir den grossen Parkplatz etwas oberhalb des Städtchens, der trotz der frühen Zeit, schon gut besetzt ist. Zuversichtlich stimmt uns, dass die grossen Parkfelder für die Reisebusse noch fast alle leer sind. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht über die Stadt und die Küste. Wir folgen dem Wegweiser den steilen Weg in die Stadt hinunter. Verlaufen kann man sich nicht. Einfach immer abwärts und wenn man mal nicht mehr sicher ist wo’s durch geht, herum schauen und gucken wo die anderen Leute hin laufen. So erreichen wir bald die ersten Gässchen. Die stark steigende Zahl und Art der Shops verrät uns, dass wir so langsam die Touristenzone erreicht haben. Wir biegen in die Fore Street ein und spazieren durch das hübsche Gässchen. Ich habe den Eindruck, dass jedes zweite Geschäft entweder Pastys, Fudge oder sonstigen Food verkauft. Dazwischen Boutiquen und Souvenir-Shops. Von den vielen Galerien, die in allen Reiseführern erwähnt sind, sehe ich allerdings nichts. Nachdem wir uns bei Roly’s Fudge Pantry alle nochmal mit frischem Fudge eingedeckt haben, verlassen wir das Gässchen mit den vielen kleinen Läden und machen einen Abstecher hinunter zum Hafen. Hier herrscht auch schon reges treiben und man merkt, dass die Touristenmassen langsam zunehmen. Wir schlendern dem Quai entlang und entdecken eine grosse Möve, die sich gerade einen Krebs gefangen hat und den armen Kerl in windeseile zerlegt und auffrisst. Nach vielleicht drei Minuten liegen nur noch der Rückenpanzer und vier Beine am Boden. Verrückt wie geschickt die Möve dieses gepanzerte Tier in Schach hält und sich so positioniert, dass die zuschnappenden Zangen sie gar nicht zu stören scheinen: Als sie das Tier fest im Griff hat, reisst sie ihm mit dem Schnabel einfach die Beine aus, dann seine Zangen, die nur ins leere schnappen. Danach hackt sie mit dem Schnabel, wie wenn das Ding aus Pappe wär, den Panzer auf. Erst nach diesem Todeshieb bewegt sich der Krebs nicht mehr und nach wenigen Augenblicken ist das Krustentier «leergepickt».

Nach dieser Showeinlage werfen wir einen kurzen Blick ins nahe gelegene Live Boat Haus. Diese Gebäude sind immer direkt am Ufer gebaut, von wo über eine Rampe das Rettungsboot ins Wasser gelassen werden kann. Wieso die Boote immer aus dem Wasser gezogen werden, wo sie aus meiner Sicht im Notfall sofort losfahren könnten ist mir unklar. Ich vermute aber, dass dies mit den Gezeiten zu tun hat und es wahrscheinlich am Ende schneller geht, wenn die ganze Crew, wie bei einem Feuerwehrauto direkt einsteigen kann und dann das Boot ins Wasser gelassen wird. Im Fall von St. Ives bedeutet dies bei Ebbe aber, dass eine Art Raupenfahrzeug das ganze Boot erst über den Strand ins Wasser ziehen muss, denn hier endet die Rampe bei Ebbe im Sand. Da muss ich wohl noch etwas recherchieren.

Natürlich gibt es am Hafen auch einen Spielsalon mit dutzenden dieser in England so typischen Münzschieber-Automaten. Mit Barbara und Brigitte «münzel» ich um die Wette und verliere dabei haushoch. Wir vereinbaren, dass jeder mit zehn 2 Pence Münzen spielen darf. Ich schaffe es, dass trotz geschicktem Spiel ;-) keine einzige Münze in den Ausgabeschacht fällt. Barbara ist da um einiges erfolgreicher und gewinnt 30 Pennys :-) Die Schmach kostet mich dann eine Runde Eiscreme, aber die bezahle ich gerne. Lustig ist dann wieder die Eisverkäuferin, die Mami partout kein Mango-Eis in der Waffel geben möchte, da dieses Eis nach ihren Angaben dort drin nicht hält und von ihr partout nur im Becherchen verkauft wird. Etwas konsterniert nehmen wir diesen Sachverhalt zur Kenntnis und schmunzeln beim weglaufen über die etwas eigenartige, mollige Eisverkäuferin. Wir spazieren noch um den ganzen Hafen bis ans Ende der Hafenmauer, von wo man einen tollen Blick auf die Promenade hat. Ich habe mich noch immer nicht ganz an den Anblick mit den im Sand liegenden Booten gewöhnt. Irgendwie passt das einfach nicht in mein Bild, das ich von einem Hafen habe. Hier liegen die an den Ankerketten festgemachten Boote einfach schräg im Sand und kommen nicht weg. Wer mit seinem Boot raus will muss sich so lange gedulden, bis die Flut den Wasserspiegel wieder um ein paar Meter anhebt und die Boote wieder Wasser unter dem Kiel haben.

Nach der Hafenrunde haben wir von der noch immer weiter anschwellenden Touristenflut genug und entscheiden gemeinsam, zum Auto zurückzukehren und unser nächstes Ziel an der Südküste von Cornwall anzupeilen. Hier wartet noch St Michael’s Mount auf uns. Kurz vor der Einfahrt zum Parkplatz beginnts zu stocken und für die letzten 200 Meter brauchen wir eine gute viertel Stunde. Zum Glück sind die ersten Besucher bereits wieder auf dem Rückweg, sodass es auf dem Hauptparkplatz wieder ein paar freie Plätze gibt und wir nicht weiss ich nicht wo, nach einem Parkplatz suchen müssen. Mit einem solchen Ansturm hätten wir nie gerechnet und als wir dieses Desaster sehen, möchten wir schon fast aufgeben. Auf diesen Trubel waren wir überhaupt nicht vorbereitet, aber irgendwie ist das ganze dermassen absurd, dass wir uns einen Spass daraus machen und «jetzt erst recht» dieses Theater mitspielen. Die Flächen welche die Parkplätze, inklusive Ausweich- und Ausweich- vom Ausweichparkplatz einnehmen sind riesig. Es scheint dass hier jedes Wiesenstück das normalerweise als Kuhweide genutzt wird, in der Hochsaison als Parkplatz umfunktioniert wird. Unendliche Heerscharen von Menschen pilgern vom Parkplatz zum Damm, der auf die Insel führt. Der Parkplatz-Einweiser witzelt auch herum und erklärt uns, dass die Kolonne, die wir rechts vom Schloss, oben auf dem Berg sehen, die Queue zum Schloss sei und man dort ca. eine Stunde anstehen muss. Na prima, genau darauf hatten wir auch noch gewartet und sind uns natürlich sofort einig, dass wir uns dies dann doch nicht antun wollen ;-)

Da das Frühstück schon wieder ein paar Stunden her ist und das Eis vom Hafen von St Ives auch schon lange wieder verbrannt ist, macht sich bei uns ein Hüngerchen breit. Wir verpflegen uns in einem kleinen Restaurant mit einer Take Away Theke. Die Sandwiches sehen sehr lecker aus und so bestellt sich jeder ein belegtes Brot nach seinem Gusto. Zum Essen suchen wir uns einen Sitzplatz. Die Mauer unten am Strand ist ideal und bietet einen schönen Blick auf St Michael’s Mount. Beim Essen beobachten wir die Pilgermassen die sich über den Damm ergiessen. Ich kann mir ein Lachen bei dieser abstrusen Szenerie einfach nicht verkneifen und schüttle immer wieder ungläubig den Kopf, was sich so viele Touristen hier täglich antun… ok, wir spielen heute ja auch mit ;-) Und das Ganze «nur» wegen einer Insel, die während der Hälfte des Tages nur schwimmend, oder mit nassen Füssen erreichbar ist.
Und ja, natürlich steht da auch noch ein Schloss drauf, dass auch ganz interessant sein soll, aber uff… was zu viel ist, ist zu viel ;-)

Nachdem wir unsere Sandwiches gegessen haben, reihen wir uns also auch noch in den Strom der Pilger ein und spazieren auf die Insel. So toll wie ich mir das vorgestellt hatte, ist dieses Erlebnis nun auch nicht. Ich fänds viel interessanter, wenn das Wasser schon langsam über den Damm schwappt und man sich beeilen muss, noch trockenen Fusses ans andere Ufer zu kommen. Die Anlage auf der Insel ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert und wir hoffen, dass wir auch ohne Schlossbesichtigung einen kurzen Spaziergang auf den Berg machen können, um die Aussicht zu geniessen. Daraus wird aber nichts, denn kurz bevor der Weg den Hügel hoch geht, kommen wir an eine Absperrung, an der zwei Damen die Tickets kontrollieren. Hehe… wird ja immer besser ;-) Da wir dafür nicht extra bezahlen wollen bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder umzukehren. Gemütlich laufen wir über den Damm zum Parkplatz zurück und eigenartigerweise hat niemand von uns das Gefühl hier gross was verpasst zu haben. Im Gegenteil, wir sind alle recht geschafft von diesem Tag. Es war einfach zu viel los, die überfüllten Gassen in St Ives und der Pilgerwahnsinn auf St Michael’s Mount. Wir freuen uns, wieder nach Restronguet zurück zu kehren, in unser ruhiges und idyllisch gelegenes Cottage. Hier gibts dann nach einem Erholungsschläfchen Abendessen, wie wirs mögen: Brot mit Käse und Fleisch, Tee und ein Gläschen Wein für mich und Brigitte. Danach gehen wir alle noch auf einen kurzen Verdauungsspaziergang. Ein schöner Strandweg führt an einigen Häusern und Cottages vorbei zum Pandora Inn. Rechts meist mit Blick auf den so schön daliegenden Meeresarm. Eine wunderbare Kulisse, die so viel Ruhe ausstrahlt. Genau das richtige nach diesem hektischen Tag. Das Pandora Inn ist ein sehr schönes und traditionsreiches Pub mit guter Küche. Wir nehmen uns vor, hier nochmal zum Abendessen vorbei zu kommen.


Scillywall – Tag 8 – 29. Juli

Falmouth – Lanhydrock

Auch heute Morgen überrascht uns Brigitte wieder mit einem gedeckten Frühstückstisch. Wir geniessen unsere Müesli mit frischen Früchten und Obst, Toastbrot und Kaffee. Beim Frühstück werden die Tagespläne besprochen. Brigitte plädiert wegen der schlechten Vorhersagen auf einen ruhigen Tag im Rose Cottage, Barbara und ich würden aber trotz allem gerne etwas unternehmen. So suchen wir nach Ideen, mit denen wir auch Brigitte locken können. Wir überfliegen die diversen Reiseführer und den Infoordner, der im Cottage für die Gäste aufliegt und finden dabei das perfekte Schlechtwetterprogramm: Ein Stadtbummel verbunden mit einer Bootsfahrt auf dem Fal River. Wir haben herausgefunden, dass es zwischen Falmouth und Truro eine Fährverbindung gibt. Diese Idee überzeugt auch Brigitte und so machen wir uns bei grauem und windigem Regenwetter auf den Weg.

