Pierres Blog

Was mich bewegt, interessiert und mir Spass macht …

Sansibar – Tag 5 – 30. Dezember 2014

Die Tage rauschen vorbei. Schon funktioniert der Spruch nicht mehr: «Ja, ja, wir haben noch vier Wochen Zeit», aber ich bin schon so gut hier angekommen und runtergefahren, dass ich die Schweiz und den Alltag gaaaaaanz weit hinter mir gelassen habe. Trotz Internetzugang, der ganz passabel läuft, interessieren mich die News aus der Heimat kaum. Ich hoffe einzig, dass vom richtigen Winter noch ein bisschen was übrig bleibt, wenn ich wieder zurück bin. Aber back ins Schwitzeland, hier tanzt im Moment der Bär, bzw. die Fliegen und die Schweisstropfen und nicht die Schneeflöckchen.

Ohne Wecker zu erwachen ist fantastisch. Noch fantastischer ist es, wenn das morgens um acht passiert und auch wenn ich mir einen kleine Ruck geben muss, ich dann auch aufstehe. Draussen ist noch herrlich «frisch» und so geb ich mir gleich nochmal einen Schubser, hole die Joggingschuhe hervor und laufe hinunter zum Waves um eine Runde zu joggen. Es ist halb oder viertel vor Neun, als ich loslaufe. Ein steifer Gegenwind bläst mir entgegen, was die Lauferei etwas erschwert, aber das ganz sehr erträglich erscheinen lässt. Es läuft sich wunderbar im festen Sand neben der Brandung und nachdem der erste wilde Puls wieder etwas runterkommt, bin ich schon bei der Turtlestation und finde, dass ich schon noch ein Stückchen weiter kann, also um die Kneipe rum irgend einem Pfad folgend weiter. Ich komme am «Opera House» von Nungwi vorbei, einer Hotelanlage mit einem gestaffelten riesigen Dach, dass mich an das weltberühmte Gebäude in Sydney erinnert. Kaum ist man weg vom Wasser, wird es brütend heiss, der Wind wird auch von irgendwas verschluckt und die Sonne brennt unerbittlich. So kehre ich dann auf einer kleinen Anhöhe um. Ich bin froh, als ich wieder am Strand bin, aber erstens bin ich grad nicht wahnsinnig fit und die Begingungen hier, sind auch nicht die gleichen, wie bei meinen letzten Joggingrunden in Zürich. Den letzen halben Kilometer leg ich dann laufend zurück, weil ich mich matt fühle und lass den Saft laufen. Zurück erwartet mich ein feines Frühstück. Barbara hat Pancakes gemacht, genau das richtige.

Während ich weg war, haben die Frauen mit den Handwerkern noch den Deal für ihren neuen Tisch abgeschlossen und die Handwerker karren kurze Zeit später das Baumaterial an und beginnen mit der Arbeit. Ich staune wie schnell hier alles organisiert ist. Es ging eine gute Stunde nachdem sich Barbara und Malou mit den Handwerker besprochen hatten, bis es am Tor klopft und die Männer mit grossen Bretter für die Schalung, Säcken mit Kies und Sand und Zement da stehen. Maschinen haben sie nicht dabei. Ein Fuchsschwanz, um die Schalungsbretter zurechtzusägen, eine Eisensäge für die Armierungseisen, Hammer, Nägel und Wasserwage genugen hier. Der Schreiner, Ali Shehar, der alles organisiert hat und das Projekt leitet, bringt Simai mit, ein kleines hageres Männchen, dass die Maurerarbeiten erledigt. Der eine beginnt irgendwelche grossen, bedruckte und gebrauchte Holzbretter zu zersägen, die später als Schalungsbretter gebraucht werden, der Kleine sägt die Armierungseisen auf die richtige Länge zurecht. Zwei Löcher fürs Fundament werden ausgehoben und ausgegossen und nach und nach werden die Schalungen zusammengenagelt, aufgestellt und auch ausgegossen. Abends gegen fünf Uhr steht der Tisch bereits. Morgen werden dann noch die beiden Bänke «gegossen». Immer wieder kommen Tagelöhner herein, oder klopfen ans Tor, weil sie die Sägen oder das Nageln hören und dadurch wissen, dass hier was gebaut wird. Sie fragen nach Arbeit und so wird ein Taglöhner kurzerhand angestellt, der fürs Betonmischen und herumtragen benötigt wird. Das Zement wird auf dem Nachbargrundstück angemacht und gegen Abend sieht dieser Arbeiter ziemlich «versaut» aus. Staubig und verkleckert von Zement und Staub. Für uns wirkt das alles schon wieder exotisch: Man hört keine Maschine, keine Aku-Stichsäge, kein Trennschleifer, um die Eisenstangen zu zersägen, nur Fuchsschwanz und Eisensäge. Geht zwar etwas länger, passt aber am Ende genauso zusammen. In der Schweiz würde wohl kein Handwerker mehr diese «Strapazen» auf sich nehmen.

Als die Männer ihre Tagesarbeit verrichtet hatten, machen wir uns auf eine kleine Dorfrunde. Ich kenne inzwischen die wichtigsten Strässchen, die mich zum Strand, zum Likour Store oder zur Dala Dala Station führen, aber den Dorfplatz hab ich noch nie gesehen und die schmalen Pfade neben den Hauptwegen bin ich auch noch nicht gelaufen. Malou braucht noch ein Sieb, also gehts zurerst mal zum «Sibler» von Nungwi. Hier gibts «alles» für den Haushalt. Ich wünsche mir wieder Tante Emma Lädchen zurück, oder die klassischen Eisenwarenhandlungen, wos vorne im Ladenlokal die schicken Sachen für die Küche und den Haushalt gab und in den hinteren Räumen, Schräubchen, Nägel und Werkzeug. Es ist einfach ein anderes Einkaufserlebnis als durch 20’000 m2 grosse Baumärkte zu wandern. Das Sieb das Malou kauft, kostet 2000 Schilling, das ist ein guter Franken. Barbara fällt dann noch ein, dass sie noch eine Schüssel braucht und so schauen wir ein paar Meter nebendran in ein andere Hauswarengeschäft, wo sie für dasselbe Geld das gesuchte findet. Das nötigste hängt an den Wänden oder ist in dem kleinen Raum gestapelt. Mir springen Ausstechformen aus Aludosenblech auf, die noch die Aufdrucke drauf haben. Sie wirken zwar filigran aber erfüllen ihren Zweck. Am Boden stehen noch kleine Grills, die auch aus irgendwelchen Alteisenteilen zusammengeschweisst sind. Wahre Kunsthandwerke. Mal schaun, ob ich auf der Heimreise noch genügend Platz im Koffer habe ;-)

Ich trage in meiner Tasche noch einen Bündel mit Schulheften herum, die wir Ibrahim vorbeibringen wollen. Ein Kind aus dem Maisha Zanzibar Riziki-Projekt, wo meine Freundinnen Patenschaften vermitteln, um Kindern die Schule zu ermöglichen. Dazu gehört, dass die Kinder jährlich drei Schuluniformen bekommen und das Schulmaterial finanziert wird. Barbara führt uns ganz in die Nähe des Hauses, aber da wir nicht sicher sind, wo Ibrahim zuhause ist, fragen wir einen Jungen, dem wir begegnen. Der führt uns dann zum Haus. Die Türe ist nicht verschlossen, es scheint aber niemand zuhause zu sein. So spazieren wir weiter zum Felsen, wo ich mir meinen ersten Afrikanischen Cache krallen kann. Yeahh… ich freu mich schon, wenn auf meiner Länderkarte ein Fitzelchen Afrika eingefärbt ist ;-) Tja, auch diese Freude lass ich mir hier nicht nehmen. Heute hat sich vor dem Felsen auch keine Familie mehr eingenistet und schnell kann ich Barbaras Döschen greifen. Vor dem Cache an der Nordspitze Sansibars liegt ein flacher Korallenfelsen, auf dem man bei Ebbe wunderbar herumlaufen kann. Ich möchte natürlich einen ersten Augenschein nehmen. Schon in meinen Australienferien haben mich solche Orte fasziniert. Fantastisch, was man hier in den Pfützen und Wasserlöchern alles entdeckt. Zuerst fallen mir ein paar ganz feingliedrige Seesterne auf, oder kleine «Quellen» aus denen von irgendwoher Wasser heraussprudelt. Etwas weiter wate ich durch knöcheltiefes Wasser und entdecke «gefüllte Pariser». Ganz eigenartiges Getier, das an einem Ende in einem Sandloch steckt uns sich mit den Wellen bewegt und ziemlich hässlich ausschaut. Vielleicht kann mir King erklären, was das für Tierchen sind. Beim zurücklaufen fallen mir dann noch klitzekleine Schwarze Dinger auf, die im nichts verschwinden, sobald man sich nähert. Eine faszinierende Welt, von der wir so gar nichts verstehen. Wir genehmigen uns noch ein erfrischendes Soda und spazieren dann dem Strand entlang zurück.

Hier oben am Strand tummeln sich die Einheimischen. Viele spielen am Strand Fussball. Die Grossen weiter unten am Wasser, die kleinen im etwas tieferen Sand. Die einen mit normalen Bällen, ein paar Kids spielen mit zu einem Ball zusammengekringelten Stoffresten. Gestern bauten sich ein paar Kids an einer kleinen Sandkante ein Trampolin aus einem alten Autoreifen, auf den sie springen und als Sprungfeder nutzen und Saltos machen. Immer wieder sieht man auch Kids die Räder schlagen, Überschläge üben oder sonstige akrobatische Bodenturnübungen machen. Viele kleine Jungs haben sich kleine Fallschirme aus dünnen Plastiktütchen gebaut, die sie an ein paar Ecken mit Schnüren zusammenbinden und die im starken Wind an der Schnur wie ein Drachen in der Luft tanzen. Ein Junge rennt einem gelben gebastelten Plastikwägelchen mit einer Schiebestange hinterher, ein anderer spielt mit einem alten Fahradreifen. Herrlich! Als wir die Stelle der Bootbauer passieren, rennt plötzlich ein Junge auf uns zu: Es ist Ibrahim. Irgenwoher hat er wohl vernommen, dass Barbara und Malou ihn gesucht hatten. Vielleicht hat er uns gesucht, vielleicht wars auch Zufall. Auf jeden Fall freut er sich sehr, dass er uns gefunden hat und gibt uns zu verstehen, dass wir mitkommen sollen. Barbara und Malou verstehen inzwischen recht gut Swaheli und können sich mit Händen und Füssen auch mit den Einheimischen verständigen. Wir werden dann freudig ins Haus gebeten. Es ist ziemlich dunkel und in einem engen Gang werden uns Matten hingelegt. Ibrahims Mutter ist vor zwei Monaten Mutter eines herzigen Bübleins geworden. Wir drängen uns in den engen Gang und setzen uns. Ibrahim nimmt seiner Mutter stolz sein Brüderchen ab und wiegt es in seinen Armen, ich sitze mal wieder verdattert und sprachlos neben meinen Mädels. Barbara und Malou haben noch Geschenke für den Buben mitgebracht, denn Rahel, Barbaras Schwester ist die Patin von ihm und sie wusste, dass er sich Fussballschuhe und eine Baseballmütze wünscht. Barbara übergibt ihm das Päckchen, er traut sich aber nicht richtig reinzuschauen. Die Mädchen versuchen ein paar Worte mit der Mutter zu wechseln und natürlich sind auch wir gwundrig, wie der Bube auf seine Geschenke reagiert und so hilft Malou ihm und setzt ihm die zu grosse Baseballmütze auf. Ich muss schmunzeln. Danach traut er sich aber und mit glänzenden Augen die beiden gebrauchten Fussballschuhe aus der Tasche, die Rahels Kindern zu klein geworden sind. Ich stelle mir vor, wie er mit den knallgelben Schuhen und seinen ausgelatschten T-Shirts und Shorts wohl die Bewunderung seiner Spielkameraden auf sich ziehen wird und stolz darauf ist. Viel mehr vom Haus, ober besser Hüttchens sehe ich nicht. Barbara erklärte mir, dass die meisten Hüttchen ähnlich aufgebaut sind. Ein kleiner schmaler Gang, hinten zwei Zimmerchen wo geschlafen oder bei Regen gekocht wird. Grade überlege ich mir wieder, was für Klimbim wir bei uns alles brauchen um «glücklich» zu sein. Super LCD TV, um sich irgendwelchen Trash reinzuziehen… Da schliesse ich natürlich die tägliche Ration «verbotene Liebe aus». Das ist definitv wichtig für ein gutes Leben ;-) Grosse Zimmer, wo im besten Fall zwei Menschen drin schlafen können, unglaubliche Quadratmeter ums gemütlich zu haben, eine Küche mit «Mengenen» von Gerät und Karsumpel, PC, Stereoanlage, Computer in fester Variante, oder im Handtäschen- und dann natürlich auch noch im Hosensackformat. Wenn ich das nächste Mal umziehe, werd ich mich mal wieder an Afrika erinnern, oder wenn ich mich frage, was ich noch alles erreichen muss oder will, ob es das auch wirklich alles braucht. Naja, auch mich wird dann wohl unser Schweizer Alltag schneller als erwartet wieder einnehmen.

Nach ein paar Minuten Gastfreundschaft und einem Foto von Ibrahim, für Rahel, machen wir uns auf den Heimweg. In der Türe stehen bestimmt 4 oder 5 Kinder, die ins Haus starren, um mitzubekommen, was hier gerade passiert. Wir spazieren durchs Dörfchen nach Hause, sammeln Riziki unterwegs noch ein und machen uns nach einer kurzen Pause bald wieder auf den Weg zum Abendessen. Heute gehts ins Waves. Tischchen am Strand, wie gehabt. Auf jedem steht ein Windlicht, das gerade genügend Licht spendet, damit man die Karte lesen kann. Rose, die Kellnerin, die Barbara und Malou natürlich kennen, begrüsst die beiden stürmisch. Ich bekomme von den Meisten dann auch noch eine herzliche Umarung. Es ist immer noch windig und fast schon kühl. Es scheint, als hätte ich mich bereits an die Hitze gewöhnt, aber kühl ist sehr relativ und definiert sich in dem Fall wie folgt: Zwei oder drei Grad kühler oder noch etwas mehr Wind und man könnte sich überlegen ein T-Shirt aus etwas dickerem Stoff, oder vielleicht ein Shirt mit langen Ärmeln anzuziehen. Riziki ist auch wieder dabei, verdrückt ihren Burger ratzeputz und wir restlichen Drei geniessen ein wunderbares Shrimps-Curry.

Eigentlich dachte ich, als ich heute zu schreiben begann, dass dieser Tag nicht mehr ganz so ereignisreich war, aber wenn ich die geschriebenen Zeilen zähle, war dem wohl nicht so. So wünsche ich der Insel und Nungwi eine gute Nacht und der Welt zuhause genauso.