Falmouth ist eine Hafenstadt mit etwas über 20’000 Einwohnern. Sie ist bekannt für ihren Hafen. Es soll der drittgrösste Naturhafen der Welt sein. Verschiedene Meeresarme reichen hier weit ins Land hinein. Auch unser Rose Cottage liegt an einem dieser Meeresarme, der hier schon eher wie ein breiter Fluss aussieht. Die Gezeiten wirken im Fal River bis ins 15 km flussaufwärts liegende Truro. Bei Flut kann man mit der Fähre bis an die Stadtgrenze fahren, bei Ebbe bleibt vom Fluss nur ein schlammiges Bett, mit einem erbärmlichen Rinnsal übrig und die letzen 2,5 Kilometer von Malpas müssen mit dem Bus zurück gelegt werden.

Mit dem Auto erreichen wir das Stadtzentrum von Falmouth in nur zwanzig Minuten. Das Wetter zeigt sich heute von seiner tristen Seite: Ein sanfter Sprühregen wechselt sich mit kurzen Sonnenperioden ab. Die Temperaturen bleiben wie die Tage zuvor aber im angenehmen Bereich, sodass man trotz allem, wenn denn der Wind nicht zu stark bläst, oder grad wieder ein Schauer nieder geht, problemlos im T-Shirt herumlaufen kann.

Das Städtchen gefällt mir richtig gut und nachdem wir über einen ersten grösseren Platz (The Moor) spazieren, finden wir bald das Quai wo die Fähren anlegen und auch die Touristen-Info steht. Ein netter Herr erklärt uns dann aber, dass die verschiedenen Fähren heute, wegen des immer noch starken Windes alle nicht verkehren und erst morgen wieder ihren Betrieb aufnehmen. Wir sind etwas konsterniert und müssen umdisponieren. Nachdem ich den netten Herrn nach dem Verlassen der Info ein zweites Mal aufsuche und mit Fragen löchere, ob es denn hier in der Gegend noch ein nettes Schloss zu besichtigen gibt, empfiehlt er uns Lanhydrock, ein altes Herrschaftshaus mit einem riesigen Umschwung in der Nähe von Bodmin. Das liegt zwar ein ganzes Stück östlich, aber wir entschliessen uns trotzdem, diese Attraktion am Nachmittag zu besuchen. Nach diesem kleinen Dämpfer nehmen wir uns aber erst mal etwas Zeit um Falmouth zu besichtigen und bummeln durch die inzwischen recht belebte Altstadt. Die Market und Church Street laden zum shoppen ein.

Als es wieder zu regnen beginnt meint Mami, dass sie einen Regenschutz für ihren Rucksack bräuchte. Mir fällt die Auslage vom Mountain Warehouse auf, wo wir grad zufällig davor stehen. Also nichts wie rein. Schnell finden wir das Gesuchte und sind erstaunt über das grosse Angebot dieser Outdoor-Ladenkette. Weil gerade Ausverkauf ist und die Frauen ein paar sehr günstige und schöne Fleecepullover entdecken, bleiben wir einen Moment länger im Geschäft. Da in England auch am Sonntag die Geschäft geöffnet sind, ist hier ganz schön was los. Auf den Strassen herrscht inzwischen emsiges treiben und so fädeln wir uns ins in den Sonntags-Shopping Verkehr ein und spazieren der Einkaufsstrasse entlang weiter. Mal mit offenem, mal mit geschlossenem Regenschirm. Al wir bei einer Kirche vorbei kommen, machen wir einen kleinen Abstecher und möchten das Gotteshaus besichtigen. Die Türen sind aber verschlossen, aber wir haben Glück. Ein Aufseher kommt zufällig vorbei und öffnet uns gerne die Tür. Wir schauen uns in der kleinen Kirche um und halten noch einen kurzen Schwatz mit dem netten Herrn. Einmal mehr freue ich mich über die freundlichen und aufgeschlossenen Menschen hier. Aber die Zeit rennt schon wieder und nach diesem kurzen Abstecher macht sich auch der Hunger wieder breit und wir machen uns auf die Suche nach einem Pub oder Restaurant.

Es dauert ein Weilchen, bis wir was passendes finden, merken aber erst, als wir an der Theke die Speisekarte suchen, dass die Küche zur Zeit etwas überfordert ist. Erst jetzt bemerken wir die Schilder, worauf zu lesen ist, dass wegen des grossen Andrangs erst in einer dreiviertel Stunde wieder Bestellungen entgegen genommen werden. Das dauert uns dann doch etwas zu lange und so räumen wir das Feld wieder. Als wir auf dem Rückweg zum Auto dann nichts wirklich passendes finden entscheiden wir uns einen Snack holen und anstatt noch mehr Zeit zu verlieren, das gekaufte auf dem Weg nach Bodmin zu vespern. In einer Bäckereikette, die Barbara schon von ihrer Cornwall-Wanderwoche her kennt, holen wir uns dann ein paar Pastys. Pasty ist ein typisches Gebäck aus dieser Gegend und wird einem hier an jeder Ecke angeboten. Es ist ein zusammengeklappter Teig mit Füllung. Der Teig wird rund ausgewallt, mit der Füllung belegt und dann in der Mitte zusammengeklappt und je nach Hersteller an der Rundung, wo die Teighälften zusammengeklebt werden, mehr oder weniger kunstvoll verziert. Das fertige Pasty sieht wie eine kleine Pizza Calzone aus. Die Füllungen sind ein Gemisch aus Fleisch und Gemüse. Man kann wählen ob man gerne Beef, Chicken oder Pork möchte, es gibt aber auch asiatisch angehauchte Füllungen oder vegetarische Varianten. Die Dinger sind wirklich lecker und bleiben schön lange warm. Als wir uns eingedeckt haben, gehen wir zum Auto zurück und verspeisen unser Mitgebrachtes auf der Fahr nach Lanhydrock.

Die Fahrt nach Lanhydrock dauert dann eine knappe Stunde und als wir gegen halb drei dort ankommen, sind wir ganz froh, dass man das Landhaus, was eher einem Schloss ähnelt bis 17:30 besichtigen kann und nicht nur bis 16:00 wie es im Internet gestanden hatte. Der Parkplatz ist riesig und ziemlich voll. Gut, dass wir heute mal etwas spät dran sind, denn die meisten Besucher kommen uns am Eingang der Anlage bereits entgegen und so hegen wir die Hoffnung, dass im Schloss kein allzu grosses Getümmel mehr herrscht. Vom Parkplatz zum Haus läuft man bestimmt 10 Minuten. Die Parkanlage ist riesig und in der Ost-West-Ausdehnung noch viel grösser. Im Haus herrscht immer noch ein ganz schönes Gewusel, trotz allem lohnt der Besuch. Viele Räume sind noch originalgetreu eingerichtet und zeigen die Ausstattung von Früher. Mich fasziniert vor allem die Küche mit all ihren angegliederten kleineren Räumen. Es gibt für alle Zubereitungsarten der Lebensmittel einen eigenen Raum. Im einen Raum ist eine Bäckerei, in einem anderen wird gekocht, im nächsten Milchprodukte verarbeitet. Natürlich gibts auch eigenen Räume für die Zubereitung von Fleisch, Getreide und und und… Auch die verschiedenen Schlafräume und Bedienstetenzimmer geben einen tollen Eindruck in das Leben von damals. Die Orientierung fällt einem schwer. Zuviele Gänge und Verbindungen, zuviele Etagen und die U-Form des Gebäudes machen es einem gleich nochmal schwerer, sich zurecht zu finden. In einem Flügel gibt es dann noch zwei grössere Räume, die in den verschiedenen Epochen immer wieder anders genutzt wurden. Nach einer Stunde sind wir dann alle etwas müde und machen draussen im Hof noch eine kurze Kaffee- und Eiscreme-Pause. Danach gehts zurück zum Auto und nach Hause. Ich bin ziemlich k.o. und kann mich nicht mehr aufraffen, mit Barbara einen Spaziergang um die Halbinsel zu machen und leg mich zum Ausruhen für ein Stündchen oder bisschen mehr auf mein Bett.

In unserem kleinen Häuschen fühlen wir uns inzwischen ganz wohl und ein einfaches Abendbrot, mit Käse, etwas Wurst und Fleisch und rohem Gemüse schmeckt lecker. Jeden Abend auswärts essen zu gehen, muss auch nicht sein und so geniessen wir für einmal das typische Abendbrot mit englischen Zutaten.


Scillywall – Tag 7 – 28. Juli

Trebah Garden – Lizard Point

Als ich aufwache höre ich Brigitte bereits in der Küche werkeln. Sie ist Morgens immer früh dran und bereitet für uns schon das Frühstück vor. Kaffee gibts hier nur gefriergetrockneten, aber damit kann ich ganz gut leben. Dazu frisches Obst, wie bei Dave und Müesli mit Cereals.

Für unseren ersten Tag in Cornwall haben wir einen Besuch des Trebah Garden geplant. Das Wetter ist gekippt und die Prognosen sagen tiefere Temperaturen und auch Regen voraus. Wir sind der Meinung, dass ein Gartenbesuch auch bei schlechtem Wetter passt. Auf jeden Fall besser, als irgendwo weit draussen in der Pampa am Wandern zu sein. Zudem ist der Trebah Garden nicht allzu weit weg, also ein ganz passender Einstieg in die Cornwall-Woche. Die Fahrt dorthin dauert eine knappe dreiviertel Stunde und wir sind ganz überrascht, dass der grosse Parkplatz noch kaum belegt ist. Ok, das Wetter spielt heute nicht ganz mit, es ist extrem windig und nach ein paar Minuten im Garten beginnt es auch prompt zu regnen. Wir sind aber gut vorbereitet und holen den Schirm oder die Regenjacken aus dem Rucksack. Natürlich ist der Spuk nach fünf Minuten wieder vorbei und kurz danach scheint auch wieder die Sonne. Der heftige Wind ist im Garten, der in einem kleinen Tal liegt, kaum wahrnehmbar. Die Gartenanlage gefällt mir sehr gut, auch wenn ich mit viel mehr blühenden Blumen gerechnet habe. Im Moment sind es vor allem die Hortensien, die dem Garten ihr buntes Kleid verleihen. Bestimmt ist es im Frühling hier noch ein bisschen prächtiger, wenn die Rhododendren blühen.

Sehr interessant sind die vielen exotischen Bäume die hier wachsen. Faszinierend auch der Gunera-Wald. Gunera schaut aus wie Rhabarber, ist aber ein vielfaches grösser, als die auch nicht grad kleinen Rhabarber-Blätter. Die Stiele sind armdick und mit relativ weichen Dornen versehen. Sie wachsen drei bis vier Meter hoch und die Blätter haben riesige Ausmasse. Die Grössten erreichen wohl Durchmesser von bis zu zwei Metern. Ein kleiner Pfad führt unter diesem gigantischen Blätterdach durch und setzt uns alle in Verzückung. Eine Urwald aus Blattriesen. Das untere Ende des Parks endet an einem kleinen Strand, der an einem weit ins Land führenden Meeresarm liegt. Die kleine Beach gehört auch noch zur Parkanlage und beherbergt einen kleinen Kiosk und ein paar Tische. Natürlich gibt es im Garten auch ein paar kleinere und grössere Weiherchen. Über den grössten spannt sich eine schmucke, holzige Bogenbrücke. Interessant ist auch der Bamboozle. Ein eigener Bereich wo verschiedenste Bambusarten wachsen. Mir war die Artenvielfalt dieses Gewächses bisher nicht bewusst. Erstaunlich wie sich die Gattungen, die sich in ihrer Blattgrösse, der Stammfarbe und der Art, wie die einzelnen Knoten ausgebildet sind unterscheiden.

Als wir auf dem empfohlenen Hauptweg eine schöne Runde gedreht haben, landen wir wieder oben beim Visitors Center und entscheiden uns, gleich hier zu Mittag zu essen. Es gibt verschiedene Tagesmenus und Snacks und das Essen sieht lecker aus. Trotz des Windes liess es sich auf der Terrasse ganz angenehm sitzen und so suchten wir uns fürs Essen einen Tisch an der Luft. Für den Nachmittag entschieden wir uns für eine kleine Wanderung am Lizard Point. Als wir uns zum südlichsten Punkt von Cornwall auf machten, zogen immer dunklere Wolken auf und als wir auf dem Parkplatz beim Leuchtturm ankamen, sah der Himmel alles andere als einladend aus. Die nassen Strassen deuteten auf einen kürzlich niedergegangenen heftigen Regenschauer. Trotzdem wagten wir uns nach draussen und zogen unter den Regenjacken noch was Warmes an. Die Brandung war gewaltig. Riesige Wellen barsten an den Felsen und spritzten heftige Fontänen in die Höhe. Trotz den widrigen Bedingungen pilgerten erstaunlich viele Touristen hinunter zu den paar Häuschen auf der Felsnase. Sehr spannend fand ich das jetzt nicht. Ein kleines Café, ein Souvenirläden und vielleicht noch drei kleine Hütten standen da. Die Buchten links und rechts und die Felsen draussen im Meer waren da sehr viel eindrücklicher, besonders bei diesem wilden Wetter. Trotz allem knipsten natürlich auch wir unsere Fotos, wollten aber noch ein Stück der Küste entlang wandern. Barbara schlug eine ca. 4km lange Wanderung zur Kynance Cove vor, die nach Angaben des Reiseführers eine der schönsten Buchten von ganz Cornwall sein soll. So machten wir uns auf den Weg und trotzten den schwarzen Wolken und dem orkanartigen Wind, der uns um die Ohren pfiff. Manchmal wurde man fast davon geweht und man hatte echt Mühe, geradeaus zu laufen. Mir machte das wilde Wetter Spass und einmal mehr hatte es sich gelohnt, sich auf den Weg zu machen, denn wie aus dem Nichts zeigten sich plötzlich wieder erste blaue Fenstern am Himmel. Diese zauberten eine eindrückliche Stimmung in die wilde Küstenlandschaft. Kaum hatte man den Fotoapparat in der Tasche versorgt, bot sich wieder ein neuer Blickwinkel, eine neue Stimmung aus eindrücklichen Wolken, der Sonne und Gischt, dass man das Gerät gleich wieder hervorkramte und erneut den Auslöser drückte.

Als wir dann nach einer Stunde erst etwa zwei Drittel der Strecke geschafft hatten, überlegten wir kurz, ob wir nicht umdrehen sollten, aber Barbaras Argumente zum weiterlaufen überzeugten uns und so ging es weiter. Ich bot den Frauen an, dass ich auch mit in Bucht hinunter komme, aber nach dem Kaffee zurück zum Auto laufen und das Auto zum nahe gelegenen Parkplatz bringen würde. Dieser war von der Cove in gemütlichen 15 Minuten erreichbar. Da wir gerade richtig zur Cream Tea Zeit in der Kynance Cove ankamen, bestellten wir uns nun endlich diese Cornish-Spezialität. Die Scones waren nun nicht grade der Brüller, aber zusammen mit einer dicken Schicht Marmelade und darüber einer eben so dicken Schicht Clotted Cream und einem heissen Tee dazu, war es eine herrliche Schlemmerei. Wir waren anfangs nicht mehr ganz sicher, wie die Scones hier richtig zu bestreichen waren, denn in Cornwall und Devon ist die Zubereitung nicht dieselbe. Inzwischen weiss ich aber, dass in Cornwall zuerst die Marmelade und dann die Clotted Cream aufs Brötchen gestrichen wird, in Devon ists genau umgekehrt. Dort ist die Marmelade oben. Clotted Cream ist eingedickter Rahm. Etwas ähnliches gibt es bei uns nicht. Am ehesten kann man diese Kalorienbombe vom Geschmack mit Mascarpone vergleichen. Sie wird durch Erhitzen von roher, unbehandelter Kuhmilch hergestellt. Nach dem Erhitzen wird sie für mehrere Stunden stehen gelassen, worauf sich der Rahm an der Oberfläche sammelt und Klümpchen (Clots) bildet. Bei einem Fettgehalt von mindestens 55% wundert man sich auch nicht mehr über die Konsistenz dieser Leckerei.

Wegen des hefitgen Windes und leichtem Nieselregen waren alle Tisch im kleinen Gasthaus belegt und wir mussten uns auf der Terrasse installieren. Gut hatten wir unsere warmen Jacken und den Regenschutz dabei. So liess es sich draussen am Tisch trotz leichtem Nieseln und ein paar Sandkörnern, die es uns in den Tee und die Scones bliess, grade noch aushalten. Ich beeilte mich mit etwas und machte mich dann bald auf den Weg, zurück zum Auto. Es waren nicht mehr viele Leute unterwegs. Die Zeit war schon fortgeschritten und der fiese Wind bliess unablässig. Zudem zog der Himmel wieder zu, es blieb aber zum noch trocken. Ich gab ziemlich Gas und schaffte den Weg zurück zum Auto in einer guten dreiviertel Stunde. Das Timing war perfekt, denn die 10 Minuten Fahrt zum Parkplatz bei der Kynance Cove, wo ich mich mit den Frauen verabredet hatte passte genau. Sie kamen just in dem Moment gelaufen, als ich auf den Parkplatz fuhr und zwei Minuten später begann es wieder richtig zu Regnen. Den Weg nach Hause fanden wir, dank inzwischen gut eingespieltem Navigationsteam gut. Da wir für Zuhause noch etwas einkaufen mussten, hielten wir unterwegs noch kurz bei Saynsbury, einem der grossen Lebensmittelmärkte in England.Als wir nach Hause kamen hatte die Flut gerade ihren Höhepunkt erreicht und das kleine Stück über den Strand unter Wasser. So mussten wir den Wagen im engen Zugangssträsschen parken. Ich hatte immer Angst, dass es mal keinen Platz mehr haben würde, aber auf den paar Metern, wo man das Auto noch hinstellen konnte, ohne den anderen den Weg zu versperren, fand sich während unserer Ferien immer eine Lücke. Da die Flut auch für die kommenden Tage besonders auch am Morgen recht ungünstig war und die paar Meter zu Fuss eh ein Klacks waren, stellten wir das Auto für den Rest der Ferien nie mehr direkt ans Rose Cottage. So liefen wir auch nie Gefahr, mal nicht wegzukommen.


Scillywall – Tag 6 – 27. Juli

St. Agnes – Penzance

Heute kann ich mich nicht zu einem early Walk aufraffen, aber ich versuche als ich um halb acht wach werde, noch ein paar Zeilen zu schreiben. Danach gehts zum Frühstück und da ich gerne noch St. Agnes besuchen möchte, Brigitte aber lieber noch ein bisschen mehr von St. Mary’s sehen will, entscheiden wir uns, dass wir zwei Jungen nochmal eine kleine Bootstour unternehmen und die Älteren hier auf der Insel bleiben. Wir nehmen wie gewohnt das 10:15 Boot und legen bei stark bewölktem Himmel, aber milden Temperaturen ab. Für einmal ists am Quai ziemlich ruhig. Keine Queue und keine doppelt geführten Bootkurse. Wir finden schnell unseren Platz und tuckern gemütlich nach St. Agnes.

Zuerst gehts in wenigen Schritten vom Quai hinüber zur «Bar». Als Bar wird hier der kleine Übergang zur Insel Gugh bezeichnet, der bei Flut unter Wasser steht und man also nicht immer trockenen Fusses auf das angrenzende Eiland kommt. Auf Gugh gibt es nur zwei Wohnhäuser, wovon nur eines der beiden das ganze Jahr bewohnt ist. Wir folgen einem kleinen Pfad quer über die Insel und erreichen nach einem kurzen Spaziergang eine tolle Steinformation die am Ende einer hübschen kleinen Bucht steht. Ein Geocache hat uns hier her gelockt und einmal mehr bestätigt mir dieses tolle Hobby, dass man dadurch immer wieder kleine Trouvailen entdecken kann. Das Besondere an dieser Felsformation sind die Flechten, die wie ein Pelz die runden Steine überziehen. Ein tolles Bild. Schön ist auch die Aussicht, hinüber zur Garrison auf St Mary’s. Ob Brigitte und Mami uns wohl winken sehen? Auf einem Pfad, der in einem etwas weiteren Bogen am «standing Stone» vorbei führt, kehren wir zur Bar zurück.

Damit wir stressfrei am Nachmittag die Fähre zurück aufs Festland nach Penzance erwischen, müssen wir um 14:15 wieder hier am Quai sein. St. Agnes ist ziemlich klein und darum sind wir recht zuversichtlich, diese Insel in gut zwei Stunden umwandern zu können. Den Weg gibt uns ein Multi-Cache vor, der uns zu verschiedenen Buchten und Stränden führt, an denen wir sonst wahrscheinlich nicht vorbeigekommen wären. St. Agnes ist etwas wilder als die anderen Inseln, da sie am meisten dem Westwind und dem Wetter ausgesetzt ist. Tolle Buchten und viele beeindruckende Gesteinsformationen prägen hier das Bild und versetzen uns immer wieder in grosses Staunen. Das Wetter spielt heute nicht so mit, wie die letzten Tage. Zwischendrin beginnts sogar mal kurz zu regnen und der Wind frischt auch ziemlich auf. Unser Weg folgt einem herrlichen Küstenabschnitt und nach einem ganzen Weilchen erreichen wir dann die Troytown Farm, wo das auf den Scilly Inseln weit herum bekannte Eis hergestellt wird. Natürlich treten auch wir in den klitzekleinen Verkaufsladen, wo es neben dem feinen Glacé auch die eigene Milch, Rahm, Butter und Yoghurt zu kaufen gibt. Gleich nebenan liegt auch ein gut belegte Campingplatz und einen kurzen Steinwurf weiter machen wir in Lower Town bei der kleinen Kirche St. Agnes nochmal Halt und versuchen uns mal wieder an einem Kirchenmulti. Auch wenn uns dieser Zusatzstopp etwas mehr Zeit kostet als uns lieb ist freuen wir uns sehr, dass wir nach den zwei Fehlversuchen auf St Mary’s nun endlich so einen Church Multi lösen können. Dumm nur, dass die verbleibende Zeit schon wieder knapp wird und wir für den langen Multi, der uns um die Insel führte kaum mehr Zeit haben und dann auch prompt an den letzten Aufgaben scheitern. Hier ist wohl nicht mehr alles so wie es mal war. Trotzdem erreichen wir das Quai ohne hetzen zu müssen noch rechtzeitig und tuckern mit dem Boot wieder zurück nach St. Mary’s. Auf dem Weg zurück zur Unterkunft laufen wir Mami und Brigitte über den Weg. Die Koffer stehen ja schon gepackt im Esszimmer und so vertrödeln wir keine Zeit mehr und verabschieden uns von Dave. Ian können wir nur unsere Grüsse hinterlassen, da sie nicht zu Hause ist. Von Lynnwood in der Church Street sind es nur gute zehn Minuten zum Hafen. Mir fällt der Abschied ziemlich schwer, denn die Scilly Islands haben es mir wirklich angetan und meine Vorstellungen weit übertroffen. Ich hätte noch so manchen Ort entdecken und erwandern wollen, aber vielleicht komme ich ja mal wieder auf diese tollen Inseln zurück, dann auch gerne wieder zu Ian und Dave, die wirklich hervorragende und superfreundliche Gastgeber waren.