Sansibar – Tag 4 – 29. Dezember 2014

Es wäre anmassend zu behaupten, dass ich mich schon nach drei Tagen an Afrika gewöhnt hätte. Es prasselt immer noch so viel auf mich ein, dass mich einfach staunen lässt. Zwei Dinge beginne ich langsam zu begreifen, die nicht ganz so sind, wie ich mir das vorgestellt hatte. Zum einen fühle ich mich hier viel sicherer, als ich das zuerst gedacht hatte. Da zählt sicher meine Unerfahrenheit und Unwissenheit mit Drittweltländern und im speziellen Afrika dazu. Die Lebensgwohnheiten eines Europäers oder Schweizers sind dermassen weit weg von dem was hier passiert, das ist kaum vorstellbar. Natürlich ist man hier in Nungwi als Weisser kein Exot mehr. Die vielen Hotelanlagen und Bungalows spülen ja eine ganze Menge Weisser in diese Gegend. Aber hier im Dorf, wo Barbara und Malou ihre Häuser haben, scheint mir das Leben sehr authentisch zu sein. Ich empfinde es nicht als eine schreiende Armut, obwohl das vielleicht etwas eigenartig klingen mag. Vielleicht habe ich aber auch noch ein falsches Bild, weil man nicht wirkliches Elend sieht, obwohl die meisten Menschen hier arm sind und in Verhältnissen wohnen, die wir uns kaum vorstellen können. Trotz allem erweckt das Leben hier auf mich den Eindruck, dass man hier «überleben» kann. Fast jeder scheint irgend ein Einkommen oder Jöbchen zu haben, dass ihn zumindest nicht hungern lässt. Vielleicht sehe ich das im Moment noch falsch. Barbara und Malou engagieren sich ja auch nicht ohne Grund hier für die Menschen. Familien die kein Geld haben, um ihre Kinder in die Schule zu schicken, oder das Geld fehlt, um ein an Malaria erkranktes Kind zum Arzt zu bringen, oder sich ausgewogen ernähren können. Auf jeden Fall fühlte ich mich bisher nie unwohl. Man spaziert durch die staubigen Strassen, die von Hüttchen gesäumt sind, in denen überall gewerkelt wird, oder irgend etwas verkauft wird. Alle Menschen hier sind so offen und sehr freundlich, wenn man irgendwo um Hilfe fragt, wird einem geholfen, so gut es geht, oder es die Sprachbarrieren erlauben.

Das andere, dass ich mir etwas anders vorgestellt hatte, war, dass ich mir die Insel touristischer und etwas herausgeputzer vorgestellt hatte. Aber sowas bitte ich mir als erstmaliger Afrikatourist noch erlauben zu dürfen. Ich wurde ja bis anhin immer mit traumhaften Strandbildern, hübschen Afrikamotiven und den schönen Häusern meiner Gastgeber «gefüttert». Es enttäuscht mich aber in keiner Weise, dass es nicht ganz so ist, wie ich mir das vorgestellt hatte, im Gegenteil, ich bin gefesselt, von alldem was ich hier sehe und erlebe.

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Containerüberführung, bzw. Auslösung der Hilfsgüter in Stone Town. Dies könnte wieder eine etwas längere Geschichte werden ;-) Morgens, pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk, steht unser Fahrer Abra vor dem Tor. King und Risiki begleiten uns. Zuerst fahren wir nach Stone Town zur Barclays Bank, um Geld zu holen. Ich hab zwar noch einen Bündel zuhause, möchte aber probieren, ob ich mit meiner Schweizer EC-Karte wirklich Geld abheben kann, was natürlich prompt nicht geht. Im Moment herrscht deswegen noch keine Panik, wir werden es noch bei der NBC probieren. Wenn das dann auch nicht klappt, werd ich wohl die Kreditkarte quälen müssen, oder mal mit der ZKB Kontakt aufnehmen.

Danach gings weiter zum Finanzministerium, wo Barbara und Malou Papiere abstempeln lassen müssen, um ihren Container steuerfrei einführen lassen zu können. Gespannt watschle ich den Damen hinterher, die routiniert ihrem Geschäft nachgehen und in den zweiten Stock geschickt werden. Im Microbüro verschwindet Patima hinter ihrem Schreibtisch mit mannshohem Aufbau. Ich stehe in der Türe und sehe von ihr nichts mehr. Um Blickkontakt zu haben, müsste man sich bücken um zwischen dem Gestell und dem Montior einen Blick auf sie erhaschen zu können. Sie blättert durch all die Dokumente, die ihr Barbara gegeben hat und meint dann, dass wir erst einen Agenten bräuchten, der die Fracht am Hafen für uns auslöst und seinerseits wieder ein Papier bringen müsse, welches die Unterlagen erst komplettiere. So ziehen wir wieder ab, die Mädels immer noch sehr guter Dinge, weil der Anfang so rund lief wie selten. Abra kennt natürlcih jemand, der kurz angerufen wird und ein paar Minuten später treffen wir einen Agenten, der uns gerne weiter hilft. Wir zotteln vereint dem Mann hinterher. Wieder ein Microbüro, wo von ihm die Unterlagen angeschaut werden. Der Deal steht, wir verabreden uns mit ihm in einem nahegelegenen Restaurant, weil er meint, dass wir nicht hier im Büro auf ihn warten bräuchten und er uns die Unterlagen rüber bringt, bevor wir unsere Fruchtsäfte leer haben. Wir also los, ins Resti rein, Drinks bestellt, getrunken und gewartet. Riziki wirds inzwischen etwas langweilig und ich gehe mit ihr dann nach einer gefühlten Stunde mal ein paar Apérohäppchen aus der Auslage holen. Reisbällchen, Meatballs und noch irgendwelche andere gefüllten Kügelchen, die lecker schmecken. Irgendwann taucht dann Sefu, der Agent doch noch auf, präsentiert Barbara das Papier, dass aber einen viel zu hohen Materialwert der einzuführenden Hilfsgüter aufweist. Um dieses Maleur aber sauber zu fixen, brauchen wir die originale Packliste, die natürlich nur in einer Kopie noch bei Patima im Ministerium liegt. Also, wieder zurück zu Abram, zum zweiten Mal ins Ministerium gedüst, wo Barbara schnell und problemlos die gewünschte Kopie erhält und zurück zum Treffpunkt. Sefu nimmt die Papiere entgegen und wir vereinbaren den nächsten Treffpunkt in einer guten Stunde. Inzwischen knurren unsere Mägen und wir beschliessen, diese Zeit für ein Mittagessen zu nutzen. Barbara und Malou schlagen vor, dass wir ins Floating Restaurant gehen, eine neue Beiz, die die letzten Jahre nur Baustelle war und auf eine Art Pier, übers Wasser gebaut ist. Touristisch, aber sehr hübsch gemacht mit tollem Essen. Ich bestelle mir ein Fishcurry, was einmal mehr herrlich schmeckt. Barbara und Malou erkennen eine alte Freundin. Eine Holländerin, die früher in Stone Town ein kleines Hotel geführt hat. In einem kurzen Schwatz erklärt sie uns, dass sie das Hotel inzwischen aufgegeben hat, weil die Eigentümer die Pacht so stark angehoben hatten, dass sie unter diesen Umständen nicht mehr weitermachen konnte und auch wollte. Als wir noch aufs Essen warten, kommt Sefu ins Restaurant und präsentiert das Papier. Er möchte noch mit der Frachtgesellschaft checken, wie und wo die Kisten stehen und düst wieder ab. Nach dem Essen taucht er wieder auf und meint, dass es da noch ein anderes Problem gibt. Er erklärt uns, dass die Kisten noch gar nicht in Sansibar sind, sondern immer noch in Dar im Hafen stehen. Nun wirds langsam kompliziert. Frustration macht sich breit und auch die Freude, die am Morgen noch herrschte, wo alle meinten, dass diesmal alles so glatt abläuft, war nun verflogen. Wie weiter? Sefu meinte, dass man mit den aktuellen Papieren in Dar überhaupt nichts bekommt, dort alles nochmal bei Null anfangen müsse, um die Fracht in Dar auszulösen und dann nach Sansibar zu verschiffen. Die Krux ist aber, dass die Sepditionsfirma deutlich auf ihren Papieren Sansibar als Löschhafen angeben hatte. Natürlich erreichen wir just in diesem Moment den Schweizer Agenten nicht und Ratlosigkeit macht sich breit. Wat nu? Müssen wir nun nach Dar, wo sich auch Barbara und Malou nicht auskennen und ein solches Prozedere, mit allen Wirren auch mal mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, oder kann der Schweizer Spditeur weiterhelfen? Im Moment wissen wir gar nichts und wissen auch nicht, wo der Fehler liegt, wer dafür verantwortlich ist und wie man die Geschichte irgendwie ohne weitere Riesenaufwände geregelt bekommt. Mit diesem neuen Wissenstand machen wir uns dann wieder auf den Weg. Wir möchten noch auf den Markt um Gemüse, Obst und ein paar Dinge fürs Haus zu kaufen. Malou braucht noch einen neuen Kochherd, den es ebenfalls dort in den Gassen beim Markt bekommt.

Wir treffen Abra wieder und er fährt uns durch die Stadt, die inzwischen ziemlich verstopft ist. Für mich wieder ein Erlebnis der Extraklasse. Leider hab ich nur die grosse Kamera dabei, wo ich mir zu blöd vorkomme, zwischen all den Schwarzen herumzuknipsen. Links und rechts der Strasse stehen dutzende kleine Stände. Die engen Gassen dahinter sind gespickt mit kleinen Geschäften. Alles ist einigermassen «sortiert». Hier gibts Früchte, um die Ecke Kleider, zwischendrin auch kleine Geschäfte, die Elektrogeräte und auch Kochherde verkaufen…. nur leider nicht in der Grösse, die Malou braucht. Dann gibts noch die Markthalle, wo Früchte, Obst, Gemüse und Gewürze verkauft werden. Ein wunderbarar Ort. King weiss an welchem Stand man Hefte kaufen kann, die die Mädels für ihre Schüler brauchen. Sie kaufen gleich den ganzen Vorrat auf. Ich steh etwas konsterniert, mit grossen Augen herum und bestaune das rege Treiben. Es ist für uns Europäer ein riesen Gewusel. Am Ende weiss King natürlich auch noch wo ich meinen Rechen kaufen kann. Wir laden erst unsere gefüllten Tüten ins Auto und unser Fahrer fährt ein Stückchen weiter die Strasse runter. Hier finden sich dann viele Shops, mit Baumaterial, Stromutensilien und dem ganzen Hardware-Kram. Er parkt vor einem Hüttchen, wo Klos und Wagen herumstehen, Röhrchen für Elektroinstallationen herumhängen und tausend andere Dinge zu kaufen sind. Nägel in Säcken und Schalen, Schräubchen, Birnen, Duschschläuche und und und. Ein Baumarkt auf 8 Quadratmeter. Natürlich finde ich hier auch meinen Rechen :-) Ich hüpfe aus dem Wagen, lass mir das Teil aushändingen, verlange noch einen Stil dazu und freue mich, dass ich nun zuhause den Sand rechen kann. Die Autofahrt zurück nach Nungwi dauert immer ca. eine Stunde. Ich bin müde, nicke kurz mal ein und geniesse die Gegend, die draussen an mir vorbeirauscht.

Viel passiert an diesem Abend nicht mehr. Ich reche noch ein bisschen Sand und reisse ein paar Gräser aus, Malou und Barbara zaubern ein leckeres Essen, während ich noch schnell in den Liquor Store spaziere um einen kühlen Weissen zu holen. Danach setzten wir uns noch draussen auf die Veranda und ich tue, was ich um diese Zeit immer tue… tippseln. Eigentlich dachte ich, dass ich es mal früher ins Bett schaffe, aber inzwischen ist Mitternacht schon wieder durch. Wollte eigentlich noch ein paar Mails an Familie und Freunde verschicken, hoffe, dass ich es morgen noch schaffe. Bitte entschuldigt. Die Geschichten gibts hier zu lesen, der Smalltalk kommt dann per Mail ;-)

Ich stell mich nun gleich nochmal unters Wasser, Spray mein Zimmer mit Nervengift und verkrümel mich unter mein Mosinetz. Gute Nacht Sansibar, gute Nacht Winter in Europa.


Sansibar – Tag 3 – 28. Dezember 2014

Ich wache kurz vor 12 Uhr Mittags auf. Die Nacht wurde gestern dann doch etwas zu lang. Erst gegen 3 Uhr morgens knipste ich das Licht in meinem Zimmer aus. Ich schlafe in einem herrlich grossen Bett, unter einem dichten, frisch gewaschenen Moskitonetz. Meine Nachbarn hab ich auch schon kennengelernt, zumindest weiss ich nun wie die Frau beim Sex stöhnt. Es fühlte, bzw. hörte sich so an, als ob da zwei Menschen, zwei Meter neben mir Sex hätten ;-) Es klang auf jeden Fall leidenschaftlich und entspannt. Ich schlief herrlich, wachte morgens nur kurz mal auf, fand es eindeutig noch zu früh und dann wars … na ja… Zwölf!

Ein gemütlicher «Morgen» folgte. Barbara machte schon Frühstück. Alles stand parat, als ich aus der Dusche kam. Der Raum duftete nach frischem Kaffee und Malou überraschte uns noch mit frischem Fruchtsaft. Herrlich! Danach lümmelten wir etwas auf der Terrasse herum, blinzelten in den nächsten heissen Tag und entschieden uns, dass wir gegen 3 Uhr, wenn die grösste Hitze vorbei ist, mal einen ersten Schwumm am Strand zu machen. Ich hatte inzwischen auch eine Wochenaufgabe für mich gefunden und mir vorgenommen, den Sandgarten und die Wege zu jäten und ein Zengärtchen «zu bauen». Dafür wär ein Rechen ganz praktisch und da wir im Haus keinen mehr haben, mache ich mich mal auf den Weg zum Supermarkt und frage nach einem «Reki». Er schaut mich mit grossen Augen an, versteht aber was ich suche und erklärt mir den Weg zu einem Hardware Store bei Dala Dala. Das ist der Dreh und Angelpunkt in Nungwi, wo die Busse nach Stone Town fahren. Ich spaziere die staubige Strasse in die angegebene Richtung, vorbei an kleinen Shops und Ständen, wo diverses Verkauft wird oder irgendwelche Handwerker arbeiten verrichten. Eine Schneiderei, wo eine Schwarze an einer Fussbetriebenen Nähmaschine sitz, ein Häuschen wo Männer damit beschäftigt sind, Kokosnussschalen herumzuschaufeln. Später erklärt mir Barbara, dass man hier aus diesen äusseren Schalen Schnüre macht. Dazu legt man die Kokosschalen für eine gewisse Zeit ins Wasser und kann danach die Fasern heraustrennen, um sie dann zu Schnüren und Stricken zu flechten. Ich komme an Handwerkergeschäften vorbei, wo Schwarze irgendwelche Metallgestelle zusammensägen, um daraus irgendwelche Anhänger zu bauen, Shops wo alte Fahrräder gewartet werden. Unglaublich, wie hier aus jedem Fitzelchen irgendwas neues gemacht wird.