Da der Wind inzwischen ziemlich aufgefrischt hat, folgen wir gerne der Empfehlung von Dave und suchen uns auf der Scillonian III einen Platz in der Mitte und unten im Bauch, dem Lower Deck. Hier schaukelts am wenigsten und das ist bei dem hohen Wellengang heute bestimmt keine schlechte Idee. Die Fähre ist wieder sehr gut besetzt und legt pünktlich ab. Ich verdrück auf dem Boot noch eine Portion Fish & Chips, die mich aber nicht sehr begeistert. Die Hälfte schmeiss ist weg. Ist extrem mastig und sehr fettig. Die Koffer wurden beim Einchecken wieder in Container verladen, welche per Kran aufs Vorderdeck gehoben werden. Die Fahrt kommt mir kürzer vor, als der Hinweg. Ich nicke am Anfang der Reise kurz mal ein und bin ganz froh, ein Tablettchen gegen Seekrankeit eingeschmissen zu haben, denn der Seegang ist wirklich heftig. Wir überstehen die knapp dreistündige Überfahrt aber alle ohne das es uns schlecht wird. In Penzance lasse ich die Frauen dann die Koffer entgegen nehmen, während ich per Shuttlebus zum Long Term Parking gefahren werde und dort unseren Mietwagen wieder in Empfang nehme. Das Wetter ist immer noch ziemlich bescheiden und immer wieder nieselt es, bei stürmischem Wind. Bevor wir Penzance verlassen halten wir noch bei Tesco, um uns mit dem wichtigsten für die nächsten Tage zu versorgen. Ab sofort müssen wir uns selber ums Frühstück und Abendessen kümmern. Es ist nicht ganz einfach, sich in einem fremden Land im Supermarkt zurecht zu finden. Viele Produkte sind einem unbekannt. Welches ist die gute Butter, welche Milch die Lokale? Wo findet man Bioprodukte und welcher Cheddar- oder Stiltonkäse ist nun der Gute, welcher der Langweilige. Beim O-Saft tappen wir gleich mal voll in die Falle, wie sich am nächsten Morgen beim Frühstück herausstellt. Das einzige was dieser Saft mit dem uns gewohnten Orangensaft gemein hat, ist seine Farbe. Der Geschmack ist undefinierbar und obwohl wir extra einen der teureren gewählt haben, ist diese Pleurre aus meiner Sicht ungeniessbar. Ein Geschmack der mich eher an ein Experiment aus dem Chemiekasten mit 50% Zuckeranteil erinnert, als an gepresste Orangen.

Dank der Hilfe von Dave wussten wir nun auch, wo das Rose Cottage, unsere Unterkunft für die kommende Woche in Cornwall liegt und dank Navi auf dem iPhone und Barbara als Co-Pilotin fanden wir den Weg auch problemlos. Die Strässchen hinunter zum kleinen Strand sind eng und zwar so eng, dass der Parkassistent permanent von irgend einer Ecke her piept. Zu Glück musste ich noch nie gross rangieren oder rückwärts fahren. Von Susan der Besitzerin des Häuschens hatten wir erfahren, dass die letzten Meter zum Haus während der Flut nicht befahrbar sind und unter Wasser stehn. So wirklich vorstellen konnte ich mir das bis zu dem Moment als wir vor diesem kleinen Kiesstrand stehen nicht. Gut waren wir spät genug dran, denn die 15 Meter, auf welcher die Strasse tatsächlich über den einen Strand führt waren wasserfrei und so konnten wir übers Kies bis vors Haus fahren. Lustig, dass es sowas überhaupt noch gibt und hier die Strasse nicht erhöht oder so gesichert wurde, dass sie auch bei Flut befahrbar bleibt und nicht täglich zweimal für ca. 3 bis 4 Stunden unpassierbar ist. Als wir dann vor dem klitzekleinen Häuschen stehen sind wir erst ganz entzückt, als wirs dann aber inspizieren, ein bisschen ernüchtert, denn es ist wirklich sehr klein, bietet im oberen Stock nur 3 Zimmer (ok, das wussten wir), die aber etwas ungünstig aufgeteilt sind. Das grosse und mittlere Schlafzimmer hat ein grosses und etwas kleineres Doppelbett und je ein Waschbecken. Dann gibt es noch einen dritten Raum, der nur über das kleinere Schlafzimmer erreichbar ist. Da stehen zwar zwei Einzelbetten drin, aber die Kammer ist so klein, dass es unmöglich ist, zwei Koffer darin abzulegen. Wir überlassen Mami und Brigitte die grösseren Schlafzimmer, weil die näher bei der Treppe sind und ein Waschbecken mit warmen Wasser haben und ich teile mir mit Barbara das Kämmerchen. Meinen Krempel deponiere ich bei Mami im Zimmer, denn auch im Untergeschoss finde ich keinen Platz für meinen Koffer, ohne dass er irgend jemandem im Weg stehen würde. Alles ein bisschen gewöhnungsbedürftig und auch etwas älter als die Fotos vermuten liessen, aber nach dem 5-Sterne Luxus von Ian und Dave im Lynwood Haus, waren unsere Erwartungen vielleicht etwas zu hoch und wir zu verwöhnt. Eigentlich ist das Rose Cottage nämlich ganz schnucklig und man gewöhnt sich auch schnell wieder an das einfache und nicht ganz optimale Zuhause. Also alles ist gut.

Zum Abendbrot wird dann das Eingekaufte aufgetischt. Einfach mal wieder zuhause Essen. Es gibt Brot und Käse, Tee und Wein und wir geniessen unser neues Zuhause.


Scillywall – Tag 5 – 26. Juli

St Martin’s

St Martin’s Day. Das Inselhopping gehört auf den Scillys zum normalen Touristenprogramm. Für den heutigen Tag haben wir uns St Martin’s ausgesucht. Bevor es zum Frühstück geht, verabrede ich mich spontan mit Barbara zu einem early Walk. Wir möchten den kleinen Stadtmulti suchen, den wir Tags zuvor gelöst haben. Das Finale liegt auf der Westseite von Garrison Walls, der alten Festungsanlage die fast den ganzen Hügel, westlich von Hugh Town einnimmt. Kurz nach Acht machen wir uns bei herrlichem Sonnenschein auf den Weg und umrunden nach kurzer Suche dann gleich noch die ganze Halbinsel. Herrlich, wenn man um diese Zeit schon unterwegs ist und noch keine Touristen die Wege und das Städtchen bevölkern. Die Festungsmauern, wenn auch nicht sehr hoch, sind rund um die Halbinsel noch intakt, oder wurden wieder aufgebaut. Immer wieder gibt es Ausbuchtungen, wo noch alte Kanonen stehen. Verrückt aus heutiger Sicht, wenn man bedenkt, wie man sich früher vor dem Feind zu schützen versucht hat. Die Runde ist dann doch etwas weiter als wir gedacht hatten, weshalb wir eine viertel Stunde zu spät zum Frühstück kommen. Dave serviert wie immer gut gelaunt die gekochten Beilagen, die wir jeweils am Abend zuvor auf einem Blatt Papier individuell bestellen können. Dazu bringt er immer frischen Kaffee, sowie dunklen und hellen Toast, ganz wie wir das wünschen. Inzwischen hab ich wieder gelernt, dass ein poached Egg, ein pochiertes (im Wasser gekochtes) Ei ist. Kurz vor Neun steht auch wieder Joe in der Türe und sagt uns, nachdem er sich nach unserem Tagesziel erkundigt hat, wann die Boote am Morgen nach St. Martin ablegen und wann sie Abends wieder zurück fahren.

Am Quai ist um 10 Uhr wieder viel los und auch der Kurs nach St. Martin’s wird heute wieder doppelt geführt. Ich mag die einfachen Holzboote und staune immer wieder, wie viele Menschen darauf Platz finden. Die Leute werden einfach rundherum auf den Bänken platziert oder in der Mitte des Bootes auf die Kisten gesetzt, wo glaub ich die Schwimmwesten drunter verstaut sind. Auf jedem Boot gibts den Kapitän und einen Bootsjunge. Dieser hilft den Passagieren beim ein- und aussteigen, macht das Boot fest und wieder los und ist für die Billettkontrolle zuständig. Das geht hier alles so entspannt und easy. Ich hab mir England immer etwas steifer und weniger locker vorgestellt. Aber wie es scheint, scheinen die Scillianer ein ganz spezieller Menschenschlag zu sein. Ian und Dave meinten zum Beispiel bei unserer Ankunft, dass wir die Türen nicht schliessen müssen, da hier auf der Insel nichts gestohlen würde. Toll wenn man das in der heutigen Zeit nach sagen und auch leben kann.

Die See ist ruhig und die Sonne brennt schon wieder ganz schön. Auf St. Martin’s werden wir im Nordwesten, in Lower Town an Land gebracht. Zurück gehts dann an von einem anderen Quai am Südzipfel. Einige Inseln habe zwei Quais, die je nach Gezeiten angefahren werden. Nach kurzer Besprechung entscheiden wir uns für einen Spaziergang zur Little und Great Bay, nach Aussage von Dave und den Beschreibungen in den verschiedenen Reiseführern, einer der schönsten Strände auf den Isles of Scilly. Eigentlich sind diese beiden Bays eine grosse Bucht die nur durch eine kleine Felsformation aufgeteilt ist. Der Strand ist aber durchgehend. Der Weg führt durch hohe Farn- und Stechginsterfelder über den Tinklers Hill. Die Aussichten sind einmal mehr atemberaubend, die Farben intensiv und kräftig. Die Fotoapparate laufen wieder heiss und wir geniessen jeden Schritt auf den weichen torfigen Wegen. Dank GPS und Handykarten ist es ein leichtes, den richtigen der vielen Pfade die zur Bucht führen zu finden. Dazwischen lassen wir uns, wenn die Pfade mal sehr schmal werden die Waden von den fiesen Stacheln der Stechginster «massieren».