Dala Dala Station

Als ich nach ein paar Minuten Dala Dala erreicht habe, stehe ich wieder vor einem grossen offen staubigen Platz, dahinter beginnt die geteerte Strasse nach Stone Town. Kleine Busse stehen herum, Lastwägelchen werden be- und entladen. Auf der einen Seite geschäftiges Treiben, ein paar Meter nebendran liegen und sitzen andere im Schatten und schauen ins Leere. Wirken dabei aber entspannt und in keiner Weise gefrustet. Ich laufe zuerst nach links, drehe aber nach gut hundert Metern wieder um, da es mir scheint, dass hier keine weiteren Shops mehr sind und versuche mein Glück in anderer Richtung. Vorbei an weiteren Shops und Ständen, kleinen Restaurants und herumsitzenden Sansibaris. In einem Store, der ansatzweise meine Frage beantworten kann, bringe ich mein Reki-Anliegen nochmal an und werde wieder genau dorthin geschickt, wo ich vorhin umgedreht hatte. Also zurück und tatsächlich finde ich den Shop. Ein kleines feines Männchen steht im Eingang und schraubt an irgend einem Blechstück herum, kann mir aber auch keinen Rechen anbieten und meint, ich solle doch zurück gehen und dort fragen ;-) Na ja, ich habs versucht und nochmal ein paar Eindrücke vom Leben hier gewonnen.

Zurück zu Hause fange ich dann mal an, ein paar Gräser auszureissen. Nichts wirklich anstrengendes, aber schweisstreibend ist es allemal. Als mein T-Shirt nach einem Weilchen dann langsam durchnässt ist, machen sich Barbara und Malou für den Strand parat und so wechsle ich meine Shorts auch und schlüpfe in meine neuen roten Badehosen.

Wir laufen hinunter zum Strand und breiten unsere Tücher unter einer knapp schattenspendenen Palme neben dem Waves aus und springen ins Wasser. Erfrischend ist anders, aber das schöne am warmen Wasser ist, dass man nicht gegen dieses leidig unangenehme Gefühl ankämpfen muss, dass man bei uns in den Schweizer Gewässern hat, wenn man über Oberschenkelhöhe tiefer ins Wasser geht und sich alles zusammenzieht. Zum schwimmen reichts irgendwie nicht. Das Wasser bleibt lange Knie- bis Oberschenkeltief, es hat recht hohe Wellen, welche einem ein entspanntes stehen fast verungmöglichen und der feine Sand wechselt nach den ersten paar Metern recht abrupt in fieses piecksendes Korallengestein. So planschen wir in seichten Tiefen herum und ich freue mich, über das sehr erfrischende Gefühl auf der Haut, als wir wieder aus dem Wasser kommen. Wir fläzen noch ein bisschen unter der Palme und machen uns dann auf einen Spaziergang hinauf zum nördlichsten Punkt der Insel. Vorbei an hübschen Hotelanlagen, wo irgendwelche Europäer bewacht von schwarzen auf gepolsterten Liegestühlen neben dem Pool im Schatten liegen. Ich werds nie verstehen, wieso man deshalb nach Afrika kommen muss. Eigentlich wollte ich noch Barbaras Sansibar Cache suchen gehen, aber just an diesem Felsen hatte sich eine Moslemfamilie häuslich eingerichtet, mit Kind und Kegel und da hatte ich keine Lust zu suchen. So kehrten wir wieder um und spazierten gemütlich wieder zurück. An einem Strandabschnitt werden Dhaus gebaut. Das sind die typischen Holzboote, wie sie hier seit hunderten von Jahren gebaut werden. Ich bin fasziniert, dass diese traditionellen Boote hier überall noch gebaut und gebraucht werden. Man sieht eigentlich nur holzige Fischerboote hier vor Anker liegen. Wir gehen etwas näher ran und ich frage die Arbeiter, ob ich Fotos machen darf. Sie willigen freundich ein.

Zurück am Strand genehmigen wir uns noch einen frischen Fruchtshake im Waves und gehen dann nach Hause. Risiki kommt auch wieder mit. Die Frauen erwarten noch Besuch von Beryl, einer älteren Engländerin, die seit vielen Jahren hier mit ihrem Mann auf Sansibar lebt und als Divemasterin für die lokalen Tauchschulen arbeitet. Eine freundliche Engländerin, denen Barbara und Malou Käse und Schokolade und ein paar Weihnachtsgeschenke von Freunden mitgebracht haben. Dann kommt auch noch der Schreiner vorbei, dem wir gestern schon über den Weg gelaufen waren. Die Mädels möchten ihren alten Bootsausleger, den sie mal als Tisch hatten umbauen lassen durch einen Betontisch mit Bank ersetzen, da das Holz hier in der feuchten Hitze sehr schnell verrottet und der Tisch am zusammenfallen ist. Pläne werden gezeichnet, Höhen für Tisch und Bänke ausgemessen und diskutiert. Der nette Schreiner, deren Namen mir Barbara morgen bestimmt nochmal sagen wird … Ali Shehar ;-) nimmt die Notizzettelchen mit und wird morgen mit einem Angebot zurückkommen.

Risiki und King am Paddeln

Inzwischen ist es bereits wieder dunkel geworden und es ist wieder Zeit fürs Abendessen. Alle sind hungrig und wir hatten beschlossen heute nochmal auswärts zu gehen. Risiki freut sich, als wir ihr Pizza vorschlagen und so gehts wieder hinunter zum Strand ins Nungwi Inn. Wir spazieren an Hotelanlagen vorbei, Barbara erklärt mir, was hier in den letzten Jahres alles gebaut wurde, erinnert sich an ihren ersten Urlaub und erzählt mir, wie sich hier in den letzten zehn Jahren alles verändert hat. Das Restaurant hat wie es hier üblich zu sein scheint, alle Tische in den Strand gestellt und bei Kerzenlicht und herrlich erfrischendem Wind sitzt man an einem Tisch und kann seine Füsse im Sand vergraben. Risiki ist schon ziemlich müde, kämpft sich aber durch, bis das Essen kommt. Wir bestellen alle Pizza, ich noch einen Tomatensalat dazu. Wieder mit dieser wunderbaren Limettennote, einfach fantastisch. Auch meine Pizza ist hervorragend, mit Meeresfrüchten und Chicken. Trotz der ewigen Warterei und einem viertelstündigen Stromausfall in der Beiz geniessen wir den Abend am Strand, machen uns nach dem Essen dann aber bald auf den Heimweg um die Müde Risiki schnell ins Bett zu bringen. Auch ich bin schlapp und müde und froh, dass es nach Hause geht, obwohl die obligatorische Schreibstunde noch ansteht. Inzwischen ist es schon wieder Morgens um eins und höchste Zeit sich hinzulegen. Die Mücken nehmen langsam die Küche ein, ich bin pappig und möchte noch schnell unter die Dusche stehn. Ein paar Bilder gibts heute auch noch und das Korrekturlesen folgt dann morgen ;-)

Gute Nacht Nungwi, gute Nacht Welt.


Sansibar – Tag 2 – 27. Dezember 2014

Der erste Blick aus meinem Hotelzimmer. Das ist Afrika…

Morgens um sieben wache ich auf. Nach etwas Mühe mit dem Einschlafen, kippte ich dann doch irgendwann mal noch richtig weg und schlief in der Afrikanischen Hitze einigermassen durch. Draussen wird es hier kurz nach sechs hell und da ich meinen Wecker eh auf halb acht gestellt hatte, raffte ich mich auf und kroch unter meinem Moskitonetz hervor. So hatte ich noch genügend Zeit zum Duschen und meine Siebensachen zusammenzupacken. Die Dusche ist im Klo an der Wand installiert, ne Kabine gibts nicht, im Boden gibts einfach einen Ablauf. Dreht man den Warmwasserhahn auf, passiert nix, aber das ist halb so wild, denn das «kalte» Wasser ist genau 1 Sekunde lang kühl, danach ganz erfrischend. Kurz vor acht treffe ich dann die Mädels, die schon im Resti sitzen und aufs Frühstück warten. Es gibt zuerst frische Wassermelonen mit Bananen in einem Schälchen. Dann Kaffee mit Milch, mit Fettaugen drin, dazu eine kleine Omlette, ein für mich noch undefinierbares Gebäck, dass unseren Schenkeli entfernt ähnelt und ein paar Krümel Chicken, wo es einem schwerfällt, die Fleischstückchen von der zähen Haut zu trennen. Ein kurliger Mix, aber nicht schlecht.

Unser Taxifahrer, Ephraim, der uns gestern ins Hotel gebracht hat, steht pünktlich um halb Zehn vor dem Hotel, und bringt uns zum Domestic-Airport, wo wir mit einer kleinen Propellermaschine nach Sansibar fliegen. Der Flieger scheint recht neu und hat für vielleicht 15 Personen platz. Die Mädels überlassen mir einen Fensterplatz und ich staune immer noch über Afrika, dass unter uns vorbeisaust.

Am Flughafen auf Sansibar werden wir schon von Abra erwartet. Er kommt mit einem Freund, der die Fahrerei für ihn übernommen hat, da sein Wagen eine Panne hatte. Sie bringen uns erst nach Stone Town, der Inselhauptstadt. Ich staune, ab dem, was draussen alles an mir vorbeirauscht, wieviele Schwarze irgendwo unter Palmen sitzen, oder in kleinen Grüppchen im Schatten herumstehen. Überall wuselts, irgendwie scheint jeder irgend ein Geschäftchen oder eine Tätigkeit zu haben. Ich staune über zwei Frauen, die die Hauptstrasse mit einem Handbesen fegen. Immer wieder kommt man an Ständen vorbei, wo irgenwas verkauft wird. Ich staune und überlege mir, wie dieses Land funktionieren kann. Microbusiness überall, aber alles ist irgendwie vernetzt und spielt im Ganzen dann doch zusammen.

Stone Town: House of Wonders

In Stone Town machen wir dann einen kurzen Break. Mit Abra vereinbaren wir einen Treffpunkt. Zuerst gehen wir mal ein paar Milliönchen in einer Wechselstube, in einer gut bevölkerten, engen Gasse wechseln. Für meine 700 Franken bekomme ich ein fettes Bündel 10000er Noten, die Mädels kriegen noch ein paar Päckchen mehr, weil sie noch mehr Geld wechseln, um genügend Cash für Ihre Projekte zu haben. Tja, nun hab ichs also doch noch geschafft und bin mit 50 endlich Millionär ;-) Auf dem Flughafen hatte ich noch gemerkt, dass ich die Badehosen vergessen hatte und so zeigen mir Barbara und Malou ein Geschäft in den Gassen, wo es Shorts zu kaufen gibt. Die Stadt ist im Moment von vielen Senioren und noch dickbäuchigeren wie mir besiedelt. Ein Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker und die Gäste haben Landausflug. Nach dem Shoppingvergnügen im überfüllten Laden gehen wir noch ins Buni, eine kleine Kneipe, wo meine Fastschoneinheimischen den Kellner kennen und immer hier vorbeischauen, wenn sie in der Stadt sind. Für mehr Stone Town hats noch nicht gereicht, aber der kleine Augenschein, den ich genommen hatte, macht Lust nach mehr und wir werden noch genug Zeit haben, dass ich auch etwas in der Stadt herumbummeln kann. Der Mix aus engen Gässchen, arabischem Touch und viktorianischen Kolonialbauten ist reizvoll. Stone Town soll ja bekannt sein, für die schönen geschnitzten Holztüren, von denen ich schon ein paar gesehen habe. Nach dem erfrischenden Island Fruchtsaft machen wir uns dann auf gen Norden, Richtung Nungwi, meiner Heimat für die nächsten vier Wochen.

Wieder rauscht ein mir fremdes Afrika an mir vorbei und ich staune, wie die Menschen hier leben. Links und rechts der Strasse stehen viele kleine Hütten, meist mit Blech-, einzelne noch traditionell mit Palmendächern gedeckt, zwischen Palmen, Bananenstauden oder sonstigem Gestrüpp. Der Boden davor staubig. Da möchte ich nicht wissen, wie es in der Regenzeit aussieht. Die Landschft wird immer ländlicher, Palmenwälder und Bananenstauden prägen das Bild. Nach einer knappen Stunde erreichen wir dann Nungwi und meine Spannung steigt. Im Dorf ist dann fertig mit geteerten Strassen und so holpern wir über staubige, enge Gässchen durchs Dorf, zu Malous und Barbaras Häusern. Für mich ein tragisches Bild, wieviel Abfall hier herum liegt. Eigenartig, aber irgendwie scheint das den Afrikaner nicht zu stören… mich schon ;-)

Vor dem mit Mauern umgebenen Grundstück packen wir unser Gepäck aus dem Auto und endlich, endlich, sehe ich, was ich die letzten Jahre bisher nur auf Fotos habe wachsen sehen. Die beiden schmucken, mit Palmenblättern gedeckten Häuser, den hübschen kleinen Garten dazwischen. Alles schön und einfach, aber trotzdem mit allem was ein Europäer so braucht und gerne hat, ausser einem Kühlschrank der übers Gelände gestülpt ist und alles auf erträgliche 25 Grad herunterkühlt, damit Peterchen nicht schon vom rumgucken Schweissausbrüche kriegt ;-) Barbara führt mich durch ihr Haus und zeigt mir das Gästezimmer, wo ich meinen ganzen Krempel abstellen kann und für die nächsten Wochen wohnen darf. Risiki und King sind schon da. Das hübsche Massaimädchen kennen die beiden schon seit sie ein Baby ist und haben zu ihr eine gute Freundschaft aufgebaut. King, ein guter Freund der beiden, der ihnen schon viel geholfen hat und oft auch in Malous Haus wohnt, hat sie vom Festland mit auf die Insel gebracht, wo sie für die nächsten paar Tage bleiben kann.

Unser Zuhause

Als alle das nötigste ausgepackt haben, führen mich die Mädels an den Strand ins Waves. Ein schönes Restaurant am Strand. Ein grosses Palmdach spendet Schatten. Die Stühle stehen im Sand und wir bestellen was zu trinken und was kleines zu Essen. Ich nehme Schrimps auf einem herrlichen Tomaten-Zwiebelsalat. Sehr sehr lecker. Die Tomaten sind ganz fein geschnitten, Zwiebeln und Limonen entfalten ein wunderbares Aroma. Nicht mal der Koriander, der da wohl auch noch drin ist stört. Immer wieder werden die Frauen von Einheimischen mit grosser Freude begrüsst. Man kennt sich, die Menschen hier sind sehr freundlich unf ich staune über ihre meist ruhige und zurückhaltende Art. Namen kann ich mir nicht merken, aber ich hoffe, den einen oder anderen mir dann dochmal abzuspeichern ;-) Auf dem Weg zurück ins Haus laufen wir am Strand noch durch ein kleines Gässchen, wo verschiedene kleine Souvenirshops afrikanischen Nippes verkaufen und auch Risikis Mutter einen kleinen Stand hat. Ich freu mich schon, wenn ich dann am Ende der Ferien mir dort ein paar Holzgiraffen kaufen gehe, die mir so gefallen. Bestimmt finde ich auch noch ein paar andere hübsche kleine Dinge.