Die Bucht wird im Norden von einer tollen Felsformation begrenzt und legt sich in weitem Bogen in die Landschaft. Wir suchen uns ein Plätzchen und ziehen uns die Badesachen an. Auch wenn ich weiss, dass das Wasser hier empfindlich kalt ist, lass ich mir einen kurzen Schwumm nicht nehmen, auch wenn es einiges an Überwindung kostet, hier ins Wasser zu gehen. Die Temperaturen liegen grad mal bei ca. 17 Grad. Diese kleine Challenge möchte ich einfach bestehen, denn besseres Wetter und tollere Bedingungen wird es hier wohl nicht geben. Und wem will ich denn zuhause erklären müssen, der die Fotos von diesen tollen Stränden sieht, dass ich hier nicht im Wasser war. So verbringen wir eine gute Stunde an diesem weissen Traumstrand, mit glasklarem Wasser und lassen es uns gut gehen. Nach der Badepause spazieren wir gemütlich weiter Richtung Churchtown. Hier kommen wir erst an einem kleinen Store vorbei, wo ich mir für £7.50 eine neue Sonnenbrille kaufe. Meine Alte hab ich Dusel beim Abtauchen beim Kurzschwumm im Meer versenkt, weil ich nicht mehr dran gedacht hatte, dass ich sie immer noch auf dem Kopf hatte. Ein paar Meter weiter finden wir dann noch ein gemütliches Tea Room mit hübsch Garten. Wegen der vorgerückten Zeit (nach 14 Uhr) gibts zwar keinen Lunch mehr, aber in der Vitrine locken feine Kuchen und Gebäck zum Verzehr. Dazu gibts natürlich Tee.

Barbara und ich entscheiden uns nach der kleinen Rast, den Insel-Spaziergang noch etwas auszuweiten und weiter zum Day Mark im Nordosten zu laufen. Ein auf vielen Bildern abgebildeter rot-weiss gestreifter Markierungsturm. Dieses Wahrzeichen existiert seit dem 17. Jahrhundert und sieht von weitem aus, wie eine Rakete aus einem Bilderbuch. Der Spaziergang fasziniert einmal mehr durch atemberaubende Aus- und Weitblicke, vorbei an einsamen Buchten. Im Blickfeld fast immer das rotweisse Bauwerk. Mich faszinieren solche Bauten und ziehen mich magisch an. Am Ziel machen wir eine Pause und ich lasse meine Drohne steigen, um etwas Praxis zu bekommen. Vor meinem Urlaub hab ich grade mal zwei Testflüge damit absolviert. Ich fühle mich noch alles andere als sicher und bin ganz froh, dass die Drohne Funktionen wie «zurück zum Ausgangspunkt» kennt, die man jederzeit aktivieren kann und das Fluggerät, auch wenn man es nicht mehr sieht, ohne weitere Hilfe zum Startpunkt zurück kehrt. Trotz des recht heftigen Windes fliegt dieses kleine Wunderding wacker seine Runden und liefert ein paar nette Bilder aufs Handydisplay. Zuhause merke ich dann aber, dass die Speicherkarte kaputt ist und nur durch Zufall entdecke ich eine aktivierte Funktion, die wenigstens einen Teil der aufgezeichneten Videos in niedriger Auflösung auf dem Handy zwischengespeichert hat. Barbara setzt sich derweil hin und malt den Turm in ihr Zeichenheft. Für den Weg zum Higher Town Quai brauchen wir dann noch eine knappe halbe Stunde und müssen dort noch ein Momentchen aufs Boot warten. Das spielt bei dem Prachtswetter aber überhaupt kein Rolle. Mami und Brigitte treffen wir erst zuhause wieder. Sie haben nach der Rast im Tea Room das frühere Boot genommen. Zurück im Linwood Cottage verabreden wir uns dann noch zum Abendessen. Bis dahin bleibt uns eine gute Stunde Zeit, genug um etwas zu relaxen und sich wieder frisch zu machen.

Da wir für den heutigen Tag nirgends einen Tisch reserviert haben, spazieren wir einfach los und landen im Atlantic Inn. Ein wunderbares und sehr gut besuchtes Pub, welches zu meinem Erstaunen eine sehr reichhaltige Karte bietet. Ich bestelle mir zur Vorspeise Miesmuscheln an einer Weisswein-Rahmsauce. Zu meinem Erstaunen sind die Dinger richtig lecker. Der Hauptgang, Chicken in Parmesankruste ist dann zwar ganz ok, aber die Hühnchen sind etwas gar gut gegart und trocken und eher auf der faden Seite. Die Atmosphäre in den sehr niedrigen Räumen ist aber richtig heimelig und authentisch. Wie in den Pubs üblich, wird an der Theke bestellt. Die Getränke kann man gleich mit an den Tisch nehmen, die Speisen werden unter Nennung der Tischnummer dann an den Tisch gebracht.

Unser Tag auf St. Martin’s war wieder ein langer und wir alle waren nach dem Essen ziemlich müde. Die Sonne brannte den ganzen Tag unerbittlich, auch wenn die Temperaturen danke der Brise im angenehmen Bereich blieben. Trotz allem merkten wir, dass wir den ganzen Tag draussen an der frischen Luft und auch ein ganzes Stückchen gelaufen waren. So gehts dann nach dem Essen direkt nach Hause. Mami und Brigitte verabschieden sich und legen sich schlafen, Barbara und ich versuchen nochmal die genaue Adresse für unser Airbnb in Cornwall herauszufinden. Während Barbara die Rechnung bei Dave unten in der Stube begleicht, suche ich nochmal die Adresse hervor, die mir aber in Google Maps nie ein eindeutiges Haus anzeigt. Als ich im Esszimmer auf meinem Laptop herum klicke, steht plötzlich Dave hinter mir und bietet mir seine Hilfe an. Dank der genaueren Postleitzahl, die mir Susan nochmal auf Anfrage geschickt hat, finden wir mit seiner Hilfe doch noch den genauen Standort des Hauses und ich erfahre auch endlich, wie das britische System mit diesen Zahlen- und Buchstabenkombinationen bei den Adressen funktioniert. Der erste Teil der Postleitzahl kennzeichnet eine Region, der zweite Teil markiert dann ganz feingliedrig nur noch eine Strasse, einen Strassenabschnitt oder auch ein einzelnes Haus oder Gehöft. Nun machen diese eigenartigen Postleitzahlen, die ich bis dahin nie verstanden hatte plötzlich Sinn und wir fallen, nachdem unser Problem gelöst ist, mit Dave und Ian in ihrem Wohnzimmer in ein angeregtes Gespräch. Unsere zwei Gastgeber sind wirklich ein unglaublich freundliches und aufgeschlossenes Paar, das man schnell ins Herz schliesst und sich schnell aufgehoben und zuhause fühlt.


Scillywall – Tag 4 – 25. Juli

Tresco, Abbey Garden

Auf Anraten von Dave, unserem Hausherrn, der jeden Morgen unser Frühstück serviert, versuche ich nochmal eines dieser englischen Würstchen, die sich die Briten am Morgen gerne neben den Bohnen und dem Speck auf den Teller legen. Er hat mir am Vortag gesagt, dass seine Würstchen bestimmt besser seien, als die die ich im Mount View am ersten Morgen serviert bekommen hatte. Wir vereinbaren mit Augenzwinkern dann ein Testessen und ich bedinge mir aus, dass er mir nicht böse sein darf, wenn ich die Dinger dann doch nicht mag, was wie befürchtet dann auch so ist. Ich merke keinen merklichen Unterschied zwischen diesem so leckeren Würstchen und dem vom ersten Tag, esse anstandshalber dann doch eines der beiden und lasse den Rest liegen. Natürlich kommt auch Joe der Boatsmann wieder vorbei und versorgt uns mit den aktuellen Fahrplänen und Infos zum Inselhopping.

Pünktlich um viertel nach Zehn legt unser Boot nach Tresco ab und lädt uns zu unserer Freude an einem anderen Quai aus. Von hier ist man ein ganzes Stücken schneller beim Abbey Garden und wir freuen uns alle auf das, was uns in diesem botanischen Wundergarten geboten wird. Durch das milde Klima auf den Scilly Islands, beeinflusst durch den Golfstrom, wachsen hier Pflanzen aus der ganzen Welt. So überrascht es natürlich nicht, dass man an viel exotischem Gewächs vorbei kommt. Viele Pflanzen aus Südafrika finden gedeihen hier, aber auch Farnbäume aus Neuseeland, oder Eukalyptus-Riesen aus Australien sind zu bewundern. Einfach unglaublich. Die Fotoapparate beginnen zu glühen und nach anfänglichen Orientierungsproblemen im grossen Garten finden wir uns je länger je besser zurecht und kämmen das ganze Gelände von oben nach unten und von links nach rechts durch. Gut liegen die Scilly Islands etwas ab vom Schuss, sodass die grossen Touristenmassen den Garten nicht überrennen und der Anlage zumindest an diesem Tag nie überfüllt wirkt. So kann man diesen tollen Ort in vollen Zügen geniessen. Ich habe ein paar Gäste gesehen, die sogar ihre eigenen Klappstühle mitgebracht haben und ein Buch gelesen haben.

Nach gut 2 Stunden treibt uns der Hunger dann ins kleine Restaurant im Visitors Center. Ich war die letzte halbe Stunde alleine im Park herum spaziert und ein SMS von Barbara lässt mich wissen, dass die Frauen bereits alle schon dort sitzen. Es gibt Pastys und Sandwiches. Zum Dessert dann noch ein Glacé von der Troytown Farm. Ein cleverer Farmer begann vor ein paar Jahren mit der Milch seiner Kühe hier lokales Eis zu produzieren und hatte damit grossen Erfolg. Auf den Inseln findet man überall die Kühlboxen wo Troytown Ice Cream verkauft wird. Nach der Pause spazieren wir dann gemütlich auf dem bereits bekannten Weg zum Quai in New Grimsby zurück. Da wir noch genügend Zeit haben, laufen wir nach einer weiteren kurzen Rast gleich noch ein Stück weiter. Wir schätzen dass wir vielleicht 20 bis 30 Minuten brauche um zum Cromwells Tower und King Charles Castle zu gelangen. Ein wunderbarer Küstenweg in zum Teil mannshohem Farn und Stechgingster führt uns zu den beiden Ruinen. Vom Cromwells Castle steht noch ein schön restaurierter Turm, den man besteigen kann, vom King Charles Castle sind auf einer Anhöhe nur noch ein paar Mauerreste zu bestaunen. Die stehen aber an einem tollen Aussichtspunkt von wo man einen wunderaren Blick hinüber nach Bryer, St Martin’s und auch zurück bis St Mary’s hat. Mami und Brigitte sparen sich den letzten kurzen Aufstieg zum Castle und gehen ohne uns den gleichen Küstenweg wieder zurück. Ich spaziere mit Barbara auf dem Inselrücken durch eine herrliche Heidelandschaft zur Anlegestelle zurück, wo wir nicht mehr lange auf die Boote warten müssen, die uns wieder nach St. Mary zurückbringen.

Zum Abendessen haben wir in Juliet’s Garden einen Tisch reserviert. Mit dem Taxi lassen wir uns dorthin fahren, weil wir die Distanz zu Fuss nicht richtig abschätzen können und auch schon etwas spät dran sind. Das Restaurant steht an einer traumhaften Hanglage. Eine grosse, noch wenig besetzte und gestufte Terrasse bietet viel Platz, mit wunderbarem Blick auf Hugh Town. Zum Apéro gönne ich mir einen Scilly Gin, der unglaublich lecker ist. Auch das Essen ist hervorragend und da die Temperaturen stimmen, entscheiden wir uns, gleich draussen an der frischen Luft zu bleiben. Auch hier haben sich ein paar Junge Gastronomen einen Platz und ein Restaurant zum Träumen aufgebaut. Die Atmosphäre ist sehr relaxed und einmal mehr wähnt man sich eher irgendwo am Mittelmeer, als in England. Nach dem Essen entscheiden wir uns, den Heimweg zu Fuss zu gehen und werden zum einen mit einem hübschen Strandweg und zum anderen mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt. Dumm nur, dass ich meine Speicherkarte nicht in die Kamera eingelegt habe und so auf ein paar Handyfotos zurückgreifen muss. Im Bett schreibe ich noch ein paar Zeilen im Tagebuch, bin aber zu müde um die Einträge ganz à jour zu halten.


Scillywall – Tag 3 – 24. Juli

Tresco

Ich wache früh auf und bin völlig überrascht: Draussen ist die Welt grau und es nieselt. Alles ist Nass und vom entzückenden Eindruck, der mich gestern so begeistert hat, ist nicht viel geblieben. Für heute ist eine Bootsfahrt nach Tresco geplant, aber bei diesen Bedingungen macht ein Besuch von einem der schönsten Gärten Englands, wohl keinen grossen Sinn. Ich rapple mich dennoch eine Stunde vor dem Frühstück auf und möchte trotz widrigem Wetter einen kleinen Spaziergang zu einem Cache machen, deren Challenge es ist, alle grossen Inseln der Scilly’s zu besuchen. Ohne Kapuze und Regenjacke gehts trotz des nur feinen, typisch englischen Sprühregens dann doch nicht. Als ich draussen vor dem Haus stehe, ist alles aber nur halb so wild. Die Temperatur trotz allem erstaunlich mild und der Nieselregen reicht nur kaum zum nass werden und so geniesse ich diese spezielle Stimmung fast für mich allein. Touristen sind um diese Zeit noch keine unterwegs. Ich spaziere auf den östlich von Hugh Town gelegenen Hügel, wo noch eine gut erhaltene alte Festungsanlage aus dem ersten Weltkrieg steht. Ein toller Weg, mit herrlichen Aussichten auf Hugh Town und den Badestrand Porthcressa Beach. Am südlichen Woolpack Point finde ich dann das Gesuchte und drehe wieder um. Es ist herrlich ruhig und nur ein paar einheimische Jogger begegnen mir. Man merkt, dass die Engländer was das Wetter betrifft einiges abgebrühter sind als wir. Zumindest an diesem Morgen treffe ich nur auf Jogger in Shorts und Shirts. Ein Regencape hat keiner an. Ich habe das Gefühl, dass ein solches Geniesel von denen Inselbewohnern ganz einfach ignoriert wird.

Fast pünktlich bin ich dann wieder in unserer Unterkunft zum Frühstück zurück. Aussen nicht richtig nass, innen aber zünftig verschwitzt. Dave, unser Hausherr, ein freundlicher und sehr humorvoller Engländer bringt uns das Frühstück. Jeder hat seine Wünsche am Vorabend auf einem Zettel notiert. Das Full-English-Breakfast habe ich wie bereits erwähnt, auf ein Spiegelei mit gebratenem Schinken zurückgefahren. Dazu gibts natürlich wie immer verschiedene Cereals, Toast und Marmelade, Joghurt und frische Früchte. Alles ist sehr liebevoll hergerichtet und es ist eine Freude sich hier zu bedienen. So ein Frühstück ist der perfekte Start in einen neuen Tag. Besser, als sich gefühlt zwei gefüllte Esslöffel Fett und Öl in den Magen zu spülen.

Kurz nach halb neun stolpert dann Joe in die Stube und erklärt uns, wann welche Fähren zu welchen Inseln fahren. Dank seinem Tipp entscheiden wir uns, nicht wie geplant direkt nach Tresco zu fahren, sondern verbinden die Überfahrt mit einer etwas weiteren Rundtour mit Seehund- und Puffin-Watching. Bevor wir noch weitere Fragen stellen können ist Joe von der Boatsman Association aber bereits wieder aus der Stube gehuscht. Dafür steht uns Dave stets mit einem lustigen Spruch zur Seite und beantwortet all unsere Fragen. So erfahren wir, dass die Hinfahrt nach Tresco normalerweise 20 Minuten, die Rückfahrt allerdings nur 10 dauert … weils bergab geht ;-) Ich rätsle noch lange herum, ob der Spruch mit Ebbe und Flut zu tun hat, oder ob es einfach ein Spässchen für uns Alpenländer war. Aber Dave kann natürlich auch seriös und hat auf alle unsere Fragen eine Antwort parat. So erfahren wir wie die Inselbewohner im Winter ohne die Fähre klar kommen. Er erzählt, dass dreimal die Woche ein Frachtschiff die Insel mit allem nötigen versorgt, ansonsten die Bewohner im Winter aber nur mit dem Flieger von der Insel wegkommen. Ich nehme mal an dass zwischen den Inseln der Bootsverkehr auch im Winter möglich ist, aber die Überfahrt aufs Festland für viele kleine Boote wohl zu riskant ist. Weiter möchten wir wissen, wie die prekäre Wassersituation hier gemanaged wird und erfahren, dass in einem normalen Sommer ca. 40% des Trinkwassers Grundwasser ist und die restlichen 60% mit einer Entsalzungsanlage gewonnen werden. Da im Moment auch auf den Inseln extreme Wasserknappheit herrscht und der Wasserverbrauch stark reglementiert ist läuft die Entsalzungsanlage auf 100%, was für die Anlage nicht sehr gut sei. Ich finds spannend, was für Dinge auf so einer Insel relevant sind und direkten Einfluss auf den Alltag haben.

Nach dem Frühstück haben wir dann genügend Zeit, da unser Roundtripp erst um viertel nach Elf startet. So versuche ich mit Barbara noch einen Cache zu lösen, der uns wegen einer etwas eigenartigen Beschreibung mehr verwirrt, als zum Ziel bringt. Mami und Brigitte verlieren wir im von Touristen überfluteten Städtchen dann auch noch, aber wir wissen ja, wann und wo wir aufs Boot müssen. In der Bucht hat heute ein grosses Kreuzfahrtschiff festgemacht und spuckt noch ein paar Hundert Touristen mehr auf die Inseln. Morgens ist um diese Zeit aber eh immer viel los, da die meisten Gäste zum Quai und den Fähren strömen, um auf die anderen Inseln zu gelangen. Gegen Elf trifft sich dann unser Grüppchen wieder und so geht die Reise auf dem aus meiner Sicht etwas sehr grosszügig gefüllten Boot los. Inzwischen hat sich auch die von Dave versprochene Wetterbesserung eingestellt und bei Sonnenschein und blauem Himmel fahren wir los.

Die Zusatzschlaufe ist einiges länger, als wir erwartet haben. Die Reise nach Tresco dauert anstelle der üblichen 20 Minuten fast eine Stunde länger. Es ist aber ein sehr lohnender Ausflug. Die See ist relativ ruhig und der Bootsführer fährt zuerst an Samson eine nicht mehr bewohnten Insel vorbei. Weiter folgen dann viele kleine Inselchen und oft ragen auch nur ein paar Felsspitzen aus dem Wasser heraus. Über ein etwas krächzendes Lautsprecherchen, erklärt er in einem auch für mich einigermassen verständlichem Englisch das rundherum und hält die gwundrigen Bootsgäste up-to-date, sobald Seehunde, Seelöwen und natürlich die putzigen Puffins irgendwo zu sehen sind. Wir hätten nicht erwartet überhaupt ein Puffin zu sehen, denn wie uns gesagt wurde ziehen diese Vögel in der Regel Ende Juni von den Scillys wieder weiter. Die «Ausbeute» für uns Fotojäger ist trotz allem gut, die Sujets verzücken mich, seinen es Felsformationen oder Seelöwen und Seehunde. Für Nahe Tieraufnahmen reicht aber der Zoom meiner neuen Reisekamera nicht. Dafür hab ich mein Fernglas dabei und erhasche damit den einen oder andern nahen Blick. An einigen für den Bootsführer bekannten Spots fahren wir dann auch mal recht nahe an die Tiere heran, müssen uns dabei aber brav und ruhig verhalten, damit wir nicht stören. Dann geht die Fahrt weiter. Wir umfahren praktisch ganz Bryher und kommen dann am King Charle’ Castle zwischen den beiden Inseln ans Quai von New Grimsby auf Tresco.

Gegen halb Eins gehen wir von Bord und entschliessen uns, erst mal ein Restaurant zu suchen um Mittag zu essen. Tresco liegt nordöstlich von St Mary’s und ist die zweitgrösste Insel der Scillys. Barbara sagt uns, dass es auf Tresco eine feine Pizzeria geben soll, die wir auch prompt auf der Karte finden, die beim Hafen in einer Vitrine zum mitnehmen aufliegt. Das Restaurant liegt zwar auf der anderen Seite der Insel aber Tresco ist hier keinen Kilometer breit und gemäss Wegweiser ist Old Grimsby in einer viertel Stunde zu erreichen. Diese Zeitvorgabe schaffen wir nicht ganz, da wir alle von der Landschaft hier dermassen überwältigt, dass jeder von uns alle paar Meter wieder stehen bleiben muss, um ein Foto zu knipsen, oder ganz einfach die Umgebung zu geniessen. Je näher wir der gegenüberliegenden Bucht kommen, umso surrealer und kitschiger wird das Ganze. Wunderschön herausgeputzte Steinhäuschen umrahmt von kleinen Vorgärtchen und überall prall blühende Schucklilien. Dahinter öffenen sich Buchten mit weissem Sand, im Hintergrund kleine grüne Inseln als Farbtupfer im tief blauen Meer. Karibik-Feeling kommt auf. Ich kann mich kaum satt sehen, an dem was die Natur hier geschaffen hat.

Das Restaurant entpuppt sich dann gleich selber noch als Hingucker und bietet mit einer wunderschön hergerichteten Terrasse einen einmaligen Blick über die Bucht. Wir bestellen zwei Pizzen und einen grossen Salat und teilen alles unter uns Vieren auf. Das Essen ist lecker, der Salat jetzt nicht ganz so meins, aber nicht weil er nicht gut wäre, sondern weil mir die Gewürze nicht schmecken die verwendet wurden. Das Ambiente im quirligen Restaurant ist so relaxed. Ein junges und motiviertes Team wirbelt um die Tische. Jeder ist freundlich und trägt ein lächeln im Gesicht. Eigentlich kein Wunder, wenn man hier im Paradies arbeiten darf. Wenn man von diesem Ort jemandem Fotos zeigen würde, würde ich viel Geld darauf verwetten, dass der oder die Gefragte diese Location niemals in England vermuten würde. Kurz gesagt: Dieser Ort ist ganz einfach nicht von dieser Welt, Punkt!