Auf dem Rückweg hol ich mir noch eine Simkarte fürs Telefon, damit ich hier mit den Mädels zu normalen Tarifen kommunizieren kann. Dann gehts noch in den Supermarkt, wo wir Wasser und das nötigste fürs Frühstück morgen holen. Ein Tante Emma Laden, wie aus dem Bilderbuch. Drei Gestelle an den Wänden bieten das allernötigste: Klopapier, Pringels, Süssigkeiten, Baked Beens aus der Dose, Putzmittel und ein paar allernötigste Grundnahrungsmittel. Wir kramen ein paar Dinge zusammen und ich muss schmunzeln, wie hier abgerechnet wird. Der Ladenbesitzer steht mit einem Taschenrechner hinter einem kleinen Holzpult, tippt irgenwelche Zahlen in sein Kistchen und zeigt dann den Endbetrag. Wie hoch die Differenzen der Margen, zwischen den einzelnen Kunden ist, weiss wohl nur er. Seine Kasse ist eine grosse Holzschublade, wo er mit beiden Händen in irgendwelchen Fächern in den Geldnoten rumwühlt. Natürlich hat er nicht genug Wechselgeld und so bleibt er Malou am Ende noch 600 Schilling schuldig. Das wird mit einem lockeren Lächeln bestätigt und auf den nächsten Einkauf «übertragen».

Zuhause richten wir uns dann alle noch etwas häuslicher ein. Ich packe meine Koffer aus, Barbara installiert mir das Moskitonetz, ich nehm einen Augenschein in der Küche und bekomme das nötigste erklärt: Wie und wann z.B. die Zimmer gesprayt werden, um die bösen Mücken zu killen, dass man den Kühlschrank nicht lange offenlassen stehen soll (eine Unsitte die ich zuhause oft aufs übelste strapaziere), wo ich was in der Küche finde und bekomme einen Satz Schlüssel fürs Haus und Tor.

Beim eindunkeln gehen wir dann wieder Richtung Strand. Risiki freut sich, dass sie mit uns essen kommen darf. Ein wirklich bildhübsches Mädchen, das gwundrig in die Welt schaut und im Moment noch etwas schüchtern ist, aber das wird sich sicher noch ändern. Am Strand haben die meisten Restaurants Tische in den Sand gestellt. Wir setzen uns ins Baraka, wo neben den Tischen, der Tagesfang präsentiert wird. Ich würd am liebsten von allem etwas probieren und bestelle mir deshalb auch eine Mixed Platte, mit diversen Fischen und sonstigem Meeresgetier. Irgend ein Krabbentier das in der Mitte schön aufgeschnitten ist, geht runter wie Sahne. Gaaaaanz lecker. Da muss ich nochmal Fragen, was das war. Risiki kichert immer wieder vor sich hin, weil sie sich glaub ich amüsiert, wie ich diese frischen Dinge mit Genuss auseinandernehme und verzehre. Immer wieder werde ich in dieser Kulisse an meine Ferien auf Koh Lanta in Thailand erinnert. Viele Restaurants sind ähnlich, man sitzt unter freiem Himmel im Sand, an vielen Orten qualmt ein Grill und die meisten Fische werden auf einem Tisch am Eingang präsentiert. Ein herrlicher Wind weht unten am Strand und macht die Hitze gut erträglich. Abends um sieben ists hier schon dunkel. Ich muss mich an diese eigenartigen Zeiten erst gewöhnen, denn Sommer und Hitze verbinde ich mit langen, hellen Abenden.

Risiki fällt dann irgendwann fast vom Stuhl und geht mit Malou zurück nach Hause. Ich bleibe mit Barbara noch ein bisschen sitzen, wir leeren den Wein, der inzwischen kurz vorm köcheln ist. Nach dem Zahlen, spazieren wir durch die nur schwach beleuchteten Strassen zurück nach Hause, holen uns aber unterwegs nochmal ein Fläschchen kühlen Weisswein im Liquor Store. Ein tolles Geschäft: ein grosser Raum, drückend heiss, der wieder nur an den Mauern mit Gestellen versehen ist, wo Bier, Wein, ein paar Spirituosen und Pringels stehen. Eigentlich wollten wir nur noch ein kühles Gläschen als Absacker trinken, spät war es ja noch nicht, aber inzwischen ist die Flasche leer, ich hab gefühlte 2349 Zeilen Text getippt und noch drei Runden Trimino oder – so ähnlich – mit Barbara gespielt. Die Hitze hier draussen auf der Terasse ist enorm. Ich sitze da und triefe ein bisschen vor mich hin. Meine Hautoberfläche könnte wohl inzwischen als veritabler Klebstoff verwendet werden. Muss mir mal überlegen, ob man das irgendwie «abbauen» und weiterverwenden kann. So schliesse ich nun meinen ersten richtigen Tag in Afrika und Sansibar, mit sehr vielen neuen Eindrücken ab und hoffe, dass ich mich die nächsten Tage, dann wieder etwas kürzer halten kann ;-)

Allfällige Tipp- und Schreibfehler bitte ich euch, einfach zu überlesen, weil ich beim besten Willen keine Lust mehr habe, alles nochmal durchzulesen. Ich schreibe ja viel zu langatmig ;-) Adjö und guet Nacht.


Sansibar – Tag 1 – 26. Dezember 2014

Die erste Nacht in Afrika, im Hotel

Zwanzig vor fünf weckte mich der Wecker und mein Handy. Verrückt, wie «leicht» an solchen Tagen das Aufstehen geht. Die erste Überraschung an diesem Morgen waren die blinkenden Traktörchen, die die eingezuckerten Strassen in Bonstetten salzten. Passt ja wieder prächtig. Da wartet man auf den Schnee und wenn er dann kommt, düse ich ab nach Afrika. Im Koffer ein paar lange Hosen und ein dutzend T-Shirts und Flip Flops. Da um diese Zeit am zweiten Weihnachtstag natürlich kein Bus an den Bahnhof fährt, spaziere ich im Stechschritt mit der ganzen Bagage zum Bahnhof. 15 Sekunden vor der offiziellen Abfahrtszeit, stehe ich schon das erste mal schwitzend am Bahnsteig und bin guter Dinge, dass ich meine beiden Ämtli noch in Ruhe erledigen kann: Ämtli 1: Münzsammlung in Dollars und Fränkli wechseln, um für die erste Woche genügend Cash dabei zu haben. Tansanische Schilling bekommt man in der Schweiz auf keiner Bank. Nicht mal auf der UBS am Flughafen, was mich doch etwas überrascht. Ämtli 2: Kurz bei Sunrise nachfragen, obs für Tansania auch irgendwelche Roaming-Verbilligungen gibt. Tuts natürlich nicht… und so zottle ich leicht frustriert zum Check-In. Die Gebühren in Afrika mit Schweizer Karte sind eine absolute Frechheit.

Die Mädels treffe ich pünktlich um viertel nach sieben am Check-In. Abschieds-Kaffee in der Bye Bye Bar, Passkontrolle, läuft alles rund. Keine vergessenen Utensilien, die Fahnenschwinger im Bähnli aufs Terminal E sind auch schon wach und juchzen und der feine Wintereinbruch ist in Kloten auch noch nicht zu spüren. So gibts auch keine Verzögerungen wegen Enteisungsaktionen und wir starten ziemlich pünktlich in den Tag und gen Afrika.

Der Flieger ist voll. Ich amüsier mich wieder über die «Quetsch-Verpflegung», wo man nie weiss, welches Gefäss man nun zuerst öffnen soll, um irgendwie ein gergeltes Essen geniessen zu können. Das Besteck ist wie immer tiefgefrohren und mein bestelltes Christmas-Turkey entpuppt sich als Hackbraten mit Kartoffelstock. Lecker wars trotzdem. Der Flug verläuft ruhig, die Zwischenlandung in Nairobi ist auch nicht so wild, wie ich mir das vorgestellt hatte. Da lassen sie dich ja nicht mal aus dem Flieger. Da aber bestimmt 3/4 der Leute hier aussteigen, ist die Wartezeit doch recht entspannt. Man kann rumstehen, hat Platz, kann bisschen quatschen und nach einer dreiviertel Stunde gehts weiter. Schnell wirds draussen dunkel und nach einer knappen Stunde landen wir schon wieder in Dar. Als ich aus dem Flieger komme, merke ich dann schnell, wie sich die afrikanische Hitze anfühlt. Nach gefühlten 60 Sekunden kullert das erste Schweisströpfchen den Rücken runter und nach weiteren 60 Sekunden finde ich mich schon pappig ;-) Der Flughafen scheint mir sehr klein. Etwas schmuddlig und abgenützt, aber ok. Wir sind in Afrika, was anderes würde gar nicht passen.