Unser Tagesziel, der Abbey Garden ist noch weit entfernt. Als wir mit dem Essen fertig sind ist die Zeit schon weit vorgerückt. Es ist bereits 14 Uhr durch, als wir uns auf den Weg machen. Wir müssen die Insel nochmal überqueren um zum Garten zu kommen. Auf der kleinen Anhöhe erwarten uns wieder Ausblicke der Sonderklasse. Dahinter kommen wir an einem hübschen See vorbei, der für seine Vogelvielfalt bekannt ist. In einem weiten Bogen nähern wir uns dann dem Eingang des Gartens, entscheiden uns aber, die 15 Pfund Eintritt für die verbleibende Stunde nicht mehr zu investieren und lieber Morgen mit dem ersten Boot nochmal herzukommen, um uns für den Garten so viel Zeit zu nehmen, wie wir möchten. So spazieren wir dann gemütlich zum Quai zurück, wo wir am Morgen angekommen sind und schon einige Leute auf die Boote warten. Das Inselhopping ist perfekt organisiert und die Boote fahren sehr pünktlich. Bei zu grossem Andrang steht jeweils gleich ein zweites Boot bereit und das Erste legt wenn es voll ist, auch gerne mal zehn Minuten früher ab. So kann auch das Ersatzboot den Fahrplan einhalten und niemand braucht Angst zu haben, nicht mehr nach Hugh Town zurück zu kommen. Immer wieder trafen wir auf etwas nervöse Gäste, die meinten, dass ihre Freunde oder der Rest der Gruppe auf dem anderen Boot seien, sie aber alle Tickets hätten. Die Bootjungs reagierten hier immer super entspannt und meinten, dass das alles ok sei und sie nur Bescheid sagen müssten. Ich liebe solche Erlebnisse. Man merkt, dass man hier einander noch vertraut und alles so wunderbar unkompliziert abläuft.

Zum Abendessen haben wir nur ein paar Hauseingänge neben unserer Unterkunft im Bell Rock Hotel einen Tisch reserviert. Der Speisesaal ist zwar recht edel eingerichtet, wirkt aber trotz allem etwas steif. Trotzdem ein Ort, wo man sich sofort wohl fühlt. Der Kellner passt wunderbar in dieses Szenario. Er ist äusserst zuvorkommend und sehr freundlich, aber wie die Einrichtung auch etwas «ungelenk» ;-) Als wir die Karte gereicht bekommen sind wir etwas überrascht, da es nur ein Menu gibt. Wenigstens kann man aus dem Dreigänger nach Belieben einen Zweigänger machen. Also entweder Vorspeise mit Dessert oder Hauptgang mit Dessert und wahrscheinlich hätte man auch Vor- und Hauptgang ohne Dessert bestellen können. So finden dann doch alle eine Kombination die ihnen schmeckt. Mich betrifft das zum Glück nicht, denn mich spricht wie gewohnt das ganze Menu an. So bin ich der einzige am Tisch der in die Vollen geht. Die Küche ist recht gut und wir geniessen den vorzüglichen Service. Durch die frühen Essenszeiten sind wir schon vor Zehn wieder im Hotel. Ich schmeiss mich müde aufs Bett, krieg aber auch nicht mehr viel gebacken.


Scillywall – Tag 2 – 23. Juli

Überfahrt Pencance – St. Mary’s

Um 7 Uhr klingelte der Wecker schon wieder und zügig machten wir uns fürs Frühstück fertig. Weil ich schon seit Ewigkeiten kein richtiges English Breakfast mehr hatte und immer gerne die lokalen Gepflogenheiten austeste, gab ich der Lady auf ihre Frage, was ich denn gerne Essen möchte, grünes Licht und bestellte das komplette Programm: Scrumbled Eggs, Baked Beans, Pilze, Bacon und … jupp, ich wusste dass dies der härteste Test sein würde: ein englisches Würstchen. Dazu Toast und Butter und lüttrigen Kaffee. Ich kann sagen, dass dieser Test nicht sehr erfolgreich war. Die Baked Beans hätten für den Lunch ganz gut gepasst, fürs Frühstück ist mir das einfach ein bisschen zu deftig. Die Eier waren ganz ok, der Bacon schon knapp grenzwertig und extreeeem fettig. Wenn die Dinger schön cross gebacken sind mag ich die ganz gerne, aber diese Dinger waren nicht sehr anmächelig. Die Wurst war dann aber wie befürchtet der Frühstücks-Gau. Die Konsistenz der undefinierbaren Füllung erinnerte an einen 4 Tage im Wasser aufgeweichten Karton, der Geschmack war dementsprechend widerlich. Ich versuchte vergebens irgendetwas fleischähnliches im Gaumen wahrzunehmen. Nach dem zweiten Biss, gab ich auf, den Rest des Essens verdrückte ich mehr aus Anstand, aber wirkliche Glücksgefühle löste diese deftige Frühstücksvariante in mir nicht aus. Somit war für mich klar, dass ich für den Rest der Ferien auf ein Full English Breakfast problemlos verzichten kann. Gerne in reduzierter Form, mit Dingen die ich mag, aber bestimmt nicht mehr das ganze Konzert ;-)

Danach mussten wir uns dann plötzlich etwas beeilen. Gut war unsere Unterkunft nur etwa 10 Minuten von Penzance weg. Schnell wurden die Koffer fertig gepackt und Mami und Brigitte am Quai, samt Gepäck ausgeladen. Barbara half mir dann nochmal beim navigieren zum bewachten Dauerparkplatz, wo wir unseren Mietwagen für die Tage auf den Scillys für 40 Pfund abstellen konnten. Ein Shuttlebus brachte uns dann zum Hafen zurück. Das lief alles sehr unkompliziert und gut organisiert. Unser Gepäck mussten wir dann noch mit unserer Ferienadresse auf St Mary’s beschriften. Danach wurden die Koffer in einen Container geladen und wir gingen an Board. Die Fähre war gut besetzt. Ich sah auf jeden Fall kaum mehr einen freien Sitzplatz. Das Wetter war bei der Ankunft im Hafen noch bedeckt und neblig, aber die Temperaturen trotzdem angenehm warm. Pünktlich um 9:15 legte die Fähre ab. Ich beobachtete das Ablegemanöver auf dem hinteren Aussendeck. Platz fanden wir aber unter Deck, schön in der Mitte des Bootes. Die Überfahrt dauerte knapp 3 Stunden. Ich verbrachte sie lesend, umherspazierend, schlafend, kaffeetrinkend und auch kurz mal am Laptop. Zwischendurch drehte ich immer mal wieder eine Runde, stand in der dieselrauch-geschwängerten Luft auch gerne draussen unter freiem Himmel und sah das Mainland am Horizont kleiner und kleiner werden. In Fahrtrichtung tauchten schon bald mal die ersten Felsen und Klippen der Inseln auf. Die Fahrt war dank ruhiger See sehr angenehm und bekam allen Fahrgästen gut. Ich möchte ja nicht wissen, wie das hier ausschaut, wenns draussen mal richtig stürmt.

Hugh Town, der Hauptort auf St Mary’s ist ein schnuckliges kleines Dörfchen, das zwischen zwei Buchten eingebettet liegt. An der engsten Stelle liegen zwischen den beiden Buchten grade mal für 4 oder 5 Häuserreihen und keine 150 Meter. Das Dörfchen ist wunderhübsch und wirkt sehr pittorresk. Zum einen durch die kleinen, meist zusammengebauten Häuschen und die teilweise wunderbar bepflanzten kleinen Vorgärtchen. Touristen sind zwar viele unterwegs, aber noch in erträglichem Masse. Wir spazieren mit unseren Koffern von der Anlegestelle in kaum 10 Minuten zu unserer Bleibe und sind entzückt, als wir von der sehr freundlichen Ian empfangen werden. Die Zimmer sind sehr sauber und stil- und liebevoll eingerichtet. Schnell sind die Zimmer unter uns aufgeteilt. Ich bekomme die Luxus-Suite im oberen Stock, Mami und Brigitte quartieren sich unter uns in der ersten Etage ein, Barbara bezieht das Zimmer neben mir. Wir haben das ganze B&B für uns allein, da wir vier Einzelzimmer gemietet haben und mehr Zimmer gibts hier nicht ;-) Was für ein Luxus.

Wir geben uns eine gute halbe Stunde, um uns kurz zu installieren und verabreden uns dann auf einen ersten Spaziergang und ein Restaurant fürs Mittagessen zu suchen. Inzwischen haben sich die Wolken fast völlig verzogen und es der blaue Himmel leuchtet über St Mary’s. Zum Strand sind es keine fünf Minuten und weil sich Barbara von ihrem Tagesauflug von vor ein paar Jahren, an ein nettes kleines Restaurant am Strand erinnert, entscheiden wir uns, gleich dort einzukehren. Das «Dibble and Grub» ist ein schnuckliges kleines Restaurant, von ein paar jungen Leuten geführt. Eine Terrasse lädt bei schönem Wetter zum verweilen an der frischen Luft. Leider sind diese Plätze zur Mittagszeit aber schon alle besetzt, sodass wir uns in die kleine Gaststube setzen, die vielleicht zwanzig Personen Platz bietet. Das Essen ist lecker. Ich bestell mir frittierte Makrelen auf einem Brötchen mit Cocktailsauce, dazu gibts eine herrlich erfrischende Himbeerlimonade. Mami bestellt sich ein kleines Bruschetta mit Parmaschinken und Barbara und Brigitte ordern einen griechischen Salat, typisch englisch ;-) Das Essen schmeckt uns allen und die Atmosphäre gefällt mir sehr gut, auch wenns in der kleinen Gaststube manchmal etwas gar laut ist, besonders wenn die Jungs hinter der Theke ihre Mixer für die frischen Fruchtdrinks anschmeissen.

Nach dem Essen bummeln wir noch etwas durchs Dorf und erledigen ein paar Besorgungen, gehen zur Tourist Info, auf die Bank zum Geldwechseln, auf die Post zum Marken und … Eiscreme kaufen. Diese Doppelnutzung der Post scheint hier seit längerem normal zu sein. Im hinteren Teil der Post kann man glaub ich auch noch Lebensmittel kaufen. Den «Ballast» können wir zwischendurch in unserer hübschen Pension in der Church Street abladen, da die Wegstrecken hier im Dörfchen immer nur einen Steinwurf vom Geschehen entfernt liegen.

Am späteren Nachmittag wollen wir dann noch einen Spaziergang zu einem kleinen Turm machen, der uns auf dem dem östlich gelegenen Hügel aufgefallen ist und eine tolle Aussicht auf die beiden Buchten und das Städtchen verspricht. Danach möchten wir noch zu einer Felsformation laufen, die wir vom Strand her auch schon bewundert hatten und wir gerne etwas genauer inspizieren möchten. Es schien, dass man dort ohne Probleme über einen Küstenweg hinkommen würde. Mami und Brigitte sind von den vielen Blumen angetan, die hier wachsen und blühen und bleiben noch ein- oder zweimal öfter stehen, als Barbara und ich.  Auf jeden Fall geniessen wir alle diese ersten tollen Eindrücke.

Für Mami und Brigitte ist der Weg bis zu den Felsen dann doch etwas zu weit und sie entscheiden sich nach einem Weilchen umzukehren. Wir waren an diesem Tag auch schon lange auf den Beinen. So spaziere ich mit Barbara weiter und bin von diesen tollen Fels-Formationen völlig fasziniert. Ich hätte grosse Lust darauf herumzukraxeln, aber bestimmt bieten sich dazu noch genügend Möglichkeiten. Kurz nach Sechs treffen wir uns dann alle wieder im Linewood, unserem B&B und verabreden uns zum Abendessen. Die Reservation, die wir vor dem Spaziergang noch machen wollten klappte leider nicht, aber wir fanden auf gut Glück doch noch ein Plätzchen im «Bishop and Wolf», wo wir ein leckeres Nachtessen in der ruhigen, oberen Etage geniessen. Als wir in die quirlige Gaststube des Pubs eintreten sind wir erst wenig zuversichtlich, hier überhaupt noch etwas zu Essen zu bekommen, da alle Tische besetzt oder reserviert sind. Die freundliche Pub Maid bietet uns dann aber einen Tisch in der oberen Etage an und bringt uns sogar Getränke und Essen hinauf, obwohl dies eigentlich nicht zum Service gehören würde. Wir sind sehr glücklich über den ruhigeren Platz und geniessen unser erstes richtig englische Pub-Essen.

Mit Barbara mach ich mich dann nach dem fülligen Abendessen noch auf eine kurze Runde, auf der wir noch zwei Kirchen-Mini-Multis angehen möchten. Die Aufgaben vor Ort können wir zwar lösen, die dazugehörigen Dosen finden wir allerdings nicht. Dafür lotsten uns die finalen Koordinaten einmal mehr an entzückende Orte. Spannend und schön war vor allem der Trampelpfad der uns durch einen kleinen «Urwald» vorbei am Liveboat House zurück zur Townbeach führte. Die Townbeach ist auf der Seite des Städchens, wo die Anlegestellen für die Fähre nach Penzance und die kleinen Inselboote sind. Der Badestrand ist auf der anderen Seite von Hugh Town. Auch ohne gefundene Caches, war es noch ein schöner und lohnender Abendspaziergang, der uns kurz bevors ganz dunkel war, wieder zurück in unser B&B brachte.


Scillywall – Tag 1 – 22. Juli

Anreise Zürich – London – Pencanze

Der Wecker klingelt gnadenlos und reisst mich Morgens um sechs aus dem Schlaf. Die Nacht war kurz, weil ich bis gegen Mitternacht am Koffer packen war. Was war ich froh, dass ich in unseren Reisenotizen eine ziemlich umfangreiche Packliste zusammengestellt hatte, die ich nun ganz easy von oben nach unten durcharbeiten konnte. Zweimal liess ich die Schlummerfunktion des Weckers noch gewähren, bevor ich mich aus den Federn quälte, meinen letzten frischen Kaffee kochte und mir ein währschaftes Müesli zubereitete. Pünktlich um zwanzig vor Acht verliess ich mit dem Rollkoffer die Wohnung. Vor der Haustüre dachte ich, dass es völlig unnötig sei, meinen dicken Schlüsselbund inklusive Auto- und Geschäftsschlüssel mit in den Urlaub zu nehmen, lief nochmal hoch, tauschte ihn gegen meinen Ersatzschlüssel, merkte dabei, dass ich meinen Kompostkübel noch nicht geleert hatte, nahm den auch gleich noch mit und leerte ihn vor dem Haus in den Grüngut Container. Ganz relaxed spazierte ich dann mit dem Koffer im Schlepptau zum Bahnhof. Ich genoss es, dass ich mal zeitig dran war und ohne Stress den Zug erreichen würde … bis mich kurz vor dem Bahnhof, 10 Minuten bevor der Zug fuhr, plötzlich ein dumpfes Gefühl überkam das mich meine Hosentaschen prüfen liess. Mist, da war kein Schlüssel! Nicht links, nicht rechts und auch sonst nirgends. Eine Jacke hatte ich bei diesem heissen Sommerwetter auch keine an. Augenblicklich schoss mir das Blut in den Kopf und das Bild vom Schlüsselanhänger, der über dem herausgezogenen Koffergriff vor dem Grüngut-Container hing, blitzte vor meinem inneren Auge auf. Ich hatte ihn beim Kompost leeren unüberlegt über die herausgezogene Griffstange des Koffers gehängt und dann beim loslaufen wohl nicht mehr beachtet. Dabei muss mir der Schlüssel, ohne dass ich was hörte auf den Boden gefallen sein. Also zurück im Laufschritt, mit einem Puls der mir schon bevor ich mich in Bewegung setzte am Halszäpfchen schlug. Mit dem 20 Kilo schweren Koffer den ich mir hinterher zog lief ich so schnell es eben ging wieder zurück, betend, dass mir der Schlüssel irgendwo auf die Strasse gefallen war, wo ich ihn auch wieder finden würde und hoffentlich nicht schon jemand anders das Ding aufgehoben und mitgenommen habe. Ein kurzes Glücksgefühl überkam mich, als ich die Schlaufe auf dem Trottoir vor meinem Haus am Boden liegen sah, doch es war nur von kurzer Dauer. Was nun… der Zug war zu Fuss nicht mehr zu erreichen, das Auto aus der Garage holen war auch keine Alternative, weil auch da die Zeit nicht mehr gereicht hätte und dann hatte ich auch keine Lust, zwei Wochen im Parkverbot am Bahnhof zu stehen. Just in dem Moment bog ein Auto vor mir in die Strasse ein und reagierte zum Glück auf mein Winken. Eine freundliche ältere Dame erbarmte sich meiner und liess mich einsteigen. Ich hatte kaum Zeit meine Geschichte zu erzählen und mich danach zu bedanken, weil der Zug bereits am einfahren war, als wir den Bahnhof erreichten. Im Stechschritt rannte ich durch die Unterführung und erwischte in der letzten Sekunde die schon verpasst geglaubte S-Bahn noch.

Das nenn ich mal einen Start in den Urlaub. Ob das nun ein gutes oder schlechtes Ohmen für meine Ferien in England war, lass ich einfach mal offen.

Der Rest klappte dann reibungslos. Im Hauptbahnhof traf ich wie vereinbart Mami, Barbara und Tante Brigitte. Auch auf dem Flughafen lief alles rund. Der Flug war angenehm ruhig und in London Heathrow erwartete uns ruhiges und schönes Sommerwetter. Ein Shuttlebus brachte uns zur Autovermietung, wo es dann nicht mehr ganz so geschmeidig lief: Die füllige Dame am Schalter wollte uns zuerst einen dicken Jaguar SUV für zusätzliche 90 Pfund pro Tag aufschwatzen, was wir dankend ablehnten. Irgendwie fand sie ihr Angebot wohl unwiderstehlich, da sie nachdem sie sich kurz entfernte uns kurz darauf das selbe Angebot für 30 Pfund weniger nochmal anbot. Sie meinte, dass unser reservierter Octavia wohl etwas knapp sei für vier Personen mit Gepäck. Wir waren da aber dezidiert anderer Meinung. Wieder zwitscherte sie davon, um uns mit einem dritten Angebot den Speck durchs Maul zu ziehen: diesmal lockte sie uns mit einem VW Sharan, mit Platz satt für 7 Personen, für nur noch 40 Pfund Aufpreis. Auch dieses Angebot lehnte ich mit Barbara, die mir zur Seite stand ab und bat sie, uns doch einfach das Auto zu geben, welches wir reserviert hatten. Irgendwann kam dann noch der Team-Manager und bot uns den Sharan für 20 Pfund Aufpreis an. Langsam wurde es mir dann doch zu bunt und ich bestand nach diesem Hickhack mit etwas mehr Nachdruck auf unserer Reservation. Die Füllige erklärte uns darauf, dass sie noch auf eine Rückgabe warte und wir uns deshalb noch 15 Minuten gedulden müssten. Daraus wurde dann eine halbe Stunde und so langsam begann mich die Sache zu nerven. Auch dem Manager schien das Ganze inzwischen auch peinlich zu werden und so rückte er endlich mit der Wahrheit heraus. Sie hatten Probleme mit den Rückgaben der Wagen und unsere reservierte Kategorie war im Moment komplett ausgemietet. Deshalb versuchten sie uns mit all den Upgrades zu ködern. So ganz wohl war es ihm bei seinen Ausreden und überteuerten Angeboten dann doch nicht mehr und da er wohl auch merkte, dass wir auf unserer Vereinbarung bestanden, machte er endlich vorwärts und wies die Füllige am Schalter an, uns einen anderen Wagen zu geben. Keine zehn Minuten später fuhr dann ein frisch gewaschener Sharan, für das von uns gebuchte Geld vor und unsere Reise konnte endlich weiter gehen. Das wäre wohl auch in der halben Zeit zu organisieren gewesen, aber was solls, schlussendlich hats ja doch noch geklappt und wir hatten für die nächsten zwei Wochen einen sehr geräumigen und komfortablen Wagen.

Leicht nervös versuchte ich mich dann im hektischen Linksverkehr, möglichst schnell aus der Betonhölle rund um den Flughafen zu befreien. Barbara lotste mich mit Hilfe der iPhone Navi, nach ein paar Startschwierigkeiten gekonnt aus der Stadt. Schnell wurde die Gegend grüner. Wir fuhren durch richtig hübsche Wohnquartiere und schöne kleine Waldpassagen. Gegen 14:30 kamen wir an einem Restaurant mit grosser Gartenterrasse vorbei und entschieden spontan, hier unsere Mittagspause einzulegen. Die Küche schien ganz passabel, wenn auch etwas gar fleischlastig. Wir wählten alle einen Burger mit Beilagen. Das Essen war ganz gut und die Temperatur draussen im Garten angenehm warm. Frisch gestärkt gings dann weiter, durch eine immer typischer anmutende englische Landschaft. Wir fuhren durch viele Dörfer, umkreisten endlos viele Roundabouts und waren etwas überrascht, dass es hier kaum Autobahnen gab. Ein paar Tage später merkten wir dann, dass wir im Navi immer nach der schönsten und nicht nach der schnellsten Route gefahren waren ;-) Gegen 21 Uhr erreichten wir dann Longrock, wo wir uns im Mount View niederliessen. Ein nettes B&B, keine hundert Meter vom Meer entfernt, von wo man direkt zum St Michael’s Mount hinüber sehen konnte.

Für ein Abendessen in einem Pub oder Restaurant waren wir allerdings zu spät und so setzten wir uns nach einem kurzen Spaziergang zum Strand, an einen Tisch vor an der Strasse vor unserem B&B stand und verdrückten noch ein paar übrig gebliebene Kekse und Wasser von unterwegs. Die Nacht war dann trotz Strassenlärm ganz ok, aber recht kurz.