Beim Zoll macht mich der Mann mit seinen schicken Immigration-Patten am Hemd dann doch etwas nervös. Erst dauerts mal gefühlte 5 Minuten, bevor er zum ersten Mal wieder zu mir hochschaut und mich fragt wie alt ich sei. «Ich schaue jünger aus» meint er … Ich bin erst mal platt, verstehe ihn kaum. Zum einen nuschelt er hinter seinem Glasfensterchen mit nur kleinem Sprechloch, zum anderen bin ich mir dieses Englisch noch überhaupt nicht gewohnt. Irgendwann kapier ich dann, dass er irgendeine Diskrepanz mit meinem Geburtsjahr hat. Immer wieder murmelt er was von 1939 und fragt mich zig mal, nach meinem Geburtstag. Dass ich nicht über siebzig bin, scheint er dann doch auch zu begreifen und im Pass steht ja das korrekte Alter. Nur scheint auf seinem Computer, ein Peter Meyer mit Jahrgang 39 seinen Arbeitsfluss zu stoppen. Er entschuldigt sich diverse Male, springt dann irgendwann fort und ruft eine Dame um Hilfe. Die schaut nicht weniger verwundert auf mich, auf den Bildschirm im Kabäuschen und auf den Immigration Mann. Nach etwas hin und her verduftet sie dann wieder und er begann wieder zu tippseln. Nochmal ein Foto und als ich dann endlich meine Fingerabdrücke auf dem Gerät einscannen lassen durfte, war ich guter Dinge, dass nun doch alles in Ordnung kommt. Die Bestätigung, war dann das laute klacken des Stempels, ein nochmaliges «Entschuldigung» des Herren und ich war drin. Afrika, here i am.

Draussen suchten wir dann vergebens nach dem Chef des Hotels, der Barbara versprochen hatte, uns abzuholen. So organisierten die Mädels dann nach einigem hin und her einen Taxifahrer. Das Hotel, dass Barbara reserviert hatte, schien niemand zu kennen. Na prima… ;-) Als dann die ganze Taxifahrer-Meute zusammenstand und auf mein iPhone, mit dem Mini-Kartenausschnitt guckte – den mir Barbara am Vorabend, wegen der Adresse geschickt hatte – wusste dann doch einer der Fahrer, wo wir hin wollten und so klappte dann auch noch der Transfer ins Hotel, dass es tatsächlich auch gab, noch freie Zimmer hatte und herrlich exotisch auf mich wirkte. Drei oder vier Leute hinter dem Desk, alle wirken etwas schüchtern und irgendwie erweckt auch jeder den Eindruck, nicht so ganz genau zu wissen, was man tut, was die Kunden wollen und was das ganze kosten könnte ;-) Ich bekam dann mein Einzelzimmer, die Frauen ihr Doppio und der Schweiss floss schon, von den paar Treppen, wo’s hier natürlich ohne Lift hoch geht.

Wir drei genehmigten uns dann nachdem wir die Koffer im Zimmer abgestellt hatten noch einen kleinen Umtrunk im Innenhof des Hotels. Wir waren allein, bekamen aber gleich mal die erste Runde offeriert, da uns der Chef nicht abgeholt hatte. Sehr seltsam kam mir der fette Flatscreen an der Wand vor, wo die Englische Premier League lief, oder die telegrafenartige eintönige Sythymusik, die im ersten Durchgang zum Hotel in endlosschlaufe «Stille Nacht» quitschte. Sicher erinnert sich jeder noch an diese lusigten Telegrafenkarten, die zu spielen begannen, wenn man sie öffnete. Das waren glaub ich die letzten Versuche der Schweizer Post, die Telegramme am Leben zu halten.

So… und nun fallen mir die Augen zu. Ich triefe etwas vor mich hin. Der Decken-Propeller dreht sich heftig, mein Laptap glüht bald und ich wasch mir noch schnell die Hände, putz mir die Zähne und bin gespannt, wie es sich bei dieser Hitze so schlafen lässt. Hoffe mal, dass mich die Mosis heute Nacht verschonen, ein Netz hängt ja über dem Bett und das Hotelzimmer scheint eigentlich auch mückfrei zu sein.

Gute Nacht Afrika. Bin gespannt wie’s weiter geht.


Sansibar – Die Tage davor

Ich schaffs einfach nicht… Irgendwann mal, am Tag vor der Abreise, mit allem fertig zu sein, dass ich gemütlich die Koffer packen kann und mich auf die Abreise freuen kann, ohne nervös zu werden, oder das Gefühl zu haben, dass ich irgendwo, irgendwas mal wieder vergessen habe.

Natürlich lief das auch vor meiner ersten Afrikareise nicht anders. Die Zeit lief mir die letzten Tage davon, dazu kam noch ein schmerzender Weisheitszahn, der am Vorweihnachtsabend in der Notfallklinik gezogen wurde. Prima :-) Das schöne dran war, dass ich mit Zahnschmerzen kam und nicht grade damit gerechnet hatte, dass mir mein letzter Weisheitszahn gezogen wird und ich deshalb auch gut, spontan entscheiden konnte, das schmerzende Ding rausnehmen zu lassen. Lässig dass die edlen Swiss Smilers auch noch einen Notfall im Shopville haben, wo ich am Weihnachtsabend dann gleich die Fäden wieder ziehen lassen konnte. Alles sehr professionel, freundlich und kompetent. So sitze ich nun mit einem Vakuum hinten, unten links in Dar im Hotel und tippe die ersten Zeilen in Undies und verschwitztem T-Shirt.

Zwei Jobs hab ich mir dann noch auf meinen Laptop gepackt, in der Hoffnung, diese Pendenzen bis Neujahr auch noch abzuarbeiten. Ich bin zuversichtlich, denn den einen Job, hab ich unterwegs im Flieger schon fast erledigt.

Schade, dass ich wegen der Zahngeschichte Corinnes Geburri und den Weihnachtsbesuch bei Mami schleifen lassen musste. Wird aber alles noch nachgeholt und heute bin ich froh drüber, denn die Heilung scheint sehr schnell und gut voranzugehen.

Ansonsten liess ich dieses Abenteuer einfach auf mich zukommen. Meine beiden kompetenten Begleiterinnen, Barbara und Malou sind ja erfahrene Afrikatouristen und fühlen sich hier schon fast zuhause. Meine Gefühle schwankten so die letzten Tage zwischen grossem Gwunder, Vorfreude aber auch etwas mulmigem Gefühl, da mir dieser Kontinent doch so unendlich fremd ist. Natürlich überwiegt die Freude und der Gwunder, auf all das, was mich hier erwarten wird. Die Menschen, denen ich begegne, die Geschichten, die hier geschrieben werden und einfach eine unzahl neuer Eindrücke.

Die letzte Aktion, der Tage vor der Abreise, war dann am 25. Nachts um viertel vor Zwölf noch ein kurzer Abstecher ins Büro in Zürich, weil mir noch eingefallen war, dass ich mein Telefon nicht aufs Handy umgeleitet hatte. Gut ist um diese Zeit kein Verkehr und so war ich um halb eins wieder zuhause, konnte meinen Koffer noch fertig packen und dann Müde ins Körbchen fallen. Es blieben grade mal 3,5 Stunden schlaf, aber das ist mir in solchen Momenten egal.